Montag, 10. Juli 2017

Marokko gen Norden – Lac Tislit und letzte Fahrt über den Hohen Atlas gen FES

Beim Einkaufen in Imichil spricht uns eine nette ältere marokkanische Dame an und ist uns zuerst einmal behilflich beim Finden diverser Dinge. Dann lädt sie uns zu ihrer Auberge an den Lac Tislit ein. Wir hatten zwar ursprünglich vor, am See wild zu stehen (was auch problemlos gegangen wäre), versichern der Dame jedoch, uns die Auberge in jedem Falle anzusehen.
Als wir an dem See ankommen, der nur ca. 4km gen Norden von Imichil entfernt ist, kann man die Auberge Tislit gar nicht verfehlen, da diese von der Straße, die am See entlang führt, direkt zu sehen ist. Der Platz ist so schön und kostet uns für die Nacht nur 80 Dirham, dass wir beschließen zu bleiben. Wir parken direkt am Seeufer und richten uns für ein paar Tage Pause ein. Sprich, die Hängematte wird aufgehängt und sämtliche Outdoorausrüstung wie Tisch, Stühle und Sonnenmarkise kommen raus.




Der See ist wunderschön klar, von Birken umsäumt und zur Ausnahme mal ein natürlicher Bergsee und kein Stausee. 




In ca. 9km Entfernung soll es einen zweiten See geben, den Lac Iseli. Die beiden Seen werden als Braut (Lac Tislit) und Bräutigam (Lac Iseli) bezeichnet. Der Sage nach sind sie durch die Tränen eines Liebespaares entstanden, dass nicht heiraten konnte, weil die beiden Stämme, von denen Braut und Bräutigam abstammen, verfeindet waren. In der Auberge finde ich dazu ein passendes Wandgemälde.


Die Legende wird in enge Verbindung mit dem Heiratsmarkt in Imichil gebracht. Dieser findet hier jedes Jahr im September statt und ist mittlerweile zu einer großen Touristenattraktion geworden.

Da die Seen sehr Fischreich sein sollen und wir tatsächlich auch welche im Wasser sehen und einige sogar aus dem Wasser springen, packt Jim sofort wieder das Angelfieber. Das weiterhin keiner anbeißt bei ihm, stört ihn nicht. Am zweiten Abend kommt ein einheimischer Angler vorbei, der an unserem Strand einen Fisch nach dem anderen raus holt. Jim assistiert ihm mit größter Begeisterung und jubelt über jeden Fisch. Wie haben mal wieder die falsche Ausrüstung. Nämlich die für das Meer. Die Angeln sind viel zu groß und schwer für die recht kleinen Fische im See.


Aus Ermangelung eines Bootes nimmt Anselm zwei Reifenschläuche her, pumpt sie auf und spannt dann unsere Hängematte dazwischen. Unsere Schwimmflossen dienen als Paddel und dann geht es auf Erkundungstour hinaus auf den See.
Die nette Dame der Auberge ist darüber sehr erschrocken und will uns mit einigen Schauermärchen über Unterwasserströmungen und giftigen Schlangen im Wasser ausreden mit den Kindern ins Wasser zu gehen. Wir lassen uns nicht beirren. Unser Kids haben ihre Schwimmwesten an und Anselm paddelt nicht allzu weit raus. Aber was sie mit ihren Erzählungen definitiv geschafft hat, ist mir den Spaß am unbedarften hinein Springen ins Wasser zu nehmen. ICH bin ein Wasserschisser. Und wenn mir jemand Geschichten über Schlangen und dergleichen im Wasser erzählt, ist es aus. MAN....ich hatte mich so darauf gefreut, hier schwimmen zu gehen.




Wir erleben am zweiten Tag wieder ein Gewitter mit kurzem ordentlichen Regen, der die Luft stark abkühlt. Das nutzen wir, um in frischer Luft einen ausgedehnten Spaziergang am See zu machen und die Kinder tragen seid Monaten mal wieder ihre Gummistiefel.
Sowieso ist es für uns hier oben sehr angenehm. Das Klima hat viel vom Sommer bei uns daheim im Allgäu. Tagsüber heiß und nachts kühlt es angenehm ab. Wir schlafen wunderbar.





Anselm muss sich dann noch mit dem defekten Schalter am Wasserhahn herum schlagen und ich miste nochmals unsere Kleiderschränke aus, nachdem mich die Dame der Auberge gefragt hat, ob ich noch Kinderkleidung über hätte für die Nomadenfamilien in den Bergen. Ich meinte erst, dass ich schon so viel weg gegeben hätte und nicht wüsste, ob da noch was zusammen kommen würde. Umso erstaunter war ich über die Menge der Klamotten, die dann doch noch mal weg konnten. Gerade bei Maya, mit der wir gerade versuchen trocken zu werden und dadurch die meisten Bodies nicht mehr benötigt werden, kann noch mal viel weg. Die Dame fällt mir um den Hals, küsst mich und ist den Tränen nahe, als sie die ganzen Sachen sieht. Sie bringt uns dafür einen leckeren Couscous zum Abendessen und Kuchen, Brot und Eier am Morgen für die Kinder. Zudem schenkt sie mir Rosenwasser und ich freue mich darüber, dass unser Geben nicht einfach nur selbstverständlich, wie sonst meist üblich, hin genommen wird.





Eigentlich wären noch 1-2 weitere Offroadtouren geplant gewesen und vor allem ein landschaftliches und fahrtechnisches Highlight stand noch auf der Liste, auf dass sich besonders Anselm sehr gefreut hatte. Der Cirque de Jaffar bei Midelt.
Jedoch sind wir die letzten Wochen sehr viel gefahren und haben nur wenige Pausen länger als 1-2 Tage eingelegt. Es hat Spaß gemacht zu fahren und die Kinder hatten es gut mit gemacht. Nun war aber das Limit erreicht und wir merken, dass wir weniger fahren und mehr pausieren müssen. Ich war froh, als Anselm selber vorschlug die Tour zum Cirque de Jaffar lieber abzublasen. Ich hatte mir schon seid Tagen den Kopf zerbrochen, wie wir diese noch am besten unter bekommen sollten. Zudem war das Wetter die letzte Woche eher unbeständig und durch den Regen kann die Tour sogar unbefahrbar und oder gefährlich sein.
Also beschließen wir kinderfreundlich zu bleiben, erklären das Offroadfahren in Marokko für beendet und machen uns von hier aus direkt auf den Weg nach FES im Norden.
Da soll es einen Campingplatz mit angeschlossenem Wasserpark geben. Perfekt für die Kids.


Vorher jedoch geht es nochmals über wieder spektakuläre enge und kurvige Bergstraßen ein letztes Mal den den Hohen Atlas hinunter. Dabei macht uns die Ausgesetztheit nichts mehr aus. Mehr der allgemeine schlechte Zustand der Straßen und die Tatsache, dass die Felswände rechter Hand verdammt lose und unsicher aussehen, was einige Felsbrocken und oder Schuttabgänge neben der Straße bezeugen können. Bei Regen will ich hier nicht entlang. Nichts desto trotz genießen wir wieder atemberaubende Blicke in die Tiefe und Weite und schrauben uns über zahlreiche Kurven den Berg hinunter. Am Straßenrand wachsen hier überall in rauen Mengen riesige Königskerzen.




Da gerade Zwiebelernte ist, begegnen uns auf der Straße einige voll beladene Zwiebelbomber.




Bei Kenifra haben wir wieder einen wilden Stellplatz auf einer steinigen Lichtung, im sonst dort dichten Steineichenwald. Wir wollen gerade schlafen gehen, als Jim bemerkt, dass Miam uns eine junge Schlange in den Laster getragen hat. OH OH... nach kurzem Betrachten sehen wir, dass die Schlange einige tiefere Löcher von Miam abgekommen haben muss. Sind uns jedoch nicht sicher, ob sie tot ist und da es hier zahlreiche Giftschlangen gibt, befördern wir die Schlange schnell nach draußen. Hinterher ärgern wir uns ein wenig, dass wir sie uns nicht genauer angesehen haben.


Weiter geht es in die wunderschönen Zedernwälder von Ifrane und am Schluss über eine ungeplante, jedoch ganz bezaubernde 10km lange Pistentour durch Wald und Wiesen. Wir verbringen dort unsere Mittagspause. Da wir jedoch Lebensmittel mäßig recht abgebrannt sind, wollen wir nicht über Nacht bleiben und fahren weiter gen FES.














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