Ursprünglich
war geplant, über Kroatien weiter gen Süden zu fahren. Aber da der
Juli und August die absoluten Hochsaison Monate für Kroatien sind
und es dort dann mit unter sehr voll und recht teuer werden kann, gab
uns das zu denken.
Als
dann unsere Bekannten Moni und Chris sehr begeistert von Bosnien –
Herzegowina erzählen und uns auch noch die ein oder andere Info dazu
haben, beschließen wir spontan, Kroatien dieses Mal keinen Besuch ab
zu statten, sondern uns in neue unbekannte Gefilde vor zu wagen...
Und
Bosnien überrascht uns dann in vielfacher Hinsicht sehr positiv.
Wir
begegnen offenen freundlichen Menschen und wunderschönen
Landschaften und natürlich einer sehr bewegenden und aufreibenden
Geschichte.
Dieses
recht kleine Land gehörte zum ehemaligen Jugoslawien und hatte in
den Jahren 1991-1995 sehr unter dem dortigen Krieg zu leiden. Noch
heute, mehr als 20 Jahre später, kann man an vielen Stellen die
Schäden erkennen. Zerschossene Hauswände, ganze Hausruinen, sehr
viele Neubauruinen und oder Häuser, die zwar renoviert wurden aber
dann z.B. das Geld fehlt, um die neu gemauerten Teile auch zu
verputzen. Zudem kann man auch noch immer die Minenwarnschilder
sehen, die die noch immer vorhandenen Landminen markieren. Alles in
allem macht das Land einen recht ärmlichen Eindruck.
Es
macht uns sehr nachdenklich, was wir sehen und wir beginnen darüber
zu reden, was wir eigentlich von dem Krieg und dessen Auswirkungen
und Vor – Nachgeschichte damals mitbekommen haben. Vor allem Anselm
fängt intensiv an im Internet nach zu lesen und zu recherchieren.
Wir sprechen auch mit Einheimischen, die uns zu vielen Fragen sehr
offen antworten. Ich hatte mir schon kurz Sorgen gemacht, wie das mit
den Minen ist, da wir ja auch sehr gerne offroad fahren, gerne wild
stehen und mit Hund und Kindern unterwegs sind. Im Internet lesen
wir, dass es jährlich noch immer um die 1110 Unfälle durch Minen dort
gibt. Das ist viel und so bleiben wir hübsch auf ausgetretenen Wegen
und verschieben alles weitere in die Richtung auf ein nächstes Mal,
wenn wir darüber bessere und zuverlässige Informationen haben.
Wir
fahren also zügig von Kranjska Gora nach Ljubljana, dann weiter nach
Kroatien rein und an Karlovac vorbei bis kurz vor die bosnische
Grenze, wo wir unweit der Straße einen Stellplatz für die Nacht
finden.
An
der Grenze zu Bosnien gibt es dann völlig unerwartet Probleme, da
einer der Beamten richtig bemerkt, dass unser DEUTSCHER TÜV (wohl
gemerkt, DEUTSCH) seid letztem Jahr November abgelaufen ist. Damit
könne man uns nicht einreisen lassen. Wir erklären den Herren, dass
wir bereits bald ein Jahr nicht mehr in Deutschland gewesen seien und
daher auch keinen DEUTSCHEN TÜV für den LKW mehr haben können, da
dieser nur Jahresweise ausgestellt wird. Bisher hat das niemanden
interessiert. Man bleibt stur und will uns nicht einreisen lassen.
Ich bin schnell genervt, denn es ist verdammt heiß im LKW, der die
ganze Zeit in der prallen Sonne steht, suche bereits eine Strecke
über Kroatien heraus und meine zu den Beamten, dass wir dann eben
keine Ferien bei ihnen in Bosnien, sondern im Nachbarland Kroatien
machen würden. Anselm erklärt die ganze Situation mehrfach und ich
füge noch hinzu, dass Anselm ja Mechanikermeister sei und wir mit
unseren beiden Kindern immer dafür Sorge tragen würden, dass der
LKW absolut Verkehrssicher ist und der DEUTSCHE TÜV im Grunde nur
etwas zu sagen hätte IN DEUSTCHLAND.
Irgendwann
lassen sich die Beamten dann doch umstimmen und wir dürfen durch.
Puuuhhh...Glück
gehabt. Wäre zu schade gewesen um Bosnien.
Wir
fahren noch etwa 50km durch sanfte hügelige grüne Landschaft bis an
den Fluss Una und das gleichnamige UNA Camp, das uns von Moni und
Chris empfohlen wurde.
Ein
schönes sauberes Camp, das von einem Bosnier geführt wird, der
lange Zeit in Deutschland lebte. Die Una ist wunderbar zum baden und
das kalte klare Wasser tut wunderbar gut, denn es ist diese Tage sehr
heiß. Wir springen im Stundentakt hinein.
Hier
treffen wir auch wieder Lukas mit seinem Landrover, den Neffen von
Chris, der mit einem Freund (mit 4X4 VW Bus) unterwegs ist.
Wir
machen aus, uns eventuell am Ramsko jezero (einem Stausee) wieder zu
treffen.
Da
wir nicht nur über die Hauptstraßen fahren, sondern auch
Nebenstrecken nutzen, die sich als Pisten herausstellen, brauchen wir
für die 220km recht lange und sind froh, als wir am frühen Abend am
See ankommen und die Jungs tatsächlich gleich finden. Dafür lassen
wir uns noch schnell von MapsMe irre führen und fahren über einen
super engen und super steilen Betonweg den Berg hinab. Einen
Gartenzaun nehmen wir die letzte Latte doch noch ab und zwischen den
Zäunen und den Bäumen gehen wir aber gerade so hindurch. Eine
ältere Dame sieht uns etwas entgeistert zu. Aber hier geht nur nach
vorne, den rückwärts wäre das echt zu krass.
Unten
am See die leider übliche Misere, wie an allen Stauseen bisher.
Niedrigwasserstand und daher große Matschzone am Ufer und aus diesem
Grund nichts zum baden. Schade.
Kinder
und Tiere nutzen das weite Gelände zum springen nach dem langen Tag
im Laster und wir genießen einen schönen Sonnenuntergang.
Auf
dem Rückweg vom See weg, finden wir übrigens die schöne breite
Teerstraße, die uns MapsMe gestern vorenthalten hat. So erlebt man
immer wieder ungewollt kleine Extra Abenteuer.
Als
nächstes Ziel haben wir uns wieder einen See, aber dieses mal einen
natürlichen Bergsee auserkoren. Den Prokosko Jezero. Heute keine
weite Strecke, doch die Route verläuft über einige Kilometer Piste,
die sich teils recht eng und steil durch dichten grünen Bergwald
hoch schlängelt. Was ein Glück haben wir kaum Gegenverkehr, denn
der passt an uns nicht vorbei. Erst im oberen Abschnitt wird es
wieder etwas weiter.
Dafür landen wir mitten im ziemlich heftigen
Bergnebel, der kaum wenige Meter Sicht zulässt. Wir können in
keinster Weise erahnen, wo es uns hier hin verschlagen hat, so dicht
ist der Nebel.
Wir
kommen in eine Art Feriendorf auf dem Berg, wo lauter Holzhütten
stehen und auffällig viele arabisch sprechende Menschen und Burka
tragende Frauen unterwegs sind. Als dann auch noch an mehreren
Hütten, die als Restaurants dienen, die Speisekarte auf arabisch
aushängt, wundern wir uns dann doch etwas. Sind wir wieder in
Marokko oder was???
Wir
stellen den Laster am Straßenrand ab erkunden erst mal zu Fuß die
nahe Umgebung und finden so auch die Jungs mit ihren Fahrzeugen
wieder. Parken den Laster im Nebel um und suchen eine der
Restauranthütten auf, wo wir super leckeres typisch bosnisches Essen
serviert bekommen und zwar in der hier viel benutzten Sutch. Die hat
viel vom DutchOven. Auch im Feuer zu verwenden, eine Art Pfanne, die
einen großen stählernen Deckel verpasst bekommt, der vorher in der
heißen Glut lag und dann einen Ring oben auf bekommt, der die heiße
Glut auf dem Deckel hält. In die Pfanne wurden Blätterteig Ringe
gefüllt mit Ziegenkäse, Spinat und Hackfleisch eingelegt. Das Essen
wurde vor unseren Augen frisch zubereitet und es dauerte auch eine
ganze Weile. Aber da es so spannend war, bei der Zubereitung zu zu
sehen, war es ein leichtes zu warten und es schmeckte dann so
köstlich.
Zudem
erfuhren wir, warum hier so viele arabisch stämmige Menschen
unterwegs sind.
Es
machen hier wohl eben sehr gerne Araber Urlaub, da sie für Bosnien
leicht ein Visum bekommen und die sehr grüne Natur hier bewundern.
Wir unterhielten uns z.B. mit einer jungen Familie aus dem Oman, wo
es zur Zeit ca. 50° haben soll.
Die
Einheimischen erzählen uns, dass die Araber den Platz hier als
Paradies bezeichnen. Von dem Paradies können wir heute NICHTS sehen.
Verschluckt vom Nebel und zudem ist es sau kalt. Aber die Stimmung in
und an der Hütte hat uns gefallen. Wir ziehen uns in den Laster
zurück und schmeißen die Standheizung an.
Am
nächsten Morgen ist der Nebel wie weg gezaubert. Typisch für die
Berge und für uns nichts ungewohntes. Die Landschaft und Vegetation
erinnert uns sehr an daheim. Schön grün und idyllisch, keine Frage.
Aber doch ein wenig zu abgegriffen durch die intensive touristische
Nutzung.
Jim
fischt mit dem Kescher aus dem winzigen Bergsee Minifische und
Kaulquappen, die nach eingehender Besichtigung wieder zurück in das
Wasser dürfen. Es kommt uns ein Pferd im Lager besuchen und Miam
macht Jagd auf schwarz weiße Ziegen.
Wir
verabschieden uns von den Jungs und machen uns auf den Weg gen
Sarajevo.
Dort
fahren wir das Rimski Most Camp an. Ein einfaches Camp, aber soweit
alles da und halbwegs schön gelegen an einem Bach. Auch wenn uns die
ungewohnt lauten Stadtgeräusche von Flughafen, Straße und Bahn ein
wenig stören. Aber so ist das eben, wenn man Stadt erleben will.
Wir
nehmen und ein Taxi und lassen uns in die Innenstadt fahren.
In
der Altstadt angekommen, lassen wir uns absetzten und laufen hinein
in die Gassen.
In
Sarajevo muss es hunderte Moscheen geben, so viele Minarett sehen
wir. Und dazwischen sicher genauso viele Kirchen. Spannend zu sehen,
wie nahe Christen und Muslime zusammen leben können. Maya nutzt die
Brunnen einer Moschee und kühlt sich die Füße am kalten Wasser.
Die
Stadt macht einen sehr entspannten, sympathischen und gemütlichen
Eindruck auf uns. Es ist heute wieder sehr heiß und so geben wir uns
mit einem eher kleineren Spaziergang durch den Altstadtteil
zufrieden, gehen essen, lassen die Kids auf einem Spielplatz spielen
und später noch an dem bekannten Brunnen mit den tausenden Tauben.
Es
würde jede Menge interessante Museen, vor allem eben auch zum
Kriegsgeschehen geben (Sarajevo war die am schlimmsten belagerte
Stadt in diesem Krieg und sogar im ganzen 20.Jhr), die mich uns
Anselm sehr interessiert hätten, aber mit den Kids heute nicht zu
machen. Wir nehmen uns fest vor, die Stadt bald mal kinderfrei zu
besuchen und noch genauer anzusehen.
Von
Saravejo geht es zügig weiter gen Montenegro.
Wir
sind sicher nicht das letzte mal in Bosnien gewesen und werden uns
dieses Land das nächste Mal mit etwas mehr Zeit dafür und mehr
Informationen darüber noch genauer ansehen.
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