Samstag, 10. Juni 2017

Marokko gen Norden – Taroudannt – Hoher Atlas Tizi n Test

Über die N10, eine breit ausgebaute doppelspurige Schnellstraße, haben wir die ca. 90km nach Taroudannt schnell geschafft. Hier ist es gleich spürbar wärmer als an der Küste.
Dort fahren wir wieder den uns bereits bekannten bewachten Stellplatz an der Stadtmauer an. Gegenüber davon befindet sich ein schöner Spielplatz und eine Parkanlage. Ideal zum Austoben lassen der Kinder und zum Gassi gehen mit Hund Oskar. Nur mit Katze Miam ist es hier schwierig, da der Parkplatz direkt offen an eine Straße anschließt, die zwar nicht gerade viel befahren ist, aber eben doch genutzt wird. Also müssen wir zusehen, trotz der hohen Temperaturen, die Türe der Kabine geschlossen zu halten. Wir werden nur eine Nacht bleiben. Da sollte dies kein allzu großes Problem sein. Wir sind das direkt Stehen in einer Stadt nur kaum gewohnt. Die Nachtgeräusche einer Stadt und die hohen Temperaturen lassen vor allem mich nur wenig schlafen.
Am nächsten Vormittag nehmen wir uns wieder eine der Kutschentaxis in die Medina von Taroudannt. Dort suchen wir den Souk auf. Freitagmittag ist nicht gerade der ideale Zeitpunkt für eine Shoppingtour, da natürlich viele der kleinen Läden geschlossen haben. Da aber noch genug geöffnet sind, ist es uns so fast recht, da wir dann mit den Kids mehr Ruhe haben.
Wir machen uns auf die Suche nach ein paar Schuhen für Anselm und mich. Wir werden fündig und sind ganz begeistert von Qualität und Preisen der Schuhe. Kein Wunder. Der Schuhmacher liefert auch an Läden in Deutschland und Frankreich. Wir gehen noch etwas essen und dann ist die Geduld der Kinder schon wieder ausgereizt. Wir konnten nicht alles bekommen was wir besorgen wollten. Aber nörgelnde Kinder sind es nicht wert, weiter nach Dingen zu suchen, die dann doch nicht so wichtig sind. Wir sind noch ein paar Wochen in Marokko und da werden wir sicher an anderer Stelle noch das ein oder andere finden. Wir verabschieden uns wieder von dem schönen, gemütlichen und authentischen Städtchen Taroudannt und machen uns noch heute Nachmittag auf den Weg zum Tizi n Test Pass hoch in den Atlas. Es ist wirklich heiß hier unten (gute 38°) und wir freuen uns auf die frischeren Temperaturen in der Höhe.







Erst geht es noch etwa 50km über die breite N10 und dann biegen wir links auf eine schmale Straße, die auf die weit sichtbaren Bergzüge des hohen Atlas zu hält. Bald wird es merklich steiler und über unzählige Kurven und Serpentinen windet sich die Straße, unter anderem auch recht ausgesetzt, die Berge hinauf. An manchen Stellen weiter oben, ist die Straße dabei in recht schlechtem Zustand. Aber man ist sichtlich darum bemüht, diesen zu verbessern. Wir erreichen zügig die Passhöhe auf über 2093m und sind dann ein wenig enttäuscht, da wir heute, durch die diesige Wetterlage, kaum Weitsicht haben.









Wir fahren auf der anderen Seite wieder ein Stück den Berg hinunter und finden in dem kleinen Ort Idni einen schönen freien Stellplatz an einem verlassenen Bergrestaurant. Die Landschaft und die Temperaturen gefallen uns hier so gut, dass wir einen Pausentag einlegen. Der Ort liegt mitten in reifen Kornfeldern, die sich teils an steilere Berghänge schmiegen oder auf terrassenartigen Ebenen angelegt worden sind. Wir sehen den Frauen zu, wie sie in einfachster Handarbeit mit Sicheln die Kornähren ernten und zu Bündeln binden. Wir haben das Gefühl ca. 150 Jahre in der Zeit zurück gereist zu sein. Leider lassen sich die Frauen nicht fotografieren und da ich kein Freund davon bin, Menschen gegen ihren Willen fotografisch festzuhalten, habe ich nur Bilder von den Kornfeldern.










Die Gegend scheint überhaupt recht fruchtbar zu sein und wird landwirtschaftlich gut genutzt. Wir machen eine kleine Wanderung und sehen dabei Walnuss -, Feigen -, Aprikosen -, Kirschen -, Mandel -, und Arganbäume. Zudem jede Menge blühender Oleander, Thymian, Lavendel und Rosmarin. Auch die Kakteen tragen Blüten und Früchte. Und die Bienen hier oben, die hier überall in weißem Bienenkisten gehalten werden und deren leckeren Honig man erstehen kann, freuen sich über die blühenden Wildkräuter wie den Mohn, Diestel und die Malve. Wir können einem Imker bei seiner Arbeit zu sehen und dürfen ihn auch fotografieren.









Für uns mag das alles recht romantisch erscheinen. Doch für die Menschen, die hier leben, ist der Alltag sicher ein harter mit viel körperlicher Arbeit verbunden. Und im Winter wird es auch hier für einige Wochen und Monate kalt und es gibt Schnee.
Jim spielt mit den Dorfjungs Fußball und Maya, die sicher gerade sehr für die Legokiste ihres großen Bruders begeistert, bekommt Gesellschaft von zwei Mädels, die uns dann so sympathisch sind, dass wir die Bastelkiste der Kinder ausmisten und ihnen einen ganzen Schwung Stifte und Papier überlassen.

Dann geht es ein Stück weiter runter zur Tin Mal Moschee. Dieses Bauwerk, aus dem Jahre 1154, wird aufwendig restauriert und da es nicht mehr als Moschee genutzt wird, dürfen es auch Ungläubige besichtigen. Diese Gelegenheit nutzen wir, da wir in Marokko sonst keine Moschee von innen zu sehen bekommen. Ein wunderschönes Baumwerk und für eine kurze ausreichende Zeit, finden es auch unsere Kinder lustig zwischen den Säulen umher zu laufen und eine Eule in den Balken oben unter dem Dach zu beobachten.







Kurz unterhalb der Moschee verläuft ein Wasserführender Fluss und die einheimischen Menschen nutzen diesen zum sonntäglichen Waschtag. Wir legen dort unsere Mittagspause ein. Es herrscht ein buntes Treiben, Lachen, Planschen, Waschen, Kochen, Essen und Baden. Wir werden super freundlich willkommen geheißen und ich gehe mit den Kids so gleich an das Wasser. Jim wird von den Kindern sofort in ihre Mitte genommen und sie springen gemeinsam von einem Felsen in das kühle Wasser. Ein riesiger Spaß. Nach dem Mittagessen wiederholen wir das gleich nochmal. 





Dann fahren wir noch ein Stück weiter hinab vorbei an vielen Lehmdörfern, die uns weiterhin das Gefühl vermitteln, in der Zeit in die Vergangenheit gereist zu sein. Wir kommen an riesigen blühenden Oleanderwäldern und reisenden Bergflüssen vorbei. Bei Moulay Brahim, einem Wahlfahrtsort, legen wir nochmal eine Pause ein. Hier stehen Tische und Stühle mit Sonnenschirmen direkt am Wasserlauf eines Flusses und wir lassen Jim nochmal planschen, trinken Tee und essen eine Kleinigkeit. Ich kaufe einem alten Mann für einen fairen Preis eine wunderschöne weiße Steindruse ab und muss dann weitere lästige Souvinierverkäufer abwimmeln.














Wir fahren nun in einem Bogen an Marrakesch vorbei, da wir dieses Mal keinen dringenden Grund haben, nochmal in die bunte, laute und volle Stadt zu fahren.

Wir kaufen eine riesige Wassermelone am Straßenrand und genießen die bei Sidi Rahal, wo wir in einem Kornfeld einen Stellplatz für die Nacht finden. Da die Melone so riesig ist, freut sich ein vorbei kommender Schäfer über die eine Hälfte der Melone. Und hier unten ist es auch gleich wieder wärmer als in den Bergen.

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