In
Boumalne-du-Dades nutzen wir die guten Versorgungsmöglichkeiten und
gehen Lebensmittel einkaufen. Wir erstehen leckeres Olivenöl (von
lokalen Bauern abgefüllt in leere Plastikwasserflaschen...DAS ist
immer das beste), jede Menge frisches Obst und Gemüse, die
obligatorische Wassermelone, Brot, Eier, frischen Koriander,
eingelegte Oliven und süße in Öl ausgebackene Teigringe. Das
Angebot ist groß und wir haben immer noch das Gefühl, es ist jetzt
während des Ramadans noch größer als sonst.
Wir
fahren noch ein Stück weiter die N10 Richtung Westen und biegen dann
bei El-Kelaa-des-Mgouna in das sogenannte Rosenvalley ab. Dort fahren
wir an wunderschönen teils verfallenen Lehmburgen vorbei und finden
dann am Flussufer des Asif M´Goun einen sehr schönen wilden
Stellplatz für die Nacht. Jim ist sofort am Wasser, lässt sein
Piratenboot schwimmen und schmeißt Steine in das Wasser.
In
dem Tal werden Rosen angebaut (ich schätze mal, dass es überwiegend
die sogenannten Damaszener Rosen sein werden), die für die
Herstellung von Rosenöl und Rosenwasser verwendet werden. Die
Erzeugnisse kann man in vielen Cooperativen und diversen Läden im Dades Tal und der Umgebung erstehen.
Die Ernte haben wir
gerade so verpasst (Mitte/Ende Mai) und daher sehen wir nur die
abgeernteten Sträucher.
Am
nächsten Tag fahren wir nochmal in den Ort zurück, da wir gestern
beim Herfahren einige Polsterer gesehen hatten und wir gerne noch 1-2
von den schönen Samtkissen, die sie hier überall haben, erstehen
möchten. Bei genauerem Hinsehen, sind diese leider gar nicht mehr so
schön. Erst als wir einen kleineren Laden in einer Seitengasse
entdecken, finden wir welche, die uns auch daheim noch gefallen
werden. Ich erstehe noch einige Dosen Rosencreme (wunderbar als
Handcreme zu verwenden und duftet herrlich natürlich nach Rose) und
Rosenwasser.
Dann
geht es endlich in die Dades Schlucht hinein. Wir kommen bis zu den
sogenannten Fingers of Monkey. Bizarre rote Felsformationen, die mit
viel Fantasie an Finger von Affen erinnern. Aussehen tut es allemal
klasse. Es braut sich ein Gewitter über uns zusammen und die
Stimmung wird immer düsterer. Wir essen rasch zu Mittag und fahren
schnell weiter.
Über einige steile Serpentinen geht es den Berg
hinauf. Von oben hat man einen tollen Blick zurück in die Schlucht.
Dann kommt die bekannte Engstelle, wo wir natürlich auch halten und
fotografieren müssen.
Direkt
danach kommen wir auf den schön schattig gelegenen Campingplatz
Berbere de la Montagne. Wir sind mal wieder die einzigsten Gäste und
werden freundlich mit Tee empfangen. Das Gewitter hat sich nach
einigen wenigen Regentropfen wieder schnell verzogen.
Für
den kommenden Tag buchen wir eine Mulitour durch das Flusstal.
Dafür
klettern wir über die Mauer des Campingplatzes und steigen über
eine schmale Holzbrücke auf die andere Seite des Flusses Dades. Über
steile Bergpfade gehen wir ein Stück oberhalb des Flusses entlang,
bis wir unser Muli erreichen.
Jetzt dürfen die Kinder mit unserem
Guide auf dem großen Tier reiten und Anselm und ich laufen hinter
her. Die Kinder haben Spaß, wir können zügig laufen und so kommen
wir gut voran durch die wunderschöne Berg und Schluchtenlandschaft.
Immer wieder kreuzen wir dabei den Wasserlauf und schlagen uns durch
ganze Wälder von Oleanderbüschen.
Wir sehen die Menschen auf ihren
Kornfelder arbeiten und die Ernte auf ihren Eseln und Mulis nach
hause bringen. Wir kommen durch kleine einfache Dörfer und machen
Pause am Wasserlauf.
Als Maya dann nicht mehr bei dem Guide sitzen
will, setzte ich mich mit den Kindern auf das Muli. Da wir keine
Steigbügel haben, müssen meine Oberschenkel ungewohnte
Schwerstarbeit leisten, denn es geht durch recht anspruchsvolles
Gelände steil hoch und runter und ich muss meine ganze Kraft und
Konzentration aufbringen, mich und die Kinder auf dem Muli zu halten.
Irgendwann kann ich nicht mehr. Maya wird den Rest des Weges getragen
von Anselm und Jim reitet weiterhin fröhlich mit dem Guide auf dem
Muli weiter.
Es ist sehr heiß heute und ich hatte versucht ein wenig
Rücksicht auf den netten Guide zu nehmen, der ja wegen dem Ramadan
tagsüber auch nicht trinken darf und weniger als sonst getrunken.
Das bereue ich dann sehr, weil ich (super untypisch für mich) dann
fast ohnmächtig werde kurz bevor wir den Campingplatz erreichen. Wie
kann man bei der Hitze tagsüber NICHTS trinken???? Ich fange an zu
verstehen, warum einige Menschen hier tagsüber teils recht unfreundlich
und forsch sind gerade. Ich trinke die halbe Flasche Wasser leer und
es geht mir schnell besser.
Nun
geht es die landschaftlich wirklich fantastische Dades Schlucht
weiter nordwärts. Die Straße ist dabei stellenweise ziemlich in
Mitleidenschaft gezogen durch Geröll - und Schlammabgänge. An
vielen Stellen wird ausgebessert, umgeleitet und neu gebaut. Die
Straße ist hier extremen Naturgewalten ausgesetzt.
Dann
haben wir von oben eine Wahnsinns Sicht hinunter in die Schlucht und
man fühlt sich ein bisschen an den Fish River Canyon in Namibia oder
auch den Grand Canyon in den USA erinnert.
Im
weiteren Verlauf wird die Straße recht schmal. Rechts geht es steil
und tiiiiiiieeef nach unten und links, sogar mit teils leichtem
Überhang, senkrecht nach oben. Zu allem Überfluss fängt es an zu
regnen und unser Scheibenwischer streikt....IIIIIHHHHH...an solch
einer Stelle will man eigentlich nicht groß stehen bleiben. Da kann
immer mal was von oben runter kommen. Vor allem bei REGEN. Zum Glück
kann Anselm den defekten Wischer schnell richten und weiter geht es.
Unser
Plan für heute war eigentlich, die komplette Schlucht abzufahren und
dann über den Tizi-n-Ouano (mit knapp 3000m einer der am höchsten
befahrbaren Pässe in Marokko) weiter gen Imilchil zu kommen.
Das
Wetter sah schon wieder recht düster und gewittrig aus. Aber da es
die letzten Tage immer nur so aussah und eigentlich nichts kam,
achteten wir nicht wirklich darauf.
Bei
Tilmi endet die Teerstraße und geht in eine Piste über. Wir hatten
uns schon gewundert, warum einige Menschen am Straßenrand so
komische Handzeichen in unsere Richtung machten. Ein Mopedfahrer
zeigt uns deutlich, wir sollten stoppen. Er berichtet uns, dass es
weiter oben heftig Regnen würde und die schwierige und ausgesetzte
Piste über den Pass daher viel zu gefährlich sei. Einige
einheimische Laster seien schon ins Rutschen gekommen und er bittet
uns gerade zu, hier nicht weiter zu fahren sondern die Querverbindung
zur Todhra Schlucht zu nehmen. Etwas enttäuscht, weil wir uns auf
den Pass doch gefreut hatten, aber dankbar, dass man uns gewarnt hat,
drehen wir natürlich um und haben den Zugang zur Piste in die
Querverbindung schnell gefunden.
Hier
fängt es gerade erst an zu regnen und so ist die etwas sumpfige
Einstiegspassage noch kein Thema. Nach Starkregen dürfte diese ein
Problem darstellen.
Wir
folgen einem trockenen Flussbett, das teils zum engeren wunderschönen
Canyon wird.
Es
folgen dann einige enge ziemlich ausgewaschene Kurven, an denen wir
teilweise rangieren müssen, um über die Engstelle hinüber zu
kommen und nicht ab zu rutschen. Ansonsten ist die Strecke aber
problemlos und trocken und eben auch wunderschön.
Wir lassen den
Regen im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und kommen auch hier
über eine Passhöhe von 2800m.
Bei Tamtattouchte erreichen wir
wieder die Teerstraße und biegen bei Aint-Hani R317 links Richtung
Imilchil ab. Da es schon spät ist suchen wir uns kurz nach
Toumliline vor dem Pass einen wilden Stellplatz für die Nacht.
Hier
kommt uns, wie so oft, mal wieder die Tatsache entgegen, dass wir mit
unserem Allradlastwagen einfach fast überall hin kommen. So fahren
wir einen schmalen Feldweg hinein, durch ein trockenes Flussbett und
auf eine Art Schutthalde hinauf. Gerade so weit weg von der Straße,
dass Kind und Tier gefahrlos springen können.
Am
nächsten Tag geht es über eine hervorragende Teerstraße über den
Tizi-n-Tirherhouzine Pass auf eine Hochebene hinauf. Hier wird auf
über 2500m unter anderem Weizen angebaut. Hammer. Und wieder mit den
einfachsten Mitteln. Per Hand, Hacke, Sichel und als Transportmittel
entweder der eigene Rücken (sehen wir hier sehr viel) oder der Esel.
Sieht verdammt anstrengend aus und wir haben wieder das Gefühl in
einer Zeitmaschine ein ganzes Stück in die Vergangenheit gereist zu
sein.
Dann
erreichen wir den sehr ursprünglichen und wenig verbauten Ort
Agoudal, durch den wir auch über den Ouano Pass gekommen wären.
Wunderschöne Lehmhäuser säumen die schmale Straße durch den Ort.
Nicht ein modernes Betonhaus sehen wir.
Wir
kommen an und durch riesige Wasserpfützen und Schlammabruschte
vorbei. Hier hat es definitiv Starkregen gehabt und wir sind froh,
nicht die Pisten Route über den Pass genommen zu haben.
In
Imilchil können wir unsere frischen Lebensmittel aufstocken und
machen uns dann auf an den nicht weit entfernten Bergsee Lac de Tislit.
Wir
sind wieder sehr viel gefahren die letzten Tage und Wochen und haben
dringend eine Pause nötig. Die wollen wir uns hier oben gönnen.