Dienstag, 24. Oktober 2017

Bulgarien – Hauptstadt Sophia und Besuch von Tante Bella

Ohne einer Übersichtskarte von Griechenland, nur geleitet durch MapsMe, verfahren wir uns auf den Autobahnen um Thessaloniki gleich mehrmals und der Haussegen hängt kurzzeitig etwas schief, weil wir heute noch einige Kilometer vor uns haben, die Katze heute Vormittag schon Durchfall hatte und es nicht nach draußen schaffte (musste den ganzen Fußraum im Führerhaus putzen) und Maya beim Starten des Lasters direkt vor dem Auspuff stand. Da es heute Nacht heftig geregnet hatte und irgendwie Wasser in den Auspuff lief, bekam Maya die volle Ladung schmierigen Ruß ab. Wir mussten Wasser warm machen und sie duschen und säubern. Die Klamotten konnte ich weg schmeißen. Super.
Unser Plan, früh los zu kommen, ging erst mal gründlich schief.
Bis morgen Mittag um 12:00 müssen wir noch 300km fahren, über eine Grenze und wir wissen nicht, wie die Straßen sein werden.

Als wir dann endlich auf der richtigen Autobahn sind (Ich schwöre einfach auf Papierkarten. Das Navi ist nur eine Hilfe, keine alleinige Option), flutscht es dann aber und wir können schnell Kilometer fressen. Die Grenze ist sowieso problemlos (EU). Man will nur einmal schnell hinein sehen in den Laster und sich vergewissern, dass wir wirklich ein Camper sind und nicht irgendwas transportieren. 
Wir kaufen für 27Euro eine einwöchige Vignette für Bulgariens Autobahnen. Unser Heimatland Deutschland, ist eines der wenigen Länder auf unserer Reise, dass KEINE Straßenbenutzungsgebühren verlangt. Eigentlich echt dumm. Bulgarien verlangt recht viel für ein ziemlich kleines Autobahnnetz. Nun gut. Wir wollen vorwärts kommen und beißen daher in den sauren Apfel.

Wir düsen dann noch bis ca. 60km unterhalb von Sophia durch und finden dort an einem kleinen Stausee einen Platz für die Nacht. Igitt. Es ist soooooo kalt hier. Zudem ist es neblig und windig. Wir bekommen die volle Dosis schmuddeliges Herbstwetter ab.
Am nächsten Morgen kommen wir gut los und schnell vorwärts. Leider mache ich dann den Fehler, uns komplett von MapsMe leiten zu lassen. Ich merke viel zu spät, dass uns das Navi mitten in die Stadt leitet und nicht über die schönen Zubringer an der Stadt vorbei zum Flughafen. Als ich es checke, sind wir schon mitten drin im Verkehrschaos von Bulgariens Hauptstadt Sophia. Boooaaahhh...und kommen dann glatt zu spät und recht gestresst am Flughafen an. Plan war eigentlich, noch vorher einkaufen zu gehen.

Nun gut. Erst mal mein Schwesterherz Bella begrüßen. Die Freude ist groß, denn wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen. Bella darf dann gleich noch einen Einkaufsmarathon mit uns mitmachen. Wir besorgen noch einen kleinen Klappstuhl bei Decathlon (den anderen Gästehocker hat man uns ja schon in Spanien geklaut) und einige Fleecedecken, denn Bella wird im Zelt schlafen. Bella lässt sich dann auch noch schnell einen Schlafsack raus. Und das was der beste Einkauf überhaupt, denn wir können noch nicht ahnen, wie kalt es in den nächsten Tagen wird. Die neuen dicken Westen, Jacken, Hosen und Schuhe für die Kids, kommen in den nächsten Tagen auch sofort zum Einsatz.

So gerüstet, erreichen wir schon recht spät das Camp Vrana an der Stadtgrenze Sophias. Erst mal sind wir gar nicht sicher, ob es überhaupt noch offen hat. Im Internet waren nur wenig Infos zu bekommen. Dann dürfen wir doch drauf fahren. Es macht einen sehr herunter gekommenen Eindruck und hat sicher schon mal bessere Zeiten gesehen. Aber da es der einzigste Platz am Ort ist, bleiben wir. In einer der halb zerfallenen Hütten, dürfen wir die Toilette und Dusche benutzen. Das Bad macht dann einen erstaunlich guten Eindruck, da eine neue Kloschüssel vorhanden ist und das Wasser schön heiß und mit viel Druck kommt. Das ist das wichtigste. Heißes Wasser zum Duschen. Über die Tatsache, dass es hier kein Wifi und keine Waschmaschine gibt und wir stolze 20Euro für die Nacht zahlen (im Nachhinein noch frecher, als wir auf deutlich besseren Plätzen in Bulgarien IMMER weniger zahlen) übersehen wir einfach mal. Dafür stehen wir Stadtnah unter riesigen Bäumen an einem Bach, die Kinder und Tiere können gefahrlos springen und wir dürfen hier sogar Feuer machen. Ohne Feuer hätten wir aber abends auch nicht mehr draußen sitzen können, so frisch ist es geworden.
Wir nutzen die nächsten Tage jedes Wifi in Cafes und Restaurant, die wir besuchen for free und lassen unsere Wäsche in einer Wäscherei nahe der Universität waschen und sogar trocken und zahlen dafür so wenig, wie noch nie auf der ganzen Reise. Nämlich 6Euro für drei fette Maschinen inkl. Trocknen.

Wir richten uns ein, bauen das Zelt für Bella auf und sind dann auch schnell in den Kojen. Die arme Bella friert dann nachts, trotz Schlafsack, Fleecedecken, meiner fetten Yogamatte und Mammut Luftmatratze. In der nächsten Nacht bekommt sie noch eine Decke, eine lange Unterhose und eine Wärmflasche. Damit geht es dann gut im Zelt. Wenigstens bleibt es trocken und regnet nicht. Und wir sind ab hier heilfroh über unsere gute Standheizung.

Dann starten wir unsere erste Runde durch Sophia.
Wir wollen den Bus in die Innenstadt nehmen und stellen uns dafür an die nahe Bushaltestelle an die Straße. Problem Nummer eins stellt sich hier gleich heraus.
Wir können die kyrillischen Schriftzeichen auf der Tafel nicht entziffern. 
Bella nimmt das gelassen und meint nur, dass ginge ihr seid über einem Jahr so in China.

Hier wird Reisen wieder ein wenig mehr zur Herausforderung. 
Eine Dame, die auch wartet, kommt uns dann zur Hilfe. Ohne Englisch und Bulgarisch Kenntnisse kommunizieren wir mit Händen und Füßen. Man muss den Bussen Handzeichen geben, sonst halten sie nicht. Gut, dass erst ca. 5-6 Busse an uns vorbei fuhren in den letzten 20 Minuten. Da hätten wir noch länger gewartet oder aufgegeben und ein Taxi genommen. 
Die Frau gibt dem Fahrer zu verstehen, dass wir ins Stadtzentrum wollen und steigt schon kurz darauf wieder aus. Der Kleinbus hat afrikanisches Flair. Alles klappert und das Getriebe ächzt und stöhnt. 
Die Kinder finden Bus fahren toll und auch wir finden es immer wieder spannend, die öffentlichen Verkehrsmittel in den verschiedenen Ländern und Städten zu nutzen. 
Im Zentrum der Stadt steigen wir aus und laufen zu einer der Hauptattraktionen der Stadt, der riesigen Alexander-Nevski Kathedrale. 
Wir werfen auch einen kurzen Blick hinein. Aber unsere Kinder benehmen sich recht unheilig und rennen laut durch die Kirche. So was sieht man wohl nicht gerne und wir werden mit strafenden Blicken bedacht. Also schnell wieder raus hier. Von außen ist sie auch toll anzusehen. 



Bronzene überdimensionale Löwen sind da viel interessanter und strapazierfähiger. 


Wir schlendern noch über einen nahen Flohmarkt und laufen dann durch schöne alte Straßenzüge an einer Thermalquelle vorbei zur alten Markthalle, die in ein Art Einkaufszentrum verwandelt wurde. Dort ist es warm drinnen und es gibt diverse Speisestände, an denen wir lecker zu Mittag essen.







Extra für Jim steigen wir in die Straßenbahn und fahren einige Stationen. So ist der Stadtausflug auch für ihn spannend. 
Wir erreichen die Hauptflaniermeile der Stadt, die sich von anderen Städten Europas kaum unterscheidet. Erst wenn man den Hauptweg verlässt und in die nahen Seitengassen vordringt, wird es wieder individuell und spannend. 






So erreichen wir auch die Straße, in denen man Bücher auf der Straße verkauft. Ein Relikt aus Zeiten, in denen der Buchhandel in Bulgarien fast völlig erlegen war und man quasi nur auf der Straße an Bücher heran kam. Wir entdecken sogar einige deutsche Bücher und unter anderem ein ganz kurioses Exemplar.




Dann wird es langsam echt kalt. Wir nehmen uns für den Rückweg ganz bequem ein Taxi, das hier für uns so günstig ist (10km etwa 5Euro).


Wir machen noch eine zweite Runde durch die Stadt, wobei wir den Stadtteil Boyana besuchen. Dieser liegt an den nahen Hängen des Vitosha Gebirges. 
Dort lockt die Boyana Kirche, die unter UNSECO Schutz steht. 
Von außen ein kaum spektakulärer Anblick. Aber von Innen müssen die Wandmalereien wirklich sehenswert sein. Als wir ankommen, hieß es, dass wir min. 1 Stunde warten müssen, da immer nur 8 Leute gleichzeitig in die Kirche dürfen und große Gruppen vor uns seien. Naja. Auf Warten haben wir keine Lust. Also erst mal essen gehen in einem nahen und super leckeren Restaurant mit offenen Feuer und super Blick auf die Stadt hinunter. Anselm lässt dann die Kids auf einem Spielplatz spielen und Bella und ich machen einen zweiten Anlauf für die Kirche. Wir haben Glück und dürfen gleich rein. Und keine Frage. Die Wandmalereien lohnen einen Blick. Fotografieren wieder verboten. Hier hilft nur selber besuchen und anschauen.

Anschließend laufen wir eine gute Strecke hinunter in die Stadt. Petrus meint es gut mit uns und die Sonne lässt sich blicken. Wieder nutzen wir ein Stück die Straßenbahn und schlendern noch mal durch weitere Seitengassen der Stadt. Sophia gefällt uns. Sie ist keine atemberaubende Schönheit. Aber sie hat Charme und wirklich sehenswerte Ecken.

Wir legen einen gemütlichen Pausentag auf dem Campingplatz ein, genießen die Sonne, die sich wieder blicken lässt und ein wenig Wärme bringt und grillen am Feuer.
Dann ist Bellas Zeit hier schon wieder vorbei.

Doch bevor sie auf ihren Flieger muss, ist noch Zeit, einen kurzen Ausflug in die Umgebung von Sophia zu machen.

Dafür fahren wir ein Stück den Berg hinauf in den Vitosha Nationalpark. Von dort oben hat man, am alten Funkturm, einen tollen Blick hinunter auf die Stadt.



Noch ein Stück weiter oben, erreichen wir ein besonderes Naturspektakel.
Die Zlatni Mostove, was übersetzt soviel wie Goldbrücken heißt. 
Der Name ist dem Umstand geschuldet, dass man schon im frühen Mittelalter versucht hat, hier Gold aus dem Bach zu waschen. Doch ohne großen Erfolg. Im engeren Sinne gibt es hier also weder Gold noch Brücken, sondern es handelt sich um den berühmten Steinfluss des Nationalparks. Auf einer Höhe von etwa 1350m und einer Länge von fast 200m ist das Flussbett mit riesigen Steinen gefüllt, unter denen das Wasser fließt. Das sieht wirklich beeindruckend aus. Das Verrückte ist, dass man das Wasser hört, aber an keiner Stelle durch die Steine sehen kann.

Bella und ich sehen uns das genauer an uns steigen am Fluss ein Stück den Berg hinauf und auch ein wenig über die riesigen Steine hinweg, was ein echt sportlicher Akt wird.
Die Natur formt schon immer wieder grandiose Landschaften.







Ein schöner Abschluss für Bella, die so wenigstens ein kleines bisserl von der grandiosen Natur Bulgariens zu sehen bekommt.
Dann wird es Zeit sich zu Verabschieden. Ein nächsten Treffen ist noch ungewiss, da Bella nochmal min. für über ein Jahr nach China gehen wird.
Schaut mal auf ihrem Blog vorbei, auf dem sie vom ganz normalen Alltags Wahnsinn in China berichtet.


Danke das du hier warst, Schwesterherz. Haben deinen Besuch sehr genossen und Maya summt noch Tage später immer wieder vor sich hin, Tante Bella Tante Bella Tante Bella.



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