Dienstag, 27. Dezember 2016

Marokko – Anti Atlas und Tafraoute mit den Blauen Felsen

Von den heißen Quellen ging es jetzt weiter gen Nord-Ost.... Nächstes Ziel Tafraoute.
Dabei führt uns unser Weg nun hinein in die Landschaft des Anti Atlas.
Karge Fels – und Steppenlandschaft, trockene Queds (teils recht breite trockene Flußbette) hin und wieder Palmenheine und im Hintergrund die immer höher werdende Berge des Anti Atlas. Vereinzelt sehen wir Nomadenzelte und dessen Bewohner mit riesigen Ziegenherden in der trockenen Landschaft. Weite Teile der Strecke sind nur wenig bis gar nicht besiedelt. 




 
In Ifrane de Anti Atlas machen wir Halt, füllen in den kleinen Strassenläden unsere Essensvorrätte auf, gehen wieder lecker essen in einem kleinen lokalen Restaurant, tanken und machen den Tankwart dann doch etwas nervös, als wir ca. 700Liter Wasser bei ihm zapfen...aber da er vorher ca. 450Liter Diesel in unsere zwei Lastwägen tanken durfte, sehen wir das als ein faires Geschäft.
Wir sind hier schon ein ganzes Stück höher als am Meer (ca. auf 1000m) und scheiße....es ist sowas von kalt für uns. Aber nicht nur für uns. Auch die lokale Bevölkerung hier ist dick angezogen. Wir sehen hier mal wieder vorwiegend Männer auf der Strasse und alle tragen sie über ihren Klamotten die Fersenlangen und dicken Dschellabas und teilweiße noch Schals, Turbane und Mützen darüber. Es sind immer noch Temperaturen, die bei uns im Herbst als milde gelten. Aber wir hatten es warm am Meer und für die Menschen hier ist es tiefster Winter....also arschkalt.
Und wir fahren heute nochmal ca. 300 Höhenmeter weiter rauf...gefühlt hätten wir auf Schnee treffen müßen. Aber nur gefühlt.
Es dämmert schon, als wir in der Nähe einer Burgruine Eva und Hendrik, wie verabredet, wieder treffen. Die Stellplatzsuche stellt sich heute dann wieder als etwas schwierig heraus, da das Gelände ein gerades Stehen für drei Fahrzeuge entweder nicht zuläßt, oder die Flächen bewirtschaftet oder besiedelt sind. Da es spät und dunkel wird, parken wir in einem kleinen Dorf vor der Post und zwischen Strasse und Moschee auf einem freien Platz und bilden mit unseren drei Fahrzeugen eine kleine Wagenburg. Natürlich bleibt das nicht unbemerkt und schnell haben wir einige neugierige Bewohner und vor allem Kinder um uns herum. Da es hier oben auf fast 1400m abends aber einfach so kalt ist, sind wir bald alle in unseren Fahrzeugen und kommen auch nicht mehr groß heraus. Den Einnheimischen ist es auch zu kalt, denn bald ist niemand mehr da. Wir bemerken wohl, wie ein zweimal ein Polizeiauto um uns herum fährt. Aber da niemand anklopft und nachhackt, unterlassen wir dies auch unserer seits und gehen schlafen. Die Nacht verläuft ruhig und am nächsten Morgen halten wir uns auch nicht unnötig lange auf, sondern fahren nach dem Frühstück gleich weiter gen Tafraoute. 





Dabei geht es durch immer bergigeres Gelände. Die schmale Strasse schlängelt sich die Berge hoch und runter und um enge Kurven herum. Wir fühlen uns immer wieder an die Simien Mountains in Äthipioen erinnert und finden die Landschaft wunderschön.
Immer wieder geht es durch Palmenhaine. Dann werden die Granitfelsen immer roter und runder und wir erreichen Tafraoute. Dort machen wir heute nur einen kurzen Versorgungshalt und kaufen in den kleinen Strassenläden Obst, Gemüse, Brot, Fleisch und sogar Jogurth und Butter finden wir.







Nun geht es noch ein kleines Stück weiter zu den Blauen Felsen. Dort führen gute Pisten hin und man kann auf dem weiten Gelände gut und frei stehen.
Der belgische Künstler Jean Verane hat hier 1984 eine ganze Reihe der glatten und abgerundeten Felsen in den Farben Blau, Lila, Rosa und Schwarz angesprüht. Und obwohl die Farben inzwischen verblasst sind, wirkt sein Werk vor der Kulisse der Landschaft immer noch seltsam und beeindruckend.
Wir suchen uns ein schönes Platzerl und richten uns ein. Kurz darauf haben wir einen wunderschönen Wettereffekt...es regnet kurz und die dicken schwarzen Wolken hinter uns bilden einen krassen Kontrast zu den roten und angemalten Felsen. Die Sonne kommt wieder raus dann entsteht ein perfekter Regenbogen über uns.....WOW.....zauberhaft und wunderschön.









Wir ziehen los um das Gelände ein wenig zu erkunden und Feuerholz zu sammeln, was sich heute als schwierig erweißt, das kein loses Holz herum liegt und die abgestorbenen Bäume und Büsche aus richtigem Hartholz bestehen und wir da mit unseren kleinen Sägen und Äxten keinen wirklichen Auftrag haben. Wir können trotzdem genug zusammen glauben für den Abend und erleben hier dann einen gigantischen Sternenhimmel.
Am nächsten Tag verabschieden sich Stefan und Janina vorerst, da sie weiter müßen zu ihrer Weihnachtsverabredung gen Osten in die Wüste. Wir bleiben, da wir dringend einige Tage Fahrpause brauchen und uns die Gegend näher ansehen wollen.
Am Nachmittag kommt Mark aus Deutschland vorbei, der nicht weit weg von uns mit seinem Laster steht und die Westroute vor 3 Jahren bereits fuhr. Von ihm erhalten wir einige tolle Tipps für die weitere Strecke gen Süden und vor allem zu Mauretanien.
Endlich lassen wir auch mal wieder unsere Drohne fliegen, wie ihr an den Bildern sehen könnt. Und wir backen im Dutchoven Brot, da wir doch noch eine Menge Holz finden können und mal wieder was anderes als Weißbrot brauchen.












Dann wird es mal wieder Zeit für einen Campingplatz zwecks lästigem aber nötigen Wäsche waschen und an einer heißen Dusche sind wir auch nicht abgeneigt, da die Temperaturen doch recht frisch sind (an einem Tag waren es nur noch 12°....bäääääähhhh). Wir fahren also mit Eva und Hendrik nach Tafraoute und stellen unsere Reisemobile auf dem Granite Rose Campsite ab. Von dort können wir zu Fuß in 15min. im Ort sein, was wir mehrmals nutzen.
Tafraoute ist ein relativ kleiner und ruhiger Ort. Wir haben uns sagen lassen, dass der Ort im Januar und Februar gerade zu überfahren wird von Weißware (Wohnmobile) und dann mehrere hundert von diesen die wenigen Campingplätze und freien Stellflächen am und im Ort überschwemmen. Jetzt sind wir fast alleine und das macht den Ort noch schöner und unverfälschter.
Wir gehen spazieren durch die Strassen und sehen uns auf dem kleinen Souk um, wo die hier typischen bunten Lederschuhe (Männer gelb Frauen rot) verkauft werden. Die sehen so hübsch aus, dass ich Maya gleich ein paar raus suche und sie diese anprobiert. Maya gefallen diese so gut, dass sie ein kleines Tänzchen macht und die Verkäufer damit zum lachen bringt. Sehr angenehm ist, dass man herum laufen kann, ohne belästigt zu werden doch etwas zu kaufen. Man kann ganz in Ruhe schauen und auch ohne zu kaufen weiter gehen. Wir kaufen ein Feuerstövchen (um auch auf Campingplätzen oder anderen Plätzen, wo man kein offenes Feuer auf dem Boden machen darf, Feuer machen zu können) und zwei tolle Kerzenlaternen aus recyceltem Blech und Glas und könnten von diesem Laden noch mehr mit nehmen, wenn es unsere Platzverhältnisse zu lassen würden. So beschränken wir uns auf Dinge, die wir für unseren Reisealltag unterwegs brauchen oder meinen zu brauchen.







Und dann ist da ja Weihnachten. Wir sind hier so weit weg davon und für unsere Mitreisenden ist dies auch eher ein Termin, der nicht sehr wichtig genommen wird. Wir halten den Ball flach und genießen es sogar, einfach mal keinen TamTam darum machen zu müßen.
Wir ordern uns für den Abend zwei Tajien vom Platzwart, der eben seine diese in den höchsten Tönen gelobt hat und waren froh, heute nicht kochen zu müßen.
Nachmittags bin ich dann mit Eva noch mal in den Ort ein Hamam aufsuchen. Das stand schon lange auf meiner Wunschliste und kam leider noch nie zustande. Das örtliche Hamam wird angepriesen und so gönne ich mir zusammen mit Eva eine kleine und spannende Auszeit. Wir wissen ja nicht, was uns da erwartet.
Ein Hamam ist ein Badehaus und jedes etwas größere Dorf oder Städchen ind Marokko verfügt mindestens über eines davon. Oftmals ist es die einzigste Warmwasserquelle für das ganze Dorf.
Unser Hamam ist recht neu und relativ modern. In einer Umkleide ziehen wir uns bis auf die Unterhose aus, bekommen Badelatschen und geben unsere Sachen an einem Tresen ab. Nur ein Handtuch nehmen wir mit in den Baderaum, der ganz warm, dampfig und gekachelt ist. Außen an den Wänden sitzen lauter Frauen und sind dabei sich aus Wassereimern zu Waschen. Dabei schruppen sie sich in mehreren Gängen so gründlich die Haut ab, dass sich keine Hautschuppen mehr lösen. Es herrscht eine heitere Stimmung und wir sind die einzigsten Touristen. Wir haben das volle Packet gebucht und werden geschruppt. Wow, zimperlich darf man da nicht sein und ein Probelm mit körperlicher Nähe sollte man auch nicht haben. Wir hatten vorher extra geduscht, weil wir ja nicht wußten was auf uns zu kommt. Das hätten wir uns sparen können, denn jetzt wurde unsere Haut mit einem Lappen geschruppt, bis sich Spagethielange Hautschuppen lösten. Die Frauen lachten sehr darüber und wir fragten, wie oft sie sich so säubern würden. Einmal die Woche. Na dann ist da kaum bis keine Haut mehr, die sich da noch groß lösen kann. Wir wurden also geschruppt, eingeseift, gespült, massiert und mit Arganöl eingerieben. Dabei lagen, saßen oder standen wir auf dem Boden und die Frauen neben oder über uns. Wir waren beide froh, dieses Experiment nicht alleine gemacht zu haben. Zu zweit war es entspannter. Es war auf jeden Fall spannend für uns, die ganzen Frauen mal so Hüllenlos zu sehen, die wir sonst auf der Strasse nur mehr oder weniger verhüllt zu Gesicht bekamen.
Blitzesauber kamen wir genau pünktlich zu unserem Abendessen wieder am Campingplatz an und mit einem Feuerchen ließen wir den Abend ausklingen.
Da Maya heute Fieber hatte und im Laster blieb und Jim zufrieden war und nicht danach fragte, verschoben wir unsere kleine Bescherung auf den nächsten Morgen.
Maya und auch Jim sind am nächsten morgen immer noch recht unfit. So machen wir heute noch mal ganz gemütlich, lassen sie die Weihnachtsgeschenke auspacken, kümmern uns um einiges am und im Laster und fahren gegen Spätnachmittag noch mal an die Blauen Felsen, um dort eine weitere Nacht zu verbringen, bevor es weiter gehen soll.
Von Eva und Hendrik haben wir uns heute wieder verabschiedet. Sie fahren gen Küste. So sind wir nach fast drei Wochen wieder allein unterwegs.


 

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