Unser
ursprünglicher Plan für Mauretanien wäre der Old Choum Track an
den Bahngleisen entlang in die Wüste nach Atar gewesen, um von dort
richtige Wüstenstrecken bis nach Tidjikja hinunter zu fahren.
Allerdings nur MIT Mitfahrern. Alleine wurde uns sogar von den 450km
Piste und Sand am Zuggleis entlang abgeraten, da zu einsam und wenn
wir dort Hilfe benötigen würden, wäre es sehr schwierig, welche zu
bekommen. Und da unsere Reisestimmung gerade eher etwas gedämpft ist
und wir mit den Kindern einfach keine allzu großen Wagnisse eingehen
wollen, entscheiden wir uns etwas widerwillig für die direkte
Strecke auf der Teerstraße gen Süden.
Die
Straße R.N.4 ist recht gut und besteht erst seit etwas mehr wie 10
Jahren. Zuvor ging die Hauptverbindung gen Süden und in die
Hauptstadt Nouakchott etwas weiter westlich nahe der Küste über
sandige Pisten und für ca. 150km sogar direkt am Strand entlang.
Diese Passage, vom südlichen Ende des Banc d´Arguin Parks bis nach
Nouakchott, ist auch heute noch eine beliebte Strecke bei
Overlandern, die aber nicht ganz ohne ist, da man sie nur bei Ebbe
fahren kann und sehr aufpassen muss, sein Fahrzeug nicht im nassen
Sand zu versenken. Da wir auch hier kein Begleitfahrzeug haben,
entscheiden wir uns später, etwas bedauernd, auch hier gegen diese
Ebbsandstrecke.
An
der R.N.4. reichen immer wieder auch höhere Sanddünen bis an den
Teer heran und rechts und links der Straße sehen wir viele Dromedare
und Esel. Es gibt einige kleinere Siedlungen ansonsten ist die
Strecke eher einsam und öde.
Wir
finden unweit der Straße zwischen kleineren Dünen einen guten Platz
für die Nacht und können viel Holz für ein schönes Lagerfeuer
finden. Die Temperaturen bleiben auch nach Sonnenuntergang angenehm
warm und so sitzen wir noch eine Weile draußen und genießen den
Sternenhimmel.
Schon
abends bemerken wir, dass Maya fiebert. Und das wird auch am Tag
darauf nicht besser. Sie schiebt zudem min. zwei Backenzähne raus
und so sind wir uns sicher, das Fieber hat auch hier seine Ursache.
Da trifft es sich gut, dass wir heute nicht vor hatten weit zu
fahren, sondern bei Chami eine Piste hinein in den Banc d´ Arguin
Nationalpark nehmen und wieder gen Küste fahren wollen.
Wir sehen
dort zwar ein riesiges Schild für den Park und schicke Gebäude
dahinter, die wohl zur Parkverwaltung gehören, aber irgendwie nicht
wirklich einen ersichtlichen Hinweis auf die Piste. Wir haben zudem
nur dürftige Informationen und leider kein OryxMaps. Mit MapsMe
finden wir die richtige Piste nicht und nach einigen Kilometern teils
tiefen Sand, bleiben wir an einer schönen Stelle einfach stehen und
beschließen es für heute gut sein zu lassen, so dass auch Maya zur
Ruhe kommen kann.
Wir
backen im Dutchoven leckeres Brot und nutzen dabei auch die vielen
Dromedarkackbollen, die hier in rauen Massen herum liegen. 1A
Brennmaterial. Die Landschaft ist einsam und wunderschön. Kleine
Sanddünen so weit das Auge reicht, einige stachlige Akazien und
absolut menschenleer.
Da
Maya am nächsten Tag noch immer fiebert, wollen wir mit ihr aber
nicht weiter über einsame und ungewissen Pisten weiter fahren,
machen uns auf den Weg zurück zur Straße und fahren weiter gen
Süden. Dann kommen wir an eine Kreuzung, von welcher eine geteerte
Straße direkt in den südlichen Teil des Parks führt. Die Straße
ist weder bei MapsMe, noch auf der Papierkarte oder im Reiseführer
erwähnt. Egal. Hier ist sie und wie gemacht für uns heute. Wir
waren schon ein bisserl enttäuscht, jetzt auch nichts von dem Park
zu sehen, der immerhin zu den Hauptattraktionen des Landes gehören
soll.
Wir
kamen an einem Parkgate vorbei und bezahlten 2400 UM für mich und
Anselm Eintritt. Der 55km entfernte Ort Nouamghar an der Küste, war
über die gute Straße schnell erreicht. Wir besorgten uns dort noch
ausreichend Trinkwasser und Brot und suchten uns dann einen Platz für
die Nacht nahe des Meeres, das hier durch die vorgelagerten Inseln
völlig ruhig und der Wasserstand eher niedrig ist. Da gerade Ebbe
herrscht, können Jim und ich weit hinaus zu einer kleinen Sandinseln
laufen. Hier gibt es Mangroven und wir sehen rosa Flamingos und zwei
Pelikane. Jim hat einen riesigen Spaß durch das seichte Wasser zu
springen.
Tags
darauf fahren wir noch einmal die wenigen Kilometer in den Ort
zurück, um das Gebäude der Parkranger zu finden, wo es mehrere
Walskelette zu sehen gibt.
Von
Nouamghar aus würde auch die Ebbsandstrecke nach Nouakchott direkt
am Strand verlaufen.
Wir
fahren nun ein paar Kilometer auf der alten Nord-Süd
Hauptverbindungspiste gen Norden wenige Meter vom Meer entfernt. Wir
können einige Segelboote der hier ansässigen Imraguen Fischer
sehen. Im Park ist Jagen und Fischen verboten. Nur die Imraguen
Fischer dürfen hier auf ihre jahrhundertealte traditionelle Weise
fischen. Immer wieder fliegen ganze Schwärme von Reihern und Möwen
und anderen Wasservögeln vor uns auf. Wir sehen weitere Pelikane und
Flamingos. Bis auf die wenigen Segelboote mit ihren Fischern, ist es
hier menschenleer. Wir bleiben wieder nahe des Wassers stehen und
erleben einen spektakulären Sonnenuntergang.
Der
Banc d´Arguin Park wurde 1989 von der Unsesco zum Weltnaturerbe
erklärt. Es ist ein Schutzgebiet für die größte
Wasservogelkolonie Westafrikas. Etwa 40.000 Brutpaare von 15
Seevogelarten, darunter Möwen, Kormorane, Pelikane und Seeschwalben,
aber auch Reiher, Löffler und Flamingos leben hier.
Vor
allem ist dieser landschaftlich sehr schöne Park lebenswichtig als
Rastplatz für den Vogelzug aus Europa.
In
den Gewässern des Parks finden sich Walfamilien und Thümmler. Zudem
gibt es die gefährdeten Meeresschildkröten und die weltweit noch
größte Kolonie von Mönchsrobben.
Bis
auf ein paar Seevögel sehen wir leider keine weiteren Parkbewohner.
Aber wir haben ja auch nur einen sehr kleinen Abschnitt des Parks
besucht. Leider ist Maya noch immer eher unfit und uns ist nach einer
Dusche. Also weiter gen Nouakchott.
Am
Straßenrand liegen unzählige Auto - und Lastwagenwracks. Man lässt
die Unfallautos einfach liegen und schlachtet sie vor Ort aus.
Irgendwie schon gruselig und mal wieder wird klar, dass die größte
Gefahrenquelle auf dem afrikanischen Kontinent der Straßenverkehr
ist. Nachts würden wir uns hier nur im äußersten Notfall auf der
Straße bewegen und auch tagsüber ist IMMER größte Konzentration
angesagt beim fahren. Man muss permanent mit halsbrecherischen
Überholmanövern rechnen, oder dass ein Fahrzeug plötzlich anhält
und oder umdreht auf der Fahrbahn. Von ziemlich abenteuerlich
abgesicherten Pannenautos, jede Menge Tiere aller Art und Fußgängern
sowie Eselkarren ganz zu schweigen. Auch muss man immer mit plötzlich
auftauchenden Straßenschäden wie Schlaglöchern oder abgebrochene
Straßenränder rechnen. Telefonieren am Steuer wird hier sportlich
gehandhabt und völlig überladene Autos oder Lastwägen mit
ungesicherter Ladung sind zudem Gefahrenquellen. Zum Glück geht die
Straße hier meist geradeaus und erleichtert uns ein vorausschauendes
Fahren.
Wir
machen Mittagsrast an einem sehr schönen Strand und da es uns dort
so gut gefällt, bleiben wir noch die Nacht dort und fahren erst tags
darauf bis in die Stadt. Wir können hier hunderte von riesigen
Krabben beobachten und haben quasi in ihrem Wohnzimmer geparkt. Es
sieht zu witzig aus wie, sie seitlich herum flitzen und sogar richtig
auf Angriff gehen wenn man ihnen zu nahe kommt und sie nicht in ein
Sandloch oder ähnliches flüchten können. Wir haben großen Spaß
dabei sie zu beobachten und Jim jagt ihnen am Strand hinter her.
Buchempfehlung:
Ich
habe gerade das wirklich gute Buch von
-
Tine Wittler „ Wer schön sein will muss reisen“
gelesen.
Ein wirklich gutes Buch für jeden, der sich für Mauretanien und
dessen Kultur interessiert und da wir uns ja gerade dort befinden,
hatte ich bereits das ein oder andere AHA - Erlebnis aufgrund des
Buches.
Die
mollige Tine Wittler reist nach Mauretanien, weil in diesem Land
Schönheitsideale herrschen, die den Vorstellungen der westlichen
Welt genau entgegengesetzt sind, hier ist moppelig schön. Das Buch
über die Reise bietet einen sehr interessanten Einblick in das Leben
und in die Ansichten der mauretanischen Frauen und ihrer Familien und
ist unbedingt zu empfehlen. Es ist unglaublich interessant zu lesen,
wie stark die mauretanischen Frauen sind, wie selbstbewusst.
Film/Dokuempfehlung:
Über
Youtoube lassen sich zwei richtig interessante Dokus zum Thema
Mauretanien ansehen:
- 360° Georeportage Mauretanien – Aufstand der Fischerfrauen
- Fed to Wed – Force – feeding in Mauretania
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