Sonntag, 12. Februar 2017

Marokko – Tour gen Süden Richtung Plage Blanche über spannende Pisten direkt an der Küste entlang

Nachdem die Erkältungen halbwegs kuriert und alles erledigt und versorgt war, konnten wir uns auf den gemeinsamen Weg gen Süden machen. Nächstes Ziel: Plage Blanche.
Nachdem wir uns nochmal ausgiebig mit frischen Lebensmittel und Wasser in Sidi Ifni versorgt hatten, ging es über die uns bereits bekannte Teerstraße bis nach Foum-Assaka. Die Landschaft erschien nun viel grüner als vor ca. 4 Wochen. Und es blüht in allen Farben. Es muss hier viel geregnet haben die letzten Wochen und der Frühling hat Einzug gehalten.



Bei Foum-Assaka endet die Teerstrasse und wir folgen der schmalen Piste oberhalb des Flusses rechts hinab zum Strand. Dort hatten wir vor ca. 4Wochen mit Stefan und Janina gestanden und Jimmys Geburtstag gefeiert. Nun fahren wir über die schmale sandige Landzuge auf die andere Seite der Flussmündung ( das Wasser soll hier nur selten das Meer erreichen und so ist die Landzuge gut befahrbar) und dort den steilen, aber gut machbaren Fahrweg wieder hinauf auf die Klippe. Von dort haben wir einen tollen Blick auf die Flussmündung, den Strand und das Meer.





















Es geht weiter über die Piste, die teilweise recht holprig, steil, stufig, schmal und kurvig ist. Für unsere Fahrzeuge jedoch kein Problem. Immer wieder haben wir dabei spektakulärste Ausblicke auf die Steilküste und die wilde Brandung des Atlantiks. Dort finden wir dann auch einen passenden Platz für die Nacht. Wir verbringen den kühlen Abend am wärmenden Feuer und grillen dabei auch noch einen Schwung Sardinen über dem Feuer.
Nachts bei Flut, donnert das Wasser dann unter uns dermaßen an die Felsen, dass ich die Erschütterung im Laster spüren kann. Ein beunruhigendes Gefühl. Ich schlafe nicht besonders gut dabei. Ralph teilt mir tags darauf auch mit, dass ihn die laute Brandung teilweise richtig stört. Er hat auch nur eine dünne Zeltwand von seinem Dachzelt zwischen sich und der Außenwelt. Aber selbst in unserem recht gut isolierten Laster hören wir die Brandung teilweise noch zu laut. Ein sanftes Wellenrauschen ist das jedenfalls nicht mehr. Auch wenn es tagsüber sehr beeindruckend aussieht, wie das Wasser in weißen Wellen an die Felsen klatscht und weit hoch spritzt. Gigantische Kräfte werden dabei frei gesetzt und es ist irre zu sehen und dann auch zu hören, welche Kraft Wasser hat. Respekteinflösend.













Die Piste führt uns heute mehrere Male bis an Kies – und Sandstrände hinab und dann die Klippen wieder hinauf. Es sind einige schmale und sehr steile Stellen dabei und die Jungs haben Spaß beim Fahren. Maya schläft ein wenn es am meisten holpert, ich genieße die Aussichten, Jim hört Hörbücher und auch Oskar kann sich hinten auf der Sitzbank mittlerweile trotz holpriger Piste halbwegs entspannen. Wir machen Mittagspause an einem breiten Kiesstrand. Oli und Sandra essen einen super lecker zubereiteten Fisch bei einheimischen Fischern, die dann noch nicht mal Geld dafür wollen und wir kochen mit den Kindern Fleischbuletten, da diese in den letzten Tagen genug Fisch hatten.












Bei Echatea El-Abied erreichen wir wieder ein kurzes Stück die Teerstraße, fahren wieder links weiter auf die Piste und wollen dann noch einen Wasserführenden Fluss überqueren. Die Furt an sich ist dabei kein Problem. Doch bleiben wir dann einige Meter weiter in einem tiefen Matschloch stecken. So schnell können wir gar nicht sehen, wie wir mit der Vorderachse bis zum Differenzial im Matsch hängen. Die trockene Piste ist nur wenige Meter entfernt. Aber hier kommen wir nicht durch und alleine auch nicht mehr raus. Zu tief stecken wir da drin. Oliver parkt seinen Magirus gleich rückwärts hinter uns und packt seine Bergungsgurte aus. Beim ersten Ziehversuch rutschen wir noch ein ganzes Stück schiefer und tiefer hinein und jetzt ist klar, dass ich und die Kinder auch aussteigen wollen. Mit vereinten Kräften schaffen wir es, die Kinder halbwegs sauber aus dem Laster zu bekommen, haben so auch ein paar Kilo weniger Gewicht auf der Vorderachse und versuchen es wieder. Der Magirus muss dabei schon alles geben und man kann sehen, dass Oliver Erfahrung hat, da er, nachdem der Renault dann schon recht schief steht, schräg zieht. Ralph filmt das Ganze und gibt Kommandos und so bekommen sie den Laster gemeinsam nach einigen Anläufen frei.
Der ist nun völlig eingesaut und weil Jim dann auch noch im Matsch versinkt und auch Ralph und Anselm schmutzig wurden, laufen wir zu dem wasserführenden Fluss zurück und säubern uns erst einmal notdürftig.














Keine zwei Tage mit Gleichstarken unterwegs und schon wissen wir warum. Hoffentlich hat unser Renault genug Bumps dem Magirus in einer solchen Situation auch helfen zu können.
Wir können auf die Schnelle keinen anderen Weg hinüber zur trockenen Piste finden und beschließen daher, uns für die Nacht an den nahen Strand zu einigen anderen Fahrzeugen zu stellen. Dieser stellt sich dann als der berühmte Plage Blanche heraus, an dem noch vor einigen Jahren im Winter hunderte bis tausende Wohnmobile standen und überwinterten. Der Platz an sich ist wenig schön und der direkte Strand auch keine Schönheit. Von hier würde sich gen Süden und Norden der direkte Sandstrand bei Ebbe befahren lassen und dieser ganze Abschnitt wird wohl als Plage Blanche beschrieben. 


Wir beschließen einstimmig, dass uns unsere Fahrzeuge zu wichtig seien, als sie im nassen Sand zu versenken, sie der Gefahr der Flut und oder einer direkten Salzspülung aus zusetzten und entscheiden uns am nächsten Tag auch wieder für die oberhalb des Sandstrandes verlaufende Piste.
Vorher müssen wir aber noch eine Möglichkeit finden, den Flusslauf und seine fiesen Matschlöcher sicher zu überwinden. Zuvor allerdings nutzen wir das Wasser des Flusses zum Duschen und Wäsche waschen. Wir finden dann ein Stück Flussaufwärts eine weitere Furt und können uns über diverse leere Äcker einen halbwegs trockenen Weg auf die andere Seite bahnen. Endlich ist die trockene Piste erreicht und weiter geht die Fahrt durch sehr trockenes, ödes und einsames Gelände. Wenige bewohnte und auch unbewohnte Häuser sehen wir und immer wieder ganze Herden von Dromedaren. 



Wir erreichen das Qued Aoreora, durch queren dieses und fahren am trockenen Flusslauf über sandige Pisten wieder bis zur Steilküste direkt am Fort Aoreora vor. Dort haben wir einen atemberaubenden Blick hinunter auf die Dünenfelder des Strandes, der Mündung des trockenen Flusses Aoreora und die Brandung. Wir wollen hier übernachten und nachdem wir die Erlaubnis des dort ansässigen Militärs haben, genießen wir einen netten gemeinsamen Abend am Lagerfeuer.









Tags darauf fahren wir das Qued hinab zum Strand, was allein schon spannend und landschaftlich sehr attraktiv ist. Es geht eine sehr steile und sandige Abfahrt hinunter in das trockene Qued und dann durch dieses vorbei an wunderschön geformten hellen Dünen vor an den Strand. Dort fallen uns als erstes die riesigen Überreste eines Wales ins Auge. Am Strand können wir die Reifenspuren derer sehen, die sich für die Befahrung des direkten Strandes entschieden haben. Wir genießen diesen schönen Platz, sehen uns um, machen einige Fotos und machen uns dann wieder auf den Rückweg hoch auf das Plateau um unseren Weg gen Süden fort zusetzten. 














Und auch hier haben wir immer wieder herrliche Ausblicke auf die Steilküste mit ihren Klippen, dem Strand und die Brandung des Atlantiks. Dann erreichen wir die Mündung des Draa und obwohl wir im Landesinneren einige Kilometer im völlig trockenen Qued des Draa gefahren sind, führt er hier wieder Wasser und erreicht somit das Meer.





Wir biegen ins Landesinnere ab und folgen dem breiten Flusslauf auf der rechten Seite. Das Gelände wird noch mal sehr sandig und es geht über zwei drei steilere Abfahrten ein Stück weiter hinunter. Wir passieren das Ksar Tafnidilt und erreichen dann wieder die geteerte N1 die uns nach Tan Tan hinein führt. Dort halten wir an der ersten Tankstelle, füllen Sprit und Wasser auf, können unseren Müll entsorgen und lassen unseren Laster von dem Matsch der letzten Tage per Hochdruckreiniger befreien. 











In Tan Tan gehen wir etwas essen und nutzen den Souk um unsere Lebensmittel aufzufüllen, bevor wir noch mal ca. 30 km weiter an die linke Seite der Draa Mündung fahren. Hier führt eine geteerte Straße hin und am Ende stehen einige Wohnmobile. Wir fahren links noch ein Stück die Piste hinein und suchen hinter einer Düne oberhalb des Strandes Schutz vor dem Wind. Der Platz ist wunderschön und wir haben vor, hier ein paar Tage zu bleiben. Leider macht uns das Wetter einen kleinen Strich durch die Rechnung, da es eher kühl, bedeckt und sogar regnerisch wird. Einen Tag genießen wir die Dünen, die vor allem Jim herrlich zum Spielen und Toben findet, sammeln am Strand Holz, Treibgut und viele viele Plastikflaschen, die wir im Feuer verbrennen, kochen auf dem Dutchoven und haben zwei nette Abende am Lagerfeuer. Dort gesellt sich auch Philipp zu uns, der mit seinem weißen Unimog unterwegs ist auch nach Mauretanien möchte. Er schließt sich unserer Gruppe an.











Wir haben einige spannende und erlebnisreiche Fahrtage hinter uns und haben das Gefühl, die Gruppe passt ganz gut zusammen. Wir freuen uns nun sehr die Westsahara und Mauretanien in guter Gesellschaft fahren zu dürfen und es bleibt spannend.



Ich lese gerade das Buch des marokkanischen Schriftstellers Tahar Ben Jelloun „Sohn ihres Vaters“. Ein fantastisches Buch, das einen reisend durch Marokko, noch mal ein Stück tiefer eintauchen lässt in Kultur und Geschichte dieses Landes.

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