Über
die gut ausgebaute N8 erreichen wir über den Ort Ifrane, der auf uns
wirkt wie ein moderner Skiort irgendwo in den Alpen und so gar nichts
mehr mit dem Marokko zu tun hat, das wir die letzten Wochen sehen und
erleben durften, zügig Fes.
Da
es erst früher Nachmittag ist, beschließen wir, gleich heute noch
den Tierarzt mit Miam aufzusuchen. Wir brauchen noch den Titertest
für sie. Das ist ein Bluttest zur Feststellung der Wirksamkeit des
Tollwutimpfstoffes in ihrem Körper. Mit Hilfe von MapsMe, vorheriger
Internetrecherche und GoogleMaps finden wir die moderne
Tierarztpraxis problemlos und kommen auch gleich dran. Miam muss
betäubt werden, da sie nicht ruhig hält und der Tierarzt von der
Halsschlagader Blut nehmen will. Damit er sie nicht verletzt, betäubt
er sie ein wenig. Das Blut muss anschließend nach Frankreich
gesendet werden, um dort von einem EU zugelassenen Labor untersucht
zu werden. Das der Spaß nicht billig ist und Zeit benötigt versteht
sich ja von selbst oder??? Man versichert uns aber, dass 3 Wochen
reichen sollten um das Ergebnis zu erhalten und wir machen aus, dass
uns die Praxis das Schreiben mit dem Ergebnis einmal per Email und
das Original nach Deutschland senden wird. Wir sind sehr gespannt, ob
das auch klappen wird.
Wir
fahren noch einen Carrefour Supermarkt an, bei dem wir all unsere
Vorräte inklusive Katzen – und Hundefutter aufstocken können und
erreichen dann am frühen Abend den Campingplatz Diamant Vert, an den
ein großer Wasserpark anschließt. Der Platz liegt wunderbar
schattig unter großen Bäumen. Wir richten uns ein, kochen, duschen
und essen und sind heilfroh, als die Kinder nach einem langen Tag
endlich im Bett sind. Anselm und ich haben dann noch einen netten
unterhaltsamen Abend mit einem Münchner Paar, das im Landrover
unterwegs ist und uns mit Pumpernickel, Weißwein und Infos zu FES
versorgt. Immer wieder schön auf Landsmänner/frauen zu stoßen.
Die
beiden schwärmen geradezu von der Medina von Fes. Wir hatten die
Stadt an sich irgendwie gar nicht so recht auf dem Sender, da
Stadtbesichtigungen für uns mit den Kindern immer eher mit Stress
behaftet sind und wir nicht so richtig vor hatten uns diese hier
anzusehen. Durch die Erzählungen der beiden Münchner, wurde jedoch
meine Neugier geweckt und ich begann mich durch meine Reiseführer zu
lesen und schnell war klar, die Medina MÜSSEN wir uns ansehen. Und
ihr werdet auch gleich sehen, dass es sich MEGA gelohnt hat.
Am
nächsten Morgen ist Jim kaum mehr zu halten. Nach dem Frühstück
geht Anselm mit den Kindern direkt in den Wasserpark, dessen Pools
und Rutschen wir vom Lastwagen aus sehen können. Ein riesiger Spaß
für die Kinder UND den Papa. Nur mit Mühe bekommen wir sie zum
Mittagsessen aus dem Wasser und anschließend verbringen sie nochmals
mehrere Stunden im und am Wasser. Da der große Park nur wenig
besucht ist, haben wir einen guten Überblick vom Beckenrand oder der
Liegewiese aus und müssen nur selten unterhalten oder eingreifen.
Abends sind die Kinder platt und glücklich. Wunderbar. Und weil es
so schön ist, gönnen wir den Kindern einfach noch einen Tag im
Wasserpark. Auch Mama und Papa finden Gefallen an den langen und
super schnellen Erlebnisrutschen und düsen einige davon abwechselnd
herunter. Welch ein Spaß.
Ich
nutze derweil nebenher den Wäscheservice des Campingplatzes und bin
froh, dass ich die Wäsche nur ab zugeben brauche und wenige Stunden
später sauber und trocken wieder bekomme. Und das für den selben
Preis, wie sonst die Benutzung einer Maschine kostet. Service kann so
unterschiedlich sein.
Dann
wird es Zeit für ein bisserl Kultur. Weil Mama soviel Zeit hatte,
auf der Liegewiese die Reiseführer zu studieren und die Daten auf
Mapsme zu übertragen, gehen wir die Sache auch ganz sicher OHNE
ortskundigen Stadtführer an.
Wir
fahren zuerst einmal um die Medina herum, da es eine Art
Umgehungsstraße gibt. Vom Bordj Sud (eine alte Wehrfestung) hat man
eine tolle Sicht auf die Altstadt und kann sich so auch schon mal
einen ersten Überblick schaffen.
Am
Bab Boujefoud (Bab=Tor) kann man auf einem großzügigen Parkplatz
ideal für die Stadtbesichtigung parken, da man so von oben nach
unten laufen kann. Der Parkplatz ist bewacht und Gebührenpflichtig.
Wir zahlen für den Tag 20DH und wenn wir wollten, könnten wir hier
auch über Nacht stehen.
Wir
laufen nun durch das Tor in die Medina hinein und halten uns danach
gleich einmal links und dann sofort wieder rechts und kommen so auf
eine der Hauptachsen durch die Medina, die Rue Talaa Kebira. Wir sind
sofort ganz verzaubert von der Schönheit der Gassen, Läden, Winkel,
Sträßchen, Ecken, Türen und Tore...Alte Mauern, Holzverkleidungen;
Treppen und wieder eine enge windschiefe und verwunschene Gasse. Man
fühlt sich sofort wie in tausend und einer Nacht. Auch wenn viele
Läden und Stände rein touristischem Ursprung sind, hat sich die
Medina von FES ihre Ursprünglichkeit erhalten.
Zudem
fühlen wir uns sofort sehr an den Souk in Aleppo erinnert, den wir
glücklicherweise noch vor seiner völligen Zerstörung durch den
furchtbaren Krieg in Syrien erleben durften.
In
unserem Reiseführer wird die Medina von FES als einer der schönsten
Altstädte der islamischen Welt beschrieben und wir können uns
dieser Beschreibung nur anschließen und sind froh, dass wir daran
nicht einfach vorbei gefahren sind.
Unser
Timing ist perfekt. Wir haben noch immer Ramadan, Juni (absolute
Nebensaision) es ist Mittags und Freitag. Daher haben viele Läden zu
und es ist wenig los in den Gassen, was wir sehr begrüßen, da es
dann mit den Kindern weniger anstrengend ist und wir mehr von den
geöffneten Läden und Gebäuden sehen.
Wir
haben zwar am Schluss nur 5Stunden in der Medina verbracht (mehr wäre
mit den Kindern nicht mehr lustig gewesen) und konnten daher nur
einen Bruchteil der Stadt sehen, aber wir haben einen bleibenden und
schönen Eindruck der Stadt bekommen.
Wir
schlendern durch die Gassen, Anselm lässt sich rasieren, wir gehen
super lecker VEGAN essen, staunen über allerlei schöne Läden und
ihre Auslagen, können von einer Dachterrasse den Gerbern bei ihrer
widerlich stinkenden Arbeit zusehen, staunen über die teils super
schmalen engen und windschiefen Gassen die teilweise nur noch von
Balken gestützt werden (seid einigen Jahren ist man sehr bemüht die
unter UNSECO Weltkulturerbe stehende Medina Schritt für Schritt zu
restaurieren und dadurch zu erhalten), essen süßes Zuckerzeug, sehen Handwerkern bei ihrer Arbeit zu, streicheln und bewundern jede einzelne Katze der wir begegnen und bei
Gott, dass sind jede Menge, kaufen ein schönes rundes
Messingwaschbecken für den Zirkuswagen von Oma und Opa und lassen
uns dann müde und zufrieden von einem Taxi vom Place R´síf aus zum
Laster zurück fahren.
Wir
haben keine der Sehenswürdigkeiten von innen besichtigt, da uns dies
mit den Kindern zu stressig gewesen wäre und OHNE Kinder könnte man
sicher Tage in der Medina verbringen, ohne dass es langweilig werden
würde. So sind wir aber froh, nach ein paar schönen Stunden wieder
aus der Stadt heraus zu kommen.