Dienstag, 13. Juni 2017

Marokko gen Norden – Hoher Atlas – Cathedrale des Roches – Tal der Glücklichen - Demnate - Route gen Süden über die R307

Am Nordöstlichen Ende des Stausees Barrage Bin el-Ouidane überqueren wir diesen an einer schmalen Stelle über eine neue Brücke und fahren auf der anderen Seite die Berghänge über viele Kurven und steile Serpentinen die schmale Straße wieder hinauf. Immer wieder haben wir dabei gute Sicht auf den Stausee und viele rote Lehmhäuser, ganze Lehmdörfer und große weite Kornfelder. Hier wird weiterhin intensiv Landwirtschaft betrieben. 



Bald haben wir auch das erste mal freie Sicht auf die Cathedrale des Roches (Steinkathedrale: Diese gewaltige Felsformation mit Steilwänden und einem lang gezogenen Gipfelplateau erhebt sich majestätisch rund 500m über dem Flusstal).


Bei Tilougguite endet die Teerstraße und es geht über eine gute Piste weiter über den Fluss Assif Ahansal und durch schöne Pinien -,Thujen -,Wacholder -, und Steineichenwälder.
Wir finden direkt an dem Flusslauf, zwischen vielen wunderschön blühenden Oleandersträuchen, einen schönen Stellplatz für die Nacht mit tollem direkten Blick auf die Cathedrale. Jim planscht im Wasser, fängt mit einigen einheimischen Jungs Frösche und Kaulquappen und lässt diese später wieder frei. Ich entdecke bei MapsMe einen Weg hinauf auf die Cathedrale und beschließe, am nächsten Morgen früh los zu ziehen, um auf den Gipfel hinauf zu laufen.




Die Sonne ist noch nicht lange aufgegangen, als ich mich mit Oskar auf den Weg mache. Den Einstieg finde ich nicht gleich und laufe dann etwas querfeldein bis ich auf den gut sichtbaren und teils markierten und befestigten Weg nach oben stoße. Es geht noch eine Zeitlang durch lichte wunderschöne Pinienwälder und ganze Felder von blühenden Thymian. 
Ich laufe noch viel im Schatten der Cathedrale und bin froh um diesen natürlichen Schattenspender. Es geht zügig voran und ich brauche MapsMe auf dem Smartphone nur ein zweimal zur Orientierung, wenn andere Wege kreuzen. Weiter oben wird der Weg teils recht ausgesetzt und es geht immer wieder steil viele hundert Meter nach unten. Der Weg ist gut befestigt aber völlig ungesichert. Nichts für zarte ungeübte Wanderseelen. Ich halte mich wacker (bin ich ja in letzter Zeit kaum am bergsteigen gewesen) und muss aber schon stehen bleiben, um die Sicht zu genießen, Bilder zu machen, um dann wieder mit voller Konzentration weiter zu laufen.


Bald sind die weiten Täler, Flussläufe, Dörfer und Berghänge, die zur Landwirtschaft sichtlich genutzt werden, unter mir. Ich bin ganz alleine unterwegs und genieße den weiten Blick vom völlig solitären Gipfel aus sehr. Ach, wie gerne bin ich zu Fuß und ganz speziell in den Bergen unterwegs. Es ist immer wieder ein befreiendes und erhabenes Gefühl oben zu stehen. Und meine Hüften haben den Anstieg problemlos mitgemacht. Nur beim Abstieg merke ich sie, der eigentlich anstrengendere Teil einer Tour und ich bin froh um meine Stöcke, ohne die es wahrscheinlich gar nicht mehr ginge. Die schattigen Abschnitte der Tour sind nun deutlich geringer und ich bin froh, gegen Mittag wieder unten zu sein.






Da Jim bereits wieder toll mit den einheimischen Kindern spielt, bleiben wir einfach noch eine Nacht an dem wunderschönen Platz und genießen diesen in vollen Zügen.
Nun geht es weiter durch das Flusstal und rechter Hand haben wir dabei immer wieder spektakuläre Ausblicke auf die Cathedrale des Roches, dessen gigantische Felswände hier erst richtig sichtbar werden.




Dann schlängelt sich die gute Piste immer weiter den Berg hinauf und bald sind wir höher, als der Gipfel der Cathedrale (ca.1990m) und blicken hinab auf das Flusstal.




Über die teils sehr ausgesetzte Piste geht es Kurvenreich an den Berghängen entlang. Wir sehen entlegene Bergdörfer umgeben von Kornfeldern, wilde Bergflüsse und schroffe Bergspitzen. Wunderschöne wildromantische Berglandschaften und wären da nicht die Strommasten, könnte man meinen, wir seien Zeitreisende im Zeitmobil und wir wären irgendwann ca. 200-300 Jahre oder länger in der Vergangenheit unterwegs.








Wir schrauben uns auf den Tizi-n-Ilissi auf ca. 2642m hinauf und auf der anderen Seite über schmalere Pisten den Berg wieder hinunter. Die Landschaft und Ausblicke sind einfach grandios und da die Pisten nicht schwierig sind, würden sich diese bei langsamer und bedachter Fahrt auch mit einem normalen PKW oder VW Bus befahren lassen. Nur sollte man keine Probleme mit der Ausgesetztheit der Strecke haben. Manchmal sind die Pisten schon sehr schmal und es geht auf einer Seite viele hundert Meter steil hinab.








Wir erreichen das Valle de l´Ait Bou. Das Tal de Glücklichen. Ein wundervoller Name für ein Tal. Es wird so genannt, weil das Tal hier sehr fruchtbar ist und die Menschen viel und gut Gemüse, Obst und Getreide anbauen können.



Wir fahren das Tal trotz schon frühen Abend ein ganzes Stück vor. Denn für uns ist es nicht einfach einen Stellplatz zwischen den engen Lehmdörfern, den Kornfeldern und Gemüsebeeten zu finden. Als dann wirklich die Geduld der Kinder am Limit ist, fahren wir bei dem Ort Sidi Moussa einen schmalen Fuhrweg hinein und stellen uns am Rand eines abgeernteten Feldes hin. Für eine Nacht geht das gut. Hauptsache wir sind weit genug weg von der Straße, so das wir Hund und Katze frei laufen lassen und natürlich die Kinder gefahrlos springen können.
Ein Schäfer kommt vorbei und die Kinder sind vor allem von einem ganz jungen Lämmchen ganz fasziniert. Sie dürfen es streicheln und hoch nehmen. Jimmmy´s Berufwunsch in momentan Ziegen – und Schafhirte zu werden. Kein Wunder, sehen wir diese ja täglich in hundertfacher Ausführung.




Am nächsten Tag machen wir eine kleiner Wanderung hinauf auf den Mosesberg (2008m), auf dessen Gipfel eine alte runde Lehmspeicherburg thront. Mit dieser in Sicht und ausgedachten Geschichten zu dieser, können wir Jim motivieren, den Berg hinauf zu laufen. Von oben hat man eine wirklich wundervolle Aussicht rund herum, da der Kegelförmige Berg völlig solitär steht. Ein alter Wärter begrüßt uns an der Burg. Er kocht Tee für uns und wir dürfen uns in dieser frei umsehen. Die Burg ist etwa 200Jahre alt und Dank des Engagements der Talbewohner gut erhalten. Sie diente zur Aufbewahrung von Wertgegenständen und der Ernte der hier lebenden Familien und birgt eine dunkle Kammer das Grabmal des Heiligen Sidi Moussa. Die Kinder haben Spaß daran sich umzusehen und wir trinken den leckeren Tee. Der Wärter bekommt ein angemessenes Trinkgeld von uns und wir steigen den Berg wieder hinab.











Weiter geht es über Agouti und über mal sehr gute und dann wieder wirklich schlechte Teerstraßen über den Tizi-n-Oubadou Richtung Demnate.
Uns macht es schon nachdenklich, dass die Menschen hier in solch schwierigem Gelände leben und Landwirtschaft betreiben. Hier ist die Erde eben fruchtbar und es gibt Wasser. In weiten Gegenden südlicher, ist Marokko einfach zu trocken und karg, als das dort etwas wachsen würde.




Ca. 15km vor Demnate stoßen wir am Straßenrand auf ein großes Schild „Traces de Dinosaures“. Das wollen wir uns natürlich ansehen. Wir kommen an ein ummauertes Steinfeld und sofort springen ein paar Kinder her, die uns das Tor aufschließen. Die Spuren im Fels sind schnell gefunden. Wir stellen uns vor, wie hier vor einigen hundert Millionen Jahren Dinos herum spazierten und wir nun deren Spuren sehen können. Schon krass. Leider gibt es dort keinerlei Infotafel zu den Spuren und so wissen wir weder welcher Dinos da gelaufen ist und wie alt die Spuren wirklich sind.




In Demnate besorgen wir uns noch Brot und Wasser und machen uns dann auf die Suche nach einem Platz für die Nacht, was auch erst wieder schwierig ist. Wir kommen auf eine Piste, die sehr schmal ist und am Hang oberhalb von Demnate entlang führt. Wir fahren sie ein ganzes Stück vor und und wollen schon wenden, da finden wir einen freien Platz mit einer Hammer Aussicht auf Demnate und das weite Tal unter uns. Einer der tollsten Plätze, die wir bisher hatten....zufällig gefunden, nachdem wir schon fast völlig genervt umdrehen wollten.

Tags darauf sehen wir uns kurz oberhalb von Demnate das Pont Naturel an. Dort hat sich der Qued Lakhadar unter der Erde und durch den Stein durch gegraben und eine Naturbrücke geschaffen. Man kann auf einer Seite bequem über Treppen hinunter steigen. Unten muss man nicht viel suchen, um einen Weg über die Felsen unter die Brücke zu finden und mit ein wenig Kletterei steigen wir in die Höhle/Durchgang hinein. Ziemlich spannend, vor allem mit den Kindern. Einige Betonstufen erleichtern das Hochsteigen. Es ist jedoch völlig ungesichert und wir Eltern schwitzen ein wenig, bis wir mit den Kindern aus der heiklen Stelle wieder raus sind und auf der anderen Seite über Treppen wieder hinauf steigen können. Jim fand es aufregend und wir sehen dort unten viele Vögel, die dort geschützt nisten.






Nun wählen wir die Route über die schmale R307 über den Tizi-n-Outfi und den Tizi-n-Fedrhate Richtung Süden über den Hohen Altas nach Skoura im Valle du Dades.
Und wieder geht es dabei durch wilde fantastische Berglandschaft. Die Teerstraße ist oft in sehr schlechtem Zustand und durch Bergrutsche teils sehr schmal und verschüttet. Man sieht hier die Naturgewalten, die sicher jedes Frühjahr dafür sorgen, dass man eigentlich eine neue Straße machen müsste. Wir sehen eine riesige tote Schlange auf der Straße liegen. Lebend sah bisher nur Anselm eine im Gebüsch verschwinden. Wir machen Jim nun verstärkt darauf aufmerksam beim umher laufen im Gelände achtsam zu sein und möglichst keine großen Steine aufzuheben.













Bei einem Bauern kaufen wir einen ganzen Sack voll frischer Kirschen aus seinem Garten. Wundervoll lecker schmecken diese uns versauen die Klamotten der Kinder.
Immer wieder versuchen Kinder sich an den recht langsam vorbei fahrenden Lastwagen hinten dran zu hängen und wir müssen mehrmals halten und die Kinder zurecht weisen. Dann ändert sich die Natur wieder. Es wird trocken und karg und wir haben die südlichen Ausläufer des hohen Atlas erreicht und sehen das Valle du Dades vor uns.




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