Montag, 26. Juni 2017

Marokko gen Norden – Von Merzouga Pistentour an der algerischen Grenze entlang nach Nekob und über den Tizi-n-Tazazert

Nun gäbe es natürlich einige lohnende Offroad Touren in und um das Erg Chebbi. Zugegeben, die ein oder andere hatten wir zuerst auch angedacht. Aber in Anbetracht der momentanen Temperaturen und der Tatsache, dass wir einfach schon viel Wüstenzeit hatten die letzten Monate, lassen wir Sanddünen Sanddünen sein und machen uns ohne weitere Umwege auf den Weg Richtung Süden gen algerischen Grenzverlauf.

Bis Taouz ist die Straße geteert. Dann geht es auf eine ausgewaschene und teils holprige Piste gen Westen. Bei Regen und Nässe dürfte die Strecke eine ziemliche Schlammschlacht sein und wir fahren noch durch das ein oder andere nicht ganz ausgetrocknete Wasserloch. 






Die Landschaft ist bergig, karg und trocken. Nur wenige Akazien und einzelne Auberges oder kleinere Dörfer säumen die ansonsten einsame Strecke. Die Auberge in der Ödnis entstanden, weil die Strecke bei Offroadern sehr beliebt ist und wohl zur Hochsaison im Winter viel befahren wird. 

Heute sind wir völlig alleine unterwegs und genießen es.



Bald tauchen rechter Hand schwarze Bergzüge auf und im Vordergrund gelbe wunderschöne Sanddünen. Ein toller Kontrast und ein schönes Fotomotiv. 










Dann fliegen wir über eine trockene Schwemmtonebene, durchfahren die kleine Oase Remlia und machen dann Sandsurfing im berüchtigten feinen Fechfech des Qued Rheris. 






Kein Thema für unseren Laster und seinen Fahrer. Wir surfen durch den Sand und die kleineren Dünen und freuen uns an der riesigen Staubfahne hinter uns und schwups sind wir schon durch und haben wieder die teils harte und wellige Piste unter uns. Im weiterhin einsamen Gelände suchen wir uns einen Stellplatz für die Nacht.





Das Offraodfahren macht Spaß bedeutet aber auch, dass wir zu viert vorne im Führerhaus sitzen (Jim wird hinten wirklich unzumutbar hin und her geschmissen und ich habe ihn dann zwischen den Beinen sitzen, was nicht immer ganz lustig ist) und uns in der Regel Kinderhörspiele (momentan sind es Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer oder die SAMS Geschichten) anhören, um vor allem Jim bei Laune zu halten. Mehr als zwei Tage hinter einander Offroad ist aber dann schon anstrengend für alle. Vor allem, wenn es so heiß ist. Daher sind wir auch froh, am nächsten Tag gegen frühem Nachmittag nach weiterer spannender Fahrt durch tolles Gelände (der bis hier in erste Teil der Route Merzouga-Zagora ist der landschaftlich reizvollere Teil der Strecke) in Nekob auf dem schönen Cam Ouadjou anzukommen. Wieder mit Pool und Teeempfang. Sehr schön.




Weil es so schön ist und die Kinder den Pool genießen, bleiben wir gleich zwei Nächte und lassen uns auch abends noch wirklich lecker bekochen und unterhalten uns gut mit dem Manager der Auberge, der gut Englisch spricht und uns sehr offen einige Dinge über den Ramadan und den Islam erzählt. Sehr interessant.

Nun machen wir uns auf den Weg zum Tizi-n-Tazazert Pass. Dafür fahren wir direkt von Nekob auf eine Piste gen Norden, die gerade schon in Arbeit ist zur Teerstraße zu werden. Im weiteren Verlauf der Strecke können wir sehen, was für ein anspruchsvolles Vorhaben es sein wird, diese Strecke zu teeren und wie schade es auch sein wird, solch tolle Landschaft größerem Zugriff der Menschen aus zusetzten. Auch wenn wir verstehen können, dass es für die Menschen, die in den abgelegenen Tälern leben natürlich ein Segen ist, wenn sie Teerstraßen und Stromleitungen bekommen.
 Wir fahren in ein Flusstal hinab in dem Obst, Gemüse und Getreide angebaut wird. Die Piste verläuft im schmalen Tal entlang und teils geht es eng an Mauern und Bäumen vorbei. Einige Äste zerkratzen uns böse Kabine und Fenster. Was ein Glück stört uns DAS schon lange nicht mehr. Nur bei den Solarpanelen auf dem Dach sind wir vorsichtig und so nutze ich mehrmals unser Mannloch und sehe nach, ob die Äste oben eben diesen gefährlich werden könnten. Alles geht gut.



Nur die Steine schmeißenden und sich an den Laster dran hängend wollenden Kinder sind hier wieder eine UNART. Wir können dieses unmögliche Verhalten jedoch meist im Keim ersticken, indem wir sofort anhalten und aussteigen. Die Kinder rennen panisch weg. Sie scheinen solche Reaktionen nicht gewohnt zu sein. Oder wir fixieren sie mit Blicken und und erhobenen Zeigefinger. Das wirkt meist auch schon. Sie müssen sehen, dass WIR sie sehen.

Dann fahren wir aus dem Flusstal heraus, es geht bergauf und wird wieder einsamer. Die Piste ist extrem holprig und teils stufig und so kommen wir nur langsam voran. Dafür ist die Landschaft grandios und wir haben herrliche Ausblicke auf die Gipfel des Djebel Sarhro um uns. Eine sehr beliebte Wandergegend. Wir sehen riesige blau und gelb schimmernde Echsen (keine Ahnung was für welche genau) auf den roten Felsen in der Sonne liegen. Und Wolken und Sonne bieten ein tolles Lichtspiel zwischen den Berggipfeln und den bizarren schwarzen Felsformationen. 











Wir kommen auf die Passhöhe und finden dort direkt eine ebene gut geeignete Fläche als Stellplatz für die Nacht. Jim spielt sogleich Fußball mit einigen Hirtenjungen und wir freuen uns über die hier oben angenehmen Nachttemperaturen. Wir schlafen wunderbar auf 2300m über dem Meer.




Tags darauf geht es die Berge wieder hinunter und durch schöne Täler und Dörfer zurück auf die Teerstraße N10 bei Boumalne-du-Dades.







Eine wirklich traumhaft schöne und landschaftlich grandiose Strecke liegt hinter uns. Sehr zu empfehlen und gerade am Tizi-n-Tazazert würde es sich auch super toll laufen und bergsteigen lassen. Wenn ich dafür nur nicht Anselm und die Kids alleine lassen müsste, würde ich das auch gerne viel mehr machen. Mir tut es fast immer ein wenig leid, durch so schöne Landschaft NUR zu fahren uns sie viel zu wenig zu erlaufen. Naja. Man kann eben nicht immer ALLES haben. An der ein oder anderen Stelle schaffe ich es ja dann doch, die Gegend zumindest ein wenig laufend zu erkunden, was ich jedes Mal sehr genieße.

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