Vom
Draa Delta fahren wir über die N1 und El Quatia, wo wir noch mal
Lebensmittel und Wasser auffüllen und die Männer zum Barbier gehen,
weiter gen Süden.
Wir
parken unweit der Straße direkt an der Steilküste für die Nacht
und als wir uns die Abbruchkante genauer ansehen, stellen wir fest,
dass wir wieder direkt an einem Felsentor stehen. Nur hinunter kommt
man hier nicht. Es geht viele Meter absolut steil hinab und wir
passen gut auf Kinder und Hunde auf, dass sie der Kante nicht zu nah
kommen. Unten donnert die Brandung gegen die Felsen spritzt in weißen
Gischtwellen die Felsen hinauf.
Wir
fahren an der Steilküste weiter gen Süden und direkt neben der
Straße sehe ich am Tag darauf ein riesiges Loch im Boden. Wir halten
und sehen uns das Loch näher an. Hier hat das Meer die Steilküste
von unten ausgewaschen und irgend wan ist dann ein großes Stück
einfach hinab gebrochen und hat dieses Loch gebildet. Vorne ist eine
Öffnung zum Meer hin wo dann unter lautem Getöse die Brandung
hinein spült. Ein irres Schauspiel.
Im
Reserve Naturelle Naila haben wir einen Stellplatz mit wunderschöner
Aussicht, die erst bei Ebbe so richtig interessant wird. Dann kann
man auf den kleinen Grasinseln der Lagune viele verschiedene und auch
seltene Vögel sehen. Wir kennen uns leider nicht aus. Aber
Flamingos, Kraniche und diverse Möwen konnten auch wir erkennen.
Die
Sanddünen im Hintergrund bilden einen wundervollen Kontrast zur
Lagune und hier könnte man es auch länger aushalten.
Am
Platz wird abends von einem Wärter der Fiche und 20DH
Stellplatzgebühr eingesammelt. Außerdem kam hier abends auch noch
die Polizei vorbei, die dann auch nochmal einen Fiche wollte und sich für den Grund unserer Reise und unsere Berufe interessierte. Man merkt, dass wir uns nun im Gebiet der Westsahara befinden und man Reisende genauer beobachtet, wie in anderen Teilen Marokkos. Es ist
ratsam genug Kopien vom Fiche dabei zu haben, da wir in den nächsten
Tagen noch einige davon brauchen.
Auf
der Strecke vom Reserve Naturelle Naila bis Tarfaya haben wir den ersten noch
leichteren Sandsturm.
Kurz vor Tarfaya fahren wir den einfachen aber
schönen Campingplatz Villa Bens, der direkt an der N1 liegt an. Hier
merken wir den Sandsturm dann schon mehr. Ich nutze die gute
Waschmaschine von dem Platz und habe dann richtig Pech, weil es
gerade, als ich die Wäsche aufhängen will, anfängt wie aus Kübel
zu Regnen und es die nächsten Stunden auch nicht aufhört. Der
Besitzer des Platzes meint, es würde hier nur ein bis zweimal im
Jahr so heftig regnen wir heute. Sauber. Gegen Abend hört es dann
auf und nun ist wenigstens die Luft Sand frei und klar. Die
Wetterpause nutzen wir und machen einen schönen Spaziergang mit den
Kindern an den Strand. Ich kann die Wäsche unter einem baufälligen
Dach aufhängen, das dem Regen nur wenig entgegen zu setzten hat.
Nachts fängt es wieder an zu stürmen und als der Sand davon trocken
wird, ist die Luft wieder voll Sand und dieser bald überall im
Laster und auf der frischen Wäsche.
Der
Sandsturm wird am nächsten Tag so heftig, dass wir beim Fahren der
Strecke von Tarfaya bis Laayoune über die N1 (die schönere Strecke
direkt am Strand entlang ist gerade wegen Bauarbeiten gesperrt) zum
Teil kaum mehr etwas sehen vor lauter Sand und da wir heftigsten
Gegenwind haben, muss der Laster die ganze Zeit auf voller Leistung
fahren und braucht mal eben 80Liter Diesel auf 100km...kurz vor
Laayoune bleiben wir stehen, weil der Motor ausgeht. Anselm steigt
etwas verwundert und nervös aus und kommt dann völlig verblüfft
wieder zurück. Der Tank war leer. Kein Wunder. Der Laster hat ja
auch eben mal das 4fache von dem gebraucht, wie sonst. Also
umschalten auf den anderen Tank und weiter geht es.
Als wir durch
Laayoune hin durch fahren regnet es wieder, dass die Scheibenwischer
es nicht mehr verwischen. WAHNSINN... in Foum el Qued ca. 20km hinter
Laayoune wollen wir auf einem großen leeren Parkplatz vor der
Strandpromenade über Nacht stehen bleiben. Doch keine ½ Stunde
später werden wir von einem freundlichen aber sehr bestimmten
Polizisten aus Sicherheitsgründen auf den örtlichen Campingplatz
verwiesen. Das wir 6 Hunde dabei haben und allein schon deswegen in
keinster Weise um unsere Sicherheit besorgt sind, interessiert ihn
nicht. Also gut. Der Platz Camping Nil hat definitiv bessere Zeiten
gesehen. Warme Duschen gibt es nicht. Und als Anselm sich die völlig
verschmutzten und verwahrlosten Toiletten ansieht, meint er nur, da
leeren wir noch nicht mal unser Portapotti hinein. Feldmann, der Hund
von Ralph, holt sich aus der Toilette erst mal eine Ratte zum
Abendessen. Lecker. Auf dem Platz liegt jede Menge Hundescheiße und
tote Ratten herum. Pfui. Das wir dafür 40DH zahlen sollen ist schon
fast unverschämt. Wir bleiben hier nur über Nacht und sind am
nächsten Morgen schnell abfahrbereit.
Nun
geht es durch völlig ebene, trockene und öde Landschaft weiter an
der Küste entlang bis in das ca. 200km entfernte Boujdour. Ca. 20km
weiter südlich fahren wir rechts eine Teerstraße hinab zu einem
wirklich herrlich schönen und einsamen Strand. Von oben kann man die
zwei Schiffswracks, die hier liegen, schon sehen.
Wir
fahren unsere Fahrzeuge vor bis in die erste Reihe des Strandes und
bleiben im Tiefsand mit exklusiven Blick auf den Sandstrand und das
Meer, das hier erstaunlich ruhig ist, stehen. Kinder und Hunde jagen
sofort wie wild durch den Sand und gleich ist klar, hier bleiben wir
auf jeden Fall länger als einen Abend.
Klar
machen wir Strandspaziergänge und erkunden das eine nähere
Schiffswrack. Jim bandelt wieder mit jungen marokkanischen Anglern
an, darf bei ihnen bleiben und ihnen zusehen, wird bespaßt von ihnen
und ist glücklich dabei.
Anselm
versucht hier auch wieder vergeblich sein Angelglück und kommt dabei
mit einem Marokkaner ins Gespräch (und meint dann anschließend,
wenn er schon nichts fängt, aber zum Kontakt bekommen zu den Leuten
sei das Angeln super ;-) ), der sich dann als der Chef der
Militäreinheit oberhalb vom Strand heraus stellt.
Die
Jungs und er helfen einem französischem Ehepaar und ihrem 4x4
Sprinter aus dem Tiefsand und bekommen dafür eine 1/2 Flasche
Whiskey von diesem geschenkt, die dann auch gleich mit dem Marokkaner
zusammen geleert wird.
Allein
an dem Strand und dem oberen Checkpoint verpulvern wir wieder 3 von
unseren Fichekopien.
Als
wir weiter fahren, bleibt Philipp an dem Strand zurück. Er fährt
doch lieber alleine weiter. So ist unsere Gruppe wieder geschrumpft.
Wir
schrubben die 350km durch Topf ebene und recht langweilige Landschaft
nach Dakhla in einem Tag runter.
Dakhla
hat nur einen Campingplatz. Campiste Moussafir. Dieser war sicher mal
ein guter Platz, der direkt an der Lagune liegt. Nun ist dieser aber
sehr herunter gewirtschaftet und für warme Duschen muss man pro
Person 10DH extra bezahlen. Wir bleiben eine Nacht, versorgen uns mit
allem üblichen und verlassen den Platz anschließend wieder.
In
Dakhla nutzen wir den großen Souk und einen lokalen sehr gut
sortierten Supermarkt, um unsere allgemeinen Vorräte noch mal gut zu
füllen. In Mauretanien soll es allgemein deutlich weniger geben als
in Marokko. Also kaufen wir auch noch mal großzügig Dinge wie
Pampers, diverse Hygieneartikel und haltbare Lebensmittel ein. Nur
trockenes Hundefutter können wir hier keines bekommen. Zum Glück
haben wir da einen 10Kilo Sack in Agadir gekauft, der bis in den
Senegal reichen sollte.
Wir
fahren wieder ein Stück (ca. 9km) nördlich aus der Stadt heraus und
parken unserer Fahrzeuge auf der Lagunenseite wunderschön über dem
Meer.
Einen
Tag ist es relativ Windstill und so können wir in der ruhigen Lagune
sogar ein bisschen im Wasser planschen und den herrlich weißen Sand
des Strandes zum sandeln nutzen. Jim angelt wieder mit Marokkanern
und als wir diesen ihre Smartphones und Taplets aufladen, schenken
sie uns einen ganzen Eimer voll Fisch, den wir tags darauf grillen.
Leider
wird der Wind über Nacht wieder viel zu stark und so wird es draußen
mehr wie ungemütlich. Vor allem mit Maya bleiben wir daher eher IM Laster. Wir werden weiter fahren und hoffentlich wieder windgeschütztere Plätze finden.
Da
Oliver sich schon vor ein paar Tagen am Knie verletzt hat und seine
Schmerzen in diesem nicht besser sondern schlechter werden, haben er
und Sandra beschlossen, nicht weiter nach Mauretanien, sondern von
hier aus wieder gen Norden zu fahren. Ralf wird sie begleiten. Wir
bedauern dass alle sehr, da wir ein tolles Team auch für geplante
Wüstentouren in Mauretanien gewesen wären. Aber die Gesundheit geht
natürlich vor. So werden wir ab morgen alleine weiter gen Süden und
nach Mauretanien fahren. Wir werden sehen, in wie fern wir dann noch
die Wüstentour in Mauretanien angehen. Jetzt kommt erst mal die erste RICHTIGE
Grenze auf unserer Tour. Es bleibt spannend.
WESTSAHARA:
Anfang
der siebziger Jahre strebten nationalistisch gesinnte Sahraoui die
Unabhängigkeit Spanisch-Sahara an.
Algerien,
Mauretanien und Marokko hatten inzwischen das Gebiet für sich
beansprucht.
Ende
1975 veranlasste der marokkanische König Hassan 2. eine umfassende,
gewaltfreie Invasion von Spanisch – Sahara, den so genannten grünen
Marsch. Spanien erklärte sich einverstanden, das Gebiet an
Mauretanien und Marokko abzutreten und zog sich 1976 zurück.
Daraufhin
wurden zwei Drittel des ehemaligen Spanisch – Sahara von Marokko,
der Rest von Mauretanien besetzt. Algerien protestierte gegen die
Aufteilung und unterstützte die Befreiungsbewegung Polisario, die
durch Anschläge und einen Untergrundkampf Mauretanien soweit
brachten, sich 1979 aus der Westsahara zurück zuziehen. Daraufhin
annektierte Marokko das gesamte Gebiet. 1991 wurde zwischen der
Polisario und Marokko ein Waffenstillstand geschlossen. Seitdem wird
über eine politische Lösung verhandelt. Bisher ohne Erfolg.