Ohne
einer Übersichtskarte von Griechenland, nur geleitet durch MapsMe,
verfahren wir uns auf den Autobahnen um Thessaloniki gleich mehrmals
und der Haussegen hängt kurzzeitig etwas schief, weil wir heute noch
einige Kilometer vor uns haben, die Katze heute Vormittag schon
Durchfall hatte und es nicht nach draußen schaffte (musste den
ganzen Fußraum im Führerhaus putzen) und Maya beim Starten des
Lasters direkt vor dem Auspuff stand. Da es heute Nacht heftig
geregnet hatte und irgendwie Wasser in den Auspuff lief, bekam Maya
die volle Ladung schmierigen Ruß ab. Wir mussten Wasser warm machen und
sie duschen und säubern. Die Klamotten konnte ich weg schmeißen.
Super.
Unser
Plan, früh los zu kommen, ging erst mal gründlich schief.
Bis
morgen Mittag um 12:00 müssen wir noch 300km fahren, über eine
Grenze und wir wissen nicht, wie die Straßen sein werden.
Als
wir dann endlich auf der richtigen Autobahn sind (Ich schwöre
einfach auf Papierkarten. Das Navi ist nur eine Hilfe, keine
alleinige Option), flutscht es dann aber und wir können schnell
Kilometer fressen. Die Grenze ist sowieso problemlos (EU). Man will
nur einmal schnell hinein sehen in den Laster und sich vergewissern,
dass wir wirklich ein Camper sind und nicht irgendwas transportieren.
Wir kaufen für 27Euro eine einwöchige Vignette für Bulgariens
Autobahnen. Unser Heimatland Deutschland, ist eines der wenigen
Länder auf unserer Reise, dass KEINE Straßenbenutzungsgebühren
verlangt. Eigentlich echt dumm. Bulgarien verlangt recht viel für
ein ziemlich kleines Autobahnnetz. Nun gut. Wir wollen vorwärts
kommen und beißen daher in den sauren Apfel.
Wir düsen dann noch bis ca. 60km unterhalb von Sophia durch und
finden dort an einem kleinen Stausee einen Platz für die Nacht.
Igitt. Es ist soooooo kalt hier. Zudem ist es neblig und
windig. Wir bekommen die volle Dosis schmuddeliges Herbstwetter ab.
Am nächsten Morgen kommen wir gut los und schnell vorwärts. Leider
mache ich dann den Fehler, uns komplett von MapsMe leiten zu lassen.
Ich merke viel zu spät, dass uns das Navi mitten in die Stadt leitet
und nicht über die schönen Zubringer an der Stadt vorbei zum
Flughafen. Als ich es checke, sind wir schon mitten drin im
Verkehrschaos von Bulgariens Hauptstadt Sophia. Boooaaahhh...und
kommen dann glatt zu spät und recht gestresst am Flughafen an.
Plan war eigentlich, noch vorher einkaufen zu gehen.
Nun
gut. Erst mal mein Schwesterherz Bella begrüßen. Die Freude ist
groß, denn wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen. Bella darf
dann gleich noch einen Einkaufsmarathon mit uns mitmachen. Wir
besorgen noch einen kleinen Klappstuhl bei Decathlon (den anderen
Gästehocker hat man uns ja schon in Spanien geklaut) und einige
Fleecedecken, denn Bella wird im Zelt schlafen. Bella lässt sich
dann auch noch schnell einen Schlafsack raus. Und das was der beste
Einkauf überhaupt, denn wir können noch nicht ahnen, wie kalt es in
den nächsten Tagen wird. Die neuen dicken Westen, Jacken, Hosen und
Schuhe für die Kids, kommen in den nächsten Tagen auch sofort zum
Einsatz.
So
gerüstet, erreichen wir schon recht spät das Camp Vrana an der
Stadtgrenze Sophias. Erst mal sind wir gar nicht sicher, ob es
überhaupt noch offen hat. Im Internet waren nur wenig Infos zu
bekommen. Dann dürfen wir doch drauf fahren. Es macht einen sehr
herunter gekommenen Eindruck und hat sicher schon mal bessere Zeiten
gesehen. Aber da es der einzigste Platz am Ort ist, bleiben wir. In
einer der halb zerfallenen Hütten, dürfen wir die Toilette und
Dusche benutzen. Das Bad macht dann einen erstaunlich guten Eindruck,
da eine neue Kloschüssel vorhanden ist und das Wasser schön heiß
und mit viel Druck kommt. Das ist das wichtigste. Heißes Wasser zum
Duschen. Über die Tatsache, dass es hier kein Wifi und keine
Waschmaschine gibt und wir stolze 20Euro für die Nacht zahlen (im
Nachhinein noch frecher, als wir auf deutlich besseren Plätzen in
Bulgarien IMMER weniger zahlen) übersehen wir einfach mal. Dafür
stehen wir Stadtnah unter riesigen Bäumen an einem Bach, die Kinder
und Tiere können gefahrlos springen und wir dürfen hier sogar Feuer
machen. Ohne Feuer hätten wir aber abends auch nicht mehr draußen
sitzen können, so frisch ist es geworden.
Wir
nutzen die nächsten Tage jedes Wifi in Cafes und Restaurant, die wir
besuchen for free und lassen unsere Wäsche in einer Wäscherei nahe
der Universität waschen und sogar trocken und zahlen dafür so
wenig, wie noch nie auf der ganzen Reise. Nämlich 6Euro für drei
fette Maschinen inkl. Trocknen.
Wir
richten uns ein, bauen das Zelt für Bella auf und sind dann auch
schnell in den Kojen. Die arme Bella friert dann nachts, trotz
Schlafsack, Fleecedecken, meiner fetten Yogamatte und Mammut
Luftmatratze. In der nächsten Nacht bekommt sie noch eine Decke,
eine lange Unterhose und eine Wärmflasche. Damit geht es dann gut im
Zelt. Wenigstens bleibt es trocken und regnet nicht. Und wir sind ab
hier heilfroh über unsere gute Standheizung.
Dann
starten wir unsere erste Runde durch Sophia.
Wir
wollen den Bus in die Innenstadt nehmen und stellen uns dafür an die
nahe Bushaltestelle an die Straße. Problem Nummer eins stellt sich
hier gleich heraus.
Wir können die kyrillischen Schriftzeichen auf
der Tafel nicht entziffern.
Bella nimmt das gelassen und meint nur,
dass ginge ihr seid über einem Jahr so in China.
Hier wird Reisen
wieder ein wenig mehr zur Herausforderung.
Eine Dame, die auch
wartet, kommt uns dann zur Hilfe. Ohne Englisch und Bulgarisch
Kenntnisse kommunizieren wir mit Händen und Füßen. Man muss den
Bussen Handzeichen geben, sonst halten sie nicht. Gut, dass erst ca.
5-6 Busse an uns vorbei fuhren in den letzten 20 Minuten. Da hätten
wir noch länger gewartet oder aufgegeben und ein Taxi genommen.
Die
Frau gibt dem Fahrer zu verstehen, dass wir ins Stadtzentrum wollen
und steigt schon kurz darauf wieder aus. Der Kleinbus hat
afrikanisches Flair. Alles klappert und das Getriebe ächzt und
stöhnt.
Die Kinder finden Bus fahren toll und auch wir finden es
immer wieder spannend, die öffentlichen Verkehrsmittel in den
verschiedenen Ländern und Städten zu nutzen.
Im Zentrum der Stadt
steigen wir aus und laufen zu einer der Hauptattraktionen der Stadt,
der riesigen Alexander-Nevski Kathedrale.
Wir werfen auch einen
kurzen Blick hinein. Aber unsere Kinder benehmen sich recht unheilig
und rennen laut durch die Kirche. So was sieht man wohl nicht gerne
und wir werden mit strafenden Blicken bedacht. Also schnell wieder
raus hier. Von außen ist sie auch toll anzusehen.
Bronzene
überdimensionale Löwen sind da viel interessanter und
strapazierfähiger.
Wir schlendern noch über einen nahen Flohmarkt
und laufen dann durch schöne alte Straßenzüge an einer
Thermalquelle vorbei zur alten Markthalle, die in ein Art
Einkaufszentrum verwandelt wurde. Dort ist es warm drinnen und es
gibt diverse Speisestände, an denen wir lecker zu Mittag essen.
Extra
für Jim steigen wir in die Straßenbahn und fahren einige Stationen.
So ist der Stadtausflug auch für ihn spannend.
Wir erreichen die
Hauptflaniermeile der Stadt, die sich von anderen Städten Europas
kaum unterscheidet. Erst wenn man den Hauptweg verlässt und in die
nahen Seitengassen vordringt, wird es wieder individuell und
spannend.
So erreichen wir auch die Straße, in denen man Bücher auf
der Straße verkauft. Ein Relikt aus Zeiten, in denen der Buchhandel
in Bulgarien fast völlig erlegen war und man quasi nur auf der
Straße an Bücher heran kam. Wir entdecken sogar einige deutsche
Bücher und unter anderem ein ganz kurioses Exemplar.
Dann
wird es langsam echt kalt. Wir nehmen uns für den Rückweg ganz
bequem ein Taxi, das hier für uns so günstig ist (10km etwa 5Euro).
Wir
machen noch eine zweite Runde durch die Stadt, wobei wir den
Stadtteil Boyana besuchen. Dieser liegt an den nahen Hängen des
Vitosha Gebirges.
Dort lockt die Boyana Kirche, die unter UNSECO
Schutz steht.
Von außen ein kaum spektakulärer Anblick. Aber von
Innen müssen die Wandmalereien wirklich sehenswert sein. Als wir
ankommen, hieß es, dass wir min. 1 Stunde warten müssen, da immer
nur 8 Leute gleichzeitig in die Kirche dürfen und große Gruppen vor
uns seien. Naja. Auf Warten haben wir keine Lust. Also erst mal essen
gehen in einem nahen und super leckeren Restaurant mit offenen Feuer
und super Blick auf die Stadt hinunter. Anselm lässt dann die Kids
auf einem Spielplatz spielen und Bella und ich machen einen zweiten
Anlauf für die Kirche. Wir haben Glück und dürfen gleich rein. Und
keine Frage. Die Wandmalereien lohnen einen Blick. Fotografieren
wieder verboten. Hier hilft nur selber besuchen und anschauen.
Anschließend
laufen wir eine gute Strecke hinunter in die Stadt. Petrus meint es
gut mit uns und die Sonne lässt sich blicken. Wieder nutzen wir ein
Stück die Straßenbahn und schlendern noch mal durch weitere
Seitengassen der Stadt. Sophia gefällt uns. Sie ist keine
atemberaubende Schönheit. Aber sie hat Charme und wirklich
sehenswerte Ecken.
Wir
legen einen gemütlichen Pausentag auf dem Campingplatz ein, genießen
die Sonne, die sich wieder blicken lässt und ein wenig Wärme bringt
und grillen am Feuer.
Dann
ist Bellas Zeit hier schon wieder vorbei.
Doch
bevor sie auf ihren Flieger muss, ist noch Zeit, einen kurzen Ausflug
in die Umgebung von Sophia zu machen.
Dafür
fahren wir ein Stück den Berg hinauf in den Vitosha Nationalpark.
Von dort oben hat man, am alten Funkturm, einen tollen Blick hinunter
auf die Stadt.
Noch
ein Stück weiter oben, erreichen wir ein besonderes Naturspektakel.
Die
Zlatni Mostove, was übersetzt soviel wie Goldbrücken heißt.
Der
Name ist dem Umstand geschuldet, dass man schon im frühen
Mittelalter versucht hat, hier Gold aus dem Bach zu waschen. Doch
ohne großen Erfolg. Im engeren Sinne gibt es hier also weder Gold
noch Brücken, sondern es handelt sich um den berühmten Steinfluss
des Nationalparks. Auf einer Höhe von etwa 1350m und einer Länge
von fast 200m ist das Flussbett mit riesigen Steinen gefüllt, unter
denen das Wasser fließt. Das sieht wirklich beeindruckend aus. Das
Verrückte ist, dass man das Wasser hört, aber an keiner Stelle
durch die Steine sehen kann.
Bella
und ich sehen uns das genauer an uns steigen am Fluss ein Stück den
Berg hinauf und auch ein wenig über die riesigen Steine hinweg, was
ein echt sportlicher Akt wird.
Die
Natur formt schon immer wieder grandiose Landschaften.
Ein
schöner Abschluss für Bella, die so wenigstens ein kleines bisserl
von der grandiosen Natur Bulgariens zu sehen bekommt.
Dann
wird es Zeit sich zu Verabschieden. Ein nächsten Treffen ist noch
ungewiss, da Bella nochmal min. für über ein Jahr nach China gehen
wird.
Schaut
mal auf ihrem Blog vorbei, auf dem sie vom ganz normalen Alltags
Wahnsinn in China berichtet.
Danke
das du hier warst, Schwesterherz. Haben deinen Besuch sehr genossen
und Maya summt noch Tage später immer wieder vor sich hin, Tante
Bella Tante Bella Tante Bella.