Beim
Einkaufen in Imichil spricht uns eine nette ältere marokkanische
Dame an und ist uns zuerst einmal behilflich beim Finden diverser
Dinge. Dann lädt sie uns zu ihrer Auberge an den Lac Tislit ein. Wir
hatten zwar ursprünglich vor, am See wild zu stehen (was auch
problemlos gegangen wäre), versichern der Dame jedoch, uns die
Auberge in jedem Falle anzusehen.
Als
wir an dem See ankommen, der nur ca. 4km gen Norden von Imichil
entfernt ist, kann man die Auberge Tislit gar nicht verfehlen, da
diese von der Straße, die am See entlang führt, direkt zu sehen
ist. Der Platz ist so schön und kostet uns für die Nacht nur 80
Dirham, dass wir beschließen zu bleiben. Wir parken direkt am
Seeufer und richten uns für ein paar Tage Pause ein. Sprich, die
Hängematte wird aufgehängt und sämtliche Outdoorausrüstung wie
Tisch, Stühle und Sonnenmarkise kommen raus.
Der
See ist wunderschön klar, von Birken umsäumt und zur Ausnahme mal
ein natürlicher Bergsee und kein Stausee.
In ca. 9km Entfernung soll
es einen zweiten See geben, den Lac Iseli. Die beiden Seen werden als
Braut (Lac Tislit) und Bräutigam (Lac Iseli) bezeichnet. Der Sage
nach sind sie durch die Tränen eines Liebespaares entstanden, dass
nicht heiraten konnte, weil die beiden Stämme, von denen Braut und
Bräutigam abstammen, verfeindet waren. In der Auberge finde ich dazu
ein passendes Wandgemälde.
Die
Legende wird in enge Verbindung mit dem Heiratsmarkt in Imichil
gebracht. Dieser findet hier jedes Jahr im September statt und ist
mittlerweile zu einer großen Touristenattraktion geworden.
Da
die Seen sehr Fischreich sein sollen und wir tatsächlich auch welche
im Wasser sehen und einige sogar aus dem Wasser springen, packt Jim
sofort wieder das Angelfieber. Das weiterhin keiner anbeißt bei
ihm, stört ihn nicht. Am zweiten Abend kommt ein einheimischer
Angler vorbei, der an unserem Strand einen Fisch nach dem anderen
raus holt. Jim assistiert ihm mit größter Begeisterung und jubelt
über jeden Fisch. Wie haben mal wieder die falsche Ausrüstung.
Nämlich die für das Meer. Die Angeln sind viel zu groß und schwer
für die recht kleinen Fische im See.
Aus
Ermangelung eines Bootes nimmt Anselm zwei Reifenschläuche her,
pumpt sie auf und spannt dann unsere Hängematte dazwischen. Unsere
Schwimmflossen dienen als Paddel und dann geht es auf Erkundungstour
hinaus auf den See.
Die
nette Dame der Auberge ist darüber sehr erschrocken und will uns mit
einigen Schauermärchen über Unterwasserströmungen und giftigen
Schlangen im Wasser ausreden mit den Kindern ins Wasser zu gehen. Wir
lassen uns nicht beirren. Unser Kids haben ihre Schwimmwesten an und
Anselm paddelt nicht allzu weit raus. Aber was sie mit ihren
Erzählungen definitiv geschafft hat, ist mir den Spaß am
unbedarften hinein Springen ins Wasser zu nehmen. ICH bin ein
Wasserschisser. Und wenn mir jemand Geschichten über Schlangen und
dergleichen im Wasser erzählt, ist es aus. MAN....ich hatte mich so
darauf gefreut, hier schwimmen zu gehen.
Wir
erleben am zweiten Tag wieder ein Gewitter mit kurzem ordentlichen
Regen, der die Luft stark abkühlt. Das nutzen wir, um in frischer
Luft einen ausgedehnten Spaziergang am See zu machen und die Kinder
tragen seid Monaten mal wieder ihre Gummistiefel.
Sowieso
ist es für uns hier oben sehr angenehm. Das Klima hat viel vom
Sommer bei uns daheim im Allgäu. Tagsüber heiß und nachts kühlt
es angenehm ab. Wir schlafen wunderbar.
Anselm
muss sich dann noch mit dem defekten Schalter am Wasserhahn herum
schlagen und ich miste nochmals unsere Kleiderschränke aus, nachdem
mich die Dame der Auberge gefragt hat, ob ich noch Kinderkleidung
über hätte für die Nomadenfamilien in den Bergen. Ich meinte erst,
dass ich schon so viel weg gegeben hätte und nicht wüsste, ob da
noch was zusammen kommen würde. Umso erstaunter war ich über die
Menge der Klamotten, die dann doch noch mal weg konnten. Gerade bei Maya,
mit der wir gerade versuchen trocken zu werden und dadurch die
meisten Bodies nicht mehr benötigt werden, kann noch mal viel weg.
Die Dame fällt mir um den Hals, küsst mich und ist den Tränen
nahe, als sie die ganzen Sachen sieht. Sie bringt uns dafür einen
leckeren Couscous zum Abendessen und Kuchen, Brot und Eier am Morgen
für die Kinder. Zudem schenkt sie mir Rosenwasser und ich freue mich
darüber, dass unser Geben nicht einfach nur selbstverständlich, wie
sonst meist üblich, hin genommen wird.
Eigentlich
wären noch 1-2 weitere Offroadtouren geplant gewesen und vor allem
ein landschaftliches und fahrtechnisches Highlight stand noch auf der
Liste, auf dass sich besonders Anselm sehr gefreut hatte. Der Cirque
de Jaffar bei Midelt.
Jedoch
sind wir die letzten Wochen sehr viel gefahren und haben nur wenige
Pausen länger als 1-2 Tage eingelegt. Es hat Spaß gemacht zu fahren
und die Kinder hatten es gut mit gemacht. Nun war aber das Limit
erreicht und wir merken, dass wir weniger fahren und mehr pausieren
müssen. Ich war froh, als Anselm selber vorschlug die Tour zum
Cirque de Jaffar lieber abzublasen. Ich hatte mir schon seid Tagen
den Kopf zerbrochen, wie wir diese noch am besten unter bekommen
sollten. Zudem war das Wetter die letzte Woche eher unbeständig und
durch den Regen kann die Tour sogar unbefahrbar und oder gefährlich
sein.
Also
beschließen wir kinderfreundlich zu bleiben, erklären das
Offroadfahren in Marokko für beendet und machen uns von hier aus
direkt auf den Weg nach FES im Norden.
Da
soll es einen Campingplatz mit angeschlossenem Wasserpark geben.
Perfekt für die Kids.
Vorher
jedoch geht es nochmals über wieder spektakuläre enge und kurvige
Bergstraßen ein letztes Mal den den Hohen Atlas hinunter. Dabei
macht uns die Ausgesetztheit nichts mehr aus. Mehr der allgemeine
schlechte Zustand der Straßen und die Tatsache, dass die Felswände
rechter Hand verdammt lose und unsicher aussehen, was einige
Felsbrocken und oder Schuttabgänge neben der Straße bezeugen
können. Bei Regen will ich hier nicht entlang. Nichts desto trotz
genießen wir wieder atemberaubende Blicke in die Tiefe und Weite und
schrauben uns über zahlreiche Kurven den Berg hinunter. Am
Straßenrand wachsen hier überall in rauen Mengen riesige
Königskerzen.
Da
gerade Zwiebelernte ist, begegnen uns auf der Straße einige voll
beladene Zwiebelbomber.
Bei
Kenifra haben wir wieder einen wilden Stellplatz auf einer steinigen
Lichtung, im sonst dort dichten Steineichenwald. Wir wollen gerade
schlafen gehen, als Jim bemerkt, dass Miam uns eine junge Schlange in
den Laster getragen hat. OH OH... nach kurzem Betrachten sehen wir,
dass die Schlange einige tiefere Löcher von Miam abgekommen haben
muss. Sind uns jedoch nicht sicher, ob sie tot ist und da es hier
zahlreiche Giftschlangen gibt, befördern wir die Schlange schnell
nach draußen. Hinterher ärgern wir uns ein wenig, dass wir sie uns
nicht genauer angesehen haben.
Weiter
geht es in die wunderschönen Zedernwälder von Ifrane und am Schluss
über eine ungeplante, jedoch ganz bezaubernde 10km lange Pistentour
durch Wald und Wiesen. Wir verbringen dort unsere Mittagspause. Da
wir jedoch Lebensmittel mäßig recht abgebrannt sind, wollen wir
nicht über Nacht bleiben und fahren weiter gen FES.
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