Nun
gäbe es natürlich einige lohnende Offroad Touren in und um das Erg
Chebbi. Zugegeben, die ein oder andere hatten wir zuerst auch
angedacht. Aber in Anbetracht der momentanen Temperaturen und der
Tatsache, dass wir einfach schon viel Wüstenzeit hatten die letzten
Monate, lassen wir Sanddünen Sanddünen sein und machen uns ohne
weitere Umwege auf den Weg Richtung Süden gen algerischen
Grenzverlauf.
Bis
Taouz ist die Straße geteert. Dann geht es auf eine ausgewaschene
und teils holprige Piste gen Westen. Bei Regen und Nässe dürfte die
Strecke eine ziemliche Schlammschlacht sein und wir fahren noch durch
das ein oder andere nicht ganz ausgetrocknete Wasserloch.
Die
Landschaft ist bergig, karg und trocken. Nur wenige Akazien und
einzelne Auberges oder kleinere Dörfer säumen die ansonsten einsame
Strecke. Die Auberge in der Ödnis entstanden, weil die Strecke bei
Offroadern sehr beliebt ist und wohl zur Hochsaison im Winter viel
befahren wird.
Heute sind wir völlig alleine unterwegs und genießen
es.
Bald tauchen rechter Hand schwarze Bergzüge auf und im
Vordergrund gelbe wunderschöne Sanddünen. Ein toller Kontrast und
ein schönes Fotomotiv.
Dann fliegen wir über eine trockene
Schwemmtonebene, durchfahren die kleine Oase Remlia und machen dann
Sandsurfing im berüchtigten feinen Fechfech des Qued Rheris.
Kein
Thema für unseren Laster und seinen Fahrer. Wir surfen durch den
Sand und die kleineren Dünen und freuen uns an der riesigen
Staubfahne hinter uns und schwups sind wir schon durch und haben
wieder die teils harte und wellige Piste unter uns. Im weiterhin
einsamen Gelände suchen wir uns einen Stellplatz für die Nacht.
Das
Offraodfahren macht Spaß bedeutet aber auch, dass wir zu viert vorne
im Führerhaus sitzen (Jim wird hinten wirklich unzumutbar hin und
her geschmissen und ich habe ihn dann zwischen den Beinen sitzen, was
nicht immer ganz lustig ist) und uns in der Regel Kinderhörspiele
(momentan sind es Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer oder die
SAMS Geschichten) anhören, um vor allem Jim bei Laune zu halten.
Mehr als zwei Tage hinter einander Offroad ist aber dann schon
anstrengend für alle. Vor allem, wenn es so heiß ist. Daher sind
wir auch froh, am nächsten Tag gegen frühem Nachmittag nach
weiterer spannender Fahrt durch tolles Gelände (der bis hier in
erste Teil der Route Merzouga-Zagora ist der landschaftlich
reizvollere Teil der Strecke) in Nekob auf dem schönen Cam Ouadjou
anzukommen. Wieder mit Pool und Teeempfang. Sehr schön.
Weil
es so schön ist und die Kinder den Pool genießen, bleiben wir
gleich zwei Nächte und lassen uns auch abends noch wirklich lecker
bekochen und unterhalten uns gut mit dem Manager der Auberge, der gut
Englisch spricht und uns sehr offen einige Dinge über den Ramadan
und den Islam erzählt. Sehr interessant.
Nun
machen wir uns auf den Weg zum Tizi-n-Tazazert Pass. Dafür fahren
wir direkt von Nekob auf eine Piste gen Norden, die gerade schon in
Arbeit ist zur Teerstraße zu werden. Im weiteren Verlauf der Strecke
können wir sehen, was für ein anspruchsvolles Vorhaben es sein
wird, diese Strecke zu teeren und wie schade es auch sein wird, solch
tolle Landschaft größerem Zugriff der Menschen aus zusetzten. Auch
wenn wir verstehen können, dass es für die Menschen, die in den
abgelegenen Tälern leben natürlich ein Segen ist, wenn sie
Teerstraßen und Stromleitungen bekommen.
Wir fahren in ein Flusstal
hinab in dem Obst, Gemüse und Getreide angebaut wird. Die Piste
verläuft im schmalen Tal entlang und teils geht es eng an Mauern und
Bäumen vorbei. Einige Äste zerkratzen uns böse Kabine und Fenster.
Was ein Glück stört uns DAS schon lange nicht mehr. Nur bei den
Solarpanelen auf dem Dach sind wir vorsichtig und so nutze ich
mehrmals unser Mannloch und sehe nach, ob die Äste oben eben diesen
gefährlich werden könnten. Alles geht gut.
Nur
die Steine schmeißenden und sich an den Laster dran hängend
wollenden Kinder sind hier wieder eine UNART. Wir können dieses
unmögliche Verhalten jedoch meist im Keim ersticken, indem wir
sofort anhalten und aussteigen. Die Kinder rennen panisch weg. Sie
scheinen solche Reaktionen nicht gewohnt zu sein. Oder wir fixieren
sie mit Blicken und und erhobenen Zeigefinger. Das wirkt meist auch
schon. Sie müssen sehen, dass WIR sie sehen.
Dann
fahren wir aus dem Flusstal heraus, es geht bergauf und wird wieder
einsamer. Die Piste ist extrem holprig und teils stufig und so kommen
wir nur langsam voran. Dafür ist die Landschaft grandios und wir
haben herrliche Ausblicke auf die Gipfel des Djebel Sarhro um uns.
Eine sehr beliebte Wandergegend. Wir sehen riesige blau und gelb
schimmernde Echsen (keine Ahnung was für welche genau) auf den roten
Felsen in der Sonne liegen. Und Wolken und Sonne bieten ein tolles
Lichtspiel zwischen den Berggipfeln und den bizarren schwarzen
Felsformationen.
Wir kommen auf die Passhöhe und finden dort direkt
eine ebene gut geeignete Fläche als Stellplatz für die Nacht. Jim
spielt sogleich Fußball mit einigen Hirtenjungen und wir freuen uns
über die hier oben angenehmen Nachttemperaturen. Wir schlafen
wunderbar auf 2300m über dem Meer.
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darauf geht es die Berge wieder hinunter und durch schöne Täler und
Dörfer zurück auf die Teerstraße N10 bei Boumalne-du-Dades.
Eine
wirklich traumhaft schöne und landschaftlich grandiose Strecke liegt
hinter uns. Sehr zu empfehlen und gerade am Tizi-n-Tazazert würde es
sich auch super toll laufen und bergsteigen lassen. Wenn ich dafür
nur nicht Anselm und die Kids alleine lassen müsste, würde ich das
auch gerne viel mehr machen. Mir tut es fast immer ein wenig leid,
durch so schöne Landschaft NUR zu fahren uns sie viel zu wenig zu
erlaufen. Naja. Man kann eben nicht immer ALLES haben. An der ein
oder anderen Stelle schaffe ich es ja dann doch, die Gegend zumindest
ein wenig laufend zu erkunden, was ich jedes Mal sehr genieße.
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