Dienstag, 30. Dezember 2008

Sudan Khartoum – äthiopische Grenze bei Gallabat

Unser letzter Stehtag in Khartoum ging ebenfalls für Ausbesserungs – und Pflegearbeiten drauf, so dass uns keine Zeit mehr blieb, uns die Stadt ein wenig genauer anzusehen.
Heute traf noch Peder (Schwede) mit seinem Fahrrad im „Blue Nile Sailing Club“ ein. Ein lustiger, offener und gesprächiger Typ der viel zu erzählen hat. Er ist seit 6 Monaten unterwegs und will noch weiter bis China. Da er letztes Jahr mit einem Freund die Westküste mit dem Radel hinunter fuhr, konnte er uns einige gute Tipps für diese geben. Nachdem wir uns, zwischenzeitig, schon fast von den Westküstenplänen verabschiedet hatten (hatten zuviel negatives über diese gehört), fangen wir langsam wieder an, doch ernsthaft darüber nachzudenken, wie ursprünglich geplant, die ganze Runde zu fahren....Julchen und Micha, bringt Geld auf die Seite...dass wird doch noch was mit eurem Besuch an der Westküste, vielleicht nur ein wenig später, als erst gedacht. Wollen uns vorher für ein paar Monate eine Arbeit z.B. in Namibia suchen, um unsere Reisekasse aufzubessern und die Regenzeit an der Westküste abzuwarten...die wäre nämlich genau Juni/Juli/August...unsere ursprünglich geplante Reisezeit an der Westküste. Sind nun bereits von mehreren Leuten davor gewarnt worden, zu dieser Zeit dort hoch zu fahren. Die vielen unbefestigten Strassen seien dann wochenlang kaum mehr passierbar. Aber bis dahin vergeht noch einige Zeit und bekanntlich kann in dieser noch viel passieren...wir werden mit Sicherheit länger als ein Jahr unterwegs sein...peilen mittlerweile eher zwei Jahre an!!!!!
In Khartoum hatten wir dann noch einen netten Abend mit Peder, Florian und den anderen Jungs.
Bis wir am nächsten Tag wieder alles zusammen gepackt und erledigt hatten, war es wieder Mittags. Ich machte mich noch auf die Suche nach einem Postamt, um die obligatorischen Karten an meine liebe Mama und Freundin Jule in Berlin zu verschicken...was sich hier wieder als nicht ganz einfach heraus stellte. Musste eine Weile suchen und mich durchfragen. Von außen war das Postamt dann nicht als ein solches zu erkennen. Nur ein Briefkasten ließ darauf schließen, dass es sich vielleicht um ein solches handeln könnte. Das Innenleben wäre Filmreif gewesen. Es handelte sich um ein altes Gebäude aus der Kolonialzeit. Die einserne Gittertheke zog sich durch das längliche rot gestrichene Gebäude, hinter der die Postangestellten tätig waren. An der Decke liefen zwei alte große langsame Ventilatoren und die Briefmarken holte die Postdame aus einem großen alten Lederbuch...ich kam mir um ein Jahrhundert versetzt vor...bin gespannt, wie lange die Postkarten bis nach Deutschland brauchen werden.
Am frühen Nachmittag kamen wir dann endlich los. Mussten uns dann erst einmal wieder durch den Verkehr von Khartoum quälen. An einem großen Einkaufzentrum machten wir noch einmal halt und konnten ein überraschend gut sortierten Supermarkt nutzen, um mal wieder unsere Lebensmittel aufzustocken.
Dann verabschiedeten wir uns von Peder und Florian, die noch ein paar Tage in Khartoum verweilen wollen. Florian werden wir wohl wieder in Tansania treffen. Er möchte sich bei uns melden, wenn er dort ist, was wirklich schön wäre. Florian arbeitet in der Entwicklungshilfe und wir hätten große Lust, mehr über seine Arbeit zu erfahren. Die letzten Tage hatten wir meist nicht soviel Zeit, uns mehr darüber zu unterhalten. Peder wird sich von Khartoum Richtung Djibuti auf machen, um dort nach Jemen einzuschiffen und will von dort weiter nach China....unterwegs trifft man die interessantesten Menschen.
Bis wir dann entgültig los kamen, war es schon Spätnachmittags und so schafften wir heute nicht mehr ganz 200km auf geteerter Strasse. Kurz hinter Wad Maadi, südöstlich von Khartoum, schlugen wir uns, in der bereits völligen Dunkelheit, hinein in ein Feld und errichteten dort unser Nachtlager.
Der folgende Tag hatte es ziemlich in sich...fuhren früh los, da wir es heute bis zur äthiopischen Grenze schaffen wollten...wie so meist, in den letzten Tagen, starteten die Jungs eine Weile nach uns, da sie uns auf ihren Motorrädern sowieso schnell wieder einholten. Heute hatten sie uns keine 10Minuten überholt, wir waren erst ca. 70km gefahren, als plötzlich Schluss war mit fahren...ein lautes Geräusch ließ Anselm sofort stoppen. Und schnell war klar, wir hatten nach 10. 000km unseren ersten platten Reifen hinten rechts....Scheiße!!! Und die Jungs gingen nicht an ihre Handys. So mussten wir zu zweit den platten Reifen meistern, was wir dann auch erstaunlich schnell schafften. Nur die Sonne und die Hitze waren erbarmungslos. Und die vielen Busse fuhren gefährlich schnell an uns vorbei. Wir waren froh, dass der platte Reifen auf der rechten Seite war und wir so beim arbeiten durch den Dicken zur Strasse hin geschützt waren. Der platte Reifen hatte auf den ersten Blick nicht allzu viel Schaden genommen und wir nahmen uns vor, den zweiten Ersatzreifen, so bald als möglich, auf die Felge aufziehen und den platten Reifen überholen zu lassen.
Nach einer knappen Stunde waren wir wieder unterwegs...Wir waren nur ca. 70 weitere Km gefahren, als Christoph uns anrief...nun hatte er einen platten Reifen...auch seinen ersten nach 10.000km...was ist den heute los???? Wir hielten noch schnell an einer Tankstelle, tankten auf und besorgten ein paar kaltes Colas, im Wissen, dass das heute noch ein längerer Arbeitstag in der prallen Sonne werden könnte. Uns so war es dann auch. Nach weiteren 10km hatten wir die Jungs, die am Straßenrand auf uns warteten, wieder eingeholt. Christophs Hinterreifen sah nicht gut aus und musste dringend geflickt werden. Also bauten die Jungs diesen aus und fuhren mit dem Mantel zurück nach Gadaref, wo sie ihn flicken lassen konnten. Ich wartete bei den Motorrädern, währenddessen Gidion den Schlauch des Hinterrades flickte.
Als wir da so saßen und auf die Rückkehr von Anselm und Christoph warteten, kam Daniel (Kolumbianer) mit seinem Motorrad vorbei. Er gesellte sich zu uns und erzählte uns, dass er bereits seit sieben Monaten unterwegs ist, in Kolumbien gestartet war und von Argentinien nach Südafrika übergesetzt hatte. Er konnte uns einige gute Tipps für unsere nächsten Reiseländer Äthiopien, Kenia und Tansania geben. Im Gegenzug berichteten wir ihm vom Sudan, Ägypten, Jordanien und Syrien. So findet der zuverlässigste Informationsaustausch statt. Dann tauchten auch wieder Anselm und Christoph mit dem erfolgreich geflickten Mantel auf. Schnell war der Reifen wieder montiert und wir luden Daniel ein, mit uns zu essen und das Nachtlager zu teilen. Da der Tag bereits weit fortgeschritten war, hatten wir beschlossen, heute nicht mehr weiter zu fahren, sondern gleich an Ort und stelle die Nacht zu verbringen und am nächsten Tag die äthiopische Grenze, die noch gute 150km entfernt war, anzugehen. Hatten noch einen interessanten und gesprächigen Abend mit Daniel aus Kolumbien. Reisende Südamerikaner trifft man nicht allzu oft.
Am nächsten Morgen kamen wir schon gegen 8:00 los und waren gegen 11:00 an der Grenze...wie schon erwähnt, ist es an Grenztagen wichtig, früh los zu kommen. Man kann nie wissen, wie lang ein Grenzübergang dauern wird. Heute hatten wir Glück. In guten drei Stunden waren Aus- und Einreise gemeistert. Die Grenze war ziemlich interessant...hier waren wir jetzt wirklich in Afrika angekommen. Alles sehr war sehr bunt, chaotisch, einfach, eher ärmlich gehalten. Viele Menschen und Tiere waren dort und teilweiße trieben sich seltsame Gestalten herum. Wir waren schon gewarnt worden, gut auf unsere Dinge aufzupassen, da sie hier gerne klauen würden. Wir hatten dann fast eine logistische Herausforderung damit, unseren Grenzübergang zu planen und durchzuführen. So packten die Jungs alle losen Teile von den Motorrädern in den Dicken, diesen schlossen wir ab und ich blieb bei den Fahrzeugen, während sich die Jungs um die Ausreiseformalitäten der Fahrzeuge kümmerten. Sofort hatte ich mindestens 20 neugierige junge Männer um mich, was erst mal ein wenig seltsam war. Jedoch fühlte ich mich nicht unsicher. Ich wusste genau, sollte mir jemand zu nahe kommen, würde ich hier einen Aufstand machen, dass es das halbe Dorf mitbekommen würden. Ein vorbei kommender Polizist schickte alle Jungs, in einem ziemlich harschen Ton, von mir weg und dann hatte ich meine Ruhe, bis Anselm und die anderen wieder da waren. Dann gingen wir in zweier Gruppen zur Passkontrolle, um unsere Visa ausstempeln zu lassen. Nun hatten wir den ersten Schritt geschafft und konnten hinüber, zur äthiopischen Grenze fahren. Trotz, dass es da gleich noch viel ärmlicher war und das Grenzgebäude nur aus einer alten Lehmhütte bestand, fühlten wir uns hier wieder sicherer. Konnten die Fahrzeuge vor dem Gebäude stehen lassen, trugen noch einem bewaffneten jungen Mann auf, ein Auge auf die Fahrzeuge zu haben und machten uns dann daran, die Einreiseformalitäten zu erledigen. Die Beamten waren sehr nett, in zivil und gleich viel lockerer drauf, wie an der sudanesischen Grenze. Eine gute halbe Stunde später waren diese auch schon geschafft und wir liefen noch kurz durch den Grenzort, wo wir dann gleich mal einen Vorgeschmack auf dass, was uns die nächsten ca.2 Wochen bevorstehen würde, bekamen...nämlich auf Schritt und Tritt von Äthiopiern nach Geld, Stiften, Essen oder Kleidung gefragt bzw. angebettelt zu werden. „You, you, you...money“, hörten wir vor allem von den Kindern.
Da es auch wahnsinnig heiß war (man konnte sich wirklich die Finger am Dicken verbrennen, so heiß war es), beschlossen wir, schnell weiter zu fahren.
Ab hier hatten wir wieder auf einer Piste zu fahren und kamen so wieder langsamer voran. Wollten heute eigentlich noch bis Gondar fahren. Schnell war jedoch klar, dass wir dass heute nicht mehr schaffen würden. Die Landschaft hatte sich schon im Grenzgebiet im Sudan verändern. Man konnte wieder Berge, Bäume, mehr grüne Vegetation und mehr Wasser sehen. Die Natur wird hier wieder fruchtbarer und bald konnten wir auch große und kleiner Kornfelder am Straßenrand sehen.
Wir fuhren durch einige kleine Dörfer. Die Gebäude bestanden meist aus kleinen einfachen runden Hütten aus Stroh und Lehm. Viele Tiere, Esel, Ziegen und Schafe waren unterwegs und überall winkten und schrieen uns vor allem die Kinder hinter her...immer mit dem Spruch „You, you you, money“. Sobald wir anhielten, hatten wir umgehend ein paar neugierige Menschen um uns. Da konnte die Gegend noch so verlassen aussehen, von irgendwo kamen dann doch ein paar Kinder oder Hirten mit ihren Tieren. Umso erstaunlicher war es, als wir, schon bei einsetzender Dunkelheit nahe der Strasse, unser Nachtlager aufschlugen und den ganzen Abend keine Menschen auftauchten.
Die kamen dann erst am nächsten Morgen, als sie ihre Tiere zu ihren Weideplätzen trieben und unser seltsam anmutendes Lager entdeckten. Ich konnte sie schon hören, als sie frühmorgens um unseren Dicken schlichen und sich wahrscheinlich sehr über diesen amüsierten und wunderten. Anselm lud sie dann erst mal auf einen Tee ein und wir verteilten Kekse, während Gidion und Christoph jede Menge tolle Fotos machten.















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