Sonntag, 19. Februar 2017

Marokko – Westsahara

Vom Draa Delta fahren wir über die N1 und El Quatia, wo wir noch mal Lebensmittel und Wasser auffüllen und die Männer zum Barbier gehen, weiter gen Süden.
Wir parken unweit der Straße direkt an der Steilküste für die Nacht und als wir uns die Abbruchkante genauer ansehen, stellen wir fest, dass wir wieder direkt an einem Felsentor stehen. Nur hinunter kommt man hier nicht. Es geht viele Meter absolut steil hinab und wir passen gut auf Kinder und Hunde auf, dass sie der Kante nicht zu nah kommen. Unten donnert die Brandung gegen die Felsen spritzt in weißen Gischtwellen die Felsen hinauf.





Wir fahren an der Steilküste weiter gen Süden und direkt neben der Straße sehe ich am Tag darauf ein riesiges Loch im Boden. Wir halten und sehen uns das Loch näher an. Hier hat das Meer die Steilküste von unten ausgewaschen und irgend wan ist dann ein großes Stück einfach hinab gebrochen und hat dieses Loch gebildet. Vorne ist eine Öffnung zum Meer hin wo dann unter lautem Getöse die Brandung hinein spült. Ein irres Schauspiel.





Im Reserve Naturelle Naila haben wir einen Stellplatz mit wunderschöner Aussicht, die erst bei Ebbe so richtig interessant wird. Dann kann man auf den kleinen Grasinseln der Lagune viele verschiedene und auch seltene Vögel sehen. Wir kennen uns leider nicht aus. Aber Flamingos, Kraniche und diverse Möwen konnten auch wir erkennen.
Die Sanddünen im Hintergrund bilden einen wundervollen Kontrast zur Lagune und hier könnte man es auch länger aushalten.
Am Platz wird abends von einem Wärter der Fiche und 20DH Stellplatzgebühr eingesammelt. Außerdem kam hier abends auch noch die Polizei vorbei, die dann auch nochmal einen Fiche wollte und sich für den Grund unserer Reise und unsere Berufe interessierte. Man merkt, dass wir uns nun im Gebiet der Westsahara befinden und man Reisende genauer beobachtet, wie in anderen Teilen Marokkos. Es ist ratsam genug Kopien vom Fiche dabei zu haben, da wir in den nächsten Tagen noch einige davon brauchen.





Auf der Strecke vom Reserve Naturelle Naila bis Tarfaya haben wir den ersten noch leichteren Sandsturm. 



Kurz vor Tarfaya fahren wir den einfachen aber schönen Campingplatz Villa Bens, der direkt an der N1 liegt an. Hier merken wir den Sandsturm dann schon mehr. Ich nutze die gute Waschmaschine von dem Platz und habe dann richtig Pech, weil es gerade, als ich die Wäsche aufhängen will, anfängt wie aus Kübel zu Regnen und es die nächsten Stunden auch nicht aufhört. Der Besitzer des Platzes meint, es würde hier nur ein bis zweimal im Jahr so heftig regnen wir heute. Sauber. Gegen Abend hört es dann auf und nun ist wenigstens die Luft Sand frei und klar. Die Wetterpause nutzen wir und machen einen schönen Spaziergang mit den Kindern an den Strand. Ich kann die Wäsche unter einem baufälligen Dach aufhängen, das dem Regen nur wenig entgegen zu setzten hat. Nachts fängt es wieder an zu stürmen und als der Sand davon trocken wird, ist die Luft wieder voll Sand und dieser bald überall im Laster und auf der frischen Wäsche.




Der Sandsturm wird am nächsten Tag so heftig, dass wir beim Fahren der Strecke von Tarfaya bis Laayoune über die N1 (die schönere Strecke direkt am Strand entlang ist gerade wegen Bauarbeiten gesperrt) zum Teil kaum mehr etwas sehen vor lauter Sand und da wir heftigsten Gegenwind haben, muss der Laster die ganze Zeit auf voller Leistung fahren und braucht mal eben 80Liter Diesel auf 100km...kurz vor Laayoune bleiben wir stehen, weil der Motor ausgeht. Anselm steigt etwas verwundert und nervös aus und kommt dann völlig verblüfft wieder zurück. Der Tank war leer. Kein Wunder. Der Laster hat ja auch eben mal das 4fache von dem gebraucht, wie sonst. Also umschalten auf den anderen Tank und weiter geht es. 




Als wir durch Laayoune hin durch fahren regnet es wieder, dass die Scheibenwischer es nicht mehr verwischen. WAHNSINN... in Foum el Qued ca. 20km hinter Laayoune wollen wir auf einem großen leeren Parkplatz vor der Strandpromenade über Nacht stehen bleiben. Doch keine ½ Stunde später werden wir von einem freundlichen aber sehr bestimmten Polizisten aus Sicherheitsgründen auf den örtlichen Campingplatz verwiesen. Das wir 6 Hunde dabei haben und allein schon deswegen in keinster Weise um unsere Sicherheit besorgt sind, interessiert ihn nicht. Also gut. Der Platz Camping Nil hat definitiv bessere Zeiten gesehen. Warme Duschen gibt es nicht. Und als Anselm sich die völlig verschmutzten und verwahrlosten Toiletten ansieht, meint er nur, da leeren wir noch nicht mal unser Portapotti hinein. Feldmann, der Hund von Ralph, holt sich aus der Toilette erst mal eine Ratte zum Abendessen. Lecker. Auf dem Platz liegt jede Menge Hundescheiße und tote Ratten herum. Pfui. Das wir dafür 40DH zahlen sollen ist schon fast unverschämt. Wir bleiben hier nur über Nacht und sind am nächsten Morgen schnell abfahrbereit.




Nun geht es durch völlig ebene, trockene und öde Landschaft weiter an der Küste entlang bis in das ca. 200km entfernte Boujdour. Ca. 20km weiter südlich fahren wir rechts eine Teerstraße hinab zu einem wirklich herrlich schönen und einsamen Strand. Von oben kann man die zwei Schiffswracks, die hier liegen, schon sehen.
Wir fahren unsere Fahrzeuge vor bis in die erste Reihe des Strandes und bleiben im Tiefsand mit exklusiven Blick auf den Sandstrand und das Meer, das hier erstaunlich ruhig ist, stehen. Kinder und Hunde jagen sofort wie wild durch den Sand und gleich ist klar, hier bleiben wir auf jeden Fall länger als einen Abend.
Klar machen wir Strandspaziergänge und erkunden das eine nähere Schiffswrack. Jim bandelt wieder mit jungen marokkanischen Anglern an, darf bei ihnen bleiben und ihnen zusehen, wird bespaßt von ihnen und ist glücklich dabei.
Anselm versucht hier auch wieder vergeblich sein Angelglück und kommt dabei mit einem Marokkaner ins Gespräch (und meint dann anschließend, wenn er schon nichts fängt, aber zum Kontakt bekommen zu den Leuten sei das Angeln super ;-) ), der sich dann als der Chef der Militäreinheit oberhalb vom Strand heraus stellt.
Die Jungs und er helfen einem französischem Ehepaar und ihrem 4x4 Sprinter aus dem Tiefsand und bekommen dafür eine 1/2 Flasche Whiskey von diesem geschenkt, die dann auch gleich mit dem Marokkaner zusammen geleert wird.
Allein an dem Strand und dem oberen Checkpoint verpulvern wir wieder 3 von unseren Fichekopien.













Als wir weiter fahren, bleibt Philipp an dem Strand zurück. Er fährt doch lieber alleine weiter. So ist unsere Gruppe wieder geschrumpft.
Wir schrubben die 350km durch Topf ebene und recht langweilige Landschaft nach Dakhla in einem Tag runter.
Dakhla hat nur einen Campingplatz. Campiste Moussafir. Dieser war sicher mal ein guter Platz, der direkt an der Lagune liegt. Nun ist dieser aber sehr herunter gewirtschaftet und für warme Duschen muss man pro Person 10DH extra bezahlen. Wir bleiben eine Nacht, versorgen uns mit allem üblichen und verlassen den Platz anschließend wieder.
In Dakhla nutzen wir den großen Souk und einen lokalen sehr gut sortierten Supermarkt, um unsere allgemeinen Vorräte noch mal gut zu füllen. In Mauretanien soll es allgemein deutlich weniger geben als in Marokko. Also kaufen wir auch noch mal großzügig Dinge wie Pampers, diverse Hygieneartikel und haltbare Lebensmittel ein. Nur trockenes Hundefutter können wir hier keines bekommen. Zum Glück haben wir da einen 10Kilo Sack in Agadir gekauft, der bis in den Senegal reichen sollte.








Wir fahren wieder ein Stück (ca. 9km) nördlich aus der Stadt heraus und parken unserer Fahrzeuge auf der Lagunenseite wunderschön über dem Meer.
Einen Tag ist es relativ Windstill und so können wir in der ruhigen Lagune sogar ein bisschen im Wasser planschen und den herrlich weißen Sand des Strandes zum sandeln nutzen. Jim angelt wieder mit Marokkanern und als wir diesen ihre Smartphones und Taplets aufladen, schenken sie uns einen ganzen Eimer voll Fisch, den wir tags darauf grillen.










Leider wird der Wind über Nacht wieder viel zu stark und so wird es draußen mehr wie ungemütlich. Vor allem mit Maya bleiben wir daher eher IM Laster. Wir werden weiter fahren und hoffentlich wieder windgeschütztere Plätze finden.
Da Oliver sich schon vor ein paar Tagen am Knie verletzt hat und seine Schmerzen in diesem nicht besser sondern schlechter werden, haben er und Sandra beschlossen, nicht weiter nach Mauretanien, sondern von hier aus wieder gen Norden zu fahren. Ralf wird sie begleiten. Wir bedauern dass alle sehr, da wir ein tolles Team auch für geplante Wüstentouren in Mauretanien gewesen wären. Aber die Gesundheit geht natürlich vor. So werden wir ab morgen alleine weiter gen Süden und nach Mauretanien fahren. Wir werden sehen, in wie fern wir dann noch die Wüstentour in Mauretanien angehen. Jetzt kommt erst mal die erste RICHTIGE Grenze auf unserer Tour. Es bleibt spannend.

WESTSAHARA:
Anfang der siebziger Jahre strebten nationalistisch gesinnte Sahraoui die Unabhängigkeit Spanisch-Sahara an.
Algerien, Mauretanien und Marokko hatten inzwischen das Gebiet für sich beansprucht.
Ende 1975 veranlasste der marokkanische König Hassan 2. eine umfassende, gewaltfreie Invasion von Spanisch – Sahara, den so genannten grünen Marsch. Spanien erklärte sich einverstanden, das Gebiet an Mauretanien und Marokko abzutreten und zog sich 1976 zurück.

Daraufhin wurden zwei Drittel des ehemaligen Spanisch – Sahara von Marokko, der Rest von Mauretanien besetzt. Algerien protestierte gegen die Aufteilung und unterstützte die Befreiungsbewegung Polisario, die durch Anschläge und einen Untergrundkampf Mauretanien soweit brachten, sich 1979 aus der Westsahara zurück zuziehen. Daraufhin annektierte Marokko das gesamte Gebiet. 1991 wurde zwischen der Polisario und Marokko ein Waffenstillstand geschlossen. Seitdem wird über eine politische Lösung verhandelt. Bisher ohne Erfolg.

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