Sonntag, 18. Juni 2017

Marokko gen Norden - Todrha Schlucht – Tizi-n-Tagountsa

Wir kommen bei Skoura auf die N10 in das Dades Tal, die Route der Kasbahs (alte und neuere Lehmburgen).
Über Boumalne-du-Dade und Tinerhir erreichen wir die Todhra Schlucht und fahren nach wenigen Kilometern in dieser den Campingplatz Atlas an, der wunderschön zwischen Dattelpalmen direkt am Flusslauf liegt.



Auch hier treffen wir mal wieder auf andere Reisende und Jim freut sich über zwei belgische Kinder, die mit ihm über den Platz toben. Mit Anselm baut er aus trockenem Schilfgras ein tolles Piratenboot und lässt es unten am Fluss schwimmen.


Wir legen einen Versorgungstag ein und einen weiteren, um meinen Geburtstag ein wenig zu feiern und uns bei einer Wanderung in die Schlucht ein wenig um zusehen.
Dabei folgen wir einem Pfad die Schlucht aufwärts immer nahe des Flusslaufes an einigen halb zerfallenen Lehmburgen vorbei und dann geht es entlang an einem Bewässerungskanal. Jim, der immer kein großer Freund ist vom Laufen, kann sich hier derart für den Wasserkanal begeistern, dass er seine vorherigen Ärger vergisst und nun IN dem Kanal läuft uns dabei sichtlich Vergnügen hat. Da ist es so schön kühl und nass. Im Flusslauf sehen wir Wasserschlangen und da wir nicht wissen ob die giftig sind oder nicht, lassen wir das mit dem ausgiebigen Planschen an dieser Stelle. Wir picknicken und laufen den Weg dann wieder zurück zum Campingplatz.

















Nun ist hier schon eine Woche der Fastenmonat Ramadan am laufen und wir können darüber schon ein wenig berichten. Die Versorgungslage mit Lebensmitteln ist nicht groß eingeschränkt, im Gegenteil. Wir haben sogar das Gefühl, es gibt mehr wie sonst zu kaufen. Nur das die Läden in der Regel erst zum späteren Vormittag öffnen. Aber da wir selten früher unterwegs sind, schränkt uns das nicht ein.
Die Menschen sind manchmal etwas unfreundlicher und harscher als sonst. Aber wenn wundert dass, wenn man den ganzen Tag nicht essen, trinken und VOR ALLEM nicht rauchen darf. Was uns ein wenig seltsam erscheint ist die Feststellung, dass wir beobachten, dass die Menschen im Allgemeinen ihren Lebensrhythmus, soweit ihnen möglich, einfach umdrehen. Das heißt, tagsüber wird nur das allernötigste getan, ansonsten wird geschlafen. Wir sehen jede Menge Menschen irgendwo im Schatten liegen und schlafen. Nachts wird jede Menge gegessen, getrunken (KEIN ALKOHOL, der ist momentan wirklich nicht zu bekommen) und geraucht, gearbeitet und so weiter. Es wird sogar deutlich mehr gegessen als sonst. Irgendwie mutet uns das seltsam an. Mit Fasten im dem Sinn, hat das irgendwie wenig zu tun in unseren Augen.
Wir haben gehört, dass man im Senegal sogar daran dachte, eine Schulklasse, die in den Endvorbereitungen zur Abiturprüfung ist, während dem Ramadan nachts zur Schule kommen zu lassen, weil die Schüler tagsüber zu schlapp seien zum lernen. Krass oder???

Für uns ist die einzigste wirkliche Einschränkung, dass wir tagsüber nicht einfach ein Restaurant zum essen gehen besuchen können, denn die machen auch erst abends auf, was uns in der Regel zu spät ist. 2-3 Mal lassen wir uns auf einem Campingplatz bekochen und sehen später in den Touristengegenden, dass da auch das ein oder andere Restaurant tagsüber Touristen bewirtet. Mir geht es vor allem so, dass ich wenig Lust verspüre, vor den einheimischen Menschen tagsüber zu trinken und zu essen und versuche Rücksicht zu nehmen.
Von einem Einheimischen erfahren wir, dass das mit dem Fasten auch nicht ganz freiwillig abläuft. Denn wenn man als Moslem in Marokko während dem Ramadan in der Öffentlichkeit isst, trinkt oder raucht drohen einem Gefängnisstrafen bis zu 3 Monaten.
Das finden wir ziemlich krass. Wir lesen, dass dies in Ländern, wie den arabischen Emiraten z.B. noch viel strenger gehandhabt wird, da dort auch Ungläubige deswegen Ärger bekommen können.
Ansonsten verläuft für uns nun schon die dritte Ramadanwoche recht entspannt. Es ist recht wenig los. Juni ist sowieso ein sehr ruhiger Monat und dann noch Ramadan. Wir sehen kaum noch andere Reisende.

Ramadan:

Textauszug aus der Reihe Reiseknowhow Kulturschock „MAROKKO“ von
Muriel Brunswig-Ibrahim:

Anders als in Marokko ist die Dämmerung in Marokko sehr kurz. Die Sonne verschwindet hinter dem Horizont, der Muezzin ruft und die Menschen eilen in ihre Häuser: Frühstück im Ramadan, dem Fastenmonat. Da ESSEN beginnt. Erst das Gebet, dann ein paar Datteln, ein Glas Wasser und die Festtagsharira, die traditionelle Suppe. Ist diese ausgelöffelt, folgt frittiertes, gebackenes oder gedämpftes Brot und dazu ein süßer starker Kaffee. Dann folgt die schon fast obligatorische Ramadan - Seifenoper im Fernsehen, die gespannt verfolgt wird. Kurz danach löst sich die Familie wieder auf, jeder wendet sich anderem zu, bis sich dann, drei Stunden später, alle zum eigentlichen Abendessen wieder treffen.
Der Tagesablauf ist im Fastenmonat immer derselbe:
Man steht sehr spät auf, die Männer gehen zur Arbeit, die Frauen machen ein wenig den Haushalt, wenn sie nicht selbst zur Arbeit müssen. Spätestens um 15Uhr wird die Hariria, die Suppe, aufgesetzt, das Kochen beginnt, während die Männer bereits ungeduldig im Schatten der Bäume sitzen und warten. Für sie kann sich die Zeit noch ewig hinziehen, für die Frauen vergeht sie von nun an, angefüllt mit Arbeit, wie im Fluge: Die Tajine für die Nacht wird zubereitet, die Harira wird gekocht, Orangen werden ausgepresst, Brot wird gebacken. Am wichtigsten sind aber die Datteln. Denn der Prophet, so sagt es die Tradition, hat das Fasten immer mit einer Dattel gebrochen.

Der neunte islamische Monat ist der Fastenmonat Ramadan, und er dauert in aller Regel von Neumond zu Neumond, also 30Tage. In den Stunden, in denen man einen schwarzen Faden von einem weißen unterscheiden kann, d.h. Also während des Tages, ist es den Muslimen nicht gestattet, zu essen, zu trinken, zu rauchen oder Sex zu haben.
Im Ramadan ist jedes Essen ein Festessen, häufig wird hier ein Vielfaches dessen ausgegeben, was man während des restlichen Jahres für Nahrung aufbringt. Gegessen wird bis zum Morgengrauen, das wieder mit einem Muezzinruf angekündigt wird.

Der Ramadan ist eigentlich ein Monat der Rückbesinnung, ein Monat, in welchem man sich darauf erinnern soll, dass alles Speisen von Gott sind. Beim Fasten werden dem Menschen die Sünden verziehen, Gott hält die Tore der Hölle in diesen Tagen geschlossen, so zumindest sagt man, denn Gott liebt das Fasten. Eine besondere Bedeutung hat der 27. Ramadan, da Muhammad in dieser Nacht die erste Offenbarung zuteil wurde. Aus diesem Grunde wird sie in sehr frommen Familien besonders gefeiert.
Kranke, Schwache, Schwangere, Reisende und Frauen, die ihre Menstruation haben, brauchen nicht zu fasten. Es wird ihnen jedoch geraten, die versäumten Tage nach zu holen.

Während dem Ramadan spielt sich das Leben vor allem nachts ab.
Die Leute sind tagsüber weit aggressiver als üblich, frühmorgens sind fast noch alle Läden geschlossen. Etwa eine Stunde vor Dunkelheit bemerkt man eine gewisse Hektik. Es wird noch schnell eingekauft, Frauen hetzten nach hause, um geschwind noch alles fertig zu kochen, alles ruft nach einem Taxi. Wer um diese Uhrzeit darauf angewiesen ist, muss sich auf lange Wartezeiten gefasst machen. 15 Minuten vor dem Iftar, dem „Frühstück“ bei Sonnenuntergang, leeren sich dann die Straßen. Man sieht die letzten nach hause rennen, und mit dem Ruf des Muezzins könnte man auf den Boulevards Tango tanzen. Ein, zwei Stunden später beginnt dann wieder das Leben: Straßenhändler bauen ihre Stände auf, und bis weit nach Mitternacht wird die Straße zum Basar.
Die letzten 10 Nächte sind die schönsten Nächte. Hier pulsiert das Leben. Man kleidet die ganze Familie neu ein, auf den Straßen werden Karussells und große Verstärkeranlagen aufgebaut, man fiebert dem letzten Tag, dem Aid al-Fitr (das kleine Fest), entgegen. An diesem letzten Tag des Ramadan ist der Höhepunkt des Monats erreicht. Man schlachtet Schafe, feiert auf den Straßen, Kinder fahren umsonst Karussell, überall sind Essbuden aufgebaut, Musik tönt laut über die Straßen. Drei Tage später ist alles wieder vorbei.


Vom Atlas Camp geht es durch die Todhra Schlucht gen Norden.




Kurz vor Assoul haben wir wieder einen schönen Platz für die Nacht.


Ein Einheimischer Obstbauer lädt uns in sein Haus zur Ramadansuppe und Tee ein.
Wir bringen Zuckerkuchen, Honigmelone und eine Päckchen Zucker als Gastgeschenk mit.
Der Bauer lebt mit seiner Familie in einem wunderschönen Garten voll mit Mandel,- Oliven,- Kirch,- Pfirsich,- Aprikosen,- Äpfel,- Granatäpfel,- und Mirabellenbäumen. Zudem sehen wir Weizen und Kartoffelfelder. Das einfache Haus ist aus Lehm, in der Mitte ein freier offener Platz auf dem Ziegen und Schafe in einem abgetrennten Gehege stehen und eine Kuh steht in einem dunklen Raum. Zwar ist eine Stromleitung und der Kasten dazu schon gelegt, aber noch nicht angeschlossen. Und so sitzen wir bei dem Licht einer Gaslampe in der Küche des Lehmhauses auf dem Boden und schlürfen die leckere Gemüsesuppe, knabbern an dem Fladenbrot und trinken Tee. Die kleine Tochter des Hauses und unsere Kinder spielen mit vier kleinen Katzenbabies und wir versuchen uns ein wenig mit dem Bauern zu unterhalten. Eine schöne Erfahrung, die hier mal nicht im Versuch endet, uns etwas  verkaufen zu wollen oder uns nach Geld oder dergleichen anzubetteln.





Dann geht es weiter über Assoul und Tana Richtung Tizi-Tagountsa Pass.
Die Zufahrt zur Piste müssen wir in einem steinigen trockenen Qued dann fast suchen.


Die Piste ist recht holprig, stufig und sieht wenig befahren aus. Es geht eine Zeitlang oberhalb des Qued entlang und wir haben immer wieder tolle Aussichten in den Canyon hinunter. 




Wir kommen durch zwei Bergdörfer, ansonsten ist die Strecke nicht besiedelt und wir sehen auch keine Ziegen und oder Schafherden grasen.


Auf der Passhöhe erreichen wir dann die Felskante und haben einen atemberaubenden Blick tief nach unten und in die Weite des Tals vor uns. Die kurvige Piste schmiegt sich an den Fels und über wirklich haarsträubende Haarnadelkurven geht es den Berg langsam hinunter. Da wir die Ausgesetztheit bereits im Blut haben, können wir uns weit gehenst auf die Hammer Sicht konzentrieren. Auf halber Höhe durchfahren wir noch einen in den Fels geschlagenen Tunnel aus den 30igern und weiter geht es steil den Berg hinunter. Was für eine wirklich tolle Strecke. Wir sind ganz begeistert und machen jede Menge Fotos. Bei Agoudim erreichen wir wieder die Teerstraße und fahren in Richtung Rich weiter, wo wir kurz vorher einen guten wilden Stellplatz für die Nacht finden.
















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