Sonntag, 13. November 2016

Spanien – Sierra de Gador und Sierra Nevada

Da uns gestern Morgen die erste 5L deutsche Gasflasche ausgegangen ist und wir schon wussten, dass das Nachfüllen dieser Flaschen in Spanien so gut wie unmöglich ist (hatten irgendwie die Hoffnung, 2 mal 5L würden reichen bis Portugal oder Marokko), beschäftigt uns das Gasproblem heute. Für die etwas größeren spanischen Flaschen haben wir schlicht und ergreifend keinen Platz im Laster, zudem wäre eine Art Vertrag nötig. Manche Gashändler übergehen das Verbot ausländische Gasflaschen zu befüllen...aber die muss man eben erst finden. Selbstständiges Wiederbefüllen schlossen wir wegen mangelnder Ausrüstung und doch zweifelhafter Sicherheit aus. Also blieb nur die teure Lösung eine 2.5 L Flasche Campinggaz zu kaufen, da wir nicht wissen, wie viel noch in der zweiten, oft außen genutzten 5L Gasflasche drinnen ist und wir nicht ohne Kochmöglichkeit sein wollen. Ein Glück läuft die Standheizung mit Diesel und die Kühlbox über Strom von unserer Solarpanele...
Fiese 85Euro zahlten wir für eine 2,5L Flasche Campinggaz und entsprechenden Adapter. Naja...aber ohne Kochgelegenheit wollen wir dann eben auch nicht sein. Hoffen, dass wir damit klar kommen bis Marokko. Versuchen jetzt schon sparsamer zu sein und nicht bei Wind oder auf volle Kraft zu kochen...
Bevor wir den Stellplatz verließen und uns um das Gasproblem kümmerten, skypten wir noch das erste Mal mit Oma Ursula, Cousine Marlen, Couse Lole und der Tante...Das war ein tolles Erlebniss für alle. Maya versuchte mehrmals über den Bildschirm Oma Ursula anzufassen und für uns war es toll Nichte Marlen zu sehen und vor allem Neffe Lole sprechen zu hören...sein „Hanna“ war Musik in meinen Ohren...Und Tante war mit ihren 90Jahren so ergriffen die kleinen schwer vermissten Kiddies so live sehen zu können, dass sie sich ein paar Tränen aus den Augen wischen musste und die letzten Worte die wir hörten waren: „ Wie geht das, dass wir sie so sehen können???“
Das machen wir jetzt öfter....es ist wunderbar unterwegs zu sein...aber es ist auch mindestens so wunderbar zu wissen, dass da Menschen daheim sind, die sich so freuen von uns zu hören, zu sehen und zu lesen. Wir erzählen mit Stolz von daheim und dass wir gerne im wunderschönen Allgäu leben. Wenn uns nicht gerade das heftige Fernweh davon treibt und uns wieder erfahren lässt, dass die Welt ein wundervoller Platz ist....und wir einen der schönsten davon unsere Heimat nennen dürfen. Unser schönes immer grünes, sattes, friedliches, reiches und sonniges Allgäu....ach, wie schön bist du aus der Ferne...und darfst es ruhig auch noch ein bisserl bleiben...aber wir kommen dann irgendwann auch wieder sehr gerne in die Heimat zurück. Wir reisen, weil die Welt zu schön ist, um nur daheim zu verweilen. Sie will, sie muss gesehen werden ihre Schönheit. In den letzten Tagen wurden wir wieder ganz verzaubert von dieser und sind uns sehr bewußt, dass es ein großes Geschenk ist so lange unterwegs sein zu können.
Nachdem wir das ärgerliche Gasproblem vorerst lösen konnten ( wer weiß wie lange uns das reichen wird), machten wir uns wieder auf, endlich vorerst ganz in die Berge zu entschwinden. Wir fuhren über kurvige steile Straßen etwas südwestlich von Almeria von Meereshöhe wieder etwa auf 950m hoch in die Sierra de Gador hinein und fanden zwischen niedrigen Pinien einen einsamen schönen Stellplatz für die Nacht.
Am nächsten Morgen war ich die Erste die wach war und ich nutze die Gunst der Stunde und war noch draußen vor dem Sonnenaufgang. Es war frisch aber nicht kalt. Außerdem machte ich in der herrlich klaren Morgenluft meine wichtigen Hüft – und Rückenübungen...ganz ohne Störung. Welch Luxus. Und dann ging auch noch die Sonne auf. Der Hammer.
Wir frühstückten draußen in der Sonne und Anselm ließ hier wieder die Drohne fliegen. Freundliche Ranger, die vorbei kamen, wollten uns darauf hinweisen, dass wir hier kein Feuer machen dürfen. Natürlich machen wir hier, in dieser so trockenen Gegend, kein Feuer... Einige Feuerstellen an diesem Platz wiesen darauf hin, dass die Ranger nicht umsonst vorbei gekommen sind. Die Waldbrandgefahr ist hier enorm hoch.



Von unserem wirklich schönen Nachtplatz ging es dann schnell wieder ein gutes Stück den Berg hinab, wobei wir von einem Aussichtsplatz einen gigantisch weiten Blick in die Berge und Täler der Sierra Nevada, Sierra Alhamilla und in die Deserto Tabernas genießen konnten.







Jetzt ging es wieder deutlich gen Westen und hinein in die Landschaft der Alpujarra, ein langgestrecktes Bergtal zwischen der Sierra Nevada und den niedrigeren Küstengebirgen, das einmal das letzte Rückzugsgebiet der Mauren war, als diese im 14Jh. von den Christen vertrieben wurden. Das Erbe der Mauren zeigt sich in der Architektur der Dörfer wie in der Landwirtschaft. Die Häuser staffeln sich als verschachtelte weiße Kuben übereinander. Granatäpfel-, Mandel-, Orangen- und Ölbäume, Bohnen, Mais und Kartoffeln werden auf Terrassenfeldern gezogen. In niedrigeren Lagen der wasserreichen Täler gedeihen Wein, Tomaten und Melonen.






Vorbei an den weißen Dörfern Canjayar und Laujar de Anderax ging es kurz vor Ugijar wieder gen Norden und den Berg hinauf hinein in den Nationalpark der Sierra Nevada. Wir machten noch eine Mittagsrast unweit der Straße an einer Art Schutthalde, wo allerhand Bauschutt den Berg hinunter gekippt wurde und Jim riesig Spaß hatte, diverse Ziegel ect. mit seinem Gummihammer zu zertrümmern und einen alten Röhrenfernseher genauer unter die Lupe zu nehmen.



 
Und dann waren wir drinnen im Nebel auf ca. 1800m und ich schon recht enttäuscht, wieder nichts zu sehen ganz oben auf dem Pass. Aber welche Freude, die Wolken lichteten sich wieder und die Sonne strahlte uns auf 2000m ü.M. auf dem Puerta de la Ruega entgegen. Empfindlich kalt war es hier oben und am Strassenrand lag noch etwas frischer Schnee. Wir gaben uns mit einem Foto von da oben zufrieden und fuhren den Pass auf der anderen Seite wieder runter. Welch gigantischer Blick tat sich da auf für uns in die Tiefebene von Guadix. Und das Ganze bei schon recht diffusen abendlich herbstlichen Licht. Wir waren ganz hin und weg von dieser schönen Lichtstimmung und mussten uns sehr auf die kurvenreiche Abfahrt konzentrieren.













Auf ca. 900m ü.M. liegt die Stadt Guadix, die den Schneebedeckten Gipfel des ca. 3200m hohen Cerro Pelado hinter sich hat. Wir fuhren heute nur noch durch die Stadt durch und wenige Kilometer hinter dieser einen sandigen Feldweg links weg von der Straße hinein in einen wunderschönen Kiefernwald. Dort fanden wir einen perfekten Stellplatz für die Nacht.

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