Donnerstag, 29. Juni 2017

Marokko gen Norden – Rosen Valley – Dades Schlucht und Querverbindung zur Todhra Schlucht

In Boumalne-du-Dades nutzen wir die guten Versorgungsmöglichkeiten und gehen Lebensmittel einkaufen. Wir erstehen leckeres Olivenöl (von lokalen Bauern abgefüllt in leere Plastikwasserflaschen...DAS ist immer das beste), jede Menge frisches Obst und Gemüse, die obligatorische Wassermelone, Brot, Eier, frischen Koriander, eingelegte Oliven und süße in Öl ausgebackene Teigringe. Das Angebot ist groß und wir haben immer noch das Gefühl, es ist jetzt während des Ramadans noch größer als sonst.
Wir fahren noch ein Stück weiter die N10 Richtung Westen und biegen dann bei El-Kelaa-des-Mgouna in das sogenannte Rosenvalley ab. Dort fahren wir an wunderschönen teils verfallenen Lehmburgen vorbei und finden dann am Flussufer des Asif M´Goun einen sehr schönen wilden Stellplatz für die Nacht. Jim ist sofort am Wasser, lässt sein Piratenboot schwimmen und schmeißt Steine in das Wasser.






In dem Tal werden Rosen angebaut (ich schätze mal, dass es überwiegend die sogenannten Damaszener Rosen sein werden), die für die Herstellung von Rosenöl und Rosenwasser verwendet werden. Die Erzeugnisse kann man in vielen Cooperativen und diversen Läden im Dades Tal und der Umgebung erstehen. 
Die Ernte haben wir gerade so verpasst (Mitte/Ende Mai) und daher sehen wir nur die abgeernteten Sträucher.

Am nächsten Tag fahren wir nochmal in den Ort zurück, da wir gestern beim Herfahren einige Polsterer gesehen hatten und wir gerne noch 1-2 von den schönen Samtkissen, die sie hier überall haben, erstehen möchten. Bei genauerem Hinsehen, sind diese leider gar nicht mehr so schön. Erst als wir einen kleineren Laden in einer Seitengasse entdecken, finden wir welche, die uns auch daheim noch gefallen werden. Ich erstehe noch einige Dosen Rosencreme (wunderbar als Handcreme zu verwenden und duftet herrlich natürlich nach Rose) und Rosenwasser.

Dann geht es endlich in die Dades Schlucht hinein. Wir kommen bis zu den sogenannten Fingers of Monkey. Bizarre rote Felsformationen, die mit viel Fantasie an Finger von Affen erinnern. Aussehen tut es allemal klasse. Es braut sich ein Gewitter über uns zusammen und die Stimmung wird immer düsterer. Wir essen rasch zu Mittag und fahren schnell weiter. 





Über einige steile Serpentinen geht es den Berg hinauf. Von oben hat man einen tollen Blick zurück in die Schlucht. Dann kommt die bekannte Engstelle, wo wir natürlich auch halten und fotografieren müssen.





Direkt danach kommen wir auf den schön schattig gelegenen Campingplatz Berbere de la Montagne. Wir sind mal wieder die einzigsten Gäste und werden freundlich mit Tee empfangen. Das Gewitter hat sich nach einigen wenigen Regentropfen wieder schnell verzogen.

Für den kommenden Tag buchen wir eine Mulitour durch das Flusstal.
Dafür klettern wir über die Mauer des Campingplatzes und steigen über eine schmale Holzbrücke auf die andere Seite des Flusses Dades. Über steile Bergpfade gehen wir ein Stück oberhalb des Flusses entlang, bis wir unser Muli erreichen. 




Jetzt dürfen die Kinder mit unserem Guide auf dem großen Tier reiten und Anselm und ich laufen hinter her. Die Kinder haben Spaß, wir können zügig laufen und so kommen wir gut voran durch die wunderschöne Berg und Schluchtenlandschaft. Immer wieder kreuzen wir dabei den Wasserlauf und schlagen uns durch ganze Wälder von Oleanderbüschen. 









Wir sehen die Menschen auf ihren Kornfelder arbeiten und die Ernte auf ihren Eseln und Mulis nach hause bringen. Wir kommen durch kleine einfache Dörfer und machen Pause am Wasserlauf. 




Als Maya dann nicht mehr bei dem Guide sitzen will, setzte ich mich mit den Kindern auf das Muli. Da wir keine Steigbügel haben, müssen meine Oberschenkel ungewohnte Schwerstarbeit leisten, denn es geht durch recht anspruchsvolles Gelände steil hoch und runter und ich muss meine ganze Kraft und Konzentration aufbringen, mich und die Kinder auf dem Muli zu halten.



Irgendwann kann ich nicht mehr. Maya wird den Rest des Weges getragen von Anselm und Jim reitet weiterhin fröhlich mit dem Guide auf dem Muli weiter. 
Es ist sehr heiß heute und ich hatte versucht ein wenig Rücksicht auf den netten Guide zu nehmen, der ja wegen dem Ramadan tagsüber auch nicht trinken darf und weniger als sonst getrunken. Das bereue ich dann sehr, weil ich (super untypisch für mich) dann fast ohnmächtig werde kurz bevor wir den Campingplatz erreichen. Wie kann man bei der Hitze tagsüber NICHTS trinken???? Ich fange an zu verstehen, warum einige Menschen hier tagsüber teils recht unfreundlich und forsch sind gerade. Ich trinke die halbe Flasche Wasser leer und es geht mir schnell besser.

Nun geht es die landschaftlich wirklich fantastische Dades Schlucht weiter nordwärts. Die Straße ist dabei stellenweise ziemlich in Mitleidenschaft gezogen durch Geröll - und Schlammabgänge. An vielen Stellen wird ausgebessert, umgeleitet und neu gebaut. Die Straße ist hier extremen Naturgewalten ausgesetzt.



Dann haben wir von oben eine Wahnsinns Sicht hinunter in die Schlucht und man fühlt sich ein bisschen an den Fish River Canyon in Namibia oder auch den Grand Canyon in den USA erinnert.




Im weiteren Verlauf wird die Straße recht schmal. Rechts geht es steil und tiiiiiiieeef nach unten und links, sogar mit teils leichtem Überhang, senkrecht nach oben. Zu allem Überfluss fängt es an zu regnen und unser Scheibenwischer streikt....IIIIIHHHHH...an solch einer Stelle will man eigentlich nicht groß stehen bleiben. Da kann immer mal was von oben runter kommen. Vor allem bei REGEN. Zum Glück kann Anselm den defekten Wischer schnell richten und weiter geht es.




Unser Plan für heute war eigentlich, die komplette Schlucht abzufahren und dann über den Tizi-n-Ouano (mit knapp 3000m einer der am höchsten befahrbaren Pässe in Marokko) weiter gen Imilchil zu kommen.
Das Wetter sah schon wieder recht düster und gewittrig aus. Aber da es die letzten Tage immer nur so aussah und eigentlich nichts kam, achteten wir nicht wirklich darauf.




Bei Tilmi endet die Teerstraße und geht in eine Piste über. Wir hatten uns schon gewundert, warum einige Menschen am Straßenrand so komische Handzeichen in unsere Richtung machten. Ein Mopedfahrer zeigt uns deutlich, wir sollten stoppen. Er berichtet uns, dass es weiter oben heftig Regnen würde und die schwierige und ausgesetzte Piste über den Pass daher viel zu gefährlich sei. Einige einheimische Laster seien schon ins Rutschen gekommen und er bittet uns gerade zu, hier nicht weiter zu fahren sondern die Querverbindung zur Todhra Schlucht zu nehmen. Etwas enttäuscht, weil wir uns auf den Pass doch gefreut hatten, aber dankbar, dass man uns gewarnt hat, drehen wir natürlich um und haben den Zugang zur Piste in die Querverbindung schnell gefunden.
Hier fängt es gerade erst an zu regnen und so ist die etwas sumpfige Einstiegspassage noch kein Thema. Nach Starkregen dürfte diese ein Problem darstellen.


Wir folgen einem trockenen Flussbett, das teils zum engeren wunderschönen Canyon wird.
Es folgen dann einige enge ziemlich ausgewaschene Kurven, an denen wir teilweise rangieren müssen, um über die Engstelle hinüber zu kommen und nicht ab zu rutschen. Ansonsten ist die Strecke aber problemlos und trocken und eben auch wunderschön. 
Wir lassen den Regen im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und kommen auch hier über eine Passhöhe von 2800m. 



Bei Tamtattouchte erreichen wir wieder die Teerstraße und biegen bei Aint-Hani R317 links Richtung Imilchil ab. Da es schon spät ist suchen wir uns kurz nach Toumliline vor dem Pass einen wilden Stellplatz für die Nacht. 
Hier kommt uns, wie so oft, mal wieder die Tatsache entgegen, dass wir mit unserem Allradlastwagen einfach fast überall hin kommen. So fahren wir einen schmalen Feldweg hinein, durch ein trockenes Flussbett und auf eine Art Schutthalde hinauf. Gerade so weit weg von der Straße, dass Kind und Tier gefahrlos springen können.

Am nächsten Tag geht es über eine hervorragende Teerstraße über den Tizi-n-Tirherhouzine Pass auf eine Hochebene hinauf. Hier wird auf über 2500m unter anderem Weizen angebaut. Hammer. Und wieder mit den einfachsten Mitteln. Per Hand, Hacke, Sichel und als Transportmittel entweder der eigene Rücken (sehen wir hier sehr viel) oder der Esel. Sieht verdammt anstrengend aus und wir haben wieder das Gefühl in einer Zeitmaschine ein ganzes Stück in die Vergangenheit gereist zu sein.

Dann erreichen wir den sehr ursprünglichen und wenig verbauten Ort Agoudal, durch den wir auch über den Ouano Pass gekommen wären. Wunderschöne Lehmhäuser säumen die schmale Straße durch den Ort. Nicht ein modernes Betonhaus sehen wir.

Wir kommen an und durch riesige Wasserpfützen und Schlammabruschte vorbei. Hier hat es definitiv Starkregen gehabt und wir sind froh, nicht die Pisten Route über den Pass genommen zu haben.








In Imilchil können wir unsere frischen Lebensmittel aufstocken und machen uns dann auf an den nicht weit entfernten Bergsee Lac de Tislit.

Wir sind wieder sehr viel gefahren die letzten Tage und Wochen und haben dringend eine Pause nötig. Die wollen wir uns hier oben gönnen.

Montag, 26. Juni 2017

Marokko gen Norden – Von Merzouga Pistentour an der algerischen Grenze entlang nach Nekob und über den Tizi-n-Tazazert

Nun gäbe es natürlich einige lohnende Offroad Touren in und um das Erg Chebbi. Zugegeben, die ein oder andere hatten wir zuerst auch angedacht. Aber in Anbetracht der momentanen Temperaturen und der Tatsache, dass wir einfach schon viel Wüstenzeit hatten die letzten Monate, lassen wir Sanddünen Sanddünen sein und machen uns ohne weitere Umwege auf den Weg Richtung Süden gen algerischen Grenzverlauf.

Bis Taouz ist die Straße geteert. Dann geht es auf eine ausgewaschene und teils holprige Piste gen Westen. Bei Regen und Nässe dürfte die Strecke eine ziemliche Schlammschlacht sein und wir fahren noch durch das ein oder andere nicht ganz ausgetrocknete Wasserloch. 






Die Landschaft ist bergig, karg und trocken. Nur wenige Akazien und einzelne Auberges oder kleinere Dörfer säumen die ansonsten einsame Strecke. Die Auberge in der Ödnis entstanden, weil die Strecke bei Offroadern sehr beliebt ist und wohl zur Hochsaison im Winter viel befahren wird. 

Heute sind wir völlig alleine unterwegs und genießen es.



Bald tauchen rechter Hand schwarze Bergzüge auf und im Vordergrund gelbe wunderschöne Sanddünen. Ein toller Kontrast und ein schönes Fotomotiv. 










Dann fliegen wir über eine trockene Schwemmtonebene, durchfahren die kleine Oase Remlia und machen dann Sandsurfing im berüchtigten feinen Fechfech des Qued Rheris. 






Kein Thema für unseren Laster und seinen Fahrer. Wir surfen durch den Sand und die kleineren Dünen und freuen uns an der riesigen Staubfahne hinter uns und schwups sind wir schon durch und haben wieder die teils harte und wellige Piste unter uns. Im weiterhin einsamen Gelände suchen wir uns einen Stellplatz für die Nacht.





Das Offraodfahren macht Spaß bedeutet aber auch, dass wir zu viert vorne im Führerhaus sitzen (Jim wird hinten wirklich unzumutbar hin und her geschmissen und ich habe ihn dann zwischen den Beinen sitzen, was nicht immer ganz lustig ist) und uns in der Regel Kinderhörspiele (momentan sind es Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer oder die SAMS Geschichten) anhören, um vor allem Jim bei Laune zu halten. Mehr als zwei Tage hinter einander Offroad ist aber dann schon anstrengend für alle. Vor allem, wenn es so heiß ist. Daher sind wir auch froh, am nächsten Tag gegen frühem Nachmittag nach weiterer spannender Fahrt durch tolles Gelände (der bis hier in erste Teil der Route Merzouga-Zagora ist der landschaftlich reizvollere Teil der Strecke) in Nekob auf dem schönen Cam Ouadjou anzukommen. Wieder mit Pool und Teeempfang. Sehr schön.




Weil es so schön ist und die Kinder den Pool genießen, bleiben wir gleich zwei Nächte und lassen uns auch abends noch wirklich lecker bekochen und unterhalten uns gut mit dem Manager der Auberge, der gut Englisch spricht und uns sehr offen einige Dinge über den Ramadan und den Islam erzählt. Sehr interessant.

Nun machen wir uns auf den Weg zum Tizi-n-Tazazert Pass. Dafür fahren wir direkt von Nekob auf eine Piste gen Norden, die gerade schon in Arbeit ist zur Teerstraße zu werden. Im weiteren Verlauf der Strecke können wir sehen, was für ein anspruchsvolles Vorhaben es sein wird, diese Strecke zu teeren und wie schade es auch sein wird, solch tolle Landschaft größerem Zugriff der Menschen aus zusetzten. Auch wenn wir verstehen können, dass es für die Menschen, die in den abgelegenen Tälern leben natürlich ein Segen ist, wenn sie Teerstraßen und Stromleitungen bekommen.
 Wir fahren in ein Flusstal hinab in dem Obst, Gemüse und Getreide angebaut wird. Die Piste verläuft im schmalen Tal entlang und teils geht es eng an Mauern und Bäumen vorbei. Einige Äste zerkratzen uns böse Kabine und Fenster. Was ein Glück stört uns DAS schon lange nicht mehr. Nur bei den Solarpanelen auf dem Dach sind wir vorsichtig und so nutze ich mehrmals unser Mannloch und sehe nach, ob die Äste oben eben diesen gefährlich werden könnten. Alles geht gut.



Nur die Steine schmeißenden und sich an den Laster dran hängend wollenden Kinder sind hier wieder eine UNART. Wir können dieses unmögliche Verhalten jedoch meist im Keim ersticken, indem wir sofort anhalten und aussteigen. Die Kinder rennen panisch weg. Sie scheinen solche Reaktionen nicht gewohnt zu sein. Oder wir fixieren sie mit Blicken und und erhobenen Zeigefinger. Das wirkt meist auch schon. Sie müssen sehen, dass WIR sie sehen.

Dann fahren wir aus dem Flusstal heraus, es geht bergauf und wird wieder einsamer. Die Piste ist extrem holprig und teils stufig und so kommen wir nur langsam voran. Dafür ist die Landschaft grandios und wir haben herrliche Ausblicke auf die Gipfel des Djebel Sarhro um uns. Eine sehr beliebte Wandergegend. Wir sehen riesige blau und gelb schimmernde Echsen (keine Ahnung was für welche genau) auf den roten Felsen in der Sonne liegen. Und Wolken und Sonne bieten ein tolles Lichtspiel zwischen den Berggipfeln und den bizarren schwarzen Felsformationen. 











Wir kommen auf die Passhöhe und finden dort direkt eine ebene gut geeignete Fläche als Stellplatz für die Nacht. Jim spielt sogleich Fußball mit einigen Hirtenjungen und wir freuen uns über die hier oben angenehmen Nachttemperaturen. Wir schlafen wunderbar auf 2300m über dem Meer.




Tags darauf geht es die Berge wieder hinunter und durch schöne Täler und Dörfer zurück auf die Teerstraße N10 bei Boumalne-du-Dades.







Eine wirklich traumhaft schöne und landschaftlich grandiose Strecke liegt hinter uns. Sehr zu empfehlen und gerade am Tizi-n-Tazazert würde es sich auch super toll laufen und bergsteigen lassen. Wenn ich dafür nur nicht Anselm und die Kids alleine lassen müsste, würde ich das auch gerne viel mehr machen. Mir tut es fast immer ein wenig leid, durch so schöne Landschaft NUR zu fahren uns sie viel zu wenig zu erlaufen. Naja. Man kann eben nicht immer ALLES haben. An der ein oder anderen Stelle schaffe ich es ja dann doch, die Gegend zumindest ein wenig laufend zu erkunden, was ich jedes Mal sehr genieße.