Donnerstag, 24. August 2017

Marokko gen Norden – Tanger – Cap Spartel – Fährüberfahrt nach Genua

Von Akchour geht es nun zur unserem letzten Ziel in Marokko. Nach Tanger.
Dort fahren wir wieder den selben Marjane Supermarkt an, wie vor knapp sieben Monaten am Beginn unserer Reise durch Westafrika. Wir decken uns dort noch mit ein paar Dingen wie Arganöl ein (ich weiß, da gebe es günstigere Plätze wie den Marjane Supermarkt, aber wir haben es vorher ein wenig verpasst uns einzudecken und es bleibt hier trotzdem deutlich günstiger, als bei uns daheim in Deutschland). Im Decathlon neben an, gibt es noch mal eine Runde neue Badebekleidung und FlipFlops für alle. Der Sommer ist ja noch länger.

Dann fahren wir den Miramonte Campingplatz an. Leider hat dieser keine Waschmaschine, dafür WELAN, das gut läuft. Ich wasche ein paar Dinge von Hand aus und verschiebe die große Wäsche auf einen hoffentlich gut ausgestatteten Platz in Österreich/Villach.
Anselm nutzt am nächsten Tag mit den Kindern das Freibad oberhalb des Platzes, das zwar teuer ist, aber sich nicht wieder zu einem Bad des Schreckens entwickelt.

Ich nutze die Ruhe und räume, packe und putze den Laster für die Fährüberfahrt nach Europa Italien Genua in zwei Tagen und bestelle auf den letzten Drücker letzte Dinge, die die Omas, in ein paar Tagen, mit nach Villach mit bringen dürfen.
Wir werden drei Nächte und zwei volle Tage auf der Fähre sein und haben Hund und Katze mit in der Kabine. Da muss schon überlegt sein, was alles mit muss, da wir während der Fahrt ja keinen Zugang haben zum Laster.
Zudem sortiere ich unser dekoratives Frontfenster aus und demontiere die ein oder andere kuriose Verzierung am Laster, wie Totenköpfe von Hunden, die Anselm mal irgendwo aufgesammelt hat. Wir wollen in Europa dann doch nicht noch mehr auffallen, als wir es sowieso schon tun.

Wir sind ein wenig nervös, da wir trotz mehrmaligen Nachfragen bisher kein Testergebnis für die Titerbestimmung von Miam haben und hoffen nun einfach, dass es so laufen wird wie beim letzten Mal Einreisen von Afrika nach Europa. Da hat uns nämlich niemand kontrolliert. Aber blöd ist es trotzdem, wenn man an alles gedacht, alles organisiert und erledigt und bezahlt hat und dann das Ergebnis nicht bekommt.


Nun wollen wir uns noch den Nordwestlichsten Punkt Afrikas ansehen. Das Cap Spartel.
Auf dem Weg dorthin kommen wir durch Parkähnliche Villenviertel. Hier scheint richtig Geld vorhanden zu sein. Am Cap hat man dann einen schönen Blick bis hinüber nach Spanien, dass zum Greifen nah scheint (von Tanger nur 14km nach Tarifa).




Gegen ein kleines Trinkgeld dürfen wir auf das Gelände des Leuchtturmes, von wo aus man noch einen besseren Blick hat.






Wir fahren an der Küste ein Stück gen Süden. Gehen lecker in einem einfachen lokalen Strandrestaurant essen, lassen noch einen Ölwechsel machen und den Laster abschmieren und finden auf dem sehr einfachen Camp Achakkar einen Stellplatz für die letzte Nacht in Marokko. Hier hätten wir noch die Hercules Grotten besichtigen können, aber wir sind abends so erledigt, dass wir schlussendlich darauf verzichten und lieber früh schlafen gehen. Der morgige Tag wird sicher anstrengend. Und ich werde damit leider recht behalten.

Morgens nutzen wir die wirklich einfachen sanitären Anlagen des Platzes (der ansonsten eher wie ein Parkplatz wirkt, der auch als Müllhalde genutzt wird. Wir finden daher 12Euro leicht überzogen) und machen uns nach einem schnellen Frühstück auf den Weg in die Stadt. Wir wollen noch letzte Dinge in der Medina von Tanger besorgen und uns den Fischerhafen ansehen.
Einen Strategisch günstigen Parkplatz oberhalb der Medina finden wir zügig und machen uns dann zu Fuß auf den Weg.

Und dann lassen wir uns am letzten Tag, nach sieben Monaten Afrika, doch noch mal von einem Schlepper abschleppen und essen am Ende nicht dort, wo wir ursprünglich hin wollten, nämlich an den Fischerhafen zum frischen Fisch essen. Irgendwie hört man nie auf zu lernen und es wird mal wieder klar, dass man, auch nach viel Erfahrung, immer wieder in die geschickten Touristenfallen steigt und es erst so richtig checkt, wenn man schon im Restaurant sitzt und bestellt und dann nicht mehr so leicht raus kommt aus der Nummer. 

Anschließend wimmeln wir aber alle ab, laufen alleine durch die Medina, die Fischhalle und besuchen schlussendlich doch noch den wirklich sehenswerten Fischerhafen, der vor allem für Jim wirklich interessant ist. Er darf genau hin sehen und auch anfassen. Die Fischer sind ganz angetan von ihm und lassen sich demonstrativ gerne mit ihm ablichten.
Leider sind wir schon satt und bedauern dass ein wenig bei dem Anblick der leckeren Fischgerichte in den zahlreichen Grillbuden.


















Vom Hafen nehmen wir ein Taxi wieder hoch in die Medina und kaufen hier noch mal Feigen, Datteln, eingelegte Oliven und Angelzubehör für Jim.




Es ist sehr heiß heute und Maya hat dann auch noch Durchfall und scheißt auf Anselms Schulter sitzend über ihn und den Rucksack hinweg. Mitten in der Medina müssen wir sie völlig ausziehen und mit Feuchttüchern reinigen. Ein hilfsbereiter Marokkaner stellt uns zwei Flaschen Wasser und eine Tüte für den Müll hin. Schweiß gebadet kommen wir am Laster an. Mir ist ganz schlecht von der Hitze und wir lassen das ein oder andere, was wir ursprünglich noch besorgen wollten, sein. Jetzt wird klar, dass wir uns für den letzten Tag definitiv zu viel vorgenommen haben. Wir machen uns auf den Weg Richtung Fährhafen, was auch noch mal ca. 80km aus macht.

Auf dem Weg dorthin halten wir dann doch noch mal und nehmen an der Straße 20Kilo Orangen für 10Euro, Olivenöl und zwei große Tajine mit. Oskar lassen wir noch schnell scheißen gehen und dann kommen wir in Tanger Med am Hafen an.
Schnell sind wir in der langen Schlange für Ausreisestempel und Zoll. Dieser ist zügig passiert und auch unsere Drohne wird anstandslos entplombt.
Und dann geht die nächsten 3 Stunden kaum was vorwärts, denn jedes Fahrzeug muss durch den Scanner. Sehr zäh und mühselig, weil alle Fähren nur von einem Scanner bedient werden und dadurch Chaos entsteht, wenn weiter hinten welche stehen, die eine Fähre erreichen müssen, die früher ablegt. Erst gegen 22:30 erreichen wir endlich die Fähre, werden ein letzten Mal kontrolliert, ob illegal Menschen mit an Bord sind und dürfen dann unsere Kabine beziehen. Gegen 23:30 liegen wir in den Kojen und die Fähre, die gegen 23:00 hätte ablegen sollte, setzt sich erst ca. 2Stunden später in Bewegung. Dementsprechend lange schlafen wir am nächsten Morgen aus.



Wir haben mit Essen gebucht und stellen schnell fest, dass das Essen in dem Kantinenartigen Restaurant nicht besonders gut ist. Zum Frühstück bekommen wir trockene Croissant, Orangensaft aus dem Tetrapack, Kaffee und heiße Schokolade für die Kinder. Da wir heute sehr spät frühstücken, gehen wir erst gegen 13:30 in das Selbstbedienungsrestaurant und wollen Mittagessen. Da sieht man uns mit großen Augen an und meint nur, es gebe jetzt nichts mehr. Hääää???
 Schnell wird klar, wir haben noch die marokkanische Zeit auf unseren Handys eingestellt (auf dem Schiff gilt die Mitteleuropäische Sommerzeit. Also eine Stunde vor Marokko) und die Durchsagen werden in einer fürchterlichen Qualität und oft nur auf Arabisch, Italienisch und Französisch gesprochen, so dass wir kaum eine Chance haben, etwas zu verstehen. Nirgends hängen Zeittafeln aus, wo beschrieben wird wann und wo es was zu essen gibt.
Richtig bescheiden. Am Ende bekommen wir ein Sandwich an der Frühstücksbar und wir ärgern uns, dass wir so gar nichts selber zu essen mit haben, bis auf ein paar Packungen Kekse. Hier wären ein paar haltbare Salate, gekochte Eier und belegte Brote, Obst und rohes Gemüse gut. Merken für das nächste Mal.
Abends bekommen wir Pasta, Pommes, trockene Semmel und verkochtes Gemüse und vier Getränke. Das selbe nächsten Mittag und Abend. Nicht gerade ein kulinarisches Erlebnis.

Mit den Kindern gehen wir in den Kinderraum. Das ist ja erst mal eine gute Sache. Leider läuft dort die ganze Zeit ein Fernseher in voller Lautstärke mit fürchterlichen sogenannten Kinderprogramm. Da unsere Kinder diese Art von Fernsehen überhaupt nicht kennen, ist vor allem Jim völlig fasziniert davon und wir haben große Mühe ihn davon abzulenken. Nur unter Androhung, wieder zu gehen, malt und bastelt er mit den anderen Kindern mit und lässt sich so ein wenig ablenken von dem Fernseher. Die anderen Kinder tangiert dieser gar nicht und wir schließen daraus, dass sie es wohl gewohnt sein werden, dass daheim ständig ein lauter Fernseher vor sich hin blärrt. Da es ansonsten nicht viel Möglichkeiten gibt, die Kinder an Bord den ganzen Tag zu beschäftigen, sehen wir trotzdem immer wieder in dem Kinderraum vorbei. Zwischen drin ist auch eine fähige Betreuerin zugegen, die mit den Kindern verschiedene Spiele spielt.



Mit Oskar gehen wir am Oberdeck Gassi, wo ein extra Bereich dafür beschildert ist. Für ihn ist dies dort nicht einfach und erst nach 24 Stunden an Bord, kann er sein Geschäft dort erledigen, was sich mit den geschickten Papierhundetüten, die man an Bord dafür bekommt, weg machen lässt.



Ansonsten sind die Kabinen klein aber ausreichend, da wir uns nur zum schlafen, duschen und kurze Pausen machen dort aufhalten. Was uns ein wenig ärgert ist, dass wir die einzigsten Passagiere mit Hund sind, die eine Innenkabine haben. Wir wollten beim Buchen unbedingt eine Außenkabine haben, was aber da aus unerfindlichen Gründen nicht möglich war. Wir erfuhren von anderen Passagieren mit Hund, die zeitlich nach uns buchten, dass sie in Außenkabinen unter gekommen wären. Das Buchen an sich war schon nicht ganz einfach. Wir wollten dies online und mit unserer Kreditkarte bzw. Paybal von Marokko aus tätigen. Als dies nach mehreren Anläufen immer noch nicht glückte, baten wir Anselms Mutter dies für uns über Deutschland aus zu machen. Auch sie musste dann noch mehrmals telefonieren, bis sie endlich die Bestätigung per Mail bekam und uns diese zusenden konnte. GNV könnte hier einiges verbessern.


In Barcelona macht die Fähre einen Zwischenstopp, lässt einige Passagiere von Bord und neue kommen hinzu. Wir genießen den tollen Blick über Hafen und die schöne Stadt. Vor einigen Monaten haben wir diese ja schon einmal besucht. Einige wirklich beeindruckende Kreuzfahrtschiffe liegen hier im Hafen.







Dann kommen wir endlich in Genua an. 
Wir müssen auf dem Flur 1 ½ Stunden mit Hund, Katze, Kindern und dem ganzen Gepäck zwischen all den anderen Passagieren warten. Dass ist ziemlich anstrengend und wäre unnötig, da wir ja auch viel länger in der Kabine hätten warten können und wir diesbezüglich extra nachgefragt hatten. Heute ist alles GPS gesteuert und genauste Zeitangaben zur Ankunft wären durchaus möglich. Als es dann darum geht, zu den Decks runter zu kommen, wo die Autos stehen, entsteht Chaos. Viele benutzen die Treppe.
Uns ist das mit all dem Gepäck, den Kindern, dem Baggy und den Tieren natürlich nicht möglich. Endlich kommen wir mit dem Lift nach unten und müssen das Autodeck einmal durchqueren, um den Laster zu erreichen. 
Dort herrscht auch Chaos und wir haben ziemlich Stress, unsere Kinder und Tiere sicher zwischen den abfahrenden Autos durch zu lotsen. Wir sind sehr froh, als wir die Kinder und Tiere im sicheren Laster haben und legen uns zuvor noch mit einem Italiener an, der keine 2 Minuten warten konnte, bis wir den Laster aufgeschlossen und unsere Kinder aus dem Weg geräumt hatten. Ziemlich sauer gaben wir ihm auf Deutsch und Englisch zu verstehen, was wir von seiner gefährlichen und ungeduldigen Art hielten. 
Wir waren fertig mit den Nerven. 
Hier wäre auch einiges zu verbessern. Denn im Grunde muss der Ausfahrprozess aus einer solch großen Fähre viel besser organisiert sein. Und die Fähre war noch nicht mal ausgelastet. Wir hatten, gelinde gesagt, von einer europäischen Fährgesellschaft etwas mehr erwartet.

In der Schlange zur Polizei und Zoll treffen sich all die Fahrzeuge wieder und kaum einer ist schneller durch, weil er vorher beim Ausfahren von der Fähre wie bescheuert drängelte und stresste und gefährliche Situationen provozierte.


Wir sind noch ein bisschen nervös, weil wir ja für Miam nicht alle Papier zusammen bekommen haben. So sitze ich hinten, um sie eventuell ein wenig verstecken zu können.

Der Zoll interessiert sich aber schlussendlich nur dafür, ob wir versteckte Sprittanks hätten, sieht einmal hinten hinein, sieht sogar Hund Oskar (Katze Miam schlief auf dem Bett) und interessiert sich überhaupt nicht für die Tiere. Wie beim letzten Mal vor gut 9 Jahren mit Hund Oskar von Tunesien nach Genua. Und schwups sind wir zurück in EUROPA und wir atmen tief durch, als wir uns durch den Verkehr Genuas zur Autobahn gen Norden durcharbeiten.

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