Samstag, 18. März 2017

Mauretanien – Nouakchott

Von anderen Reisenden wurde uns in Nouakchott (Hauptstadt Mauretaniens mit ca. 1Millionen Einwohner) der Platz Tergit Vacances, der direkt am Strand liegt, empfohlen. In unserem Reiseführer (Kohlbach) hat der Platz keine allzu gute Bewertung. Aber da uns die Lage sehr reizt und wir keine allzu große Lust haben mit den Kindern und dem Hund wieder mitten drin zu sein in der Stadt, wollen wir wenigstens vorbei sehen und uns selbst ein Bild machen. Das stellt sich als goldrichtig heraus. 
Der Platz liegt super schön direkt oberhalb des Sandstrandes. Alles ist einfach aber sauber. Wir parken im Sand und bekommen einen Schlüssel für die super sauberen Sitztoiletten. Die Dusche ist einfach aber warm. Was will man mehr??? 
Für Reisende ohne Wohnmobil stehen einige Bungalows zu Verfügung und ein Restaurant gibt es auch, wo vor allem am Wochenende rege Betriebsamkeit herrscht. Der Besitzer des Platzes hat 10 Jahre in Amerika gelebt und spricht ein hervorragendes Englisch. Er ist sehr bemüht und wird uns noch bei verschiedenen Dingen behilflich sein. 
Da er uns sympathisch ist, erzählen wir ihm von der etwas schlecht ausfallenden Bewertung in unserem Reiseführer. Dort wird von einer Art Bordell geschrieben. Er ist dafür sehr dankbar und kann sich nicht erklären, woher dieses Gerücht kommen soll und vermutet einen Neider. Er erzählt uns, dass sein Platz (dieser gehört noch der Mutter, er führt den Laden nur) früher richtig gut lief und hier immer die Rally Paris-Dakar halt gemacht hat und auch sonst deutlich mehr Leute kamen. Seit den Entführungen/Ermordungen im Dezember 2007 hätte sich der damals noch in den Kinderschuhen steckende Tourismus nie wieder erholt.
Wir genießen erst einmal diesen schönen Platz und machen von hier einen Spaziergang am Strand entlang in Richtung traditionellen Fischerhafen. WOW....super...der ist sooooo schön. Hier liegen hunderte, nein tausende bunte Pirogen in verschiedenen Größen am Strand und im Wasser. Es ist später Nachmittag und die Fischer kehren mit ihrem Fang in den Hafen zurück. Die Boote müssen dabei von Hand den Strand hinauf gezogen werden. Immer mindestens 10 Männer ziehen ein Boot/Piroge und sie nehmen sich alte Gasflaschen zu Hilfe, auf denen sie die Boote schieben. Das sieht verdammt anstrengend aus und Anselm lässt es sich nicht nehmen bei einem Boot mit anzupacken. Wir sehen fast ausschließlich schwarze Männer und erfahren später, dass die meisten Fischer hier aus dem Senegal kommen, um hier zu arbeiten. Diese behaupten von den Mauren, sie könnten nicht fischen. Auch sehen wir, wie die Pirogen gebaut werden und erfahren hier von einem jungen Mann aus Gambia, dass er mit seiner Truppe immer da wäre, wo man neue Boote bräuchte, da diese nicht viele bauen könnten.






Wir machen tags darauf noch eine Runde durch den Hafen, wo eine ganz besondere Stimmung herrscht. Die Gischt des Meeres umhüllt alles in ein diffuses Licht. Tausende Möwen fliegen und kreischen am Himmel und versuchen einen Fisch oder Reste ab zubekommen. Wir laufen bis in die Halle des Hafens hinein. In dieser, aber vor allem davor, werden alle möglichen Fische verkauft. Frauen in ihren bunten Malhalfas ( lange bunte und dünne Stoffbahnen,die die traditionelle Kleidung der Frau darstellen und in einer speziellen Technik um Kopf und Körper gewickelt werden) verkaufen an die Fischer Speisen und Getränke. Es liegen riesige Berge Fischernetze herum, Eselkarren warten auf ihre Arbeit und dazwischen parken einige uralte Peugot 504, die dermaßen verrostet und zerbeult sind, dass wir nicht glauben können, dass diese ernsthaft noch fahren. Aber sie tun es. Jeder deutsche TÜV Mitarbeiter würde bei diesem Anblick einen Herzkasper bekommen.












Jim fängt täglich in einem Art Brunnenbecken mehrere Krabben, beobachtet sie und lässt sie wieder frei. Er bandelt gleich mit den schwarzen Jungs an, die hier auf dem Platz arbeiten und isst sogar mehrmals bei ihnen. Die finden Jim klasse und fragen immer wieder nach ihm.






Maya hat schon die ganzen letzten Tage nicht viel gegessen. Was erst mal nicht verwunderlich ist bei Fieber. Aber mittlerweile ist das Fieber abgeklungen und sie hat immer verstärkter Schmerzen beim essen. Wir stellen fest, dass sie eine ganz belegte Zunge und kleine Bläschen auf dieser hat. Das muss ihr weh tun. Abends beim Zähneputzen hat sie solch extremes Zahnfleischbluten, dass wir es lassen und uns Sorgen machen. Wir holen uns über WhatsApp Rat bei Ursula, die im Internet recherchiert und wir sind uns schnell einig, dass dies wohl ein Mundpilz/Soor/ auch Candita genannt sein wird. Das kann bei Kindern vorkommen, wenn das Immunsystem geschwächt ist z.B. durch Zahnen/Fieber und vielleicht spielt hier auch noch die Antibiotika Geschichte in Frankreich noch mit hinein. SUPER....was nun??? Ursula ist hier Gold wert. Sie recherchiert für uns und schickt uns die Infos per WhatsApp. Unser Netz ist zu lahm zum selber nach forschen. Okay, Zucker weg lassen (Hefepilz ernährt sich davon) kein Problem....war eh viel zu viel in letzter Zeit (Fanta, Kekse, Bonbons, Lutscher....), alles auskochen (Flaschennuckel, Zahnungsringe, Zahnbürste und ihr Kuschelhase, auf dem sie viel herum kaut)....auch kein Problem. Unter einigen anderen Tipps bleiben Kokosöl und Echinacea hängen. Das habe ich hier. Also geben wir ihr die nächsten 1 ½ Wochen 3 mal täglich Echinacea Globulis und je einen Teelöffel Kokosöl. Und siehe da. Schon wenige Tage später eine deutliche Besserung. 
Bald isst sie wieder schmerzfrei und nach einer Woche blutet das Zahnfleisch nicht mehr. Wir sind super froh. Eine kranke, weinerliche und schlecht gelaunte Maya schlägt uns Eltern doch sehr auf´s Gemüt. Wir sind froh, als sie nach über einer Woche wieder fröhlich ist.

Leider stellen wir bei Jim fest, dass er in den beiden oberen Backenzähnen auf beiden Seiten Löcher hat. Scheiße. MAN....daheim haben wir ihn beim Zahnarzt noch checken lassen und alles war in Ordnung. Wir machen uns Vorwürfe, da wir in den letzten Wochen wirklich viel zu nachlässig waren, was das Putzen und den Zucker anging. Mit Jim in Afrika zum Zahnarzt. Das wird lustig. OH man...Okay...da müssen wir sofort ran, bevor er Schmerzen hat, weil dann wird es richtig lustig. Wir fragen den Besitzer des Platzes und der kann uns einen Zahnarzt empfehlen. 
Schon am nächsten Tag fahren wir dorthin. Wir müssen 3000UM (ca.8 Euro) bezahlen und kommen dann auch gleich dran. Die Praxis ist halbwegs modern und der junge Zahnarzt sympathisch. Er arbeitet sauber und steril. Leider spricht er kein Englisch und anscheinend auch kaum Französisch. Die Verständigung klappt trotzdem irgendwie. 
Jim ist anfangs noch recht wacker und macht mit. Der Arzt betäubt Jim mit einem Gel und fängt an zu bohren. Natürlich tut es weh und dann ist Schluss bei Jim. Er sitzt auf meinem Schoss und macht nicht mehr mit. Scheiße. Wir geben dem Zahnarzt zu verstehen, dass er Jim eine Spritze geben soll, vor der Jim jetzt natürlich Angst hat. Wir haben größte Mühe ihn zum Mitmachen zu bewegen. Anselm übernimmt und ich gehe mit Maya raus. Nach einiger Zeit hat Anselm Jim soweit, dass er sich spritzen lässt und der Zahnarzt kann die erste Seite fast fertig machen. Dann schickt er uns und bestellt uns auf Montag wieder her. Wir haben Samstagmittag und er macht wohl Feierabend. Ab jetzt putzen wir 3mal täglich und lassen auch bei Jim den Zucker weg. Mir und Anselm schadet das auch nicht. Manchmal braucht es einen Wink mit dem Zaunpfahl.

Am Montag fahren wir wieder zu dem Zahnarzt. Jim macht super mit und der Zahnarzt macht die erste Seite komplett fertig und schickt uns dann wieder. Wir sollen morgen wieder kommen. OH MAN....wir dachten eigentlich, dass wäre heute erledigt. Nun gut. Jim hat eine echt dicke Lippe und daher finde ich die Entscheidung des Zahnarztes gut, heute nicht weiter zu machen. Wir sind an der Praxis mit dem Besitzer des Campingplatzes verabredet, der mit Anselm los fährt, um eine sogenannte Carte brune (eine KFZ-Versicherung für den Senegal und alle ECOWAS Länder, wie Mali, Gambia, Guinea-Bissau und Burkina Faso) abzuschließen und noch einen zweiten Feuerlöscher und ein zweites Warndreieck für den Senegal zu besorgen. Seine Hilfe ist hier super. Denn Anselm und er fahren 5 verschiedene Versicherungsbüros ab, bevor sie fündig werden. Ich warte derweil mit den Kids im Laster und koche und esse mit ihnen. Übrigens will der Besitzer für seine Hilfe keinen Cent und wir sind ihm dafür sehr dankbar. Er ist sehr interessiert daran, welche Bedürfnisse Reisende haben und unterhält sich angeregt mit Anselm. Begeistert erzählt er von seinem Land und empfiehlt uns dann, wenn wir schon nicht nach Atar fahren, doch eine Runde über Aleg und dann am Senegalfluss zurück gen Küste und Grenze zu fahren. Bisher hätten wir ja nur Wüste und somit noch recht wenig von Mauretanien gesehen. Wir werden seinem Rat folgen.

Letzter Anlauf für den Zahnarzt. Dieses Mal kommt der Besitzer des Platzes mit für die Verständigung. Nun stellt sich heraus, dass der Zahnarzt aus Syrien kommt. Als er erfährt, dass wir heute weiter fahren wollen, erklärt er uns, dass er in diesem Fall Jim nicht weiter behandelt, weil wir außerhalb von Nouakchott so gut wie keine medizinische Hilfe bekommen würden und wenn es Komplikationen gäbe, alleine dastünden. Zudem war Jims Backe immer noch geschwollen. Er meinte auch, dass die Löcher noch nicht schlimm seien und wir noch gut Zeit hätten die ohne Probleme in den nächsten Monaten richten zu lassen. Eine gute Entscheidung. Ich bin ganz angetan von dem Zahnarzt, der sehr geduldig und einfühlsam war mit Jim. Ich hoffe, wir finden noch mal einen solchen für die andere Seite.
Die knappe Woche Pause am Strand von Nouakchott hat uns sehr gut getan.
Wir haben uns versorgt und sonst nicht viel getan.



In Nouakchott haben wir uns nochmals eingedeckt mit ausreichend Lebensmitteln ( Es soll hier einen großen neuen Supermarkt der Kette ATAC geben ähnlich wie der Marjane in Marokko. Da wir uns aber in dem älteren TATA Supermarche soweit schon eingedeckt hatten, haben wir diesen nicht mehr angefahren) und Trinkwasser, denn es soll in Richtung Aleg nur noch sehr begrenzt etwas geben.





Viel gesehen haben wir von der Stadt selbst nicht. Aber sie macht auch nicht den Eindruck auf uns, unbedingt sehenswert zu sein. Wieder hauptsächlich flache, teils recht baufällige Häuser. Viel Sand und Müll. Oft auch nur einfache Blech und Holzhütten. Viel Verkehrschaos...rote Ampeln seien nur eine Empfehlung, lassen wir uns sagen. Wir halten trotzdem, da wir einem Polizisten keinen Grund geben wollen, uns dran zu bekommen. Hinter uns hupt man. Uns egal, wir sind meist größer. In der Stadt ist es auch deutlich heißer und staubiger als am Strand und so sind wir jedes Mal froh, wieder raus zu kommen.
Absolut sehenswert ist in jedem Fall der traditionelle Fischerhafen und wenn man sich von Mauretanien noch etwas ansehen will, ohne auf direktem Wege in den Senegal zu düsen, kommt man um die Stadt aus Versorgungszwecken nicht herum.


Campingplatzempfehlung:
Tergit Vacances
Plage des Pecheures ca. 8km außerhalb von Nouakchott
N18 06.692 W16 01.394 www.terjitvacances.com
Schöner einfacher Platz direkt oberhalb des wunderschönen Sandstrandes.
Der traditionelle Fischerhafen in zu Fuß über den Strand schnell erreicht.
Es gibt sehr saubere Sitztoiletten und eine einfache aber saubere und warme Dusche.
Es stehen Bungalows und ein Restaurant zu Verfügung. Der Besitzer spricht Englisch und Französisch und ist sehr hilfsbereit und bemüht und gibt gerne Auskunft zum Land.

Wer einige Tage bleiben und sich selber versorgen möchte, sollte vorher in der Stadt einkaufen, da keine Läden in der näheren Umgebung vorhanden sind.

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