Sonntag, 8. November 2009

Äthiopien gen Norden - Der Süden

Von Moyale ging es wieder auf recht gut geteerten Strassen weiter gen Norden.
Was für ein Genuss für Mensch, Nerven, Hund und Fahrzeug...
Allerdings sind hier auch wieder viel mehr Menschen und Tiere auf der Strasse unterwegs und man muss deswegen sehr konzentriert und vorausschauend fahren, da vor allem Kinder und Schafe sehr unberechenbar handeln können. Der Verkehr dagegen hält sich in Grenzen, da in Äthiopien nur wenige private Fahrzeuge unterwegs sind. Die Strassen sind hier ganz in der Hand der Lastwägen und Busse in allen Größen.
Der unterste Süden ist für äthiopische Verhältnisse recht wenig besiedelt.
Die Landschaft ist geprägt von typisch flacher afrikanischer Steppe. Wunderschöne Akazienhaine säumten unseren Weg. Die Erde war meist tief rot bis orange und zeitweiße sogar weiß...unzählige riesige ( bis zu 5m hohe)Termitenbauten tauchten rechts und links der Strasse auf. Die roten meist schlank und hoch, die weißen eher breit und niedrig. Diese sahen dann aus wie von Menschenhand geschaffene Skulpturen, die man dann in die Landschaft gesetzt hatte. Ganz andere Künstler waren hier am Werk. Ein solches Feld nutzen wir für die Mittagspause und einer näheren Betrachtung dieser natürlichen Kunstwerke.
Bei einem fast völlig zerfallenen italienischen Ford, das noch aus der kurzen Besatzungszeit der Italiener stammt, machten wir einen weiteren Halt und genossen die Aussicht von dort.
Dann konnten wir bei dem Ort Dubuluk zwischen Akazienbüschen einen super schönen und einsamen Stellplatz für die Nacht finden. Dies sollte unser erster und letzter ruhiger und einsamer wilder Stellplatz in Äthiopien bleiben. Denn Einsamkeit findet man in diesem Land nur selten und schwierig. Man passe nur sehr auf die vielen super stacheligen Büsche in dieser Gegend auf. Ich habe es bei Dunkelheit geschafft, mit einem Ohr an einem solchen hängen zu bleiben und mein Ohrläppchen war komplett durchstochen. Ich hing echt für einige Minuten an diesem Busch fest, bis mich Mario befreien konnte. Ich hätte es als weiteres Loch für einen Ohrring nutzen können. Zog es aber dann doch vor, die kleine Verletzung gut zu desinfizieren und verheilen zu lassen.
Am nächsten Tag gewannen wir deutlich an Höhe und die Landschaft veränderte sich wieder. Die Vegetation wurde wieder grün, saftig und üppig. Äthiopien wird auch die Schweiz Afrikas genannt, da der Großteil des Landes über 2000m hoch liegt und über spektakuläre Bergzüge (bis zu 5000m hoch) mit tiefen Schluchten verfügt. Auch die Bevölkerungsdichte nahm deutlich zu und wir fuhren durch die ersten größeren Ortschaften hindurch. In einem dieser Dörfer machten wir halt, um uns genauer umzusehen. Sofort waren wir von Menschen umringt und hörten von den Kindern das uns schon bekannte „You you you, give me money, give me pen.“ Ach, wie haben wir das vermisst. Unter großer allgemeiner Aufmerksamkeit spazierten wir durch den Ort und sahen uns ein wenig in den lokalen Läden um. Wir erstanden zwei schöne Milchkannen und gerieten dann noch in eine handfeste Auseinandersetzung, als ein Mann den Menschenauflauf, den wir verursachten, nutze und versuchte einem Händler Ware zu klauen. Schnell drängelten wir uns aus der Menge und machten uns auf den Rückweg zum Laster, wo schon Anselm wartete und meinte, er konnte gerade noch verhindern, dass Jugendliche unsere Ersatzkanister geklaut hätten. Willkommen in Äthiopien. Tolles Land, aber die Menschen können anstrengend sein. Wir tranken nur noch schnell eine Cola, wobei wir den Dicken nicht mehr aus den Augen ließen und machten uns wieder auf den Weg. Immer höher ging es und am Himmel hingen dicke schwarze Regenwolken. Es dauerte auch nicht lange und da kam ein ganzer Sturzbach von oben. Und als ob dies nicht genügen würde, gab wenige Minuten darauf unser Scheibenwischer den Geist auf. Wir mussten stoppen, da wir rein gar nichts mehr von der Strasse sehen konnte. Fluchend versuchte Anselm mehrmals den Defekt zu beheben. Aber wir kamen jedes Mal nicht weit und mussten so warten, bis der Regen wieder aufhörte. Da nun ein Dorf an das andere anschloss, war es schwierig, einen wilden Stellplatz zu finden und im nächst größeren Ort fuhren wir daher ein einfaches Hotel an. Dort hatten wir allerdings auch nicht wirklich Ruhe, da die Angestellten ziemlich neugierig waren. Anselm machte sich sofort daran mit Mario den Scheibenwischer zu reparieren und dies gelang ihnen auch. Es regnete den ganzen Abend und so verbrachten wir diesen zu viert im Laster. Tags darauf strahlte uns wieder die Sonne entgegen. Wunderbar. Zwar hatten wir lange keinen Regen mehr, aber im allgemeinen können wir auch gut auf diesen verzichten. Die Hotelmanagerin wollte uns dann doch tatsächlich etwas für das Wasser, das wir in unsere Kanister füllten, berechnen. Allerdings hatte sie da nicht mit mir gerechnet. Sehr bestimmt machte ich ihr klar, dass ich in über 12 Monaten in Afrika nirgendwo etwas für Wasser bezahlt hätte. Noch nicht mal in den Wüstenländern, wo man ein solches Anliegen noch nachvollziehen könnte.
Weiter ging es durch fruchtbare und hügelige Landschaft die dicht besiedelt ist und stark landwirtschaftlich für Mais, Getreide, Gemüse und Obstanbau genutzt wird. Dabei kann man hier die Rundhüttenbauweise sehr schön sehen. Manche der Hütten sind wunderschön und kreativ bunt angemalt.
Wir machten in dem Ort Shashemene halt, um etwas essen zu gehen. Dieser Ort ist bekannt für seine dort, in den 70. Jahren, angesiedelten Rastafaris aus Jamaika. Noch heute leben dort einige Menschen dieser Bewegung und der Ort wird gerne von Rastafarianhängern aus der ganzen Welt besucht. Wenn man möchte, kann man einige Rastafarimuseen besuchen und mehr über das Leben der Menschen dort erfahren. Uns waren diese aber dann zu teuer.
Unser heutiges Tagesziel war dann der nicht mehr weit entfernte Lake Langano, wo wir uns ein paar Tage von der anstrengenden Fahrt in Nordkenia erholen würden.







































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