Von Durban ging es am nächsten Tag weiter gen Norden...
Schon nach wenigen Kilometern wurde der Dicke verdächtig laut. Anselm hielt fluchend an. Unser altes Problem meldete sich wieder. Der Auspuff fault langsam vor sich hin und da wir in Kapstadt nur unverschämt teure flexible Rohre dafür bekommen hätten, behelfen wir uns schon seit vielen tausend Kilometern immer wieder mit Konservendosen und Schlauchschellen oder Draht...Afrika lässt grüßen...nur hält diese Lösung meist nur wenige hundert Kilometer, bis Anselm sie das nächste Mal flicken muss. Das war heute genau dreimal der Fall und beim dritten Mal hielten wir dafür kurz hinter Lady Smith an einer Art Strassen Rastcafe...Anselm lag laut fluchend unter dem Dicken und war miesester Laune, als uns die weiße Besitzerin ansprach und meinte, sie würde uns nach getaner Arbeit auf Kaffee und Kuchen in ihr Cafe einladen...Die Besitzerin stellte sich als Österreicherin heraus und wir nahmen ihre sehr freundliche Einladung gerne an. Schnell unterhielten wir uns angeregt...Herta hat vor 35 Jahren einen südafrikanischen Farmer geheiratet und lebt und arbeitet seit dem hier in Südafrika. Sie konnte viel und interessant erzählen und so vergaßen wir ein wenig die Zeit. Es war schon zu spät, um noch weiter zu fahren und so fragten wir Herta, wo wir für die Nacht unter kommen könnten. Sie lud uns ein, auf ihrer Farm zu parken. Und so erfuhren wir heute Abend herzlichste österreichische und südafrikanische Gastfreundschaft. Wir konnten auf dem Gelände ihrer Farm parken, die sanitären Anlagen in ihrem Gasthaus benutzen und wurden noch auf einen guten Wein nach dem Abendessen in ihr herrlich schönes Haus eingeladen, das uns sehr an koloniale Zeiten erinnerte...still echte Sofas, alte glitzernde Kronleuchter und herrschaftlich anmutendes Mobiliar versetzen uns in das letzte Jahrhundert...Wir verbrachten einen schönen Abend mit Herta und ihrem Mann mit hoch interessanten Gesprächen über die Geschichte und die momentane Situation Südafrikas. Anschließend lud uns Herta für den nächsten Morgen noch zum Frühstück ein. Diese nahmen wir gerne an und wurden am nächsten Morgen mit einem Frühstück überrascht, das jedem fünf Sterne Hotel oder Restaurant in Europa Konkurrenz hätte machen können. Herta fuhr alles auf, was da war...eigene Würstchen der Farm, gebratener Schicken, Rührei, frisch gebackener Kuchen, Pfannkuchen, Marmelade, Honig, Toast, Tee, Kaffee und viel mehr, wie wir hätten essen können ...der Tisch war mit soviel altem Silber und Porzellan gedeckt, dass wir aus dem Staunen nicht mehr heraus kamen. Das war mit Abstand das beste Frühstück, das wir auf unserer Reise zu uns nehmen durften. Und wieder unterhielten wir uns sehr angeregt, so dass wir länger blieben, als geplant...zu interessant waren Hertas Erzählungen, Hertas Geschichten...gerne wären wir länger geblieben. Aber unser momentaner etwas enger Zeitplan zwang uns, heute noch einige hundert Kilometer zu fahren und so verabschiedeten wir uns gegen zehn Uhr von Herta und ihrem Mann und machten uns auf den weiteren Weg gen Norden...
Wenn ihr das hier lest...nochmals liebsten Dank für eure Gastfreundschaft...wir haben uns sehr wohl gefühlt bei euch...und haben es verpasst, Kontaktdaten von euch zu bekommen. Ihr habt die unseren und würden uns über eine Nachricht sehr freuen.
Von der Farm aus ging es weiter gen Norden...über einige Baustellen, die unser Vorankommen zusätzlich verzögerten...wir wollten noch heute im etwa 500km entfernten Graskop ankommen, wo wir von Rainer und Walli eingeladen waren... Einem deutschen Pärchen, die uns über unseren letzten Zeitungsbericht im Westallgäuer durch das Internet fande...Die beiden sind vor etwa 2 Jahren aus Scheidegg nach Graskop in den Norden Südafrikas gezogen und haben dort eine Gästefarm übernommen.
Wir fuhren bis in die Dunkelheit hinein und verstoßen hier wieder gegen ein Reiseprinzip in Afrika...fahre nicht bei Dunkelheit...aber wir wollten ankommen...und freuten uns auf drei vier Tage Fahrpause...ziemlich entnervt, aber ohne größere Probleme, erreichten wir dann auch gegen 20:00 (da ist es hier momentan schon seit ca. 2 ½ Stunden stock finster), die Gästefarm „Zur Alten Mine“ von Rainer und Walli...
Wir wurden auf das herzlichste von ihnen empfangen und nachdem wir, die etwas enge Einfahrt mit unserem Dicken zu ihnen hoch bewältigt hatten, erfuhren wir zum wiederholten Male die deutsch südafrikanische Gastfreundschaft...die beiden umsorgten uns sofort mit Essen und Getränken und da wir aus der selben Region im Allgäu stammen, hatten wir uns natürlich auch gleich viel zu erzählen...Die beiden haben zwei große Hunde...nach ein paar Knurrern von diesen, schlossen sie mit Oscar Freundschaft. Das größere Problem stellten hier die vielen Katzen der beiden. Extra für Oscar, der es gewohnt ist, in unserer Nähe zu sein, sperrten die beiden alle Katzen in ihr Schlafzimmer ein, damit Oscar bei uns in der Wohnung sein konnte...wir verbrachten zwei eher faule Tage, die uns sehr gut taten...das Wetter war kühl und regnerisch und wurde erst am dritten Tag besser. Wir sahen ein wenig von der Umgebung Graskops, schliefen ausgiebig aus, ließen uns von Rainer und Walli kulinarisch verwöhnen, sahen Filme auf deutsch an, verbrachten ein paar nette Abende miteinander, konnten das gute Internet und eine heiß waschende Waschmaschine nutzen, uns ausruhen und am dritten Tag noch ein weiteres Highlight auf unserer Reise erleben...
Extra dafür liehen uns Rainer und Walli liebenswerterweise ihr privates Auto...mit unserem Laster wäre ein Besuch im Krüger Nationalpark wesentlich teurer und unbequemer gewesen. So ließen wir den Dicken und Hund Oscar unter der hervorragenden Aufsicht von Rainer und Walli und machten uns am frühen Morgen zum ca. 45km entfernten Parkeingang auf...wie ungewohnt es plötzlich war, in einem normalen Kleinwagen zu fuhren, zudem noch in einem rechts gesteuerten...Zum Glück war der Verkehr zu dieser frühen Stunde sehr gering und so konnten wir uns an dieses ungewohnte Fahrgefühl in Ruhe gewöhnen. Unbehelligt erreichten wir den Parkeingang und zahlten erfreuliche wenige 14Euro Eintritt pro Nase. Das Auto war umsonst...
Und schon nach wenigen Metern konnten wir unsere ersten Tierbeobachtungen in diesem berühmten Nationalpark machen. Einige Giraffen genossen die Morgensonne und zogen gemächlich vor uns über die geteerte Hauptstrasse des Parks...dass ließ einiges Versprechen...
Das war der erste Nationalpark in Afrika, durch den wir selbst fuhren und das war ein herrliches Gefühl...wir konnten selbst bestimmen, wie lange wir wo standen...wir hatten den ganzen Tag Zeit dafür...natürlich ist ein Tag wenig für diesen riesigen Park...und so mussten wir uns auf einen bestimmten Bereich des Parks beschränken...aber das war schon herrlich genug...Wir konnten Giraffen, Zebras, Schildkröten, Elefanten, Büffel, Warzenschweine, Nilpferde, Krokodile, Antilopen, viele Vögel, ein Highlight war ein Nashorn ziemlich nah...Knus, Buschböcke und Kudus beobachten...es war hoch interessant auf eigene Pirschfahrt zu gehen...und der normale Kleinwagen von Rainer und Walli stellte sich als erstaunlich geländegängig heraus...es ging nicht nur über die geteerte Hauptstrasse, sondern auch über sandige und steinige Pisten und im Park wurde es endlich mal wieder richtig afrikanisch heiß...das hatten wir die letzten Wochen sehr vermisst...zu guter Letzt beobachteten wir noch einen dramatischen, für diese Jahreszeit typischen Steppenbrand...unsere Route führte uns nah an diesem vorbei...wir konnten die riesigen Rauchschwaden sehen und riechen...die rote Flammenhölle sehen...wir fuhren auf die andere Seite des Feuers und konnten dort völlig entspannte Tiere beobachten...diese wahren wohl in der Gewissheit, dass das Feuer nicht in ihre Richtung zog und so waren auch wir ganz relaxt und hier auch schon müde von dem langen Tag und der hier ungewohnten Hitze Afrikas...so machten wir uns auf den Rückweg, zum Parkausgang...ein bisschen enttäuscht, da wir keine Katzen zu Gesicht bekamen...naja, dass ist halt wirklich Glücksache...es war trotzdem ein wirklich herrlicher Tag...
Hier noch mal ein großes Dankeschön an Rainer und Walli, die uns ihr Auto liehen und auf unseren Dicken und vor allem auf unseren Liebling Oscar aufgepasst haben....
Und noch mal ein großes Dankeschön an ihre Gastfreundschaft, die übrigens nur weiter zu empfehlen ist....sie sind ihren Gästen eine wirkliche Wohltat...sehr aufmerksam, hilfsbereit, sauber, sehr bemüht jedem eine wundervolle Zeit in Graskop und in Südafrika zu bereiten. Ihre Gastfarm „Zur Alten Mine“ können wir nur wärmstens weiter empfehlen...Es war eine viel zu kurze, aber sehr schöne Zeit bei euch und wir hoffen, euch nächstes Jahr, in Deutschland, während eurem Urlaub dort, wieder zu sehen...
Von Graskop ging es zügig gen Grenze Mosambik...ca. 45km später holte uns Rainer ein...Anselm hatte seine Sonnenbrille inklusive Sehbrille auf der Gästefarm vergessen...Rainer, du bist ein Schatz...DANKE....
Unser Fazit zu Südafrika...diesem Land eilt ein viel zu schlechte Ruf voraus...
Natürlich darf man die wesentlich höhere kriminelle Rate, wie in vielen anderen Ländern Afrikas und dem Rest der Welt, nicht außer acht lassen und es ist angebracht, eine höhere Vorsicht walten zu lassen, als anderorts...
Doch campten wir auch hier, selbst nach allem Abraten vieler weißer Südafrikaner und anderer Reisenden, wiederholt wild...sogar in Städten wie Capetown...wir fühlten uns nie wirklich unsicher, hatten des öfteren ungezwungenen Kontakt zur schwarzen Bevölkerung und genossen einfach die herrlich gute Infrastruktur, die der europäischen sehr nahe kommt. Südafrika ist ein Land, das extrem viel zu sehen und zu bieten hat und kann mit gigantisch schönen, einzigartigen Landschaften aufwarten, die jeden Besuch zu einem Erlebnis machen. Wir haben fast ausschließlich positive Erfahrungen, nach über fünf Wochen Südafrika pur, gemacht.
1 Kommentar:
Vielen Dank für die "Blumen", aber eins müssen wir schon klar stellen: Natürlich ist unser Auto kein LKW wie Euer "Dicker", aber ein Kleinwagen ist das nun wirklich nicht; das ist offiziell ein 8-Sitzer!!! :-)
Lieben Gruß aus Graskop
Rainer & Walli
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