Dienstag, 24. Oktober 2017

Bulgarien – Hauptstadt Sophia und Besuch von Tante Bella

Ohne einer Übersichtskarte von Griechenland, nur geleitet durch MapsMe, verfahren wir uns auf den Autobahnen um Thessaloniki gleich mehrmals und der Haussegen hängt kurzzeitig etwas schief, weil wir heute noch einige Kilometer vor uns haben, die Katze heute Vormittag schon Durchfall hatte und es nicht nach draußen schaffte (musste den ganzen Fußraum im Führerhaus putzen) und Maya beim Starten des Lasters direkt vor dem Auspuff stand. Da es heute Nacht heftig geregnet hatte und irgendwie Wasser in den Auspuff lief, bekam Maya die volle Ladung schmierigen Ruß ab. Wir mussten Wasser warm machen und sie duschen und säubern. Die Klamotten konnte ich weg schmeißen. Super.
Unser Plan, früh los zu kommen, ging erst mal gründlich schief.
Bis morgen Mittag um 12:00 müssen wir noch 300km fahren, über eine Grenze und wir wissen nicht, wie die Straßen sein werden.

Als wir dann endlich auf der richtigen Autobahn sind (Ich schwöre einfach auf Papierkarten. Das Navi ist nur eine Hilfe, keine alleinige Option), flutscht es dann aber und wir können schnell Kilometer fressen. Die Grenze ist sowieso problemlos (EU). Man will nur einmal schnell hinein sehen in den Laster und sich vergewissern, dass wir wirklich ein Camper sind und nicht irgendwas transportieren. 
Wir kaufen für 27Euro eine einwöchige Vignette für Bulgariens Autobahnen. Unser Heimatland Deutschland, ist eines der wenigen Länder auf unserer Reise, dass KEINE Straßenbenutzungsgebühren verlangt. Eigentlich echt dumm. Bulgarien verlangt recht viel für ein ziemlich kleines Autobahnnetz. Nun gut. Wir wollen vorwärts kommen und beißen daher in den sauren Apfel.

Wir düsen dann noch bis ca. 60km unterhalb von Sophia durch und finden dort an einem kleinen Stausee einen Platz für die Nacht. Igitt. Es ist soooooo kalt hier. Zudem ist es neblig und windig. Wir bekommen die volle Dosis schmuddeliges Herbstwetter ab.
Am nächsten Morgen kommen wir gut los und schnell vorwärts. Leider mache ich dann den Fehler, uns komplett von MapsMe leiten zu lassen. Ich merke viel zu spät, dass uns das Navi mitten in die Stadt leitet und nicht über die schönen Zubringer an der Stadt vorbei zum Flughafen. Als ich es checke, sind wir schon mitten drin im Verkehrschaos von Bulgariens Hauptstadt Sophia. Boooaaahhh...und kommen dann glatt zu spät und recht gestresst am Flughafen an. Plan war eigentlich, noch vorher einkaufen zu gehen.

Nun gut. Erst mal mein Schwesterherz Bella begrüßen. Die Freude ist groß, denn wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen. Bella darf dann gleich noch einen Einkaufsmarathon mit uns mitmachen. Wir besorgen noch einen kleinen Klappstuhl bei Decathlon (den anderen Gästehocker hat man uns ja schon in Spanien geklaut) und einige Fleecedecken, denn Bella wird im Zelt schlafen. Bella lässt sich dann auch noch schnell einen Schlafsack raus. Und das was der beste Einkauf überhaupt, denn wir können noch nicht ahnen, wie kalt es in den nächsten Tagen wird. Die neuen dicken Westen, Jacken, Hosen und Schuhe für die Kids, kommen in den nächsten Tagen auch sofort zum Einsatz.

So gerüstet, erreichen wir schon recht spät das Camp Vrana an der Stadtgrenze Sophias. Erst mal sind wir gar nicht sicher, ob es überhaupt noch offen hat. Im Internet waren nur wenig Infos zu bekommen. Dann dürfen wir doch drauf fahren. Es macht einen sehr herunter gekommenen Eindruck und hat sicher schon mal bessere Zeiten gesehen. Aber da es der einzigste Platz am Ort ist, bleiben wir. In einer der halb zerfallenen Hütten, dürfen wir die Toilette und Dusche benutzen. Das Bad macht dann einen erstaunlich guten Eindruck, da eine neue Kloschüssel vorhanden ist und das Wasser schön heiß und mit viel Druck kommt. Das ist das wichtigste. Heißes Wasser zum Duschen. Über die Tatsache, dass es hier kein Wifi und keine Waschmaschine gibt und wir stolze 20Euro für die Nacht zahlen (im Nachhinein noch frecher, als wir auf deutlich besseren Plätzen in Bulgarien IMMER weniger zahlen) übersehen wir einfach mal. Dafür stehen wir Stadtnah unter riesigen Bäumen an einem Bach, die Kinder und Tiere können gefahrlos springen und wir dürfen hier sogar Feuer machen. Ohne Feuer hätten wir aber abends auch nicht mehr draußen sitzen können, so frisch ist es geworden.
Wir nutzen die nächsten Tage jedes Wifi in Cafes und Restaurant, die wir besuchen for free und lassen unsere Wäsche in einer Wäscherei nahe der Universität waschen und sogar trocken und zahlen dafür so wenig, wie noch nie auf der ganzen Reise. Nämlich 6Euro für drei fette Maschinen inkl. Trocknen.

Wir richten uns ein, bauen das Zelt für Bella auf und sind dann auch schnell in den Kojen. Die arme Bella friert dann nachts, trotz Schlafsack, Fleecedecken, meiner fetten Yogamatte und Mammut Luftmatratze. In der nächsten Nacht bekommt sie noch eine Decke, eine lange Unterhose und eine Wärmflasche. Damit geht es dann gut im Zelt. Wenigstens bleibt es trocken und regnet nicht. Und wir sind ab hier heilfroh über unsere gute Standheizung.

Dann starten wir unsere erste Runde durch Sophia.
Wir wollen den Bus in die Innenstadt nehmen und stellen uns dafür an die nahe Bushaltestelle an die Straße. Problem Nummer eins stellt sich hier gleich heraus.
Wir können die kyrillischen Schriftzeichen auf der Tafel nicht entziffern. 
Bella nimmt das gelassen und meint nur, dass ginge ihr seid über einem Jahr so in China.

Hier wird Reisen wieder ein wenig mehr zur Herausforderung. 
Eine Dame, die auch wartet, kommt uns dann zur Hilfe. Ohne Englisch und Bulgarisch Kenntnisse kommunizieren wir mit Händen und Füßen. Man muss den Bussen Handzeichen geben, sonst halten sie nicht. Gut, dass erst ca. 5-6 Busse an uns vorbei fuhren in den letzten 20 Minuten. Da hätten wir noch länger gewartet oder aufgegeben und ein Taxi genommen. 
Die Frau gibt dem Fahrer zu verstehen, dass wir ins Stadtzentrum wollen und steigt schon kurz darauf wieder aus. Der Kleinbus hat afrikanisches Flair. Alles klappert und das Getriebe ächzt und stöhnt. 
Die Kinder finden Bus fahren toll und auch wir finden es immer wieder spannend, die öffentlichen Verkehrsmittel in den verschiedenen Ländern und Städten zu nutzen. 
Im Zentrum der Stadt steigen wir aus und laufen zu einer der Hauptattraktionen der Stadt, der riesigen Alexander-Nevski Kathedrale. 
Wir werfen auch einen kurzen Blick hinein. Aber unsere Kinder benehmen sich recht unheilig und rennen laut durch die Kirche. So was sieht man wohl nicht gerne und wir werden mit strafenden Blicken bedacht. Also schnell wieder raus hier. Von außen ist sie auch toll anzusehen. 



Bronzene überdimensionale Löwen sind da viel interessanter und strapazierfähiger. 


Wir schlendern noch über einen nahen Flohmarkt und laufen dann durch schöne alte Straßenzüge an einer Thermalquelle vorbei zur alten Markthalle, die in ein Art Einkaufszentrum verwandelt wurde. Dort ist es warm drinnen und es gibt diverse Speisestände, an denen wir lecker zu Mittag essen.







Extra für Jim steigen wir in die Straßenbahn und fahren einige Stationen. So ist der Stadtausflug auch für ihn spannend. 
Wir erreichen die Hauptflaniermeile der Stadt, die sich von anderen Städten Europas kaum unterscheidet. Erst wenn man den Hauptweg verlässt und in die nahen Seitengassen vordringt, wird es wieder individuell und spannend. 






So erreichen wir auch die Straße, in denen man Bücher auf der Straße verkauft. Ein Relikt aus Zeiten, in denen der Buchhandel in Bulgarien fast völlig erlegen war und man quasi nur auf der Straße an Bücher heran kam. Wir entdecken sogar einige deutsche Bücher und unter anderem ein ganz kurioses Exemplar.




Dann wird es langsam echt kalt. Wir nehmen uns für den Rückweg ganz bequem ein Taxi, das hier für uns so günstig ist (10km etwa 5Euro).


Wir machen noch eine zweite Runde durch die Stadt, wobei wir den Stadtteil Boyana besuchen. Dieser liegt an den nahen Hängen des Vitosha Gebirges. 
Dort lockt die Boyana Kirche, die unter UNSECO Schutz steht. 
Von außen ein kaum spektakulärer Anblick. Aber von Innen müssen die Wandmalereien wirklich sehenswert sein. Als wir ankommen, hieß es, dass wir min. 1 Stunde warten müssen, da immer nur 8 Leute gleichzeitig in die Kirche dürfen und große Gruppen vor uns seien. Naja. Auf Warten haben wir keine Lust. Also erst mal essen gehen in einem nahen und super leckeren Restaurant mit offenen Feuer und super Blick auf die Stadt hinunter. Anselm lässt dann die Kids auf einem Spielplatz spielen und Bella und ich machen einen zweiten Anlauf für die Kirche. Wir haben Glück und dürfen gleich rein. Und keine Frage. Die Wandmalereien lohnen einen Blick. Fotografieren wieder verboten. Hier hilft nur selber besuchen und anschauen.

Anschließend laufen wir eine gute Strecke hinunter in die Stadt. Petrus meint es gut mit uns und die Sonne lässt sich blicken. Wieder nutzen wir ein Stück die Straßenbahn und schlendern noch mal durch weitere Seitengassen der Stadt. Sophia gefällt uns. Sie ist keine atemberaubende Schönheit. Aber sie hat Charme und wirklich sehenswerte Ecken.

Wir legen einen gemütlichen Pausentag auf dem Campingplatz ein, genießen die Sonne, die sich wieder blicken lässt und ein wenig Wärme bringt und grillen am Feuer.
Dann ist Bellas Zeit hier schon wieder vorbei.

Doch bevor sie auf ihren Flieger muss, ist noch Zeit, einen kurzen Ausflug in die Umgebung von Sophia zu machen.

Dafür fahren wir ein Stück den Berg hinauf in den Vitosha Nationalpark. Von dort oben hat man, am alten Funkturm, einen tollen Blick hinunter auf die Stadt.



Noch ein Stück weiter oben, erreichen wir ein besonderes Naturspektakel.
Die Zlatni Mostove, was übersetzt soviel wie Goldbrücken heißt. 
Der Name ist dem Umstand geschuldet, dass man schon im frühen Mittelalter versucht hat, hier Gold aus dem Bach zu waschen. Doch ohne großen Erfolg. Im engeren Sinne gibt es hier also weder Gold noch Brücken, sondern es handelt sich um den berühmten Steinfluss des Nationalparks. Auf einer Höhe von etwa 1350m und einer Länge von fast 200m ist das Flussbett mit riesigen Steinen gefüllt, unter denen das Wasser fließt. Das sieht wirklich beeindruckend aus. Das Verrückte ist, dass man das Wasser hört, aber an keiner Stelle durch die Steine sehen kann.

Bella und ich sehen uns das genauer an uns steigen am Fluss ein Stück den Berg hinauf und auch ein wenig über die riesigen Steine hinweg, was ein echt sportlicher Akt wird.
Die Natur formt schon immer wieder grandiose Landschaften.







Ein schöner Abschluss für Bella, die so wenigstens ein kleines bisserl von der grandiosen Natur Bulgariens zu sehen bekommt.
Dann wird es Zeit sich zu Verabschieden. Ein nächsten Treffen ist noch ungewiss, da Bella nochmal min. für über ein Jahr nach China gehen wird.
Schaut mal auf ihrem Blog vorbei, auf dem sie vom ganz normalen Alltags Wahnsinn in China berichtet.


Danke das du hier warst, Schwesterherz. Haben deinen Besuch sehr genossen und Maya summt noch Tage später immer wieder vor sich hin, Tante Bella Tante Bella Tante Bella.



Sonntag, 22. Oktober 2017

Griechenland – Meteora

Langsam aber sicher drängt uns unser grober Zeitplan gen Norden weiter zu fahren.
Nur ungern trennen wir uns von der noch immer schön warmen Küste Griechenlands und dem Mittelmeer. Wir wissen, dass es weiter oben und zudem in den Bergen, schon deutlich frischer sein wird. Da wir keinen Stress bekommen wollen und uns auf jeden Fall auch mit ein wenig Zeit die Felsen und Klöster von Meteora ansehen wollen, drücken wir heute aufs Gas und düsen über 200km gen Norden, wo wir in Kastraki das Camp Vrachos anfahren, das in Sichtweite der spektakulären Felsenwelt von Meteora liegt. Der Platz ist recht groß, sogar mit Pool (den wir am ersten Nachmittag noch nutzen...dann ist es auch hier zu frisch zum baden) und sonst allem, was man benötigt. Wir richten uns ein, denn hier haben wir wieder ein paar Tage Zeit.


Jim radelt wie ein Weltmeister über den Platz und da sein Rad ,durch die vielen Monate hinten auf dem Gepäckträger, mittlerweile in recht desolaten Zustand ist, setzt es ihn mehrfach und er zerschlägt sich übel seine Knie. Er ist ziemlich frustriert und will am liebsten ein neues Rad. Wir können im Nachbarort einen Fahrradladen finden und richten die Bremsen und Griffe an seinem Rad. Dann klappt es wieder deutlich besser.


Da wir keinerlei Infomaterial zu Meteora dabei haben, laufe ich in den Nachbarort zu einer Touristeninformation. Die ist dann aber wenig hilfreich, weil man mir hier nur eine teure geführte Tour andrehen will. Auf so was haben wir nun mal so gar keine Lust. Schon fünfmal nicht mit den Kindern. Mit denen wollen wir immer schön flexibel bleiben und jederzeit neu entscheiden können, wie wir, was wann wo machen.
Wir haben aber auch keine Lust, die Gegend NUR mit dem Laster zu erkunden und würden diesen gerne auf dem Platz stehen lassen als Basis. Die öffentlichen Verkehrsmittel scheiden in unserem Fall auch aus, da die nicht so ideal fahren und wir mit den Kids dann noch zu viel laufen müssten. Nun ist guter Rat teuer.

Ein Camp Nachbar bringt uns auf eine tolle Idee. Der hat sich einen Roller für 22Euro den Tag geliehen und sich mit seiner Frau damit die Umgebung angesehen. Leider bin ich bisher nur einmal selber Roller gefahren, in Thailand. Und ich muss sagen, besonders wohl fühlte ich mich schon dort nicht dabei. Hinten als Mitfahrerin bei Anselm, kein Thema. Das macht Spaß. Anselm hat da gut reden. Der hat ja auch den Motorradführerschein. Und mit Kind hinten drauf, traue ich mir das schon gar nicht zu. Bei Thailand Aufenthalt 2 hatten wir damals, zu dritt auf dem Roller, mit Jim einen Sturz. Es verlief zum Glück für alle glimpflich ab, Jim hatte einen Helm auf und da der Roller defekt war, konnte auch niemand von uns etwas dafür. Aber das sitzt mir wohl noch in den Knochen.
Nun gut. Dann entscheiden wir, uns die Gegend erst mal getrennt anzusehen. Anselm düst mit Jim einen Tag lang durch das Areal der Felsen Klöster und sieht sich auch eines von denen von innen an. Jimmy ist super begeistert vom Roller fahren und bekommt gar nicht genug davon. Anselm packt sogar mal beide Kids auf den Roller und fährt so morgens Brötchen holen. Dabei quietscht auch Maya vor Vergnügen. Das geht hier so in Griechenland. Nur passieren darf eben nichts. Unsere Kids haben wenigstens noch ihre Fahrradhelme auf. Die meisten griechischen Kids gar keinen.


Ich bin einfach lieber zu Fuß unterwegs. Wenn möglich, auch mal alleine. Und das geht hier mal wieder. Früh morgens, wenn die süßen Kleinen und mein Liebster noch tief schlummern, mache ich mich mit Hund Oskar auf den Weg zu den Felsen. Hier kommt mir wieder MapsMe zur Hilfe, denn alle kleine Stege und Wege sind dort verzeichnet und ich kann mich gut orientieren. Da ich ohne Plan, wohin es gehen soll, los laufe, lande ich per Glück mitten in den Felsen oberhalb der Ortschaft Kastraki und erlebe dort den Sonnenaufgang über den Felsen. 












Ich laufe weiter und komme zu einem kleinen Felsenschrein und Felsenkapellchen weit oben auf den Felsen. Dort sehe ich einige schöne Ikonen in verschiedener Form und noch ein kleines ein Stück weiter oben steht ein Eisengerüst mit Glocken.Der Blick reicht weit und tief. Wunderschön.






Ich bin ja wirklich nicht religiös und will es in herkömmlicher Weise auch überhaupt nicht sein. Aber irgendwie verleiten einen solche Plätze trotzdem zu tiefer Ehrfurcht. Was ist denn das für ein Wort??? EHRE??? FURCHT....kommt das von fürchten ??? Nein....das passt nicht. Ich denke, nicht umsonst haben sich die Mönche in früheren Zeiten solch grandios schöne Naturplätze ausgesucht für ihre Klöster und Glaubensstätten. Aber heilig in dem Sinn waren sie schon, bevor die Mönche kamen. HEILIG...kommt das von heilen??? Passen würde dies an einem solchen Platz. Denn die Natur vermag in vielerlei Hinsicht zu heilen. Indem man, bei Bedarf, Teile aus hier heraus nimmt und diese in verschiedener Weiße zu sich nimmt oder anwendet, oder indem man sich einfach in hier aufhält und versucht, sie war zu nehmen in all ihren Facetten. Dann kann sie auch heilen und beruhigen. Oder einfach beflügeln. So geht es mir heute. Unfassbar, wie schön die Welt sein kann, an solchen fantastischen Plätzen und ich bin einfach nur dankbar, hier sein zu dürfen.


DANKE UNIVERSUM, dass WIR reisen dürfen und damit an solch spezielle Plätze kommen.
Trotzdem, bleibe ich auch dankbar für die kleine Pausen OHNE meiner Familie.

SOOOO, dass musste jetzt mal wieder raus.
Es ist nicht NUR lustig 24 Stunden, 7 Tage die Woche und über 12 Monate als Familie mehr oder weniger non stopp zusammen zu sein.
Ich muss zugeben, es klappt besser, als ich mir manchmal vorher vorstellte. Aber die persönlichen Freiräume von Papa und Mama und an manchen Stellen auch die der Kinder, sind daheim anders und durch die dortigen Betreuungsmöglichkeiten (Omas, Opas, Tanten, Onkels, Freunde, Kindergarten ect.) einfach größer...so paradox das klingen mag. Wir erleben es nach vielen Monaten on Tour so.
Zudem kommt, dass wir mittlerweile auch kühlere Tage erleben, die Tage an sich kürzer werden und es abends schnell frisch wird. Alle drücken schneller und immer mehr IN den Laster hinein und dort wird es dann schnell zu eng. Auch wenn wir jede Menge Platz um uns herum haben, der Raum IN unserem Heim auf Rädern ist nur sehr begrenzt und macht den Alltag mit den Kindern dadurch manchmal recht anstrengend. Wir fangen an, unsere 90qm Wohnung daheim, mit fetter Terrasse, Garage und Werkstatt, an manchen Tagen zu vermissen und werden diese sicher, in wenigen Wochen, wieder sehr zu schätzen wissen.

Daher sind solche kleinen Auszeiten, wie ich sie heute morgen erleben durfte, so wichtig. Für Anselm sind wiederum andere Dinge wichtig. Er schläft lieber länger aus mit den Kindern (die gerade wieder unglaubliche Langschlafmützen sind und es gut und gerne bis 9:00 und länger im Bett aushalten) oder dass er sich mittags mal für ein kurzes Päuschen ablegen kann. Ich muss zwischendrin ganz raus aus dem Geschehen.
Dann kann ich meine Gedanken schweifen lassen, sortieren, neu ordnen, durchatmen, genießen...bewusst genießen und wahrnehmen und anschließend wieder vollgetankt mit Energie den Familien – und Reisealltag gelassen schaukeln.

Ich Glückspilz, komme am nächsten Morgen dann sogar nochmal los und mache noch eine schöne Runde mit Oskar hoch zu den Felsen und komme dabei an spannenden verlassenen Höhlenwohnungen und Eremitagen von alten Klöstern oben in den Steilwänden vorbei. Neben an im Kloster, sehe ich Mönche auf dem Balkon in der Sonne sitzen in ihren schwarzen Kutten und mit ihren langen Bärten. Aus Respekt, wage ich es nicht, sie zu fotografieren.
Ich versteige mich dann etwas im Fels und muss umkehren, weil da kein Weg mehr ist und es zu steil nach unten geht. Trotzdem wieder eine schöne Runde in herrlicher Natur.












Wir lernen auf dem Platz Celine aus der Schweiz kennen. Sie ist junge 25 Jahre alt und bereits seid März diesen Jahres mit ihrem Landy und Hündin allein unterwegs und war unter anderem auch in Marokko. Wir laden sie zum essen ein und erzählen uns bis spät in die Nacht von unseren Reiseerfahrungen. Anselm und ich sind ganz beeindruckt von Celine. Anselm, weil sie als Frau einen Landy fährt und sich zudem auch noch auskennt mit diesem und ich, weil sie alleine unterwegs ist. Sie macht einen wirklich taffen Eindruck, ist aber auch froh um Gesellschaft und so laden wir sie ein, uns doch am nächsten Tag zu begleiten. Wir wollen mit dem Laster zu den Klöstern hoch fahren. Ich habe ja die großen noch nicht von Nahem gesehen und würde mir gerne wenigstens eines von innen anschauen. Dann wollen wir noch eine Nacht irgendwo auf dem Gelände wild stehen. Sie ist begeistert von dem Vorschlag und so starten wir tags darauf zusammen durch.

Ich habe wirklich nicht viele Infos zu den Klöstern an sich. Es sind wohl insgesamt 24 Stück, davon sind noch sechs bewohnt und diese sind auch zu besichtigen. Die restlichen 18 Stück sind entweder zu schwer zu erreichen oder Einsturz gefährdet.
Nur eines davon beherbergt Nonnen, ansonsten leben ausschließlich Mönche in den Klöstern.
Die ersten nachgewiesenen Einsiedeleien gibt es in Metéora seit dem 11. Jahrhundert. Das Ganze ist also schon recht alt. Im Laufe der Zeit bildeten sich daraus die einzelnen Verbände und Klöster.
Zudem diente das Areal schon als Kulisse für diverse Filme, wie „James Bond 007 in tödlicher Mission“ , oder „Die Abenteuer des jungen Indianer Jones“.
Dass das Ganze unter dem Schutz der UNESCO steht, versteht sich ja irgendwie schon von selbst.

Im Grunde ist es die Natur, die uns hier fasziniert.
Aber die Klöster sind natürlich beeindruckend und so lasse ich es mir nicht nehmen, eines von Nahem anzusehen. Wir wählen das aus, dass für den James Bond Film als Kulisse diente.
Anselm will nicht noch mal mit hinein und auch Jim bleibt lieber im Laster und wartet auf uns. Celine lässt ihren Hund bei Anselm und so ziehen wir Mädels alleine los. Maya marschiert tapfer die vielen Stege und Stufen zum Kloster hinauf. Celine trägt Maya dabei immer wieder, da ich es leider nicht mehr schaffe, mit meinen Hüften und Knien, Maya über längere Strecken zu tragen.






Endlich oben angekommen, sieht man im Inneren gar nicht so viel. Mönche sehen wir z.B. gar keine. Aber gut. Die werden besseres zu tun haben, als Fotomodell für Touristen zu spielen. Das allerheiligste, die Kirche, mit ihren faszinierenden Wandmalereien, den hohen Holzstühlen an der Wand und den goldenen Messrequisiten, darf man nicht fotografieren und das wird auch überwacht.
Vom Felsen außen hat man einen wirklich schönen Blick nach unten in das Tal gen Kalambaka und natürlich hinüber zu den Felsformationen und anderen Klöstern. Man zahlt an allen Klöstern 1,50 Euro Eintritt und Frauen müssen Röcke tragen oder bekommen welche am Eingang geliehen für den Besuch des Klosters, so wie heute Celine. Männer sollten keine kurzen Hosen tragen. Ansonsten sind die Klöster an sich schon recht her gerichtet für den Tourismus.














Wir drehen mit den Fahrzeugen über die breite Straße noch eine große Runde durch das Gelände, halten einige Male um schöne Bilder zu machen und haben dann genug vom Touristentrubel. Wir suchen uns ein, wenig abseits aber noch in Sichtweite zu den Felsen, ein Platzerl für die Nacht.












Ich nutze die Chance und laufe am nächsten Morgen nochmal eine schöne Runde zu Fuß und sehe mir das Monks Prison an. Eine riesige hohe Höhle mit uralten Eremitagen. Dabei habe ich wieder tolle Ausblicke auf die anderen Klöster und die Felsformationen und komme durch wunderschöne Eichenwälder.












Auf den ganzen Wegen und Stegen, die ich in den letzten Tagen gegangen bin (immer jeweils ca. 2-3 Stunden), sind mir kaum bis keine anderen Menschen begegnet. Die lassen sich lieber mit den großen Reisebussen direkt vor die Klöster chauffieren, um sich dann mit hunderten anderen durch die engen Räume zu schieben. Da bin ich doch lieber hier draußen alleine unterwegs und gucke mir die kleinen feinen Dinge von Meteora an.
Anselm und Celine gabeln mich wenig später an der Straße wieder auf.

Wir machen nur ca. 10km weiter, an der sogenannten Theopetra Höhle, den nächsten Halt. An dieser Höhle befindet sich das älteste von Menschen errichtete Bauwerk der Welt. Es handelt sich hierbei um eine Steinmauer, die zwei Drittel des Eingangs der Höhle verschließt. Sie wurde vor 23.000 Jahren errichtet.
Wir kommen an und das Gelände ist heute geschlossen. Toll. Wir drücken uns am Zaun vorbei und können oben durch ein Gitter einen Blick in die Höhle und die Mauerreste werfen. Auf den ersten Blick nichts besonderes. Nur wenn man weiß, wie alt die Mauerreste sind, dann wird es zu etwas besonderem.

Nun düsen wir weiter gen Nordwest und erreichen über die Autobahn zügig die Bucht von Thessaloniki. Dort suchen wir uns einen Platz am Strand und verbringen unseren letzten Abend mit Celine, die von hier aus morgen direkt nach Thessaloniki rein fahren wird und wir einiges an Strecke vor uns haben Richtung Sophia in Bulgarien.
War schön mit dir Celine. Danke.
Nachts haben wir einen richtigen Sturm und es kühlt merklich ab. Wir checken das Wetter für Sophia und leider lässt das nichts gutes ahnen. Es wird kalt. Bäääähhhh.
Irgendwie hatten wir die Hoffnung, dass es noch länger warm bleiben würde. Nun gut. So ist es eben. Muss ja auch nicht so bleiben.
Wir verabschieden uns von Celine und machen uns auf den Weg gen Norden.




Griechenland hat es dieses Mal gut gemeint mit uns und wir haben Lust auf mehr bekommen. So wird Griechenland in den nächsten Jahren sicher einmal mehr zu unseren Reisezielen zählen.

Wir kommen sicher wieder.