Von
Aglou geht es über die schöne Küstenstraße zügig nach Süden bis
Sidi Ifni. Dort kommen wir an einer Bäckerei vorbei, in deren Hof
ein riesiger Berg Holz liegt. Und da Holz hier mittlerweile zur
Mangelware wird und wir schon sehr gerne abends Lagerfeuer machen,
kaufen wir dem Bäcker soviel Holz ab, wie wir hinten an die
Sandbleche befestigen können.
Dann
fahren wir den uns empfohlenen Campingplatz El Barco direkt am Strand
an. Dieser liegt quasi auf einer schmalen Landzuge zwischen
Steilfelsen (daher leider erst am späten Vormittag Sonne) und
Sand/Kiesstrand. Eine mittelhohe Mauer trennt den Platz von der
Strandpromenade und dem Strand. Bei Flut ist das Getöse der Brandung
schon fast beängstigend laut und 2014 muss dieser Platz für einige
Tage völlig unter Wasser gestanden haben, als dieser und die Küste
in der Umgebung, von einer Flutwelle erwischt wurde.
Nichts
desto Trotz ist dieser Platz schön und dem Campingplatz um die Ecke
vor zu ziehen, der völlig zugeparkt von Weißware ist.
Hier
auf dem El Barco stehen unter anderem auch richtige Reisemobile und
man kann interessante Menschen treffen. Die Akttraktion für Jim ist
ein Strauß, der in seinem großen Gehege seine Runden dreht und mit
altem Brot gefüttert werden darf.
Hier
wollen wir ein paar Tage bleiben, Pause machen vom Fahren und uns
Versorgen.
Am
nächsten Morgen machen wir einen schönen Strandspaziergang. Es ist
Ebbe und einige Marokkaner sind dabei Miesmuscheln von den nun an der
Luft liegenden Felsen zu sammeln. Jim interessiert das sehr, läuft
voraus und hilft einem der Männer die Muscheln abzupflücken. Dafür
bekommt er von ihm einen ganzen Sack der Muscheln geschenkt, die wir
abends in Weißwein zubereiten und die uns allen sehr gut munden.
Wir
genießen endlich wärmere Temperaturen und die Kids planschen in
unseren Plastiktragerln vor dem Laster in der Sonne (die Brandung des
Atlantiks ist einfach zu heftig für die Kinder und das Wasser zu
kalt hier). Das bereuen wir tags darauf schon fast wieder, da der
tückische Wind hier wieder für allgemeinen Schnupfen sorgte. Und
ich ärgere mich mal wieder mit einer Blasenentzündung herum. Anselm
und ich saßen wohl abends zu lange draußen.
Am
nächsten Tag stoßen Oliver und Sandra mit ihrem Magirus und ihren
vier Hunden und Ralph mit seinem Landrover Hoppetosse und seinem Hund
Feldmann zu uns auf den Campingplatz. Die drei haben sich auf unseren
Internetaufruf gemeldet und da sie mit ihren Hunden auch keine
täglichen Mammutstrecken fahren können und wir uns gleich
sympathisch sind, werden wir uns schnell einig, die Westsahara und
Mauretanien zusammen zu fahren.
Wir
bleiben noch einige Tage auf dem Platz, kochen und essen zusammen,
unterhalten uns, waschen Wäsche, versorgen die Fahrzeuge und
kurieren unsere Erkältungen aus. Zudem machen wir Ausflüge zu Fuß
nach Sidi Ifni hinein, um uns den schönen Fischerort anzusehen, die
Fiche für die Westsahara und Mauretanien ausdrucken zu lassen ( ein
Formblatt, das man für die zahlreichen Militär - und
Polizeikontrollen ab der Westsahara vorbereiten sollte. Darauf
sollten alle Daten zum Fahrzeug, Fahrzeughalter und Insassen, wie die
Pass – und Einreisenummern, stehen und dieses dann gute 50x
kopieren) und einkaufen zu gehen auf dem gut sortierten Markt, wo wir
viel frisches Gemüse, Obst, Fisch, Fleisch, Brot, Oliven und auch
Jogurth und Butter erhalten. Dabei hat man von oben von der Promenade
aus, eine herrliche Sicht auf den Campingplatz, den Strand und die
Bucht.
Sidi
Ifni wurde erst 1969 von Spanien an Marokko zurückgegeben, deshalb
ist das iberische Erbe auch noch überall spürbar. Die allmählich
verfallenden Art-deco-Gebäude an den hügeligen Straßen erinnern
stark an imperialistische Ambitionen: Die Stadt lag mitten in der
ehemaligen Kolonie Spanisch-Sahara und war ein Zentrum den
Sklavenhandels. Später wurde hier tonnenweise Fisch ins spanische
Mutterland exportiert. Ein alter Anleger im Hafen zeugt noch aus
dieser Zeit.
Farblich
dominieren Blau und Weiß und wenn die Sonne hinter der Promenade und
den baufälligen Straßen versinkt und der Nebel des Atlantiks sich
wie ein Schleier über alles legt, wirkt der Ort wie ein
gespenstischer Außenposten.
Der
Ort hat Charme und gefällt uns sehr.
Maya
wird gerade immer noch umtriebiger und wir müssen immer ein Auge auf
sie haben, besser zwei. Sie steigt bei Sandra und Oliver die Leiter
zu deren Laster hoch und stürzt so unglücklich von dieser, dass sie
mit dem Hinterkopf auf dem Boden landet und furchtbar blutet. Der
Schreck ist groß. Doch können wir Maya mit Rescuetropfen schnell
beruhigen und dann feststellen, dass es doch nur ein kleiner Kratzer
ist. Kopfwunden bluten einfach immer erschreckend stark. Wir
desinfizieren den Kratzer und lassen die Wunde ansonsten in Ruhe. Das
größte Drama ist ein paar Tage später das Waschen der Haare mit
Spülung, um die Knoten in den Haaren wieder heraus zu bekommen, da
wir ein paar Tage die Haare aufgrund der Wunde nicht gekämmt haben.
Jim
freundet sich auf dem Platz schnell mit einem holländischen älteren
Ehepaar an und zieht quasi ein paar Tage bei diesen in deren
Wohnmobil ein. Mehrere Stunden am Tag verbringt er bei diesen, lässt
sich durchfüttern, spielt mit deren Hund, genießt das
Fernsehprogramm und hat seine Ruhe, wie er sagt. Wir kommen mehrmals
täglich abwechselnd zu dem Ehepaar und erkundigen uns nach Jim.
Diese versichern uns, dass es in Ordnung sei, wenn er bei ihnen ist,
da sie daheim auch Enkel hätten und wüssten wie das so sei mit
denen. Wir sind irgendwie froh, wenige Tage ein paar Stunden am Tag
nur ein Kind zu betreuen und gönnen Jim die Ersatzgroßeltern auf
Zeit.
Zwischen
drin fährt er wie ein wilder mit seinem Rad über den Platz oder
geht seinen Freund, den Strauß, füttern.
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