Donnerstag, 19. Oktober 2017

Albanien – Blue Eye, Borsch die Zweite und weiter gen Süden nach Ksamil

Auf der Fahrt von Gjirokaster nach Borsch, wollen wir uns dieses Mal das viel gelobte so genannte „Blue Eye“ ansehen. Eine Karstquelle (Syri i Kalter), die zu den bekanntesten touristischen Attraktionen in Albanien zählen soll. Wir sind im August davor gewarnt worden, dort zu dieser Zeit hinzufahren, da sie dann völlig überlaufen sei.

Jetzt, Mitte September und zudem an einem Montag, ist hier kaum bis gar nichts los.
Wir sind dann auch ein bisserl enttäuscht von dem Ganzen. 
Vielleicht lag es am aufziehenden Unwetter, an meinem immer minder werdenden Gesundheitszustand und oder daran, dass zwar die Quelle an sich wirklich schön aussieht und wunderbar glasklar in allen blau, grün und türkis Tönen schimmert, aber das ganze Drumherum eher weniger anziehend wirkt. 





Kurz, wir sehen uns die Quelle schnell an, gehen mehr schlecht als recht im nahen Restaurant etwas essen und lassen uns dort dann auch noch von den dortigen aggressiven Hunden anmachen. 
Musste Oskar brüllend und mit der Leine schlagend vor einigen von diesen verteidigen. Der Besitzer kam schreiend dazu und zog die Hunde von Oskar, Maya und mir weg, als gerade Anselm, mit ein einem dicken Holzprügel in der Hand, um den Laster herum gerannt kam und froh war zu sehen, dass nicht wirklich etwas passiert war. Wir düsen dann lieber weiter, weil wir keinen Drang verspüren, hier eine Nacht zu verbringen, sondern lieber noch heute in Borsch ankommen wollen.

Wenn man die Soca in Slowenien und oder die Plitzwitzer Seen in Kroatien bereits gesehen hat, ist die Quelle schön, aber eben nichts heraus ragendes mehr.

Endlich kommen wir an in Borsch, an diesem wunderschönen Strand.

Unser Platz vom letzten Mal ist wieder frei. Es ist kaum was los und spürbar wärmer als in den Bergen.
Wir kommen an und richten uns ein für die nächsten Tage.

Und dann klappe ich zusammen.
War irgendwie zu viel die letzten Tage und Wochen und oder ich habe mich im entscheidenden Moment nicht richtig erholt.
Ich liege selten so flach. Husten, Schnupfen und Fieber. Zwei Tage geht gar nichts. Anselm, der Arme, muss alles übernehmen. Und wir fahren auf absolute Sparflamme runter, den auch Anselm ist nicht wirklich fit. Schlafen, essen und ein bisserl die Kinder bespaßen. Und dass übernimmt in solchen Momenten dann auch gerne mal das Medium TV oder liebe Strand Nachbarn, die mit Jim durch die wilden Wellen des recht aufgewühlten Mittelmeeres toben.


Am dritten Tag geht es aufwärts und ich halte es im Laster nicht mehr aus.
Zu schön ist das Wetter draußen noch nahe der 30° Grad Grenze und Sonne pur.

Wir werden kreativ und malen mit den Kindern per Wasserfarben einige der schönen Strandsteine an. Der Wind lässt Jimmys Drachen wunderbar steigen, das Essen im nahen einfachen und noch geöffneten Strandlokal ist wieder lecker, wir liegen Hörspiel hörend in der Sonne, lassen uns von den wieder sanften Wellen auf unseren Lasterschläuchen treiben und am 4. Tag springe auch ich wieder in die noch wunderbar warmen Fluten des Meeres. 











Das süße Nichtstun und die warmen bis noch heißen Temperaturen hier tun uns sehr gut. Ich bin zwar noch nicht wirklich fit, fühle mich aber trotzdem deutlich erholt.
Aufgrund der Tatsache, dass es weiter nördlich in den Bergen von Albanien und Mazedonien schon so viel deutlich kühler ist, als hier unten am Meer, keimt bei uns der Wunsch auf, in warmen Gefilden zu bleiben.
Einzigster Fixpunkt ist das feste und nicht verschiebbare Date mit meiner kleinen Schwester Bella, in gut 2 Wochen in Sophia, der Hauptstadt von Bulgarien. Meine Schwester lebt zurzeit in China und hat sich gerade, während einem mehrwöchigen Heimataufenthalt in Deutschland, ein paar Tage Zeit eingeschoben, um uns on tour besuchen zu kommen, worüber wir uns sehr freuen.

Wir sprechen mit anderen Reisenden, die nach Griechenland weiter fahren.
Da soll es noch wärmer sein wie hier. Also, nichts wie hin. Für Planänderungen sind wir immer offen. Wir haben ja noch gute 2 Wochen und wollten jetzt sowieso über Griechenland nach Bulgarien düsen, da wir keine Lust haben, die schlechten Straßen Albaniens gen Norden noch mal zu nutzen.
Wir lassen uns noch ein paar Tipps geben, da wir keinerlei Karten oder Führer zu Griechenland dabei haben und finden dass am Schluss sogar richtig gut. Aber dazu mehr später.

Erst mal fahren wir von Borsch in Albanien weiter gen Süden und erreichen nach knapp 70km Ksamil und das Sunset Camp, das 10Euro die Nacht im Grunde nur verdient, weil es eine verdammt noch mal schöne Bucht besitzt. Zum da nieder knien. 




Da kann man über ein schlechtes Internet und Restaurant, über eine marode Waschmaschine und sanitäre Anlagen, die auch schon mal bessere Zeiten gesehen haben, ganz leicht hinweg sehen.
Einfach nur schön. Wir gehen erst mal planschen in dieser Traum Bucht. Und dann folgt, nach über 5 Wochen, unsere vorerst letzte Nacht in Albanien.


Unser Fazit zu Albanien:

Wir hatten Albanien 2008 ja bereits einmal durchreist.


Leider hatten wir uns damals viel zu wenig Zeit genommen und uns auch zu wenig informiert, so dass wir damals nicht wirklich viel gesehen haben. Allerdings können wir gleich ein paar Dinge feststellen, die sich seid dem letzten Besuch deutlich geändert haben.
2008 waren noch fast ausschließlich alte gebrauchte Autos auf den überwiegend schlechten Schlaglochstraßen unterwegs. Dass waren überwiegend Autos der Marke Mercedes 190. Zudem konnten wir an jeder Ecke die kleinen und größeren Beton Bunker aus den Zeiten Enver Hoxha sehen und das Müllproblem war damals noch ein größeres wie heute.
Und es waren noch kaum Touristen unterwegs.

Die Straßen sind an einigen Stellen deutlich besser geworden, an anderen noch nicht. Die Autos sind überwiegend neueren teils teuren Modellen gewichen (absolutes Statussymbol). Und nach den Bunkern muss man heute schon fast suchen, so sehr hat man diese in den letzten Jahren entfernen lassen.
Das Müllproblem hat man, zumindest an gut besuchten Stränden der Touristen wegen, nur halbwegs im Griff, was gleich zum nächsten Punkt führt, dem Tourismus. Da hat sich alles geändert in den letzten 9 Jahren. Ganze Massen sind hier unterwegs. Von alten Albanienveteranen lassen wir uns auch erzählen, dass bereits einige beliebte Offroadstrecken nicht mehr sind, da die Straßen bereits geteert wurden. Für die örtliche Bevölkerung sind neue gute Straßen natürlich erst mal ein Segen. Deswegen darf man dies auf keinen Fall verteufeln.
An der Küste kann man kaum noch Unterschiede zu anderen Mittelmeerländern sehen. Viel zu viele hässliche riesige Hotelbunker und Strände, die mit Liegen und Bars zugeknallt sind. Allerdings kann man mit etwas Suchen auch noch den ein oder anderen Strand finden, an dem man wild stehen kann. Alleine allerdings höchstens in der Vor - oder Nachsaison. In den Bergen und auch auf den Offroadstrecken geht es noch deutlich einsamer und wilder zu.
Was das Reisen mit dem eigenen Mobil wirklich wunderbar einfach und unkompliziert macht, ist die Tatsache, dass wir hier so gut wie alles tun und lassen können, wie wir wollen, da es noch kaum Reglementierungen gibt. Sprich, überall frei und wild stehen können (wir werden nicht einmal von irgendwo weg geschickt), Feuer machen, unser Wasser an den zahlreichen Brunnen auffüllen und da Albanien noch zu den billigen Reiseländern in Europa zählt, schont es auch unsere Reisekasse und oder ermöglicht es uns, z.B. häufiger Essen zu gehen.
Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. Die Verständigung ist oft einfach, da entweder Englisch mal besser mal schlechter gesprochen wird oder man sogar dem Deutschen ein wenig mächtig ist. So werden einem auch gerne Fragen zu Land und Leute beantwortet.
Dann die wilde oft völlig ungezähmte Natur. So ziemlich das beste an Albanien.
Die Flüsse dürfen noch meist in ihren natürlichen Flussbetten fließen, die Wälder sind riesig und die Berge und Täler stellenweise nur schwer zugänglich und dadurch noch von den ganz großen Touristenmassen verschont geblieben. Es soll hier noch einige Bären und Wölfe geben in den weiten Wäldern.
Und natürlich die Küste, die uns vor allem im Süden sehr gut gefällt.
Wir sind immer wieder ganz verzückt von der Schönheit und Wildheit der Natur in Albanien.
Da wir in den letzten 5 Wochen ausschließlich den Süden des Landes bereist haben und da auch noch nicht alles sehen konnten, steht ein weiterer Besuch in den nächsten Jahren ganz sicher an.

Wir kommen auf jeden Fall wieder.

Noch ein Wort zu den albanischen Autofahrern:

Wir sind ja, nach vielen Monaten Afrika (Trip 2008/09 12 Monate und jetzt wieder über 7 Monate), recht abgebrüht was planloses, hirnloses und gefährliches Fahrverhalten und schlechte Straßen angeht.

Aber die Albaner toppen das bei weitem.

Zu dem oft schlechten Straßenzustand und den völlig verwachsenen und dadurch sehr unübersichtlichen und oft sehr kurvigen Straßenverlauf kommt das hirnlose, gefährliche und oft, SORRY, schwanzgesteuerte Fahrverhalten der Albaner. Und, als ob das nicht reichen würde, fahren die auch noch viel zu oft viel zu schnelle Autos...
Kurz, wir hatten mehrere wirklich knallharte FAST Crashsituationen.
Dabei waren vor allem die super gefährlichen Überholmanöver, die heißesten Situationen und wir wären in der Regel am besten davon gekommen, da wir GRÖSSER.
Das Fahren an der Küste entlang, empfanden wir als mit Abstand am anstrengendsten, weil da auch am meisten Verkehr herrschte im August.
Besonnenes, meist defensives (manchmal muss man auch offensiv fahren, sonst kommt man nicht weiter) und sehr vorausschauendes Fahren, ist in Albanien fast überlebensnotwendig. Leider zeugen die allzu vielen Gedenktafeln am Straßenrand davon, dass hier auch viel zu viele Menschen auf der Straße sterben. An den üblichen großen Bildern der Verstorbenen darauf, kann man erkennen, dass es sich dabei überwiegend um Männer Anfang 20 handelt und oft auch ältere...schnelle Autos, hirnloses und gefährliches Fahren, schlechte und kurvenreiche Straßen und zu schnelle Autos...keine gute Mischung.


Wir kommen trotzdem wieder...zu spannend und wunderschön ist ALBANIEN...

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