Freitag, 24. März 2017

Mauretanien – Rundfahrt über Aleg, Bogue, am Senegalfluss entlang über Rosso und dem Diawling Nationalpark zur senegalesischen Grenze Diama

Jetzt sind wir die letzten Tage einige Male recht problemlos durch die Stadt Nouakchott gefahren und bleiben heute, wo wir sie verlassen wollen, dermaßen im Verkehr stecken, dass NICHTS mehr geht. Sicher 1 ½ Stunde kommen wir nur wenige Meter voran und das bei Temperaturen deutlich über 35°....sehr mühselig. Irgendwann geht es endlich weiter und wir fahren locker 15km bis wir die letzten Vororte von Nouakchott hinter uns haben und nun gen Südost der R.N.3 in das Landesinnere Richtung Aleg folgen.
Die sogenannte Route de l´Espoir - die Straße der Hoffnung - ist die wichtigste West–Ost Verbindung des Landes und führt über 1150km bis Nema nahe der Grenze zu Mali.
Die Straße geht meist geradeaus mit wenigen Kurven und führt uns durch sanft hügeliges Gelände, das immer wieder von Sanddünen durchzogen ist, die am Teer der Straße nagen. 







Wir kommen durch zahllose kleinere Ortschaften und es sind jede Menge Tiere an und auf der Straße unterwegs. Wir sehen riesige Rinder - und Ziegenherden und wunderschön gezeichnete Esel. Leider auch viel zu viel tote Tiere am Straßenrand. Die Tiere laufen hier völlig frei und meist auch ohne Hirte umher. Wir fragen uns schon, warum in einem armen Land wie Mauretanien z.B. ein Esel, der sicher auch hier genug Geld kostet und ja auch einen wirtschaftlichen Faktor hat, so fahrlässig frei herum laufen darf. Tiere haben hier absolute Vorfahrt und wenn man eines überfährt, muss man dafür bezahlen. Aber deswegen lasse ich meinen gesunden Esel (der mir als weibliches Tier sicher einige Fohlen bringt die ich verkaufen kann) doch nicht überfahren, oder ??? Und was ist mit den Menschen, die bei einem Unfall mit einem Dromedar (die Viecher sind ausgewachsen verdammt groß) zu schaden kommen??? Genug Autowracks liegen auch hier am Straßenrand herum. Wir können nur den Kopf schütteln über soviel Verschwendung und es fällt uns echt schwer, hier nicht den imaginären mahnenden Zeigefinger zu heben...wir werden sehen, ob wir eine Antwort darauf bekommen.









Wir finden in den goldgelben Sanddünen einen guten Platz für die Nacht und erleben das erste Mal auf dieser Tour 40°+....bei nur noch 13% Luftfeuchtigkeit und nun vermissen wir den Wind, den wir die letzten Wochen an der Küste einige Male verflucht haben. ....puuuuuhhhh.... Wir trinken Literweise Wasser und machen heute nicht mehr viel. Nachts kühlt es erst gegen morgens ab und so lassen wir alle Schotten weit offen. Oskar liegt bei uns hinten, da wir auch die Eingangstüre zur Kabine offen lassen. Nachts höre ich ihn irgend wann tief knurren und bevor ich reagieren kann, rast Oskar raus und ich höre einen Esel laut schreiend davon springen. Uiiii...hoffentlich hat Oskar den nicht erwischt. Der Hund wird auf dieser Tour immer mehr zum Superwatchdog. Sein Beschützerinstinkt ist ausgeprägter denn je. Unserem Laster kann sich niemand unbemerkt nähern. Und seit der Erfahrung in Spanien, wo man uns die Outdoormöbel geklaut hat und wir nicht mehr sagen können, ob Oskar gebellt hat oder nicht, weil er die letzten Nächte zuvor immer mal wieder mit all den anderen Hunden um uns herum um die Wette bellte und wir es mit Sicherheit in der entsprechenden Nacht einfach ignoriert oder überhört haben, würde ich ein Bellen von ihm auch nicht mehr überhören...guter Hund...aber bitte keine Esel beißen.








Die Ortschaften, durch die wir kommen, haben ganz unterschiedliche Gebäude. Teils sind es Lehm und Steinhäuser, teils einfache Blechhütten, deren Dächer und Wände oftmals farbig bemalt sind. Und dann wieder sind es Blechdächer, die auf Holzpfählen stehen und deren Wände nur mit Stoffbahnen abgehängt sind. Wie halb Haus halb Zelt. Die Dächer sind farbig bemalt und die Spitzen bunt und aufwendig aus Holzschnitzereien gearbeitet. Das sieht sehr interessant aus und wir fragen uns, ob das nun Wohnzelte sind oder sie einen anderen Zweck erfüllen. Wir sind noch nicht dahinter gekommen. Jeden Falls sind diese Blechdachzelte sicher nicht die schlechteste Lösung mit ihren offenen Stoffwänden, weil da immer schön der Wind durchziehen kann und ein wenig Abkühlung bei den hohen Temperaturen hier bringen werden. Wir fahren hier durch Nomadenland und sehen diese Blechdachzelte auch viel verlassen und unbewohnt quasi ohne Stoffwände nur das Dach auf den Stelzen. Vielleicht ziehen die Menschen dann von Platz zu Platz??? Wir würden gerne mehr darüber erfahren.









In Aleg kaufen wir nochmals Trinkwasser und Brot (unser Wasserverbrauch steigt rapide bei den Temperaturen und der Trockenheit) und fahren dann Richtung Süden, wo wir in Bogue auf den Senegal Fluss stoßen. Dies ist die Grenze zwischen Mauretanien und dem Senegal und unserer Weg führt uns ab hier direkt am Flusslauf entlang über Pisten gen Westen. Ein Stück nördlicher würde auch eine neue Teerstraße nach Rosso verlaufen, aber wir wollen jetzt mal wieder Pisten fahren und hoffen dadurch mehr zu sehen.

Wir folgen der recht guten Piste immer nahe oder teils auch auf dem Damm des Senegal Flusses. Immer wieder haben wir dabei schöne Ausblicke über den Flusslauf und das andere Ufer, dass immer viel grüner und fruchtbarer aussieht, wie die mauretanische Seite, die sehr trocken und karg wirkt. Wir durchfahren einige einfache Dörfer und immer sind Ziegen, Rinder und auch einzelne Dromedare unterwegs.










Irgend wann verlassen wir die Piste und fahren einige Meter weg von dieser ins Gelände. Leider kommen wir wegen zu tief wachsenden Bäumen nicht näher an den Fluss heran und suchen uns zwischen diesen einen Stellplatz. Anselm ist nicht ganz fit heute und es ist zudem sehr sehr heiß. Jim und ich wollen uns trotzdem die Umgebung ansehen und laufen einfach drauf los in Richtung Fluss. Wir kommen an einem wirklich ursprünglichen Dorf vorbei und die Kinder laufen uns neugierig hinter her. Sie sprechen kein Französisch (ich auch nicht ;-) ), aber wir reden trotzdem alle durcheinander und verstehen uns irgendwie. Am Schluss reichen wir uns einmal alle die Hände und lachen uns dabei schier schepps. Wahrscheinlich kommt hier sonst nie so locker flockig eine weiße Frau mit einem weißen Bub in Unterhose vorbei. Unseren Weg säumen einige beeindruckende Termitenbauten. Ganz in der Nähe des Lasters sehen wir dann eine ganze Kolonie von Affen, die in den hohen Bäumen und auch auf dem Boden herum tollen. Sie geben quitschende und fauchende Geräusche von sich und schimpfen sicher über den uns begleitenden Oskar. Dieser macht 2-3 müde Verfolgungsanläufe und entscheidet dann sicher, dass es erstens zu heiß ist um herum zu rennen und zweitens die Viecher keine Bedrohung dar stellen. In unserem Buch über Tiere Afrikas lesen wir, dass es sich um eine Art der Meerkatzen handeln muss. Sie haben sicher einen 1 Meter langen Schwanz. Wir setzten uns auf unsere Stühle draußen vor den Laster und beobachten das bunte Treiben. Die Affen waren bald nur noch wenige Meter weg von uns. Die Kinder waren ganz aufgeregt und sehr beeindruckt davon. Wir gönnen uns eine abkühlende Felddusche und gehen bald schlafen. 









Es bleibt auch nachts lange zu heiß. Erst morgens kühlt es angenehm ab, um dann schon nach kurzer Zeit wieder brüllend heiß zu werden. Das Thermometer im Laster zeigt bis zu 45° an bei nur noch 8 – 12% Luftfeuchtigkeit. Das ist krass. Der Hund frisst nicht mehr und die Kinder haben Nasenbluten. Wir trinken wie die Irren Literweise Wasser und Anselm und ich kommen sehr ins grübeln, was wir hier eigentlich tun. Wir liegen im Lastwagen unter den Ventilatoren, über die wir nasse Tücher gehängt haben und bewegen uns nicht mehr.
Am nächsten Tag fahren wir weiter über die Piste. Die Landschaft gefällt uns. Die Dörfer direkt am Flusslauf sehen gut aus. Einfache aber saubere und ordentliche Lehmhäuser. Es wird Gemüse angebaut und wir sehen sogar einige neuere Traktoren und Wasserpumpen, die das Wasser aus dem Fluss auf die Gemüsefelder bringen. Die Tiere sehen gut gefüttert und gesund aus. Den Menschen leben hier einfach aber es scheint ihnen soweit ganz gut zu gehen. Die Bevölkerung ist überwiegend schwarz.














Wir erreichen die Teerstraße und sofort ist es wieder eher herunter gekommen und voller Müll. Dafür sehen wir jetzt riesige bewässerte Felder auf denen vermutlich Hirse und Reis angebaut wird. Diese werden teilweise mit großen Maschinen bestellt und teilweise noch von Hand.





Wir kommen nach Rosso. Dies ist DER berühmt berüchtigte Grenzort in den Senegal. Wir halten hier nur, um unsere Lebensmittelvorräte aufzufüllen und merken sofort, die etwas aggressive und ablehnende Stimmung in diesem dreckigen Kaff. Der Bäcker ignoriert uns einfach mal und verkauft uns kein Brot. Arschloch. Sorry. Wir haben Mühe ein wenig Gemüse zu finden zwischen den stinkenden und sandig vermüllten Ständen und müssen uns mit ein paar überreifen Tomaten, Karotten und einem Kürbis zufrieden geben. Die Melonenverkäuferin will erst mal unverschämt viel für ihre Ware und die Schlepper wollen einfach nicht glauben, dass wir hier und heute nicht zu ihren OPFERN zählen werden. Wir sind genervt, es ist immer noch sehr heiß und uns läuft der Schweiß. In einem Laden werden wir dann doch noch überraschend freundlich und relativ gut sortiert bedient und können an einem Wasserhahn unsere Kanister füllen.

Einige Kilometer weiter finden wir unter einem Dattelpalmenhain einen guten Platz für die Nacht und gönnen uns wieder eine kühlende und säubernde Felddusche. 
Tags darauf fahren wir noch einige Kilometer gen Norden, bevor wir auf die recht neue und sehr gute Straße gen Süden in Richtung mauretanischer Grenze bei Diama fahren. Kurz bevor diese wieder auf die Piste übergeht, die sich am Senegal Fluss entlang zieht, kommen wir durch einen kleinen Ort,in dem wir nochmal Brot,Orangen und Handyguthaben erstehen können. Viel gibt es in den kleinen Orten nicht mehr. Und vor allem frisches Obst und Gemüse ist echt wenig bis gar nicht zu finden. An einem Brunnen füllen wir noch mal alle Wasserreserven auf.




Die Piste, die uns bald in den Diawling Nationalpark führt, ist ziemlich abgefahren und man wird durch das Wellblech ordentlich durchgeschüttelt. Ein Schild kündigt den Park an und dass man hier unter anderem Warzenschweine sehen kann. Und siehe da, kurz darauf sehen wir die ersten. Und bei denen bleibt es nicht. Ganze Rotten überqueren die Straße. Sie sind nur meist zu schnell für die Kamera. Und dann sehen wir ganze Heerscharen von Pelikanen. Und einige andere Wasservögel, von denen ich aber keine Ahnung habe welche das dann wären. Nur die tiefroten Flamingos, die es hier geben soll, bekommen wir nicht zu sehen. Dafür sehen wir unsere ersten kleineren Exemplare von Affenbrotbäumen....ich liebe diese Bäume. Meist sieht man sie kahl und irgendwie sehen sie aus, als hätte sie jemand mit der Krone in den Boden gerammt und die Wurzeln strecken sich in die Luft. Völlig surreale Gebilde. Nicht wirklich schön aber absolut faszinierend.








Wir fahren irgendwann rechts ab auf eine Piste, die wieder weder auf unserer Papierkarte noch bei Mapsme zu finden ist und fahren sie auf gut Glück direkt bis an den Strand. Die Piste wird dabei streckenweise so breit, dass ich das Gefühl habe, da muss doch noch irgend etwas kommen, wenn man solch eine Piste mitten ins Nirgendwo baut. Am Ende der Piste kommt der Strand und zwei riesige Schilder kündigen das Bauvorhaben eines Kriegshafens / Multifunktionshafens an. Na sauber. Mitten im Nationalpark. Und mitten im Nirgendwo. Wenn das mal was bringt. Von Einheimischen erfahren wir später, dass der Hafen vorwiegend zur Versorgung des Südens des Landes dienen soll, da man bis jetzt eben alles aus Nouakchott herunter fahren müsse. Dann wird die Piste durch den Park wohl auch geteert....das war´s dann mit den wenigen wilden Tieren, die es hier noch gibt.

Wir dürfen den schönen Strand noch so genießen, wie er ist. Und er ist leider, wie die meisten anderen Strände in Mauretanien auch, ziemlich vermüllt. Wir sammeln abends Treibholz und machen Feuer um unseren Müll zu verbrennen und räumen dabei auch die Fläche direkt um uns herum gründlich auf. Da uns der Strand gefällt und wir noch ein wenig Zeit haben, bis unsere Versicherung im Senegal gültig ist, bleiben wir ein paar Tage an dem Strand.






Die Tage vergehen mit ausschlafen, Krabben jagen und wieder frei lassen, im Spülsaum planschen (während Ebbe wurde dieser von einigen einheimischen Autos als Autobahn benutzt und wir mussten ganz schön aufpassen auf die vorbei rasenden Fahrzeuge), Muscheln sammeln (hier gab es in rauen Mengen welche mit Loch, die sich super zum Auffädeln eignen), Sandburgen bauen und haben die ein oder andere nette Begegnung mit Einheimischen, die hier eben vorbei kommen, weil sie den Ebbstrand zum Befahren nutzen, da die Piste im Landesinneren ziemlich schlecht ist. Die meisten fahren von hier gen Norden in Richtung Nouakchott. Drei Mauretanier setzten sich zu uns und kochen Tee und unterhalten sich mit uns, bis die Ebbe einsetzt. Hier dürfen wir auch Zeuge der hier so gepflegten Teezermonie werden.
Dann helfen wir einem älteren Mauretanier seinen wirklich schrottreifen Karren durch den Tiefsand auf den festen Ebbbsand zu manövrieren.


















Als uns nach fünf Tagen langsam Wasser und die frischen Lebensmittelvorräte ausgehen, packen wir zusammen und beschließen weiter gen Süden zu fahren um zu sehen, ob wir nicht in einem Dorf noch mal Obst und Gemüse bekommen können. Auf der Fahrt sehen wir nochmal einige Warzenschweine und sogar ein kleines Krokodil. 









Dann sehen wir ein Pannenauto mit deutschem Ausfuhrkennzeichen auf der Piste stehen und daneben einen Landy mit Lageraufbau drum herum. Wir halten, grüßen und unterhalten uns mit den deutschen und schweizer Reisenden. Sie hatten hier eine Nacht Zwangspause wegen irgend einem gebrochenen Teil. Eine bunt zusammen gewürfelte Truppe, die sich gegenseitig aushilft. 





Wir fanden es nett mal wieder andere Reisende zu treffen und sich unterhalten zu können. Der Schweizer erzählte ganz angetan von der Zebrabar im Senegal und das es eben kein Dorf mehr gäbe vor der Grenze, wo wir noch etwas frische Lebensmittel bekommen würden. Da heute jedoch Donnerstag ist und unsere Versicherung erst ab Sonntag gilt für den Senegal und wir bereits mehrfach von der sehr korrupten senegalesischen Straßenpolizei gehört haben, scheuen wir uns, heute schon einzureisen. Die Truppe kann das Pannenauto richten und macht sich auf den Weiterweg gen Norden. Wir nun etwas unschlüssig was wir jetzt tun, stehen noch auf der Piste, als ein Laster mit deutschem Kennzeichen stehen bleibt. Der Fahrer, der seid 20 Jahren in Gambia lebt und diese Strecke schon viele Male fuhr, meint wir sollen uns doch einfach noch eine weitere Versicherung für 30Euro an der Grenze holen. Gesagt getan. 

Und ganz spontan beschließen wir, einfach noch heute Nachmittag in den Senegal einzureisen und düsen die letzten ca. 30km zur Grenze. Kurz zuvor werden noch 5000UM Parkgebühren kassiert (was wir in dem Fall anstandslos zahlen, da wir immerhin einige Tage in diesem Park zugebracht haben ;-) ) und dann sind wir schon an der Grenze. Nun ist der spätere Nachmittag nicht unbedingt die beste Uhrzeit eine eher berüchtigte afrikanische Grenze anzugehen. Wir waren nicht die einzigen Europäer dort und schließen und einer 6köpfigen französischen Familie und dem deutschen Lastwagenfahrer an. 

Wir zahlen ein paar Euros (insgesamt ca. 40Euro für beide Seiten der Grenze zusammen und noch mal 30Euro für die weitere Versicherung) und lassen uns durchschleusen, da wir keine Lust haben auf die hier üblichen Machtspielchen. Dafür geht es wirklich schnell und in knappen 2 Stunden sind wir durch. Nur wird unser Carnet de Passage an der Grenze nicht abgestempelt. Aber dazu mehr später. Wir kommen auf der guten Teerstraße schnell voran und schaffen die ca. 50km zu Zebrabar unterhalb von St. Louis gerade so vor der Dunkelheit und können sogar an einem kleineren Laden an der Straße noch schnell ein paar Lebensmittel erhalten. Wir sind froh hier angekommen zu sein und genießen noch ein leckeres Abendessen aus der guten Zebrabarküche und werden von Martin (Besitzer und Grüner der legendären Zebrabar, die es bereits seid 20Jahren gibt) und seiner Familie sehr herzlich willkommen geheißen.

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