Samstag, 23. September 2017

Montenegro – Land der brennenden Berge, wilder Schluchten und tiefen Meeresbuchten

Montenegro empfängt uns wild.
Der Grenzposten liegt am Zusammenfluss der beiden Wildwasserflüsse Piva und Tara.
Und so geht es durch eine tiefe wilde Schlucht immer oberhalb des tiefblauen Wasserlaufs der Piva, die hier gestaut wird und im Trnovacko Jezero Seeausmaße an nimmt. Wir unterlagen dem Irrtum, hier irgendwo zum stehen zu kommen. Aber zwischen den zahllosen Tunnels, die in den Fels gehauen wurden, den steilen Schluchtwänden und dem endlos langen Stausee unter uns, gab es nirgendwo Platz dafür.





Auch hier niedrig Wasser und an der Verfärbung des Ufers zu erkennen, hat es hier bei normal Wasserstand einige Meter mehr Wasser.
Die Vegetation in den umliegenden Bergen ist entsprechend trocken und bald sehen und riechen wir auch die weitflächigen Waldbrände.





Irgendwann finden wir auf einer Wiese unweit der Straße einen guten Platz für die Nacht. Einem Schäfer, der in der Nähe seine Schafe hütet, bringen wir ein kaltes Radler vorbei und geben ihm bescheid, dass wir hier nur nächtigen wollen und am nächsten Morgen wieder weg sein werden. Er nimmt das Radler dankbar an und hat nichts dagegen, dass wir hier nächtigen. Wir riechen die ganze Nacht den scharfen Brandgeruch. Auch am nächsten Morgen ist die Luft schwer und stechend von dem Rauch, der aus den Bergen hinunter zieht. Da müssen riesige Gebiete brennen.

Jetzt freuen wir uns nach einigen Wochen wieder auf das Meer.
Wir legen in Niksic noch einen Einkaufstopp ein und erreichen dann zügig bei Risan die Bucht von Kotor.
Der äußere und der innere Teil der Boka kotorska, wie die Bucht auf Serbisch heißt, sind völlig unterschiedlich.
Die äußere Bucht ist milder, sonniger, mehr dem offenen Meer zugewandt. Sie wird mit ihrer üppigen mediterrianen Vegetation von norden her durch das Orjen-Gebirgsmassiv vor kalten Winden geschützt.
Ein Riesenmesser hat in die Innere Bucht das wilde Kartsplateau der Dinarischen Küstenkette aufgeschnitten und ein M-förmiges, vom Meer gefülltes Tal mit steilen Wänden geschaffen. Die beiden Becken der Bucht bieten Platz für die drei größeren Orte, die Illyerergründung Risan, das venezianische Risan und Kotor, dessen historisches Stadtensemble unter dem Schutz der Unesco steht.

Wir fahren das kleine Autocamp Nakula in Morinj an und machen uns sogleich auf den Weg zum nahen Strand. Hier liegen schon die ersten fetten Yachten im Wasser, die ganz typisch sind für die Bucht von Kotor.


Eine alte Bekannte aus HEP Ausbildungszeiten in Wilhelmsdorf macht hier gerade mit ihrer Familie Urlaub und so treffen wir Vanita und ihren Sohn Arun gleich heute noch am Strand. Wir haben uns seid 11 Jahren nicht mehr gesehen und so gibt es einiges zu erzählen. Vanita war so lieb und hat uns auch ein paar Kleinigkeiten aus DE mitgebracht.
Vanita und ihr Mann Peru sind von reichen Bekannten hier her eingeladen worden und morgen haben diese extra ein Boot gemietet, um ihnen die Bucht zeigen zu können und WIR dürfen mit.
Voll genial und ein echtes Geschenk. DANKE ihr Lieben, dass ihr uns mitgenommen habt, dass war wirklich ein HAMMER schöner Ausflug, den wir so NIE gemacht hätten.
Also treffen wir uns am nächsten Tag im Nachbarort Risan und werden dort direkt von einem 500PS starken Motorboot abgeholt. WOW...voll das schickte Teil.
Nachdem die zwei Kids von Vanita und Peru und auch die unseren beiden mit Schwimmwesten versorgt sind, gibt der Bootsführer Gas und es drückt uns in die weißen Ledersitze, so schnell düst das Teil über das Wasser. Wir sind schwer beeindruckt.







Vom Wasser aus hat man nochmal einen ganz anderen Eindruck von der wunderschönen Bucht mit all ihren Winkeln, Inseln und uralten Ortschaften. Wir machen ein recht große Runde und legen dann in einer kleinen Bucht an, um in einem Restaurant etwas zu Mittag zu essen und eine kleine Runde zu planschen. Als wir zahlen wollen, winkt man ab. Das sei schon bezahlt. Uiiiii...DANKE an dieser Stelle an den spendablen unbekannten Bekannten von Peru.















Dann geht es nach Kotor, wo bereits ein Stadtführer auf uns wartet. Auch organisiert von Perus Leuten. Leider sind wir alle schon ziemlich müde und die Kids von Vanita zudem gesundheitlich angeschlagen. So können wir den Ausflug, in die wunderschöne Altstadt von Kotor, nicht so richtig genießen. Anselm und ich haben diese ja bereits vor 9 Jahren schon recht genau ansehen dürfen und sind damals auch auf die beeindruckende Festungsanlage oberhalb der Stadt hoch gelaufen.


Wie nur wenige europäische Städte von Bedeutung hat Kotor ein gütiges Schicksal aus vorindustrieller Vergangenheit in unsere Gegenwart herüber gerettet. Wie eine dekorative Theaterkulisse bildet die venezianisch-österreichische Festung den Hintergrund, vom Ort aus wirkt es, als ob sie bis zu den Höhen der steilen Gebirgsflanken reichte, die der Inneren Bucht von Kotor ihr besonderes, einem Fjord ähnelndes Gepräge geben.
Dass die Altstadt, ein kompaktes Ensemble von Bauten, die zwischen dem 12. und frühen 20.Jh. entstanden sind, von der Unesco als Weltkulturerbe unter Schutz gestellt wurde, versteht jeder, der die Stadt und ihre Lage auch nur von außen sieht. Dass die Altstadt heute noch bewohnt ist – keine steinernes Gehäuse für touristische Einrichtungen, kein Apartmentparadies für reiche Ausländer -, macht sie doppelt interessant.
Die Schäden des großen Erdbebens von 1979 wurden umgehend behoben, der beliebte Touristenort mit den originalen Steinen wieder aufgebaut.
Kotor, das in den 500 Jahren seiner Zugehörigkeit zu Venedig Cattaro hieß.wurde von Griechen gegründet, die den sicheren Standort für Schiffe tief drinnen in der Bucht schätzten.











Heute geben wir uns mit einer kleinen Runde durch die Gassen der Altstadt zufrieden und spendieren dann allen ein Eis zur Belohnung. Wir sind müde, können die Schönheit des Ortes heute nicht so recht wahrnehmen und nehmen uns ein Taxi zurück nach Risan. Dort verabschieden wir uns von Vanita und ihrer Familie, die morgen wieder zurück nach Deutschland reisen. War super nett euch zu treffen. Liebsten Dank für alles an dieser Stelle nochmal. Wir hoffen auf ein Wiedersehen in der Heimat.


Wir fahren mit dem Laster nochmal ca. 10km hoch in die Berge und finden dort wieder auf einer Wiese einen Stellplatz für die Nacht.

Tags darauf geht es an der Küste entlang über Budva nach Ulcinj, wo wir auf dem Safari Camp einen recht schönen Platz direkt am Strand finden. Ansonsten ist die Strecke hier runter super touristisch, voll, völlig verbaut mit hässlichen Hotelbunkern und nicht besonders schön. Da ist die Bucht von Kotor schon fast seltsam wenig überlaufen, obwohl diese eine der Hauptattraktionen des Landes ist. Glücklicherweise gibt es dort kaum Hotels, so dass die meisten Besucher nur unter tags zugegen sind.




Wir verbringen einen Tag am vollen Sandstrand des Camps und sehnen uns nach den endlosen und völlig einsamen Stränden in Marokko und Gambia zurück.
Ich nutze die Waschmaschine und wir versorgen uns mit allem weiteren, da wir morgen nach Albanien einreisen wollen und uns sehr darauf freuen, dort wieder viel wild stehen zu können.



Johanna hat gerade gelesen:

Helge Timmerberg – Die rote Olivetti 
(eine Biografie einer meiner Lieblings Reiseschriftsteller)

Maja Lunde – Das Leben der Bienen 
(Die Geschichte der Bienen in drei verschiedenen Jahrhunderten erzählt. Wach rüttelnd, erschütternd und super spannend)

Sabine Bode – Die Vergessene Generation 
(Die Autorin beleuchtet hier sehr sensibel und gut recherchiert die Generation von Kindern, die in den letzten Kriegsjahren zur Welt kamen und laut gängigem Gesellschaftsdenken ja wohl zu klein waren, um vom Kriegsgeschehen noch wirklich etwas mitzubekommen. Das dem nicht so war und welche Auswirkungen das hat, beschreibt die Autorin sehr verständlich. Ein hoch interessantes Buch, das Anselm gerade auch liest.)

Andreas Altmann – Gebrauchsanweisung für das Leben
(eine herrlich erfrischende Lektüre über die Lebenserfahrung eines Reisenden)

Andreas Altamann – Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und mein eigenes Scheißleben
(Biografie einer Jugend in der Nachkriegszeit unter einem tyrannischen Vater, der von der Front zurückkehrt und seine Kinder schlägt und unterdrückt. Bedrückend und erfrischend zugleich. Ich habe das Buch in zwei Tagen verschlungen und Andreas Altmann zu einem weiteren Lieblingsautoren meinerseits erklärt. Seine herrlich erfrischende und klare Art und Weise zu formulieren ist einfach zu gut.)

Andreas Altmann – Verdammtes Land – Eine Reise durch Palästina  
( bin ich gerade dabei zu lesen und finde es, wie alle Bücher von Altmann, sehr erfrischend. Zudem beschreibt er recht verständlich die ziemlich verwirrenden Zustände im Nahen Osten. Spannend und lehrreich.)

Anselm hat gerade gelesen:

Bran Stake – Dracula 
(das Original, Anselm fand es sehr gut und super spannend)



Wir genießen es sehr, nicht durch das verblödende deutsche Fernsehprogramm abgelenkt zu werden und verschlingen abends ein Buch nach dem anderen. Dass unser Fernseher daheim zwischenzeitlich das Zeitliche gesegnet hat, finden wir daher richtig gut und wir werden uns auch vorerst keinen neuen mehr zulegen. So bleibt mehr Raum und Zeit für all die herrlichen Bücher, die noch darauf warten, gelesen zu werden.

Über gute Buchvorschläge freuen wir uns immer sehr.

Übrigens würden wir nie wieder ohne unsere Kindle E-book Reader irgendwohin fahren.

Geniale Erfindung, weil man auch noch unterwegs deutschsprachige Bücher erstehen und somit eine riesige Auswahl an Büchern IMMER dabei haben kann. Und nachts im Dunkeln im Bett lesen zu können, wenn die Kinder schlafen, ist einfach super.

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