Nachdem
die Erkältungen halbwegs kuriert und alles erledigt und versorgt
war, konnten wir uns auf den gemeinsamen Weg gen Süden machen.
Nächstes Ziel: Plage Blanche.
Nachdem
wir uns nochmal ausgiebig mit frischen Lebensmittel und Wasser in
Sidi Ifni versorgt hatten, ging es über die uns bereits bekannte
Teerstraße bis nach Foum-Assaka. Die Landschaft erschien nun viel
grüner als vor ca. 4 Wochen. Und es blüht in allen Farben. Es muss
hier viel geregnet haben die letzten Wochen und der Frühling hat
Einzug gehalten.
Bei
Foum-Assaka endet die Teerstrasse und wir folgen der schmalen Piste
oberhalb des Flusses rechts hinab zum Strand. Dort hatten wir vor ca.
4Wochen mit Stefan und Janina gestanden und Jimmys Geburtstag
gefeiert. Nun fahren wir über die schmale sandige Landzuge auf die
andere Seite der Flussmündung ( das Wasser soll hier nur selten das
Meer erreichen und so ist die Landzuge gut befahrbar) und dort den
steilen, aber gut machbaren Fahrweg wieder hinauf auf die Klippe. Von
dort haben wir einen tollen Blick auf die Flussmündung, den Strand
und das Meer.
Es
geht weiter über die Piste, die teilweise recht holprig, steil,
stufig, schmal und kurvig ist. Für unsere Fahrzeuge jedoch kein
Problem. Immer wieder haben wir dabei spektakulärste Ausblicke auf
die Steilküste und die wilde Brandung des Atlantiks. Dort finden wir
dann auch einen passenden Platz für die Nacht. Wir verbringen den
kühlen Abend am wärmenden Feuer und grillen dabei auch noch einen
Schwung Sardinen über dem Feuer.
Nachts
bei Flut, donnert das Wasser dann unter uns dermaßen an die Felsen,
dass ich die Erschütterung im Laster spüren kann. Ein
beunruhigendes Gefühl. Ich schlafe nicht besonders gut dabei. Ralph
teilt mir tags darauf auch mit, dass ihn die laute Brandung teilweise
richtig stört. Er hat auch nur eine dünne Zeltwand von seinem
Dachzelt zwischen sich und der Außenwelt. Aber selbst in unserem
recht gut isolierten Laster hören wir die Brandung teilweise noch zu
laut. Ein sanftes Wellenrauschen ist das jedenfalls nicht mehr. Auch
wenn es tagsüber sehr beeindruckend aussieht, wie das Wasser in
weißen Wellen an die Felsen klatscht und weit hoch spritzt.
Gigantische Kräfte werden dabei frei gesetzt und es ist irre zu
sehen und dann auch zu hören, welche Kraft Wasser hat.
Respekteinflösend.
Die
Piste führt uns heute mehrere Male bis an Kies – und Sandstrände
hinab und dann die Klippen wieder hinauf. Es sind einige schmale und
sehr steile Stellen dabei und die Jungs haben Spaß beim Fahren. Maya
schläft ein wenn es am meisten holpert, ich genieße die Aussichten,
Jim hört Hörbücher und auch Oskar kann sich hinten auf der
Sitzbank mittlerweile trotz holpriger Piste halbwegs entspannen. Wir
machen Mittagspause an einem breiten Kiesstrand. Oli und Sandra essen
einen super lecker zubereiteten Fisch bei einheimischen Fischern,
die dann noch nicht mal Geld dafür wollen und wir kochen mit den
Kindern Fleischbuletten, da diese in den letzten Tagen genug Fisch
hatten.
Bei
Echatea El-Abied erreichen wir wieder ein kurzes Stück die
Teerstraße, fahren wieder links weiter auf die Piste und wollen dann
noch einen Wasserführenden Fluss überqueren. Die Furt an sich ist
dabei kein Problem. Doch bleiben wir dann einige Meter weiter in
einem tiefen Matschloch stecken. So schnell können wir gar nicht
sehen, wie wir mit der Vorderachse bis zum Differenzial im Matsch
hängen. Die trockene Piste ist nur wenige Meter entfernt. Aber hier
kommen wir nicht durch und alleine auch nicht mehr raus. Zu tief
stecken wir da drin. Oliver parkt seinen Magirus gleich rückwärts
hinter uns und packt seine Bergungsgurte aus. Beim ersten Ziehversuch
rutschen wir noch ein ganzes Stück schiefer und tiefer hinein und
jetzt ist klar, dass ich und die Kinder auch aussteigen wollen. Mit
vereinten Kräften schaffen wir es, die Kinder halbwegs sauber aus
dem Laster zu bekommen, haben so auch ein paar Kilo weniger Gewicht
auf der Vorderachse und versuchen es wieder. Der Magirus muss dabei
schon alles geben und man kann sehen, dass Oliver Erfahrung hat, da
er, nachdem der Renault dann schon recht schief steht, schräg zieht.
Ralph filmt das Ganze und gibt Kommandos und so bekommen sie den
Laster gemeinsam nach einigen Anläufen frei.
Der
ist nun völlig eingesaut und weil Jim dann auch noch im Matsch
versinkt und auch Ralph und Anselm schmutzig wurden, laufen wir zu
dem wasserführenden Fluss zurück und säubern uns erst einmal
notdürftig.
Keine
zwei Tage mit Gleichstarken unterwegs und schon wissen wir warum.
Hoffentlich hat unser Renault genug Bumps dem Magirus in einer
solchen Situation auch helfen zu können.
Wir
können auf die Schnelle keinen anderen Weg hinüber zur trockenen
Piste finden und beschließen daher, uns für die Nacht an den nahen
Strand zu einigen anderen Fahrzeugen zu stellen. Dieser stellt sich
dann als der berühmte Plage Blanche heraus, an dem noch vor einigen
Jahren im Winter hunderte bis tausende Wohnmobile standen und
überwinterten. Der Platz an sich ist wenig schön und der direkte
Strand auch keine Schönheit. Von hier würde sich gen Süden und
Norden der direkte Sandstrand bei Ebbe befahren lassen und dieser
ganze Abschnitt wird wohl als Plage Blanche beschrieben.
Wir
beschließen einstimmig, dass uns unsere Fahrzeuge zu wichtig seien,
als sie im nassen Sand zu versenken, sie der Gefahr der Flut und oder
einer direkten Salzspülung aus zusetzten und entscheiden uns am
nächsten Tag auch wieder für die oberhalb des Sandstrandes
verlaufende Piste.
Vorher
müssen wir aber noch eine Möglichkeit finden, den Flusslauf und
seine fiesen Matschlöcher sicher zu überwinden. Zuvor allerdings
nutzen wir das Wasser des Flusses zum Duschen und Wäsche waschen.
Wir finden dann ein Stück Flussaufwärts eine weitere Furt und
können uns über diverse leere Äcker einen halbwegs trockenen Weg
auf die andere Seite bahnen. Endlich ist die trockene Piste erreicht
und weiter geht die Fahrt durch sehr trockenes, ödes und einsames
Gelände. Wenige bewohnte und auch unbewohnte Häuser sehen wir und
immer wieder ganze Herden von Dromedaren.
Wir erreichen das Qued
Aoreora, durch queren dieses und fahren am trockenen Flusslauf über
sandige Pisten wieder bis zur Steilküste direkt am Fort Aoreora vor.
Dort haben wir einen atemberaubenden Blick hinunter auf die
Dünenfelder des Strandes, der Mündung des trockenen Flusses Aoreora
und die Brandung. Wir wollen hier übernachten und nachdem wir die
Erlaubnis des dort ansässigen Militärs haben, genießen wir einen
netten gemeinsamen Abend am Lagerfeuer.
Tags
darauf fahren wir das Qued hinab zum Strand, was allein schon
spannend und landschaftlich sehr attraktiv ist. Es geht eine sehr
steile und sandige Abfahrt hinunter in das trockene Qued und dann
durch dieses vorbei an wunderschön geformten hellen Dünen vor an
den Strand. Dort fallen uns als erstes die riesigen Überreste eines
Wales ins Auge. Am Strand können wir die Reifenspuren derer sehen,
die sich für die Befahrung des direkten Strandes entschieden haben.
Wir genießen diesen schönen Platz, sehen uns um, machen einige
Fotos und machen uns dann wieder auf den Rückweg hoch auf das
Plateau um unseren Weg gen Süden fort zusetzten.
Und auch hier haben
wir immer wieder herrliche Ausblicke auf die Steilküste mit ihren
Klippen, dem Strand und die Brandung des Atlantiks. Dann erreichen
wir die Mündung des Draa und obwohl wir im Landesinneren einige
Kilometer im völlig trockenen Qued des Draa gefahren sind, führt er
hier wieder Wasser und erreicht somit das Meer.
Wir
biegen ins Landesinnere ab und folgen dem breiten Flusslauf auf der
rechten Seite. Das Gelände wird noch mal sehr sandig und es geht
über zwei drei steilere Abfahrten ein Stück weiter hinunter. Wir
passieren das Ksar Tafnidilt und erreichen dann wieder die geteerte
N1 die uns nach Tan Tan hinein führt. Dort halten wir an der ersten
Tankstelle, füllen Sprit und Wasser auf, können unseren Müll
entsorgen und lassen unseren Laster von dem Matsch der letzten Tage
per Hochdruckreiniger befreien.
In Tan Tan gehen wir etwas essen und
nutzen den Souk um unsere Lebensmittel aufzufüllen, bevor wir noch
mal ca. 30 km weiter an die linke Seite der Draa Mündung fahren. Hier
führt eine geteerte Straße hin und am Ende stehen einige
Wohnmobile. Wir fahren links noch ein Stück die Piste hinein und
suchen hinter einer Düne oberhalb des Strandes Schutz vor dem Wind.
Der Platz ist wunderschön und wir haben vor, hier ein paar Tage zu
bleiben. Leider macht uns das Wetter einen kleinen Strich durch die
Rechnung, da es eher kühl, bedeckt und sogar regnerisch wird. Einen
Tag genießen wir die Dünen, die vor allem Jim herrlich zum Spielen
und Toben findet, sammeln am Strand Holz, Treibgut und viele viele
Plastikflaschen, die wir im Feuer verbrennen, kochen auf dem
Dutchoven und haben zwei nette Abende am Lagerfeuer. Dort gesellt
sich auch Philipp zu uns, der mit seinem weißen Unimog unterwegs ist
auch nach Mauretanien möchte. Er schließt sich unserer Gruppe an.
Wir
haben einige spannende und erlebnisreiche Fahrtage hinter uns und
haben das Gefühl, die Gruppe passt ganz gut zusammen. Wir freuen uns
nun sehr die Westsahara und Mauretanien in guter Gesellschaft fahren
zu dürfen und es bleibt spannend.
Ich
lese gerade das Buch des marokkanischen Schriftstellers Tahar Ben
Jelloun „Sohn ihres Vaters“. Ein fantastisches Buch, das einen
reisend durch Marokko, noch mal ein Stück tiefer eintauchen lässt
in Kultur und Geschichte dieses Landes.
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