Montag, 23. Januar 2017

Marokko – Marrakesch

Unsere Reisefreunde Janina und Stefan auf dem Camping La Relais de Marrakesch verabschieden sich leider schon am nächsten Mittag wieder. Ihr Weg wird sie langsam aber sicher wieder gen Norden und dann nach Deutschland führen.
Wir nutzen den Tag auf dem Campingplatz zu Versorgungszwecken. Den Laster und uns selbst ordentlich säubern, denn heute Abend erwarten wir den heiß ersehnten Oma Ursula Besuch aus Deutschland.
Ursula und ihre Freundin Monika kommen dann ca. um 20:00 abends mit ihrem Mietauto auf dem Campingplatz bei uns an und werden freudig begrüßt.
Vor lauter putzen und aufräumen (nach Großeinkäufen in den wenigen gut ausgestatteten Supermärkten Marokkos, platzt der Laster immer kurzzeitig schier aus allen Nähten und wir haben große Mühe, alles zu verstauen) haben wir ganz vergessen, den beiden noch etwas zu essen zu machen. Wir improvisieren und die beiden sind sehr zufrieden mit Kichererbsensuppe aus der Dose und Dosenbier. Wir sitzen am Feuer draußen und dann ist Weihnachten, Ostern und Geburtstag auf einmal für uns, als Ursula ihren 20 Kilo Koffer für uns öffnet, der fast ausschließlich mit Dingen für uns gefüllt ist.
Haben einiges bestellt und uns mitbringen lassen. Aber das beste....Bergkäse, Landjäger, Tiroler Speck, Zimtsterne und Gummibärchen. Solche Dinge kann man erst wieder so richtig schätzen, wenn man sie eine ganze Zeit lang nicht mehr hatte. DANKE Ursula.
Schon am nächsten Tag machen wir uns daran Marrakesch zu erkunden.
Wir lassen es langsam angehen und beginnen mit den Menara Gärten.
Wir passen alle in das Mietauto. Ursula fährt (und macht das echt super) und Anselm navigiert sie per MapsMe und unserem neuen Smartphone durch die City, die an vielen Stellen sehr modern, ordentlich und sauber wirkt. So ganz anders, wie alle anderen marokkanischen Städte, die wir zuvor gesehen haben.
Die Menara Gärten bestehen zum Großteil aus dem riesigen königlichen Olivenhain. Dann folgt ein großes Wasserbecken mit einem herrschaftlichen Pavillon aus dem 19 Jh. im Vordergrund. Diese Kulisse, mit den Schnee bedeckten Bergen des Hohen Atlas im Hintergrund, ist bekannt und ein beliebtes Motiv. Heute ist es leider recht diesig und so sehen wir die Berge im Hintergrund kaum.


Wir laufen eine schöne Runde durch das Gelände und machen uns auf den weiteren Weg zu dem Jardin Majorelle Park.
Hier hat sich Yves Saint Laurent ein Denkmal gesetzt und der Stadt Marrakesch einen wundervoll gestalteten Park/Garten hinterlassen. Man wandelt durch Bambuswälder, vorbei an diversen Brunnen, Wasserbecken und Wasserläufen. Riesige Kakteen aller Art wachsen dort und man kann Goldfische und ein Becken mit Koi Fischen bewundern.
Es sollen insgesamt 300 verschiedene Pflanzenarten in diesem Garten wachsen, der wie eine kleine Oase oder besser wie eine psychedelische Fata Morgana wirkt. Auf jeden Fall einen Besuch wert.











Das Kontrastprogramm folgt am nächsten Nachmittag. Wir nehmen uns ein Taxi in die Medina, da wir erst im Dunkeln wieder zurück zum Campingplatz wollen und wir eine Nachtfahrt in der City mit dem Mietauto für zu gewagt halten.
Und dann stehen wir schon am berühmten Platz der Toten...dem Djemaa el-Fna.
Sofort sehen wir sie, die Schlangenbeschwörer. Wir haben gar keine Zeit erst mal ein wenig zu schauen und anzukommen. Sofort hat Anselm eine der Schlangen um den Hals und findet das weniger lustig. Eher etwas verunsichert sehen wir, wie eine der Giftschlangen auf uns zu schlängelt. Wir werden aufgefordert Fotos zu machen und dann sofort zur Kasse gebeten. Ziemlich aufdringlich gibt man uns zu verstehen, dass sie mehr als das gegebene Geld wollen und wir ziehen es vor, weiter zu gehen. Wir wollen uns den Souk ansehen und tauchen ein in das Gassengewirr. Der Souk ist hier vor allem eine riesige Touristenakttraktion und dem entsprechend heraus geputzt. Das Warenangebot ist reichhaltig, doch wiederholt sich an den meisten Ständen immer wieder. Kleidung, Schuhe, Stoffe, Lederware, Schmuck, Dekoration, Keramik, Gewürze, Parfüm, Holzarbeiten und kitschiger Chinakruscht. Wir wollen hier sowieso nur schauen und nichts kaufen und schaffen das sogar. Jim ist ganz fasziniert von einem Drechsler, der mit einem Bogen und seinem Fuß filigranste Stücke herausarbeitet und den Kindern in Windeseile zwei Kettenanhänger dreht und schenkt. „Fußarbeit“ nennt Jim das noch Tage später. Für die Kinder hoch interessant, aber für uns sehr fragwürdig und wenig artgerecht finden wir die vielen Schildkröten und Chamäleons, die hier zum Verkauf angeboten werden.
Wir kommen alle aus dem Schauen und Staunen fast nicht mehr raus und sind froh, dass Ursula und Monika dabei sind und wir zu viert auf Jim und Maya achten können. Mit ein wenig Nachfragen finden wir aus dem Gassengewirr wieder heraus und machen uns auf dem Weg zu den Speiseständen. Dort werden wir geradezu belagert und jeder Stand möchte uns gerne als seine Gäste haben. Wir suchen uns einen mit bequemen Bänken aus, da uns die Beine vom Laufen weh tun und ich heute meine schmerzenden Hüften merke (Stadtbummel sind immer anstrengend) und das Speiseangebot bei allen Ständen gleich aussieht. Es schmeckt gut und ist recht interessant das bunte Treiben zu beobachten. Langsam ist es auch dunkel und wir machen nochmal eine Runde über den Platz. Überall leuchten wunderschöne bunte Laternen, es riecht nach Weihrauch und exotischen Gewürzen. Ein paar Männer wollen uns Berberaffen auf die Schulter setzten und uns dazu bewegen, Bilder davon zu machen. Die Kinder finden das nicht lustig und wir wollen ihnen diese lieber in freier Natur zeigen.
Wir beschließen für heute genug Input zu haben und nehmen uns ein Taxi zurück zum Campingplatz.



















Nun wollen wir noch ein bisserl mehr von dem authentischen Leben in Marrakesch sehen und wollen uns das Gerberviertel und den Bahia Palast ansehen. Dafür fahren wir wieder mit dem Mietauto in die Stadt und stellen das Auto auf einem bewachten Parkplatz ab. Von da geht es zu Fuß weiter und bald sind wir mitten im chaotischen Gassengewirr des Gerberviertels. Hier ist es lange nicht mehr so sauber, ordentlich und her gerichtet für die Touristen, wie auf dem Souk am Djemma el–Fna.
Es ist dreckig und es stinkt. Durch einige Türen können wir in die Höfe der Gerbereien hineinsehen und werden an der ein oder anderen Stelle auch eingeladen, hinein zu kommen. Wir lassen das mit den Kindern lieber und begnügen uns mit den Gassen davor und den Blicken durch die Türen. Überall sehen wir Berge von Leder, das in den Gerbereien bearbeitet wird. Zur Orientierung in den engen Gassen benutzen wir das neue Smartphone mit MapsMe drauf. Das hat in den engen tiefen Gassen aber immer wieder Schwierigkeiten mit der Satelitenverbindung. Also fragen wir uns durch und müssen in einigen Gassen sehr acht geben, nicht unter eines der wild rasenden Mopeds oder Eselkarren zu kommen. Überall wird gearbeitet, Stände und kleine Läden bieten ihre Ware feil, der Metzger hat halbe Rinder vorm Laden hängen und gleich daneben stinkt der nasse Müll am Straßenrand. Das Leben pulsiert auf der Straße und wir sind mitten drin. Leider kann ich in solchen Momenten selten fotografieren. Ich bin dann meistens so mit schauen oder Kinder im Auge behalten beschäftigt, dass ich das Fotografieren vergesse. Oder ich traue mich nicht so recht, einfach die Menschen zu fotografieren.
Erst als wir wieder in ruhigere Gassen kommen fotografiere ich wieder. Hier sind die besseren Wohnhäuser hinter den hohen Mauern versteckt. Wie gerne würde ich mal hinter eine der wunderschönen Haustüren sehen.











Dann erreichen wir das Gelände des Bahia Palastes. Eine Oase der Ruhe nach dem turbulenten Gassengewirr. La Bahia (die Schöne) ist erst in den Jahren zwischen 1860-1900 erbaut worden. Nur ein Teil der 8ha und 150 Zimmer des Palastes ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Man kann vor allem den unmöblierten und opulent dekorierten Harem besichtigen. Wunderschöne Paneele aus gewebter Seide, Buntglasfenster, Intarsienarbeiten und mit Rosenbuketts bemalte Ecken sind zu bewundern. Es geht über prachtvolle Fliesen, lichte Innenhöfe mit Zierbrunnen in der Mitte und wundervoll angelegte Gärten. Man kann sich in den ganzen Räumen und Gängen schier verlaufen und sich gut vorstellen, wie prachtvoll angenehm das Leben in diesem Palast einmal gewesen sein muss.













Nun wird es Zeit für eine Pause und wir trinken Tee auf einer der Dachterrasse und sehen uns das Treiben von oben an.




Eigentlich wären wir jetzt gerne mit einer der vielen Kutschen zurück zum Auto gefahren. Aber die Kutscher konnten oder wollten nicht verstehen, wohin wir wollten und als dann auch noch die Taxifahrer meinten, wir würden nicht in eines hinein passen, sondern müssten zwei nehmen, waren wir etwas entnervt und auch einfach schon sehr angestrengt von all dem Input heute. Also Maya auf die Schultern und Jim in den Kinderwagen gepackt und zu Fuß den ganzen Weg zurück durch das Gassenchaos zum Auto. Ich hatte keine Lust zu warten, bis das Smartphone wusste wo wir sind und wohin wir müssen und war mal wieder selber über mein fotografisches Gedächtnis erstaunt. Denn ich lief da durch, als wäre es mein gewohnter Heimweg. Nur den Weg erklären hätte ich nicht können. Ecke für Ecke, Gasse für Gasse erkannte ich wieder. Zwischen drin wurde es in den Gassen so voll mit Menschen, Mopeds, Autos, Eselkarren und Fahrrädern, dass nichts mehr vor und zurück ging. Wir mitten drin. Hier half nur noch aktives Drängeln und Durchschieben. Mit dem Kinderwagen war das eine echte Herausforderung. Wir waren froh und müde, als wir dann wirklich das Auto erreichten. 1 zu 0 für mich und das Smartphone. Niemals werde ich mich nur auf ein Navigationssystem verlassen. Und wir hatten unser authentisches Medina Erlebnis in Marrakesch.
Jim meinte auf der Heimfahrt, er wolle morgen nicht noch einen Stadttag.
Es war wunderbar, doch so viel von der Stadt gesehen zu haben und für uns nur möglich, weil Oma Ursula und Monika dabei waren und wir die Kinder somit zu viert im Auge hatten.
Aber jetzt war es genug. Die Kinder und wir brauchten eine Pause. Die nächsten Tage bleiben wir auf dem Campingplatz, machen von dort aus Spaziergänge, genießen die schöne Anlage des Platzes, kümmern uns noch um die ein oder andere Sache am und im Laster und genießen die Zeit mit Oma Ursula. 





Diese macht dann mit Monika noch zwei weitere Ausflüge ohne uns in die Stadt. Jim fährt wie ein Wilder mit seinem Rad über den großen Platz und wir nutzen den Kontakt zu anderen Reisenden für regen Informationsaustausch. Und dann ist die gemeinsame Woche schon wieder vor rüber. Wir verabschieden uns von Oma Ursula und Monika, die sich mit dem Mietauto auf den Weg machen und noch eine weitere Woche eine Rundtour durch Marokko zu fahren.
Wir packen auch wieder zusammen und machen noch eine Versorgungsrunde durch Marrakesch und fahren dabei sogar einen H&M in der Innenstadt an.

Wir hatten eine schöne Woche in Marrakesch. Danke dafür Ursula und Monika.






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