Montag, 14. September 2009

Tanasania gen Norden - Moshi, Mwika, Lole und Umgebung

Humphrey und seine Familie freuten sich sehr uns wieder zu sehen und bereiteten uns einen sehr herzlichen Empfang. Für mich und Anselm war das wieder ein wenig wie heim kommen. Alles war so vertraut. Verbrachten wir doch im Frühjahr zwei Monate in Lole und Umgebung. Wenn man so lange reist, ist es schön, wenn man an einen Ort kommt, an dem man sich ein wenig auskennt, ein wenig von der lokalen Sprache versteht und Menschen kennt, die einen erwarten und freudig begrüßen.
Wir verbrachten einen netten Abend zusammen und hatten uns natürlich viel zu erzählen.
Der nächste Tag war ein Freitag und so versäumten wir es natürlich nicht, Ursula gleich den bunten und lebhaften Markt von Mwika zu zeigen. Wir schlenderten über den Markt und nachdem sich Ursula ein paar Kangas (die traditionellen bunt bedruckten Stoffe, in die sich die Frauen hier kleiden) ausgesucht hatte, besuchten wir sogleich wieder den Schneider, der uns schon im Frühjahr einiges geschneidert hatte. Ursula wollte auch das ein oder andere afrikanische Kostüm oder Rock mit nachhause nehmen.
Anschließend gingen wir wieder bei Mama Mona Itschi essen...sie ist noch immer die beste afrikanische Köchin, der wir bis jetzt begegnen durften. Hier lernten wir auch Petra, die neue Voluntärin von der Bibelschule kennen, die auch wieder bei Humphrey im MVTC Englischunterricht gibt. Ein nettes junges Mädchen aus Deutschland, mit der wir uns sofort gut verstanden und da sie erst seit zwei Wochen das erste Mal überhaupt in Afrika ist, konnten wir ihr einige gute Tipps geben.
Gemeinsam mit ihr, Humphrey, seiner Frau Rachel und Tochter Anethi machten wir über das Wochenende einen Ausflug an den Lake Challa (siehe Beitrag Lake Challa).
Dann sahen wir mit Ursula, die in Deutschland in Simmerberg an einer Grundschule Schuldirektorin ist, die Gesamtschule, die Anethi besucht, an. Für Ursula und auch für uns (hatten allerdings vorher schon ein paar wenige afrikanische Schulen besucht), war es hoch interessant eine afrikanische Schule zu besuchen und zu sehen, wie hier unterrichtet wird. Wir wurden von dem Stellvertretenden Schulleiter durch die Gebäude und Klassenzimmer geführt und erfuhren dabei einiges über die Art und Weise, wie hier unterrichtet wird. Die Klassen sind sehr groß...bis zu 50 Schüler und mehr besuchen eine Klasse und so sind vor allem in den unteren Klassen, oft zwei Lehrer tätig, um die Schüler einigermaßen unter Kontrolle haben zu können. Um so viele Schüler mit relativ wenigen qualifizierten Lehren unterrichten zu können, herrscht eine strenge Disziplin, der auch heute noch gelegentlich mit Stockschlägen nach geholfen wird. Der Schulbesuch ist für die Schüler in Tansania umsonst. Jedoch müssen alle Schüler der Schule entsprechende Schuluniformen tragen, die genauso wie das Lehrmaterial (Hefte, Stifte, Bücher ect.) von den Eltern bezahlt werden müssen. Außerdem herrscht seit diesem Jahr für die Schule Schuhtragepflicht. Und da ist das Problem. Denn viele Elternhäuser können sich das nicht oder nur bedingt leisten und oft besucht nicht nur ein Kind einer Familie die Schule oder sollte sie besuchen. Die Lehrer erklärten uns zudem, dass sie noch viel mehr lehren und beibringen könnten, wenn die Schule über Strom verfügen könnte (so z.B. diverse Schweißarbeiten, die dann auch geldbringend verkauft werden könnten).
Unterrichtet werden Fächer wie Mathematik, Englisch, Kisuaheli, Geschichte, Erdkunde, Werken (Holz, Eisen), Ackerbau und Handarbeit. Zur Schule gehört eine Schulküche, in der es jeden Tag ein einfaches Essen für die Schüler gibt.
Der Stellvertretende Schulleiter erzählte uns von seinen Sorgen über den fehlenden Speisesaal, der vor allem während der Regenzeit in´s Gewicht fällt und über die vielen Waisenkinder (Aids bedingt), die irgendwie mehr schlecht als recht von Nachbarn und Hilfsprojekten getragen werden.
Am nächsten Tag besuchte wir nochmals den Markt in Mwika und holten die fertigen Schneiderarbeiten für Ursula ab.
Bibi (Großmutter in Suaheli), die zauberhafte Mutter von Humphrey, zeigte uns heute ganz genau den Ablauf der Kaffeeproduktion.
Wenige Tage vorher hatte sie uns schon ihre Shamba (Suaheli für das Feld, wo Humphreys Familie Bananen, Kaffee, Bohnen, Ananas, Mais und diverses Gemüse anbauen und auch das Futter für ihre Kühe gewinnen) gezeigt und uns erklärt, wie und in welchem Stadium man Kaffeebohnen erntet. Die Bohnen sind reif zum ernten, wenn sie eine satte rote Farbe haben und werden von Hand gepflückt. Das übernimmt in der Regel Bibi selbst. Dann werden die roten Kaffeekirschen durch eine Art Mühle, die handbetrieben wird, gedrückt und sehen so den bei uns bekannten Kaffeebohnen schon ähnlich. Noch sind sie umhüllt von einer weißen Haut und nass. Diese Bohnen werden dann ca. 10 Tage jeden Morgen in der Sonne ausgebreitet, mehrmals täglich gewendet und somit getrocknet. In diesem Stadium werden sie normalerweise von Humphreys Familie verkauft. Leider ist der Kaffeepreis in den letzten Jahren stark gesunken und so lohnt sich der hohe Arbeitsaufwand für Humphreys Familie kaum mehr. Bibi erzählte uns, dass sie für eine Staude Bananen mehr bekommt, wie für ca. 5Kilo Kaffee. Der Anbau lohnt sich finanziell nur noch im großen Still. Da die Kaffeepflanzen aber bereits von Humphreys Großvater gepflanzt wurden, sind diese schon über hundert Jahre alt. Bibi macht die Arbeit deswegen noch, weil sie diese schon immer gemacht hat.
Da wir nicht wissen, wie man Kaffeebohnen fachgerecht röstet und Bibi uns unbedingt Kaffee schenken wollte, engagierte sie eine „Fachfrau“ dafür. Wir konnten zusehen, wie diese in einem großen Mörser die Bohnen durch Stampfen von der weißen Hülle befreite. Mit Hilfe eines flachen Korbes, in dem sie die Bohnen immer wieder geschickt in die Luft wirbelte und somit die Spelzen vom Wind davon flogen, sortierte sie die Bohnen von den Hüllen. Anschließend wurden die nun graugrünen Bohnen auf ein Tuch ausgebreitet und von Hand von den schlechten schrumpeligen und meist schwarzen Bohnen aussortiert.
Währenddessen wurde ein Feuer entfacht und ein großer Blechtopf auf diesem erhitzt. Vorsichtig und unter ständigem Umrühren wurden die Bohnen nun ca. 1 ½ Stunden geröstet, bis sie, die von uns in Deutschland gewohnte, dunkelbraune Farbe hatten und herrlich nach frischem Kaffee rochen. Bibi schenkte uns davon einen 10Kilo Sack und wir waren völlig glücklich darüber, da wir uns sicher waren, keinen besseren Kaffee erstehen zu können. Vorher war Kaffee einfach nur Kaffee für uns. Nun hatten wir eine Ahnung davon, wie dieser in die Packung und in unsere Supermärkten kommt. Eine große professionelle Kaffeeplantage mit Verarbeitungsanlage hatten wir wenige Jahre vorher schon auf unserer ersten Tansaniareise besichtigt. Allerdings war das nur halb so interessant und aufschlussreich, wie Bibis Kaffeelehrstunden.
Seltsamerweise wird hier in der Kilimanjarogegend wenig Kaffee getrunken. Die Chaggas bevorzugen Bananen – oder Hirsebier und Schwarztee.
Als wir bei Humphrey ankamen, entdeckten wir sofort, dass er wieder einen blutjungen Hundewelpen im Hühnerstall hatte. Wir gingen sofort hin, befreiten den Hund aus dem Stall und „schimpften“ mit Humphrey, weil er schon wieder einen Hund einsperrte. Er entschuldigte sich sofort und meinte, dass der Hund einfach noch zu jung sei um frei zu laufen und das er sich Sorgen wegen den vielen anderen großen Hunden in der Nachbarschaft mache. Wir erklärten ihm wiederum, dass der Hund zumindest tagsüber frei laufen müsse, um sein Revier und seine Familie kennen zu lernen und um sich normal zu entwickeln. Simba, ein kleiner aufgeweckter hellbrauner Hundewelpe entdeckte mit unserer Hilfe seine kleine Welt und Humphreys Familie hat hoffentlich verstanden, dass man einen Hund, der auf ein bestimmtes Grundstück aufpassen soll, nicht in einem Hühnerstall eingesperrt werden kann. Wir besorgten ihm eine Decke, die ihm seinen Stall nachts ein wenig bequemer macht und überließen ihm das erste kleine Hundehalsband von Oskar. Wir entwurmten ihn und fütterten in ein wenig extra und er entwickelte sich in der Zeit, wo wir in Lole waren prächtig.
Davis, dem Nachbarsjunge, dem wir eines unserer Klappfahrräder geschenkt hatten, zeigte uns stolz sein Fahrrad, das er in unserer Abwesendheit gleich mal ein wenig frisiert hatte. So hatte er eine Mittelstange eingeschweißt und einen Rückspiegel montiert. Man konnte geradezu sehen, wie glücklich er über das Fahrrad war. Da wir noch Farbe übrig hatten, malte er mit dieser sein Fahrrad genial schön an.
Es war einfach herrlich wieder an dem afrikanischen Alltag in Lole teil zu nehmen und wir genossen unsere leider doch recht kurze Zeit ( zwei Wochen) bei Humphreys Familie.
Da Humphreys Frau Rachel und ihre Freundin Jenester unter der Woche noch immer die Schule in Moshi besuchen um Englisch zu lernen, bekochten uns Nachbarinnen von Humphrey köstlich. Eine von ihnen kam an einem Tag mit ihrem zuckersüßen wenige Wochen altem Enkelsohn vorbei.
Nun waren wir natürlich schon bekannt ihn Lole und das führte leider gezwungener Massen nicht nur zu angenehmen Begegnungen. Viele wussten, dass Humphreys „reiche“ europäischen Freunde wieder da waren und versuchten, Profit daraus zu schlagen und kamen in der Hoffnung vorbei, dass auch für sie etwas dabei heraus springen würde. Wir waren das letzte Mal recht großzügig zu Humphreys Familie und dessen nahen Freunde, mit denen wir mehr zu tun hatten, gewesen. Allerdings muss man dazu wissen, dass wir zwei Monate dort verbrachten und wir uns eigentlich nur gebührend für deren wirkliche Gastfreundschaft revangiert hatten. Es war ein wenig lästig und seltsam zu spüren, dass nun viele Menschen nur nett zu uns waren, weil sie davon ausgingen, wir könnten sie finanziell unterstützen. Nun muss man dazu wissen, dass es den Chaggas (das sind die Menschen, die am Kilimanjaro leben) verhältnismäßig gut geht. Die meisten verfügen zumindest über gute Lehmhäuser, bis hin zu größeren Steinhäusern mit Strom und Wasser. Dazu gehören in der Regel Grundstücke, auf denen sie eben vor allem Bananen und Kaffee anbauen. In der Regel besitzen die Menschen auch ein wenig oder mehr Vieh und können sich zum Großteil selbst versorgen, da die nahe Kilimanjarogegend meist über ausreichend Wasser verfügt und sehr fruchtbar ist.
Humphrey, der für wirklich alles Neue und Alte zugänglich ist, entschuldigte sich bei uns dafür und erklärte , dass er die Menschen nicht abweisen kann, weil es sonst heißen würde, dass er dafür verantwortlich sei, ihnen die Möglichkeit genommen zu haben, uns ihr Anliegen vor zu bringen. So hörten wir einige von ihnen an, gaben ihnen zu erkennen, dass wir ihre Situation verstehen würden, ihnen aber nicht direkt finanziell helfen könnten (und auch nicht wollten, da dies nie die Lösung des Problems ist). Jedoch konnten wir dem ein oder anderen Anregungen für Lösungen geben.
Wir hatten trotz dessen eine tolle Zeit in Lole. (Siehe Beiträge Ndoro Wasserfall, Pflege des Dicken und Renovierung MVTC).
Nach fast vier Wochen ging Ursulas Zeit in Tansania zuende und wir brachten sie mit dem Dicken nach Moshi zum Flughafen.
Hier ein dickes DANKESCHÖN an Ursula, die uns während unserer ganzen Reisezeit bürokratisch, finanziell und vor allem immer wieder mental unter die Arme greift....Danke, ohne dich wäre so mache Situation für uns wirklich kompliziert geworden....Und danke für die schöne Zeit mit dir in Tansania!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Nach ein paar wenigen weiteren Tagen bei Humphrey und seiner Familie in Lole mussten auch wir uns wieder auf den weiteren Weg gen Norden machen. Über Moshi und Arusha ging es hoch zur kenianischen Grenze. Dabei verließen wir bei Arusha das tropische Grün der Kilimanjaro und Mount Meru Gegend und fuhren wieder durch trockene und steppenartige Landschaft, die überwiegend von Massais und ihren riesigen Viehherden bewohnt wird. Akazien säumten unseren Weg und der Wind wirbelte riesige Staub – und Dreckwolken auf. Da die alte Teerstrasse gerade neu gebaut wird, fuhren wir zum großen Teil auf eher schlechten Umgehungen oder der aufgerissenen alten Strasse. Ca. 50km vor der Grenze machten wir noch mal einen Stop und genossen einsames Buschcamping.















































































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