Wir
wurden bei Guadix von richtig niedrigen Nachttemperaturen überrascht.
Morgens hatte es dicken weißen Bodenfrost. Wir hatten, wie gewohnt,
ein Fenster offen für genug Sauerstoff für uns alle und wachten
Frühmorgens mit nur noch 9° im Laster auf.....brrrrrrrrrrrr....der
arme Ossi vorne in der Führerkabine. Da hatte es sicher gerade mal
noch 2-3°. Ab jetzt lernen wir unsere Standheizung sehr zu
schätzen, die es in kurzer Zeit schafft, unsere Kabine auf
angenehme 22° und mehr hoch zu heizen. Oskar durfte gleich mit nach
hinten uns hat sich erst mal aufgewärmt.
Gegen
späteren Vormittag sind die Temperaturen dann aber auch auf über
900m wieder angenehm und lassen einen auch im T-hirt herum
laufen...wenn kein Wind geht. Ich habe trotzdem mal die Mützen und
dickeren Pullis aus den unteren Kisten raus gezogen und in weißer
Voraussicht auch die warme lange Unterwäsche, denn wir planen in den
nächsten Tagen noch bis auf 2500m hoch zu kommen in der Sierra
Nevada und erwarten auf dieser Höhe Anfang November irgendwie auch
Schnee. Aber dazu später mehr.
Wir
fuhren von unserem schönen Nachtplatz im Pinienwald einfach den
Fahrweg ca. 4km weiter und kamen dann an einen tollen Aussichtsplatz,
von dem wir einen gigantischen Blick auf Badland de Purullena (eine
labyrinthische Landschaft von stark erosionierten Tonformationen) und
Carcavas de Marchal (einige der für diese Gegend so typischen
Höhlenwohnungen) hatten.
Hinter uns die Schneebedeckten hohen
Nordhänge der Sierra Nevada, vor uns die wilden tiefen Abgründe
dieser bizarren Landschaft und wir selbst standen auf roter trockener
Erde und nur wenig Buschgewächse und einige zart rosa und rot
blühende Strauchgewächse um uns herum. Wenn ich nicht wüsste, dass
wir in Spanien sind, hätten wir auch schon in Afrika sein können....
Wir
waren völlig überrascht von solch einer Naturschönheit und
genossen diesen zufällig entdeckten und völlig einsamen
Aussichtsplatz.
Dann
wollten wir uns Guadix bei Tage ansehen. Guadix verfügt über eine
stattliche Kathedrale und weil Jim sich ganz gerne mal solche
Kirchenbauten ansieht, sind wir da mal rein zum Gucken. So gut wie
nie betreten wir privat Kirchen. Auch wenn wir mit Religion nichts am
Hut haben, erfüllen einen solche alten heiligen Gemäuer mit einer
gewissen Ehrfurcht und Respekt für die Erbauer. Der spanischen
Kitsch bezüglich aufwendiger Verzierungen und jede Menge
Madonnenfiguren war nicht zu übersehen, passte aber toll rein in
diese Kirche.
Nun
schlenderten wir ein wenig durch den schönen Altstadtteil von
Guadix. Die Kinder konnten sich noch auf einem großen Spielplatz
austoben und wir fuhren wieder in den Pinienwald zum Übernachten wie
schon die Nacht zuvor.
Heute
wollen wir uns noch ein wenig den Teil von Guadix ansehen, für den
diese sonst eher unscheinbare Provinzstadt bekannt ist, nämlich ihre
Höhlenwohnungen des Barrio de las Cuevas, der seit prähistorischer
Zeit besiedelt ist. Ca.9000 von den ca. 22.000 Einwohnern Guadix leben noch in Höhlenwohnungen. Die Höhlenwohnungen wurden und
werden in den porösen Kalkstein gegraben, umfassen meist mehrere
Kammern und gleichen die oft hohen Temperaturunterschiede zwischen
Tag und Nacht und Sommer und Winter in dieser Gegend aus und halten
eine angenehme Temperatur von ca. 18-22°.
Wir
sehen uns ein kleines liebevoll gestaltetes Höhlenmuseum an, in dem
gezeigt wird, wie man früher in diesen Höhlen lebte. Leider konnten
wir uns nur einen kurzen Überblick verschaffen, da unsere Kids
schnell unruhig wurden, wir uns um die teils filigrane Einrichtung
der Räume sorgten und das Museum dann doch schon nach einer halben
Stunde wieder verließen.Von einem nahen Aussichtsplatz konnten wir
uns einen schönen Überblick über das Höhlenviertel und Guadix
verschaffen. Während ich mit den Kids noch ein Eis schleckte, nutze
Anselm die Gelegenheit und sah sich noch ein bisserl um. Ohne Kinder
wäre das Viertel mindestens einen ganzen Tag wert gewesen. Aber die
interessieren sich nicht für Höhlenwohnungen. Also wieder weiter.
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