Samstag, 16. September 2017

Bosnien - Herzegowina – unser Überraschungsland

Ursprünglich war geplant, über Kroatien weiter gen Süden zu fahren. Aber da der Juli und August die absoluten Hochsaison Monate für Kroatien sind und es dort dann mit unter sehr voll und recht teuer werden kann, gab uns das zu denken.
Als dann unsere Bekannten Moni und Chris sehr begeistert von Bosnien – Herzegowina erzählen und uns auch noch die ein oder andere Info dazu haben, beschließen wir spontan, Kroatien dieses Mal keinen Besuch ab zu statten, sondern uns in neue unbekannte Gefilde vor zu wagen...
Und Bosnien überrascht uns dann in vielfacher Hinsicht sehr positiv.
Wir begegnen offenen freundlichen Menschen und wunderschönen Landschaften und natürlich einer sehr bewegenden und aufreibenden Geschichte.

Dieses recht kleine Land gehörte zum ehemaligen Jugoslawien und hatte in den Jahren 1991-1995 sehr unter dem dortigen Krieg zu leiden. Noch heute, mehr als 20 Jahre später, kann man an vielen Stellen die Schäden erkennen. Zerschossene Hauswände, ganze Hausruinen, sehr viele Neubauruinen und oder Häuser, die zwar renoviert wurden aber dann z.B. das Geld fehlt, um die neu gemauerten Teile auch zu verputzen. Zudem kann man auch noch immer die Minenwarnschilder sehen, die die noch immer vorhandenen Landminen markieren. Alles in allem macht das Land einen recht ärmlichen Eindruck.

Es macht uns sehr nachdenklich, was wir sehen und wir beginnen darüber zu reden, was wir eigentlich von dem Krieg und dessen Auswirkungen und Vor – Nachgeschichte damals mitbekommen haben. Vor allem Anselm fängt intensiv an im Internet nach zu lesen und zu recherchieren. Wir sprechen auch mit Einheimischen, die uns zu vielen Fragen sehr offen antworten. Ich hatte mir schon kurz Sorgen gemacht, wie das mit den Minen ist, da wir ja auch sehr gerne offroad fahren, gerne wild stehen und mit Hund und Kindern unterwegs sind. Im Internet lesen wir, dass es jährlich noch immer um die 1110 Unfälle durch Minen dort gibt. Das ist viel und so bleiben wir hübsch auf ausgetretenen Wegen und verschieben alles weitere in die Richtung auf ein nächstes Mal, wenn wir darüber bessere und zuverlässige Informationen haben.

Wir fahren also zügig von Kranjska Gora nach Ljubljana, dann weiter nach Kroatien rein und an Karlovac vorbei bis kurz vor die bosnische Grenze, wo wir unweit der Straße einen Stellplatz für die Nacht finden.

An der Grenze zu Bosnien gibt es dann völlig unerwartet Probleme, da einer der Beamten richtig bemerkt, dass unser DEUTSCHER TÜV (wohl gemerkt, DEUTSCH) seid letztem Jahr November abgelaufen ist. Damit könne man uns nicht einreisen lassen. Wir erklären den Herren, dass wir bereits bald ein Jahr nicht mehr in Deutschland gewesen seien und daher auch keinen DEUTSCHEN TÜV für den LKW mehr haben können, da dieser nur Jahresweise ausgestellt wird. Bisher hat das niemanden interessiert. Man bleibt stur und will uns nicht einreisen lassen. Ich bin schnell genervt, denn es ist verdammt heiß im LKW, der die ganze Zeit in der prallen Sonne steht, suche bereits eine Strecke über Kroatien heraus und meine zu den Beamten, dass wir dann eben keine Ferien bei ihnen in Bosnien, sondern im Nachbarland Kroatien machen würden. Anselm erklärt die ganze Situation mehrfach und ich füge noch hinzu, dass Anselm ja Mechanikermeister sei und wir mit unseren beiden Kindern immer dafür Sorge tragen würden, dass der LKW absolut Verkehrssicher ist und der DEUTSCHE TÜV im Grunde nur etwas zu sagen hätte IN DEUSTCHLAND.
Irgendwann lassen sich die Beamten dann doch umstimmen und wir dürfen durch.
Puuuhhh...Glück gehabt. Wäre zu schade gewesen um Bosnien.



Wir fahren noch etwa 50km durch sanfte hügelige grüne Landschaft bis an den Fluss Una und das gleichnamige UNA Camp, das uns von Moni und Chris empfohlen wurde.
Ein schönes sauberes Camp, das von einem Bosnier geführt wird, der lange Zeit in Deutschland lebte. Die Una ist wunderbar zum baden und das kalte klare Wasser tut wunderbar gut, denn es ist diese Tage sehr heiß. Wir springen im Stundentakt hinein.
Hier treffen wir auch wieder Lukas mit seinem Landrover, den Neffen von Chris, der mit einem Freund (mit 4X4 VW Bus) unterwegs ist.


Wir machen aus, uns eventuell am Ramsko jezero (einem Stausee) wieder zu treffen.
Da wir nicht nur über die Hauptstraßen fahren, sondern auch Nebenstrecken nutzen, die sich als Pisten herausstellen, brauchen wir für die 220km recht lange und sind froh, als wir am frühen Abend am See ankommen und die Jungs tatsächlich gleich finden. Dafür lassen wir uns noch schnell von MapsMe irre führen und fahren über einen super engen und super steilen Betonweg den Berg hinab. Einen Gartenzaun nehmen wir die letzte Latte doch noch ab und zwischen den Zäunen und den Bäumen gehen wir aber gerade so hindurch. Eine ältere Dame sieht uns etwas entgeistert zu. Aber hier geht nur nach vorne, den rückwärts wäre das echt zu krass.



Unten am See die leider übliche Misere, wie an allen Stauseen bisher. Niedrigwasserstand und daher große Matschzone am Ufer und aus diesem Grund nichts zum baden. Schade.
Kinder und Tiere nutzen das weite Gelände zum springen nach dem langen Tag im Laster und wir genießen einen schönen Sonnenuntergang.
Auf dem Rückweg vom See weg, finden wir übrigens die schöne breite Teerstraße, die uns MapsMe gestern vorenthalten hat. So erlebt man immer wieder ungewollt kleine Extra Abenteuer.




Als nächstes Ziel haben wir uns wieder einen See, aber dieses mal einen natürlichen Bergsee auserkoren. Den Prokosko Jezero. Heute keine weite Strecke, doch die Route verläuft über einige Kilometer Piste, die sich teils recht eng und steil durch dichten grünen Bergwald hoch schlängelt. Was ein Glück haben wir kaum Gegenverkehr, denn der passt an uns nicht vorbei. Erst im oberen Abschnitt wird es wieder etwas weiter.




Dafür landen wir mitten im ziemlich heftigen Bergnebel, der kaum wenige Meter Sicht zulässt. Wir können in keinster Weise erahnen, wo es uns hier hin verschlagen hat, so dicht ist der Nebel.



Wir kommen in eine Art Feriendorf auf dem Berg, wo lauter Holzhütten stehen und auffällig viele arabisch sprechende Menschen und Burka tragende Frauen unterwegs sind. Als dann auch noch an mehreren Hütten, die als Restaurants dienen, die Speisekarte auf arabisch aushängt, wundern wir uns dann doch etwas. Sind wir wieder in Marokko oder was???

Wir stellen den Laster am Straßenrand ab erkunden erst mal zu Fuß die nahe Umgebung und finden so auch die Jungs mit ihren Fahrzeugen wieder. Parken den Laster im Nebel um und suchen eine der Restauranthütten auf, wo wir super leckeres typisch bosnisches Essen serviert bekommen und zwar in der hier viel benutzten Sutch. Die hat viel vom DutchOven. Auch im Feuer zu verwenden, eine Art Pfanne, die einen großen stählernen Deckel verpasst bekommt, der vorher in der heißen Glut lag und dann einen Ring oben auf bekommt, der die heiße Glut auf dem Deckel hält. In die Pfanne wurden Blätterteig Ringe gefüllt mit Ziegenkäse, Spinat und Hackfleisch eingelegt. Das Essen wurde vor unseren Augen frisch zubereitet und es dauerte auch eine ganze Weile. Aber da es so spannend war, bei der Zubereitung zu zu sehen, war es ein leichtes zu warten und es schmeckte dann so köstlich.



Zudem erfuhren wir, warum hier so viele arabisch stämmige Menschen unterwegs sind.
Es machen hier wohl eben sehr gerne Araber Urlaub, da sie für Bosnien leicht ein Visum bekommen und die sehr grüne Natur hier bewundern. Wir unterhielten uns z.B. mit einer jungen Familie aus dem Oman, wo es zur Zeit ca. 50° haben soll.
Die Einheimischen erzählen uns, dass die Araber den Platz hier als Paradies bezeichnen. Von dem Paradies können wir heute NICHTS sehen. Verschluckt vom Nebel und zudem ist es sau kalt. Aber die Stimmung in und an der Hütte hat uns gefallen. Wir ziehen uns in den Laster zurück und schmeißen die Standheizung an.

Am nächsten Morgen ist der Nebel wie weg gezaubert. Typisch für die Berge und für uns nichts ungewohntes. Die Landschaft und Vegetation erinnert uns sehr an daheim. Schön grün und idyllisch, keine Frage. Aber doch ein wenig zu abgegriffen durch die intensive touristische Nutzung.



Jim fischt mit dem Kescher aus dem winzigen Bergsee Minifische und Kaulquappen, die nach eingehender Besichtigung wieder zurück in das Wasser dürfen. Es kommt uns ein Pferd im Lager besuchen und Miam macht Jagd auf schwarz weiße Ziegen.




Wir verabschieden uns von den Jungs und machen uns auf den Weg gen Sarajevo.
Dort fahren wir das Rimski Most Camp an. Ein einfaches Camp, aber soweit alles da und halbwegs schön gelegen an einem Bach. Auch wenn uns die ungewohnt lauten Stadtgeräusche von Flughafen, Straße und Bahn ein wenig stören. Aber so ist das eben, wenn man Stadt erleben will.

Wir nehmen und ein Taxi und lassen uns in die Innenstadt fahren.

In der Altstadt angekommen, lassen wir uns absetzten und laufen hinein in die Gassen.
In Sarajevo muss es hunderte Moscheen geben, so viele Minarett sehen wir. Und dazwischen sicher genauso viele Kirchen. Spannend zu sehen, wie nahe Christen und Muslime zusammen leben können. Maya nutzt die Brunnen einer Moschee und kühlt sich die Füße am kalten Wasser.








Die Stadt macht einen sehr entspannten, sympathischen und gemütlichen Eindruck auf uns. Es ist heute wieder sehr heiß und so geben wir uns mit einem eher kleineren Spaziergang durch den Altstadtteil zufrieden, gehen essen, lassen die Kids auf einem Spielplatz spielen und später noch an dem bekannten Brunnen mit den tausenden Tauben.
















Es würde jede Menge interessante Museen, vor allem eben auch zum Kriegsgeschehen geben (Sarajevo war die am schlimmsten belagerte Stadt in diesem Krieg und sogar im ganzen 20.Jhr), die mich uns Anselm sehr interessiert hätten, aber mit den Kids heute nicht zu machen. Wir nehmen uns fest vor, die Stadt bald mal kinderfrei zu besuchen und noch genauer anzusehen.

Von Saravejo geht es zügig weiter gen Montenegro.


Wir sind sicher nicht das letzte mal in Bosnien gewesen und werden uns dieses Land das nächste Mal mit etwas mehr Zeit dafür und mehr Informationen darüber noch genauer ansehen.




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