Von
Mhamid machen wir uns auf den Weg gen Norden, da wir in 5 Tagen in
Marrakesch sein wollen.
Wir
lassen die Wüste also vorerst hinter uns und haben dann zur
Mittagspause doch noch mal Sand pur um uns herum, als wir bei der
einzelnen Dunes de Tinfou rasten.
Wir
fahren nach Zagora hinein und werden sogleich von einen, für diesen
Ort typischen, Mopedschleppern für die hier diversen Autowerkstätten
abgefangen. Ich erzähle Anselm, dass es hier im Ort, laut unserem
Stellplatzführer von Edith Kohlbach, eine bekannte und recht gute
Werkstatt geben soll und da Anselm schon eine Weile bemerkt, dass der
rechte Stoßdämpfer vorne sifft, will er die Werkstatt anfahren und
sehen, ob die etwas für uns tun können.
In
der Werkstatt sagt man uns, dass es zwei Tage dauern würde, gute
gebrauchte Stoßdämpfer aus Casablanca kommen zu lassen. Wir
überlegten kurz und da wir noch keinen Zeitdruck hatten und gerne
das Stoßdämpferproblem gelöst hätten, willigten wir ein, zwei
Tage auf diese zu warten. Um die Zeit sinnvoll zu nutzen, gaben wir
auch noch in Auftrag, die vorderen Federn aufzusprengen, das Achsöl
zu wechseln und den Laster ab zu schmieren.
Wir
können vor der Werkstatt stehen, das Klo und sogar die relativ
saubere Dusche der Werkstatt nutzen.
Am
ersten Tag wurde also zügig das rechte Federnpaket ausgebaut,
aufgesprengt, abgebürstet, eingefettet und wieder eingebaut.
Außerdem das Achsöl gewechselt und der Laster abgeschmiert. Als sie
dann das rechte Federnpaket ausgebaut haben und anfangen es
aufzuprengen, passiert es. Die Hauptfeder bricht in zwei Teile.
Super. Anscheinend muss diese schon angeknackst gewesen sein, weil
sie auch auf der Seite lag, wo der Stoßdämpfer defekt war. Also
gleich noch eine Hauptfeder zu den Stoßdämpfern bestellt und die
mehrfache Zusage des Werkstatt Chefs, dass die Teile bis
Übermorgenfrüh da sein werden. Nun sind wir nicht mehr fahrfähig
und müßen weiter vor der Werkstatt ausharren.
Wir
nehmen es halbwegs gelassen, können es sowieso nicht ändern und
machen einen kleinen Ausflug mit dem Taxi in den Nachbarort Amezrou,
wo wir uns die alte Mellah (jüdisches Viertel) ansehen.
Ein
Jungendlicher führt uns zu den engen und hohen Lehmgassen und als
Jim nicht mehr laufen will, trägt er diesen sogar eine ganze Weile.
Er zeigt uns die alte Synagoge und wir sehen einem Schmied bei seiner
Arbeit zu.
Und
schwups, sind wir am Ende dann in der typischen
Touri-Teppichladenfalle gelandet. Wir sagen gleich, dass wir nichts
kaufen werden. Der Besitzer will Tee kochen. Wir wollen gehen. Jim
zickt und will den Tee trinken. Also bleiben wir. Strategisch gut
braucht der Tee natürlich lange 20min., in denen sich die Kinder den
Laden genauer ansehen. Wunderschöne Sachen hat es da. Keine Frage.
Kisten voller klitzerndem Schmuck, Säbel, Messer, Kannen, Töpfe,
Teppiche, Stoffe, Möbel, Bilder, Kleidung und einiges mehr. Wie in
tausend und einer Nacht klitzert und schimmert alles. Die Kinder
davon abzuhalten, alles anzufassen ist echt schwer und eigendlich
wollen Anselm und ich nur eines, gehen. Der Besitzer ist ne harte
Nuss und zieht alle Register. Zack hat Maya eine Kette um den Hals
und Jim ein Säbel in der Hand. Irgend wan denke ich mir sogar,
okay...dann halt was ganz kleines, damit die liebe Seele ihre Ruhe
hat. Ich suche mir zwei kleine hübsche Silberglöckchen heraus und
frage vorsichtig, was diese denn kosten würden. Theatralisch wird
gewogen, überlegt und nochmal gewogen. Dann der Hammer. 60Euro für
die zwei kleinen Glöckchen will er. Nein. Das ist definitiv zu viel
und eigendlich brauchen und wollen wir diese auch gar nicht. Also dem
Jungen ein paar Dirham für das Herumführen in die Hände gedrückt,
Tee zum Glück schon getrunken, Kinder geschnappt und nichts wie
raus. Beim Rauslaufen ruft der Besitzer noch 20Euro hinter uns her.
Wahrscheinlich hätten wir diese, mit geschicktem Handeln, auch für
12-15Euro erstehen können. Wir sind stolz auf uns, da OHNE etwas zu
kaufen wieder heraus gekommen zu sein und werden in Zukunft einen
Bogen um ALLE Teppichläden machen.
Am
zweiten Stehtag vor der Werkstatt genießen wir schon einen gewissen
Bekanntheitsgrad und haben schnell einige Kinder und Jugendliche an
unserem Laster.
Im
Prinzip harmlose Kids, wenn sie nicht recht schnell anfangen würden,
den Oskar, der draußen am Laster angebunden ist und in der Sonne
liegt, zu ärgern. Sie rufen seinen Namen, den sie schnell
mitbekommen haben, pfeiffen und schnalzen von der Mauer vor uns zu
ihm herunter. Eigendlich haben sie einen Mega Schiss vor ihm. Können
es aber nicht lassen, ihn zu ärgern. Irgendwan wird es ihm zu bunt
und er fängt an zu bellen und zu knurren, was die Kids leider eher
noch mehr anstachelt und wir können ihn hier wegen den Autos und der
Strasse nicht von der Leine lassen. Außerdem fangen sie an zu
betteln und beobachten vor allem mich bei allem, was ich tue (spülen,
waschen, kochen, aufräumen ect.). Das wird mit der Zeit anstrengend
und auch wenn die Werkstattangestellten die Kids immer wieder weg
schicken, haben wir bald wieder eine ganze Traube vor dem Laster.
Natürlich
sind wir hoch interessant, allein durch unsere Kinder. Und Jim spielt
auch immer wieder mit einigen von ihnen und dadurch entstehen auch
nette Momente. Leider wird ihm das Fußballspielen mit den
Halbstarken schnell zu viel und als die ihn nicht mehr an seinen Ball
lassen, packt er diesen eben wieder ein und zieht sich beleidigt in
den Laster zurück.
Mit
einem Handkarren ziehen sie Jim gröllend über den großen Platz
oberhalb des Lasters, während der andere Teil einen riesen Spass mit
Mayas Bobycar hat. Zum Glück sind die Dinger so stabil. Maya wird
gefühlte 1000 Mal gedrückt und gebusselt und will überall dabei
sein. Einer muss ständig bei ihr sein, da die Strasse zwischen uns
und dem Laster relativ viel befahren ist und wir sie ja nicht den
ganzen Tag im Laster lassen können.
Leider
ist es an der Werkstatt auch sehr schmutzig (Müll, Staub, stinkendes
Brackwasser, Öl, Fett ect.) und die Kinder sehen jeden Tag schon
nach kurzer Zeit furchtbar dreckig aus.
Heute machen wir auch wieder einen kleinen Ausflug, um ein
bisserl aus der beengten Werkstattsituation heraus zu kommen und um
ein bisserl was zu sehen.
Wir
nehmen wieder ein Taxi und fahren ca. 8km gen Norden nach Tissergat,
wo wir uns in der Kasbah (Lehmfestung) das Musee de Art et Tratition
de la Vallee du Draa ansehen wollen. Das Museum ist gut
ausgeschildert in den hohen und dunklen Gassen der Kasbah. Doch
leider ist es geschlossen und niemand ist da. Wir sehen uns um und
schauen, ob wir jemanden finden, der bescheid weiß und haben Glück.
Man schließt uns das Museum, das in einem Dreistöckigen Lehmhaus
unter gebracht ist, auf. Man kann dort viele Gegenstände von früher
und heute aus dem täglichen Leben der Menschen hier im Draa Tal
sehen und sie werden auf zahlreichen Tafeln in Englisch und
Französisch erklärt. Das ist recht interessant und aufschlußreich.
Wie immer, müßen wir durch solche Lokalitäten viel zu schnell
durch, weil unsere Kinder einen längeren Aufenthalt, der ein
genaueres Studieren der Tafeln und Gegenstände erlauben würde, viel
zu langweilig finden und lauthals ihren Hunger kund tun.
Dann
am dritten Tag morgens die Spannung. Kommen die Teile wie angekündigt
mit dem Nachtbus von Casablanca (einige hundert Kilometer entfernt)
an oder nicht??? Wir sind da etwas mißtrauisch. Aber welch positive
Überraschung. Gegen 9:00 sind wirklich alle Teile da. Stoßdämpfer
da und passen soweit. NUR leider haben sie eine falsche Feder
geschickt. OH MAN...erst mal Ratlosigkeit. Was nun??? Eigendlich wäre
der Plan gewesen heute Mittag hier gen Marrakesch (noch 350km)
aufzubrechen, um morgen Abend dort anzukommen und eventuell auch noch
unsere Reisefreunde Stefan und Janina wieder zu treffen. Anselms
Mutter wird dort übermorgen ankommen und uns besuchen. Jetzt ärgern
wir uns doch erst mal sehr, dass wir uns auf das Ganze eingelassen
haben, weil die Stoßdämpfer noch nicht ganz so dringend gewesen
wären und wir ausgerechnet mit einem fixen Termin hinten weg eine
solche Aktion ins Laufen bringen. Eigendlich hätten wir es wissen
müßen. Denn auch wenn Marokko für uns noch relativ wenig
afrikanisch ist, ES IST AFRIKA.
Wir
überlegen sogar, mit dem Bus nach Marrakesch zu fahren. Das lehne
ich ab. Ich habe keine Lust 8Stunden mit den Kindern in einem
Reisebus zu sitzen, eine verdammt kurvige Strecke zu fahren, auf der
sicher nicht oft Pause gemacht wird und WAS machen wir mit dem
Hund??? Und den Laster alleine lassen??? Nein. Auf keinen Fall.
Kann
man die falsche Feder nicht trotzdem einbauen??? Zumindest für
Marrakesch und wieder zurück??? Anselm meint ja. Also gesagt getan.
Die Jungs von der Werkstatt machen sich daran, die Feder so zu
biegen, dass sie halbwegs passt. Das machen sie so ungeschickt, dass
sie erstens den halben Tag dafür brauchen und sie dann erst noch mal
zu weit biegen. Anselm macht das schier wahnsinnig und er schleicht
immer wieder um die Jungs herum, denn er fürchtet, dass sie diese
Feder auch kaputt machen könnten. Endlich passt sie und das
Federnpaket und die Stoßdämpfer werden unter der Aufsicht von
Anselm eingebaut, der seinen Laster nicht mehr alleine läßt. Und
tatsächlich hätten die Jungs an der ein oder anderen Stelle
fahrlässig ungenau geschraubt oder wie Anselm sagt, kaputt
repariert. Wir waren jedenfalls heilfroh am frühen Abend vom Hof
rollen zu können, nachdem wir gezahlt hatten und zwei neue Federn
(eine auf Reserve) in Casablanca geordert wurden, die nun extra
angefertigt werden und in einer Woche da sein sollen. Für die
unpassende Feder haben wir nichts bezahlt und dürfen uns diese quasi
leihen, bis wir in ca. 10 Tagen wieder hier sein werden.
Wir
sind keine 20km unterwegs, als Anselm merkt, dass das Lenkrad völlig
verstellt ist. Er ärgert sich sehr über soviel Unfähigkeit der
Werkstatt. Wir suchen uns einen Platz unweit der Strasse für die
Nacht und Anselm sieht noch im Dunkeln nach dem Lenkrad. Kann da aber
im Dunkeln auch nichts mehr tun und meint, dass es nicht so schlimm
sei, wir damit erst mal weiter fahren könnten und er dies dann auch
wieder von der Werkstatt richten laßen möchte. Wir kamen mit einem
weniger schlimmen Problem in die Werkstatt und fahren mit mehreren
größeren. Der Ruf der Werkstatt war in unserem Fall besser als ihr
Können. Wir hoffen sehr, dass die bestellten Federn passen und dann
unbeschadet eingebaut werden.
1 Kommentar:
Hi Ihr fünf Beduinen!
Wow... Ihr seid wieder on the road! ;)))))))
Und schon so lange..
Wie gewohnt tolle Bilder und Berichte. Schön zu sehen, daß es Euch so gut geht...und alles irgendwie auch beim Alten geblieben ist... Ihr seid in Afrika und Anselm schraubt;))
Die Kids sind megasüß und Euer rollender
5Zimmerküchebad ist oioioi seehehr imposant! Wo ist den der süße Deutz geblieben?
Bei mir wird's leider auf absehbare Zeit nix mit weiterwuestenreiten, viele Projekte und das größte ist 2,5 Jahre alt und frisst Zeit;)
Muss ich wohl warten bis sie den Motorradführerschein machen kann...
Ich werde weiter mit Euch fahren und freue mich, Euch irgendwann mal wiederzusehen!
Happy overlanding.
Liebe Grüße, Christoph
Kommentar veröffentlichen