Von
anderen Reisenden wurde uns in Nouakchott (Hauptstadt Mauretaniens
mit ca. 1Millionen Einwohner) der Platz Tergit Vacances, der direkt
am Strand liegt, empfohlen. In unserem Reiseführer (Kohlbach) hat
der Platz keine allzu gute Bewertung. Aber da uns die Lage sehr reizt
und wir keine allzu große Lust haben mit den Kindern und dem Hund
wieder mitten drin zu sein in der Stadt, wollen wir wenigstens vorbei
sehen und uns selbst ein Bild machen. Das stellt sich als goldrichtig
heraus.
Der Platz liegt super schön direkt oberhalb des
Sandstrandes. Alles ist einfach aber sauber. Wir parken im Sand und
bekommen einen Schlüssel für die super sauberen Sitztoiletten. Die
Dusche ist einfach aber warm. Was will man mehr???
Für Reisende ohne
Wohnmobil stehen einige Bungalows zu Verfügung und ein Restaurant
gibt es auch, wo vor allem am Wochenende rege Betriebsamkeit
herrscht. Der Besitzer des Platzes hat 10 Jahre in Amerika gelebt und
spricht ein hervorragendes Englisch. Er ist sehr bemüht und wird uns
noch bei verschiedenen Dingen behilflich sein.
Da er uns sympathisch
ist, erzählen wir ihm von der etwas schlecht ausfallenden Bewertung
in unserem Reiseführer. Dort wird von einer Art Bordell geschrieben.
Er ist dafür sehr dankbar und kann sich nicht erklären, woher
dieses Gerücht kommen soll und vermutet einen Neider. Er erzählt
uns, dass sein Platz (dieser gehört noch der Mutter, er führt den
Laden nur) früher richtig gut lief und hier immer die Rally
Paris-Dakar halt gemacht hat und auch sonst deutlich mehr Leute
kamen. Seit den Entführungen/Ermordungen im Dezember 2007 hätte
sich der damals noch in den Kinderschuhen steckende Tourismus nie
wieder erholt.
Wir
genießen erst einmal diesen schönen Platz und machen von hier einen
Spaziergang am Strand entlang in Richtung traditionellen
Fischerhafen. WOW....super...der ist sooooo schön. Hier liegen
hunderte, nein tausende bunte Pirogen in verschiedenen Größen am
Strand und im Wasser. Es ist später Nachmittag und die Fischer
kehren mit ihrem Fang in den Hafen zurück. Die Boote müssen dabei
von Hand den Strand hinauf gezogen werden. Immer mindestens 10 Männer
ziehen ein Boot/Piroge und sie nehmen sich alte Gasflaschen zu Hilfe,
auf denen sie die Boote schieben. Das sieht verdammt anstrengend aus
und Anselm lässt es sich nicht nehmen bei einem Boot mit anzupacken.
Wir sehen fast ausschließlich schwarze Männer und erfahren später,
dass die meisten Fischer hier aus dem Senegal kommen, um hier zu
arbeiten. Diese behaupten von den Mauren, sie könnten nicht fischen.
Auch sehen wir, wie die Pirogen gebaut werden und erfahren hier von
einem jungen Mann aus Gambia, dass er mit seiner Truppe immer da
wäre, wo man neue Boote bräuchte, da diese nicht viele bauen
könnten.
Wir
machen tags darauf noch eine Runde durch den Hafen, wo eine ganz
besondere Stimmung herrscht. Die Gischt des Meeres umhüllt alles in
ein diffuses Licht. Tausende Möwen fliegen und kreischen am Himmel
und versuchen einen Fisch oder Reste ab zubekommen. Wir laufen bis in
die Halle des Hafens hinein. In dieser, aber vor allem davor, werden
alle möglichen Fische verkauft. Frauen in ihren bunten Malhalfas (
lange bunte und dünne Stoffbahnen,die die traditionelle Kleidung der
Frau darstellen und in einer speziellen Technik um Kopf und Körper
gewickelt werden) verkaufen an die Fischer Speisen und Getränke. Es
liegen riesige Berge Fischernetze herum, Eselkarren warten auf ihre
Arbeit und dazwischen parken einige uralte Peugot 504, die dermaßen
verrostet und zerbeult sind, dass wir nicht glauben können, dass
diese ernsthaft noch fahren. Aber sie tun es. Jeder deutsche TÜV
Mitarbeiter würde bei diesem Anblick einen Herzkasper bekommen.
Jim
fängt täglich in einem Art Brunnenbecken mehrere Krabben,
beobachtet sie und lässt sie wieder frei. Er bandelt gleich mit den
schwarzen Jungs an, die hier auf dem Platz arbeiten und isst sogar
mehrmals bei ihnen. Die finden Jim klasse und fragen immer wieder
nach ihm.
Maya
hat schon die ganzen letzten Tage nicht viel gegessen. Was erst mal
nicht verwunderlich ist bei Fieber. Aber mittlerweile ist das Fieber
abgeklungen und sie hat immer verstärkter Schmerzen beim essen. Wir
stellen fest, dass sie eine ganz belegte Zunge und kleine Bläschen
auf dieser hat. Das muss ihr weh tun. Abends beim Zähneputzen hat
sie solch extremes Zahnfleischbluten, dass wir es lassen und uns
Sorgen machen. Wir holen uns über WhatsApp Rat bei Ursula, die im
Internet recherchiert und wir sind uns schnell einig, dass dies wohl
ein Mundpilz/Soor/ auch Candita genannt sein wird. Das kann bei
Kindern vorkommen, wenn das Immunsystem geschwächt ist z.B. durch
Zahnen/Fieber und vielleicht spielt hier auch noch die Antibiotika
Geschichte in Frankreich noch mit hinein. SUPER....was nun??? Ursula
ist hier Gold wert. Sie recherchiert für uns und schickt uns die
Infos per WhatsApp. Unser Netz ist zu lahm zum selber nach forschen.
Okay, Zucker weg lassen (Hefepilz ernährt sich davon) kein
Problem....war eh viel zu viel in letzter Zeit (Fanta, Kekse,
Bonbons, Lutscher....), alles auskochen (Flaschennuckel,
Zahnungsringe, Zahnbürste und ihr Kuschelhase, auf dem sie viel
herum kaut)....auch kein Problem. Unter einigen anderen Tipps bleiben
Kokosöl und Echinacea hängen. Das habe ich hier. Also geben wir
ihr die nächsten 1 ½ Wochen 3 mal täglich Echinacea Globulis und
je einen Teelöffel Kokosöl. Und siehe da. Schon wenige Tage später
eine deutliche Besserung.
Bald isst sie wieder schmerzfrei und nach
einer Woche blutet das Zahnfleisch nicht mehr. Wir sind super froh.
Eine kranke, weinerliche und schlecht gelaunte Maya schlägt uns
Eltern doch sehr auf´s Gemüt. Wir sind froh, als sie nach über
einer Woche wieder fröhlich ist.
Leider
stellen wir bei Jim fest, dass er in den beiden oberen Backenzähnen
auf beiden Seiten Löcher hat. Scheiße. MAN....daheim haben wir ihn
beim Zahnarzt noch checken lassen und alles war in Ordnung. Wir
machen uns Vorwürfe, da wir in den letzten Wochen wirklich viel zu
nachlässig waren, was das Putzen und den Zucker anging. Mit Jim in
Afrika zum Zahnarzt. Das wird lustig. OH man...Okay...da müssen wir
sofort ran, bevor er Schmerzen hat, weil dann wird es richtig lustig.
Wir fragen den Besitzer des Platzes und der kann uns einen Zahnarzt
empfehlen.
Schon am nächsten Tag fahren wir dorthin. Wir müssen
3000UM (ca.8 Euro) bezahlen und kommen dann auch gleich dran. Die
Praxis ist halbwegs modern und der junge Zahnarzt sympathisch. Er
arbeitet sauber und steril. Leider spricht er kein Englisch und
anscheinend auch kaum Französisch. Die Verständigung klappt
trotzdem irgendwie.
Jim ist anfangs noch recht wacker und macht mit.
Der Arzt betäubt Jim mit einem Gel und fängt an zu bohren.
Natürlich tut es weh und dann ist Schluss bei Jim. Er sitzt auf
meinem Schoss und macht nicht mehr mit. Scheiße. Wir geben dem
Zahnarzt zu verstehen, dass er Jim eine Spritze geben soll, vor der
Jim jetzt natürlich Angst hat. Wir haben größte Mühe ihn zum
Mitmachen zu bewegen. Anselm übernimmt und ich gehe mit Maya raus.
Nach einiger Zeit hat Anselm Jim soweit, dass er sich spritzen lässt
und der Zahnarzt kann die erste Seite fast fertig machen. Dann
schickt er uns und bestellt uns auf Montag wieder her. Wir haben
Samstagmittag und er macht wohl Feierabend. Ab jetzt putzen wir 3mal
täglich und lassen auch bei Jim den Zucker weg. Mir und Anselm
schadet das auch nicht. Manchmal braucht es einen Wink mit dem
Zaunpfahl.
Am
Montag fahren wir wieder zu dem Zahnarzt. Jim macht super mit und der
Zahnarzt macht die erste Seite komplett fertig und schickt uns dann
wieder. Wir sollen morgen wieder kommen. OH MAN....wir dachten
eigentlich, dass wäre heute erledigt. Nun gut. Jim hat eine echt
dicke Lippe und daher finde ich die Entscheidung des Zahnarztes gut,
heute nicht weiter zu machen. Wir sind an der Praxis mit dem Besitzer
des Campingplatzes verabredet, der mit Anselm los fährt, um eine
sogenannte Carte brune (eine KFZ-Versicherung für den Senegal und
alle ECOWAS Länder, wie Mali, Gambia, Guinea-Bissau und Burkina
Faso) abzuschließen und noch einen zweiten Feuerlöscher und ein
zweites Warndreieck für den Senegal zu besorgen. Seine Hilfe ist
hier super. Denn Anselm und er fahren 5 verschiedene
Versicherungsbüros ab, bevor sie fündig werden. Ich warte derweil
mit den Kids im Laster und koche und esse mit ihnen. Übrigens will
der Besitzer für seine Hilfe keinen Cent und wir sind ihm dafür
sehr dankbar. Er ist sehr interessiert daran, welche Bedürfnisse
Reisende haben und unterhält sich angeregt mit Anselm. Begeistert
erzählt er von seinem Land und empfiehlt uns dann, wenn wir schon
nicht nach Atar fahren, doch eine Runde über Aleg und dann am
Senegalfluss zurück gen Küste und Grenze zu fahren. Bisher hätten
wir ja nur Wüste und somit noch recht wenig von Mauretanien gesehen.
Wir werden seinem Rat folgen.
Letzter
Anlauf für den Zahnarzt. Dieses Mal kommt der Besitzer des Platzes
mit für die Verständigung. Nun stellt sich heraus, dass der
Zahnarzt aus Syrien kommt. Als er erfährt, dass wir heute weiter
fahren wollen, erklärt er uns, dass er in diesem Fall Jim nicht
weiter behandelt, weil wir außerhalb von Nouakchott so gut wie keine
medizinische Hilfe bekommen würden und wenn es Komplikationen gäbe,
alleine dastünden. Zudem war Jims Backe immer noch geschwollen. Er
meinte auch, dass die Löcher noch nicht schlimm seien und wir noch
gut Zeit hätten die ohne Probleme in den nächsten Monaten richten
zu lassen. Eine gute Entscheidung. Ich bin ganz angetan von dem
Zahnarzt, der sehr geduldig und einfühlsam war mit Jim. Ich hoffe,
wir finden noch mal einen solchen für die andere Seite.
Die
knappe Woche Pause am Strand von Nouakchott hat uns sehr gut getan.
Wir
haben uns versorgt und sonst nicht viel getan.
In
Nouakchott haben wir uns nochmals eingedeckt mit ausreichend
Lebensmitteln ( Es soll hier einen großen neuen Supermarkt der Kette
ATAC geben ähnlich wie der Marjane in Marokko. Da wir uns aber in
dem älteren TATA Supermarche soweit schon eingedeckt hatten, haben
wir diesen nicht mehr angefahren) und Trinkwasser, denn es soll in
Richtung Aleg nur noch sehr begrenzt etwas geben.
Viel
gesehen haben wir von der Stadt selbst nicht. Aber sie macht auch
nicht den Eindruck auf uns, unbedingt sehenswert zu sein. Wieder
hauptsächlich flache, teils recht baufällige Häuser. Viel Sand und
Müll. Oft auch nur einfache Blech und Holzhütten. Viel
Verkehrschaos...rote Ampeln seien nur eine Empfehlung, lassen wir uns
sagen. Wir halten trotzdem, da wir einem Polizisten keinen Grund
geben wollen, uns dran zu bekommen. Hinter uns hupt man. Uns egal,
wir sind meist größer. In der Stadt ist es auch deutlich heißer
und staubiger als am Strand und so sind wir jedes Mal froh, wieder
raus zu kommen.
Absolut
sehenswert ist in jedem Fall der traditionelle Fischerhafen und wenn
man sich von Mauretanien noch etwas ansehen will, ohne auf direktem
Wege in den Senegal zu düsen, kommt man um die Stadt aus
Versorgungszwecken nicht herum.
Campingplatzempfehlung:
Tergit
Vacances
Plage
des Pecheures ca. 8km außerhalb von Nouakchott
N18
06.692 W16 01.394 www.terjitvacances.com
Schöner
einfacher Platz direkt oberhalb des wunderschönen Sandstrandes.
Der
traditionelle Fischerhafen in zu Fuß über den Strand schnell
erreicht.
Es
gibt sehr saubere Sitztoiletten und eine einfache aber saubere und
warme Dusche.
Es
stehen Bungalows und ein Restaurant zu Verfügung. Der Besitzer
spricht Englisch und Französisch und ist sehr hilfsbereit und bemüht
und gibt gerne Auskunft zum Land.
Wer
einige Tage bleiben und sich selber versorgen möchte, sollte vorher
in der Stadt einkaufen, da keine Läden in der näheren Umgebung
vorhanden sind.
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