Auf
der Fahrt von Gjirokaster nach Borsch, wollen wir uns dieses Mal das
viel gelobte so genannte „Blue Eye“ ansehen. Eine Karstquelle
(Syri i Kalter), die zu den bekanntesten touristischen Attraktionen
in Albanien zählen soll. Wir sind im August davor gewarnt worden,
dort zu dieser Zeit hinzufahren, da sie dann völlig überlaufen sei.
Jetzt,
Mitte September und zudem an einem Montag, ist hier kaum bis gar
nichts los.
Wir
sind dann auch ein bisserl enttäuscht von dem Ganzen.
Vielleicht lag
es am aufziehenden Unwetter, an meinem immer minder werdenden
Gesundheitszustand und oder daran, dass zwar die Quelle an sich
wirklich schön aussieht und wunderbar glasklar in allen blau, grün
und türkis Tönen schimmert, aber das ganze Drumherum eher weniger
anziehend wirkt.
Kurz, wir sehen uns die Quelle schnell an, gehen
mehr schlecht als recht im nahen Restaurant etwas essen und lassen
uns dort dann auch noch von den dortigen aggressiven Hunden anmachen.
Musste Oskar brüllend und mit der Leine schlagend vor einigen von
diesen verteidigen. Der Besitzer kam schreiend dazu und zog die Hunde
von Oskar, Maya und mir weg, als gerade Anselm, mit ein einem dicken
Holzprügel in der Hand, um den Laster herum gerannt kam und froh war
zu sehen, dass nicht wirklich etwas passiert war. Wir düsen dann
lieber weiter, weil wir keinen Drang verspüren, hier eine Nacht zu
verbringen, sondern lieber noch heute in Borsch ankommen wollen.
Wenn
man die Soca in Slowenien und oder die Plitzwitzer Seen in Kroatien
bereits gesehen hat, ist die Quelle schön, aber eben nichts heraus
ragendes mehr.
Endlich
kommen wir an in Borsch, an diesem wunderschönen Strand.
Unser
Platz vom letzten Mal ist wieder frei. Es ist kaum was los und
spürbar wärmer als in den Bergen.
Wir
kommen an und richten uns ein für die nächsten Tage.
Und
dann klappe ich zusammen.
War
irgendwie zu viel die letzten Tage und Wochen und oder ich habe mich
im entscheidenden Moment nicht richtig erholt.
Ich
liege selten so flach. Husten, Schnupfen und Fieber. Zwei Tage geht
gar nichts. Anselm, der Arme, muss alles übernehmen. Und wir fahren
auf absolute Sparflamme runter, den auch Anselm ist nicht wirklich
fit. Schlafen, essen und ein bisserl die Kinder bespaßen. Und dass
übernimmt in solchen Momenten dann auch gerne mal das Medium TV oder
liebe Strand Nachbarn, die mit Jim durch die wilden Wellen des recht
aufgewühlten Mittelmeeres toben.
Am
dritten Tag geht es aufwärts und ich halte es im Laster nicht mehr
aus.
Zu
schön ist das Wetter draußen noch nahe der 30° Grad Grenze und
Sonne pur.
Wir
werden kreativ und malen mit den Kindern per Wasserfarben einige der
schönen Strandsteine an. Der Wind lässt Jimmys Drachen wunderbar
steigen, das Essen im nahen einfachen und noch geöffneten
Strandlokal ist wieder lecker, wir liegen Hörspiel hörend in der
Sonne, lassen uns von den wieder sanften Wellen auf unseren
Lasterschläuchen treiben und am 4. Tag springe auch ich wieder in
die noch wunderbar warmen Fluten des Meeres.
Das süße Nichtstun und
die warmen bis noch heißen Temperaturen hier tun uns sehr gut. Ich
bin zwar noch nicht wirklich fit, fühle mich aber trotzdem deutlich
erholt.
Aufgrund
der Tatsache, dass es weiter nördlich in den Bergen von Albanien und
Mazedonien schon so viel deutlich kühler ist, als hier unten am
Meer, keimt bei uns der Wunsch auf, in warmen Gefilden zu bleiben.
Einzigster
Fixpunkt ist das feste und nicht verschiebbare Date mit meiner
kleinen Schwester Bella, in gut 2 Wochen in Sophia, der Hauptstadt
von Bulgarien. Meine Schwester lebt zurzeit in China und hat sich
gerade, während einem mehrwöchigen Heimataufenthalt in Deutschland,
ein paar Tage Zeit eingeschoben, um uns on tour besuchen zu kommen,
worüber wir uns sehr freuen.
Wir
sprechen mit anderen Reisenden, die nach Griechenland weiter fahren.
Da
soll es noch wärmer sein wie hier. Also, nichts wie hin. Für
Planänderungen sind wir immer offen. Wir haben ja noch gute 2 Wochen
und wollten jetzt sowieso über Griechenland nach Bulgarien düsen,
da wir keine Lust haben, die schlechten Straßen Albaniens gen Norden
noch mal zu nutzen.
Wir
lassen uns noch ein paar Tipps geben, da wir keinerlei Karten oder
Führer zu Griechenland dabei haben und finden dass am Schluss sogar
richtig gut. Aber dazu mehr später.
Erst
mal fahren wir von Borsch in Albanien weiter gen Süden und erreichen
nach knapp 70km Ksamil und das Sunset Camp, das 10Euro die Nacht im
Grunde nur verdient, weil es eine verdammt noch mal schöne Bucht
besitzt. Zum da nieder knien.
Da kann man über ein schlechtes
Internet und Restaurant, über eine marode Waschmaschine und sanitäre
Anlagen, die auch schon mal bessere Zeiten gesehen haben, ganz leicht
hinweg sehen.
Einfach
nur schön. Wir gehen erst mal planschen in dieser Traum Bucht. Und
dann folgt, nach über 5 Wochen, unsere vorerst letzte Nacht in
Albanien.
Unser
Fazit zu Albanien:
Wir
hatten Albanien 2008 ja bereits einmal durchreist.
Leider
hatten wir uns damals viel zu wenig Zeit genommen und uns auch zu
wenig informiert, so dass wir damals nicht wirklich viel gesehen
haben. Allerdings können wir gleich ein paar Dinge feststellen, die
sich seid dem letzten Besuch deutlich geändert haben.
2008
waren noch fast ausschließlich alte gebrauchte Autos auf den
überwiegend schlechten Schlaglochstraßen unterwegs. Dass waren
überwiegend Autos der Marke Mercedes 190. Zudem konnten wir an jeder
Ecke die kleinen und größeren Beton Bunker aus den Zeiten Enver
Hoxha sehen und das Müllproblem war damals noch ein größeres wie
heute.
Und
es waren noch kaum Touristen unterwegs.
Die
Straßen sind an einigen Stellen deutlich besser geworden, an anderen
noch nicht. Die Autos sind überwiegend neueren teils teuren Modellen
gewichen (absolutes Statussymbol). Und nach den Bunkern muss man
heute schon fast suchen, so sehr hat man diese in den letzten Jahren
entfernen lassen.
Das
Müllproblem hat man, zumindest an gut besuchten Stränden der
Touristen wegen, nur halbwegs im Griff, was gleich zum nächsten
Punkt führt, dem Tourismus. Da hat sich alles geändert in den
letzten 9 Jahren. Ganze Massen sind hier unterwegs. Von alten
Albanienveteranen lassen wir uns auch erzählen, dass bereits einige
beliebte Offroadstrecken nicht mehr sind, da die Straßen bereits
geteert wurden. Für die örtliche Bevölkerung sind neue gute
Straßen natürlich erst mal ein Segen. Deswegen darf man dies auf
keinen Fall verteufeln.
An
der Küste kann man kaum noch Unterschiede zu anderen
Mittelmeerländern sehen. Viel zu viele hässliche riesige
Hotelbunker und Strände, die mit Liegen und Bars zugeknallt sind.
Allerdings kann man mit etwas Suchen auch noch den ein oder anderen
Strand finden, an dem man wild stehen kann. Alleine allerdings
höchstens in der Vor - oder Nachsaison. In den Bergen und auch auf
den Offroadstrecken geht es noch deutlich einsamer und wilder zu.
Was
das Reisen mit dem eigenen Mobil wirklich wunderbar einfach und
unkompliziert macht, ist die Tatsache, dass wir hier so gut wie alles
tun und lassen können, wie wir wollen, da es noch kaum
Reglementierungen gibt. Sprich, überall frei und wild stehen können
(wir werden nicht einmal von irgendwo weg geschickt), Feuer machen,
unser Wasser an den zahlreichen Brunnen auffüllen und da Albanien
noch zu den billigen Reiseländern in Europa zählt, schont es auch
unsere Reisekasse und oder ermöglicht es uns, z.B. häufiger Essen
zu gehen.
Die
Menschen sind freundlich und hilfsbereit. Die Verständigung ist oft
einfach, da entweder Englisch mal besser mal schlechter gesprochen
wird oder man sogar dem Deutschen ein wenig mächtig ist. So werden
einem auch gerne Fragen zu Land und Leute beantwortet.
Dann
die wilde oft völlig ungezähmte Natur. So ziemlich das beste an
Albanien.
Die
Flüsse dürfen noch meist in ihren natürlichen Flussbetten fließen,
die Wälder sind riesig und die Berge und Täler stellenweise nur
schwer zugänglich und dadurch noch von den ganz großen
Touristenmassen verschont geblieben. Es soll hier noch einige Bären
und Wölfe geben in den weiten Wäldern.
Und
natürlich die Küste, die uns vor allem im Süden sehr gut gefällt.
Wir
sind immer wieder ganz verzückt von der Schönheit und Wildheit der
Natur in Albanien.
Da
wir in den letzten 5 Wochen ausschließlich den Süden des Landes
bereist haben und da auch noch nicht alles sehen konnten, steht ein
weiterer Besuch in den nächsten Jahren ganz sicher an.
Wir
kommen auf jeden Fall wieder.
Noch
ein Wort zu den albanischen Autofahrern:
Wir
sind ja, nach vielen Monaten Afrika (Trip 2008/09 12 Monate und jetzt
wieder über 7 Monate), recht abgebrüht was planloses, hirnloses und
gefährliches Fahrverhalten und schlechte Straßen angeht.
Aber
die Albaner toppen das bei weitem.
Zu
dem oft schlechten Straßenzustand und den völlig verwachsenen und
dadurch sehr unübersichtlichen und oft sehr kurvigen
Straßenverlauf kommt das hirnlose, gefährliche und oft, SORRY,
schwanzgesteuerte Fahrverhalten der Albaner. Und, als ob das nicht
reichen würde, fahren die auch noch viel zu oft viel zu schnelle
Autos...
Kurz,
wir hatten mehrere wirklich knallharte FAST Crashsituationen.
Dabei
waren vor allem die super gefährlichen Überholmanöver, die
heißesten Situationen und wir wären in der Regel am besten davon
gekommen, da wir GRÖSSER.
Das
Fahren an der Küste entlang, empfanden wir als mit Abstand am
anstrengendsten, weil da auch am meisten Verkehr herrschte im August.
Besonnenes,
meist defensives (manchmal muss man auch offensiv fahren, sonst kommt
man nicht weiter) und sehr vorausschauendes Fahren, ist in Albanien
fast überlebensnotwendig. Leider zeugen die allzu vielen
Gedenktafeln am Straßenrand davon, dass hier auch viel zu viele
Menschen auf der Straße sterben. An den üblichen großen Bildern
der Verstorbenen darauf, kann man erkennen, dass es sich dabei
überwiegend um Männer Anfang 20 handelt und oft auch
ältere...schnelle Autos, hirnloses und gefährliches Fahren,
schlechte und kurvenreiche Straßen und zu schnelle Autos...keine
gute Mischung.
Wir
kommen trotzdem wieder...zu spannend und wunderschön ist ALBANIEN...
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