Über
die N10, eine breit ausgebaute doppelspurige Schnellstraße, haben
wir die ca. 90km nach Taroudannt schnell geschafft. Hier ist es
gleich spürbar wärmer als an der Küste.
Dort
fahren wir wieder den uns bereits bekannten bewachten Stellplatz an
der Stadtmauer an. Gegenüber davon befindet sich ein schöner
Spielplatz und eine Parkanlage. Ideal zum Austoben lassen der Kinder
und zum Gassi gehen mit Hund Oskar. Nur mit Katze Miam ist es hier
schwierig, da der Parkplatz direkt offen an eine Straße anschließt,
die zwar nicht gerade viel befahren ist, aber eben doch genutzt wird.
Also müssen wir zusehen, trotz der hohen Temperaturen, die Türe der
Kabine geschlossen zu halten. Wir werden nur eine Nacht bleiben. Da
sollte dies kein allzu großes Problem sein. Wir sind das direkt
Stehen in einer Stadt nur kaum gewohnt. Die Nachtgeräusche einer
Stadt und die hohen Temperaturen lassen vor allem mich nur wenig
schlafen.
Am
nächsten Vormittag nehmen wir uns wieder eine der Kutschentaxis in
die Medina von Taroudannt. Dort suchen wir den Souk auf.
Freitagmittag ist nicht gerade der ideale Zeitpunkt für eine
Shoppingtour, da natürlich viele der kleinen Läden geschlossen
haben. Da aber noch genug geöffnet sind, ist es uns so fast recht,
da wir dann mit den Kids mehr Ruhe haben.
Wir
machen uns auf die Suche nach ein paar Schuhen für Anselm und mich.
Wir werden fündig und sind ganz begeistert von Qualität und Preisen
der Schuhe. Kein Wunder. Der Schuhmacher liefert auch an Läden in
Deutschland und Frankreich. Wir gehen noch etwas essen und dann ist
die Geduld der Kinder schon wieder ausgereizt. Wir konnten nicht
alles bekommen was wir besorgen wollten. Aber nörgelnde Kinder sind
es nicht wert, weiter nach Dingen zu suchen, die dann doch nicht so
wichtig sind. Wir sind noch ein paar Wochen in Marokko und da werden
wir sicher an anderer Stelle noch das ein oder andere finden. Wir
verabschieden uns wieder von dem schönen, gemütlichen und
authentischen Städtchen Taroudannt und machen uns noch heute
Nachmittag auf den Weg zum Tizi n Test Pass hoch in den Atlas. Es ist
wirklich heiß hier unten (gute 38°) und wir freuen uns auf die
frischeren Temperaturen in der Höhe.
Erst
geht es noch etwa 50km über die breite N10 und dann biegen wir links
auf eine schmale Straße, die auf die weit sichtbaren Bergzüge des
hohen Atlas zu hält. Bald wird es merklich steiler und über
unzählige Kurven und Serpentinen windet sich die Straße, unter
anderem auch recht ausgesetzt, die Berge hinauf. An manchen Stellen
weiter oben, ist die Straße dabei in recht schlechtem Zustand. Aber
man ist sichtlich darum bemüht, diesen zu verbessern. Wir erreichen
zügig die Passhöhe auf über 2093m und sind dann ein wenig
enttäuscht, da wir heute, durch die diesige Wetterlage, kaum
Weitsicht haben.
Wir
fahren auf der anderen Seite wieder ein Stück den Berg hinunter und
finden in dem kleinen Ort Idni einen schönen freien Stellplatz an
einem verlassenen Bergrestaurant. Die Landschaft und die Temperaturen
gefallen uns hier so gut, dass wir einen Pausentag einlegen. Der Ort
liegt mitten in reifen Kornfeldern, die sich teils an steilere
Berghänge schmiegen oder auf terrassenartigen Ebenen angelegt worden
sind. Wir sehen den Frauen zu, wie sie in einfachster Handarbeit mit
Sicheln die Kornähren ernten und zu Bündeln binden. Wir haben das
Gefühl ca. 150 Jahre in der Zeit zurück gereist zu sein. Leider
lassen sich die Frauen nicht fotografieren und da ich kein Freund
davon bin, Menschen gegen ihren Willen fotografisch festzuhalten,
habe ich nur Bilder von den Kornfeldern.
Die Gegend scheint überhaupt
recht fruchtbar zu sein und wird landwirtschaftlich gut genutzt. Wir
machen eine kleine Wanderung und sehen dabei Walnuss -, Feigen -,
Aprikosen -, Kirschen -, Mandel -, und Arganbäume. Zudem jede Menge
blühender Oleander, Thymian, Lavendel und Rosmarin. Auch die Kakteen
tragen Blüten und Früchte. Und die Bienen hier oben, die hier
überall in weißem Bienenkisten gehalten werden und deren leckeren
Honig man erstehen kann, freuen sich über die blühenden Wildkräuter
wie den Mohn, Diestel und die Malve. Wir können einem Imker bei
seiner Arbeit zu sehen und dürfen ihn auch fotografieren.
Für
uns mag das alles recht romantisch erscheinen. Doch für die
Menschen, die hier leben, ist der Alltag sicher ein harter mit viel
körperlicher Arbeit verbunden. Und im Winter wird es auch hier für
einige Wochen und Monate kalt und es gibt Schnee.
Jim
spielt mit den Dorfjungs Fußball und Maya, die sicher gerade sehr
für die Legokiste ihres großen Bruders begeistert, bekommt
Gesellschaft von zwei Mädels, die uns dann so sympathisch sind, dass
wir die Bastelkiste der Kinder ausmisten und ihnen einen ganzen
Schwung Stifte und Papier überlassen.
Dann
geht es ein Stück weiter runter zur Tin Mal Moschee. Dieses Bauwerk,
aus dem Jahre 1154, wird aufwendig restauriert und da es nicht mehr
als Moschee genutzt wird, dürfen es auch Ungläubige besichtigen.
Diese Gelegenheit nutzen wir, da wir in Marokko sonst keine Moschee
von innen zu sehen bekommen. Ein wunderschönes Baumwerk und für
eine kurze ausreichende Zeit, finden es auch unsere Kinder lustig
zwischen den Säulen umher zu laufen und eine Eule in den Balken oben
unter dem Dach zu beobachten.
Kurz
unterhalb der Moschee verläuft ein Wasserführender Fluss und die
einheimischen Menschen nutzen diesen zum sonntäglichen Waschtag. Wir
legen dort unsere Mittagspause ein. Es herrscht ein buntes Treiben,
Lachen, Planschen, Waschen, Kochen, Essen und Baden. Wir werden super
freundlich willkommen geheißen und ich gehe mit den Kids so gleich
an das Wasser. Jim wird von den Kindern sofort in ihre Mitte genommen
und sie springen gemeinsam von einem Felsen in das kühle Wasser. Ein
riesiger Spaß. Nach dem Mittagessen wiederholen wir das gleich
nochmal.
Dann fahren wir noch ein Stück weiter hinab vorbei an
vielen Lehmdörfern, die uns weiterhin das Gefühl vermitteln, in der
Zeit in die Vergangenheit gereist zu sein. Wir kommen an riesigen
blühenden Oleanderwäldern und reisenden Bergflüssen vorbei. Bei
Moulay Brahim, einem Wahlfahrtsort, legen wir nochmal eine Pause ein.
Hier stehen Tische und Stühle mit Sonnenschirmen direkt am
Wasserlauf eines Flusses und wir lassen Jim nochmal planschen,
trinken Tee und essen eine Kleinigkeit. Ich kaufe einem alten Mann
für einen fairen Preis eine wunderschöne weiße Steindruse ab und
muss dann weitere lästige Souvinierverkäufer abwimmeln.
Wir
fahren nun in einem Bogen an Marrakesch vorbei, da wir dieses Mal
keinen dringenden Grund haben, nochmal in die bunte, laute und volle
Stadt zu fahren.
Wir
kaufen eine riesige Wassermelone am Straßenrand und genießen die
bei Sidi Rahal, wo wir in einem Kornfeld einen Stellplatz für die
Nacht finden. Da die Melone so riesig ist, freut sich ein vorbei
kommender Schäfer über die eine Hälfte der Melone. Und hier unten
ist es auch gleich wieder wärmer als in den Bergen.
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