Dienstag, 11. Juli 2017

Marokko gen Norden – Königsstadt FES

Über die gut ausgebaute N8 erreichen wir über den Ort Ifrane, der auf uns wirkt wie ein moderner Skiort irgendwo in den Alpen und so gar nichts mehr mit dem Marokko zu tun hat, das wir die letzten Wochen sehen und erleben durften, zügig Fes.

Da es erst früher Nachmittag ist, beschließen wir, gleich heute noch den Tierarzt mit Miam aufzusuchen. Wir brauchen noch den Titertest für sie. Das ist ein Bluttest zur Feststellung der Wirksamkeit des Tollwutimpfstoffes in ihrem Körper. Mit Hilfe von MapsMe, vorheriger Internetrecherche und GoogleMaps finden wir die moderne Tierarztpraxis problemlos und kommen auch gleich dran. Miam muss betäubt werden, da sie nicht ruhig hält und der Tierarzt von der Halsschlagader Blut nehmen will. Damit er sie nicht verletzt, betäubt er sie ein wenig. Das Blut muss anschließend nach Frankreich gesendet werden, um dort von einem EU zugelassenen Labor untersucht zu werden. Das der Spaß nicht billig ist und Zeit benötigt versteht sich ja von selbst oder??? Man versichert uns aber, dass 3 Wochen reichen sollten um das Ergebnis zu erhalten und wir machen aus, dass uns die Praxis das Schreiben mit dem Ergebnis einmal per Email und das Original nach Deutschland senden wird. Wir sind sehr gespannt, ob das auch klappen wird.

Wir fahren noch einen Carrefour Supermarkt an, bei dem wir all unsere Vorräte inklusive Katzen – und Hundefutter aufstocken können und erreichen dann am frühen Abend den Campingplatz Diamant Vert, an den ein großer Wasserpark anschließt. Der Platz liegt wunderbar schattig unter großen Bäumen. Wir richten uns ein, kochen, duschen und essen und sind heilfroh, als die Kinder nach einem langen Tag endlich im Bett sind. Anselm und ich haben dann noch einen netten unterhaltsamen Abend mit einem Münchner Paar, das im Landrover unterwegs ist und uns mit Pumpernickel, Weißwein und Infos zu FES versorgt. Immer wieder schön auf Landsmänner/frauen zu stoßen.
Die beiden schwärmen geradezu von der Medina von Fes. Wir hatten die Stadt an sich irgendwie gar nicht so recht auf dem Sender, da Stadtbesichtigungen für uns mit den Kindern immer eher mit Stress behaftet sind und wir nicht so richtig vor hatten uns diese hier anzusehen. Durch die Erzählungen der beiden Münchner, wurde jedoch meine Neugier geweckt und ich begann mich durch meine Reiseführer zu lesen und schnell war klar, die Medina MÜSSEN wir uns ansehen. Und ihr werdet auch gleich sehen, dass es sich MEGA gelohnt hat.

Am nächsten Morgen ist Jim kaum mehr zu halten. Nach dem Frühstück geht Anselm mit den Kindern direkt in den Wasserpark, dessen Pools und Rutschen wir vom Lastwagen aus sehen können. Ein riesiger Spaß für die Kinder UND den Papa. Nur mit Mühe bekommen wir sie zum Mittagsessen aus dem Wasser und anschließend verbringen sie nochmals mehrere Stunden im und am Wasser. Da der große Park nur wenig besucht ist, haben wir einen guten Überblick vom Beckenrand oder der Liegewiese aus und müssen nur selten unterhalten oder eingreifen. Abends sind die Kinder platt und glücklich. Wunderbar. Und weil es so schön ist, gönnen wir den Kindern einfach noch einen Tag im Wasserpark. Auch Mama und Papa finden Gefallen an den langen und super schnellen Erlebnisrutschen und düsen einige davon abwechselnd herunter. Welch ein Spaß.
Ich nutze derweil nebenher den Wäscheservice des Campingplatzes und bin froh, dass ich die Wäsche nur ab zugeben brauche und wenige Stunden später sauber und trocken wieder bekomme. Und das für den selben Preis, wie sonst die Benutzung einer Maschine kostet. Service kann so unterschiedlich sein.







Dann wird es Zeit für ein bisserl Kultur. Weil Mama soviel Zeit hatte, auf der Liegewiese die Reiseführer zu studieren und die Daten auf Mapsme zu übertragen, gehen wir die Sache auch ganz sicher OHNE ortskundigen Stadtführer an.

Wir fahren zuerst einmal um die Medina herum, da es eine Art Umgehungsstraße gibt. Vom Bordj Sud (eine alte Wehrfestung) hat man eine tolle Sicht auf die Altstadt und kann sich so auch schon mal einen ersten Überblick schaffen.





Am Bab Boujefoud (Bab=Tor) kann man auf einem großzügigen Parkplatz ideal für die Stadtbesichtigung parken, da man so von oben nach unten laufen kann. Der Parkplatz ist bewacht und Gebührenpflichtig. Wir zahlen für den Tag 20DH und wenn wir wollten, könnten wir hier auch über Nacht stehen.



Wir laufen nun durch das Tor in die Medina hinein und halten uns danach gleich einmal links und dann sofort wieder rechts und kommen so auf eine der Hauptachsen durch die Medina, die Rue Talaa Kebira. Wir sind sofort ganz verzaubert von der Schönheit der Gassen, Läden, Winkel, Sträßchen, Ecken, Türen und Tore...Alte Mauern, Holzverkleidungen; Treppen und wieder eine enge windschiefe und verwunschene Gasse. Man fühlt sich sofort wie in tausend und einer Nacht. Auch wenn viele Läden und Stände rein touristischem Ursprung sind, hat sich die Medina von FES ihre Ursprünglichkeit erhalten.









Zudem fühlen wir uns sofort sehr an den Souk in Aleppo erinnert, den wir glücklicherweise noch vor seiner völligen Zerstörung durch den furchtbaren Krieg in Syrien erleben durften.

In unserem Reiseführer wird die Medina von FES als einer der schönsten Altstädte der islamischen Welt beschrieben und wir können uns dieser Beschreibung nur anschließen und sind froh, dass wir daran nicht einfach vorbei gefahren sind.

Unser Timing ist perfekt. Wir haben noch immer Ramadan, Juni (absolute Nebensaision) es ist Mittags und Freitag. Daher haben viele Läden zu und es ist wenig los in den Gassen, was wir sehr begrüßen, da es dann mit den Kindern weniger anstrengend ist und wir mehr von den geöffneten Läden und Gebäuden sehen.

Wir haben zwar am Schluss nur 5Stunden in der Medina verbracht (mehr wäre mit den Kindern nicht mehr lustig gewesen) und konnten daher nur einen Bruchteil der Stadt sehen, aber wir haben einen bleibenden und schönen Eindruck der Stadt bekommen.













Wir schlendern durch die Gassen, Anselm lässt sich rasieren, wir gehen super lecker VEGAN essen, staunen über allerlei schöne Läden und ihre Auslagen, können von einer Dachterrasse den Gerbern bei ihrer widerlich stinkenden Arbeit zusehen, staunen über die teils super schmalen engen und windschiefen Gassen die teilweise nur noch von Balken gestützt werden (seid einigen Jahren ist man sehr bemüht die unter UNSECO Weltkulturerbe stehende Medina Schritt für Schritt zu restaurieren und dadurch zu erhalten), essen süßes Zuckerzeug, sehen Handwerkern bei ihrer Arbeit zu, streicheln und bewundern jede einzelne Katze der wir begegnen und bei Gott, dass sind jede Menge, kaufen ein schönes rundes Messingwaschbecken für den Zirkuswagen von Oma und Opa und lassen uns dann müde und zufrieden von einem Taxi vom Place R´síf aus zum Laster zurück fahren.



















Wir haben keine der Sehenswürdigkeiten von innen besichtigt, da uns dies mit den Kindern zu stressig gewesen wäre und OHNE Kinder könnte man sicher Tage in der Medina verbringen, ohne dass es langweilig werden würde. So sind wir aber froh, nach ein paar schönen Stunden wieder aus der Stadt heraus zu kommen.