Anselm hatte ein paar arbeitsreiche Tage in Nkhata Bay, um unseren Dicken wieder fit zu bekommen. Mit der tatkraeftigen und kompetenten Hilfe eines lokalen Mechanikers, bekam er den Federbruch wieder in den Griff. Allerdings vorerst nur profisorisch, da wir eine Feder schweissen mussten, weil es nicht moeglich war, fuer diese ein passendes Ersatzteil zu finden.Hoffen nun, dass diese Feder bis Suedafrika ihre Dienste erfuellt und wollen uns dann um eine vernuenftige Loesung kuemmern, da wir ja dann wieder viele Tausend Kilometer Heimfahrt vor uns haben werden.
Waehrend Anselm arbeitete, sahen wir Maedels uns ein wenig die Umgebung an und da ueber das Wochenende hier oft der Strom ausfaellt und somit keine Maschinen laufen, konnte auch Anselm ein wenig relaxen und etwas von Nkhata Bay sehen.
Machten einen kleinen Bootsausflug, um ein wenig mehr von dem herrlichen Malawisee und seinen schoenen Ufern zu sehen. Dabei stolperte ich ein wenig ungeschickt ueber ein altes Fischerseil und schuerfte mir dabei nur leicht die Oberseite meines linken Fusses auf. Ich beachtete es nicht weiter, spruehte ein wenig Spruehpflaster darauf und vergass es wieder...bis zum naechsten Morgen. Denn dann tat der Fuss schon ziemlich weh und innerhalb der naechsten beiden Tage entwickelte sich das Ganze zu einer saftigen Infektion, so dass ich das lokale Krankenhaus besuchte, um mir ein Antipiotikum zu besorgen. Ich hatte die Infektionsgefahr in den Tropen einfach unterschaetzt. Auch Andi hatte unter dieser Tatsache sehr zu leiden, da sie sich schon in Matema Beach einen Zeh aufgeschlagen hatte und dieser sich entzuendet hatte. Sie bekam die Infektion jedoch mit heissem Salzwasser und staendigem Sauberhalten der Wunde wieder in den Griff. Dafuer liebten sie die Muecken und jeder Stich entwickelte sich zu einer kleinen Infektion. Die Arme war taeglich mehrmals damit beschaeftigt, ihre infektioesen Stiche und Wunden zu verarzten. Trotz allem konnte sie ihre Zeit in Afrika sehr geniessen.
Unsere restlichen Tage in Nkhata Bay verbrachten wir mit Baden im See, einem Ausflug in die naechst groessere Stadt Mzuzu und viel Bao spielen. Dieses Spiel konnten wir beireits in Agypten sehen und auch in fast allen folgenden Laendern in verschiedenen Variationen beobachten. Meist ist es ein Holzkasten mit einigen, in vier Reihen, aneinander gereiten Mulden. Man spielt mit Murmeln, Steinen, Bohnen oder grossen Samen. In jede Mulde kommen am Anfang zwei dieser Murmeln oder andere Spielsteine. Man spielt dieses Spiel zu zweit und jedem Spieler gehoeren zwei dieser Reihen. Nun ist das Ziel des Spieles, durch geschickte Zuege, die innere Reihe des Gegners leer zu raeumen. Jambo und Sunday, die beiden Jungs mit denen sich Andi und Annika gut angefreundet hatten, verbrachten Stunden damit uns die Regeln dieses Spieles bei zu bringen und so erstanden Andi und ich auch, von den vielen Strassenhaendlern, je ein Baospiel.
Ach ja, da war noch mein richtig misslungener Frisuerbesuch...ein richtiges Disaster. Mein Pony wuchs mir schon wieder eine Weile zu sehr ins Gesicht und so sah ich mich gezwungen, mal wieder einen Friseur aufzusuchen, um wieder für freie Sicht zu sorgen...hätte ich mich doch nur ein Weilchen länger geduldet und gewartet, bis wir in der Haupststadt gewesen wären...dann wäre ich jetzt nicht ein Haar – Zahn (habe ja schon in Tansania eine Frontzahnfüllung verloren und bis jetzt noch keinen Ersatz dafür) – Fusskrüppel, sondern nur ein Zahn – und Fusskrüppel.... ; - ) Jedenfalls schnitt mir die afrikanische Frisöse nicht nur die Spitzen, sondern stellte sich dezent zwischen mich und den Spiegel und fing an zu schneiden...als ich die extrem langen Haarsträhnen auf meine Brust segeln sah, stiess ich sie weg und musste das Maleur begutachten. Sie hatte mein Pony bis auf den Haaransatz runter weggeschnitten. Da war nix mehr zu retten. Oh man. Ich vermisse hier meine Tanten Andrea und Uschi, die mir nun schon seit bald 29 Jahren meine Haare immer wunderschön schneiden....
Aber zum Glück wachsen die Dinger ja schnell wieder nach und ich fand mich schnell damit ab, die nächsten Wochen noch etwas mehr entstellt rum zu laufen. Ich glaube, wenn ich dass so in Deutschland müsste, fände ich es schlimmer, wie hier. Und wie war das mit dem Humor????...Humor ist, wenn man trotzdem lacht...
Fuer Andi wurde es dann schon wieder Zeit, sich zu verabschieden und sich auf den langen Rueckweg nach Dar es Salaam zu machen, von wo ihr Rueckflug nach Deutschland gehen sollte. Es war wunderschön, dass uns Andi hier für vier Wochen besucht und begleitet hat.
Nachdem wir einen ungeplant langen 10taegigen Aufenthalt in Nkhata Bay hatten, wurde es wieder Zeit, weiter zu fahren.
Wir verabschiedeten uns nun auch wieder von Annika, die noch wenige Tage in Nkhata Bay bleiben und von dort dann noch mal zu Thomas nach Matema Beach/Tansania fahren wollte, um dort ihre letzten zwei Wochen in Afrika gemuetlich am wunderschönen Strand des Malawisees zu verbringen. Wir hatten ein tolle, spannende und erlebnissreiche Zeit mit Annika und fanden es sehr schoen, dass sie uns hier in Tansania und Malawi besucht und begleitet hat....
Der Laster wird seltsam leer sein, nachdem wir fast drei Monate viel Besuch aus Deutschland hatten...
Und der Laster blieb nicht lang leer... ; - )
Wir nahmen von Nkhata Bay Jambo mit, der im Sueden Malawis daheim ist und hier nur zu Besuch bei seinem Cousin Sunday war. Wir boten ihm an, ihn bis Lilongwe mit zu nehmen. Darueber freute er sich sehr, sparte er sich so doch die, fuer ihn nicht ganz billige, Busfahrt. Und dann lief uns noch ein deutscher Rucksackreisender ueber den Weg, der auch weiter nach Lilongwe wollte....und schwups, war der Laster wieder voll... ; - )
Schon kurz nach Mzuzu kamen die ersten richtigen Schwierigkeiten mit der afrikanischen Polizeimacht auf....Malawi ist eines der aermsten Laender in Afrika...und die EU finanziert diesem Land nagelneue Polizeiautos und Geschwindigkeitsmessungsgeräte...in unseren Augen ein voelliger Bloedsinn...die sollten erst mal mehr Schulen und Krankenhauser bauen, bevor sie ihrer sowieso nicht besonders wohlhabende Bevoelkerung, ihr Geld mit Geschwindigkeitskontrollen aus der Tasche zieht.
Jedenfalls wurden wir doch tatsaechlich das erste Mal in Afrika geblitzt...wir vermuteten erst mal nen korruppten Versuch, uns Geld abzuzocken, da wir hier mit einer Geschwindigkeitskontrolle am wenigsten gerechnet haben. Doch die Polizisten konnten uns wirklich eine funktionierende Speedgun vorweisen (mit EU Emblem darauf ; - ) ) und wollten dann fuer gefahrene 65kmh,wo nur 50kmh erlaubt waren, unverschaemte 5000MK (entspricht ca. 25$ und ist etwa die Summe, die hier ein einfacher Arbeiter im Monat verdient) von uns haben. Da die ATM Automaten vorher in Mzuzu nicht funktioniert hatten, hatten wir keine MK mehr und versuchten uns mit Diskussionen aus der Affaere zu ziehen. Aber die Polizisten waren in Kassierstimmung und liessen nicht mit sich reden. Also drehten wir zaehneknirschend den Dicken um und fuhren zurueck nach Mzuzu. Dort tauschten wir dann Dollar in MK um....das einzigst Gute an dieser Aktion...auf der Hauptstrasse in Mzuzu traffen wir wieder auf Florian mit der Schwalbe...wir hatten die letzten Wochen immer mal wieder per E-mail Kontakt gehabt und wussten daher, dass er nicht allzu weit von uns weg war. Aber dass wir uns hier jetzt so wieder traffen, war dann doch eher Zufall. Die Wiedersehensfreude war gross, das letzte Treffen im Sudan schon ca. 5 Monate her und wurde sofort wieder von einem Polizisten getruebt, weil dieser dem Florian eine 3000MK teure Strafe verhaengte, da dieser kurz am Strassenrand hielt, um uns zu begruessen. Was war denn heute los????
Wir suchten uns dann einen offiziellen Parkplatz, um noch schnell in Ruhe ein paar Informationen auszutauschen und beschlossen spontan, mit Florian ueber Sambia, Botswana und Namibia nach Suedafrika zu fahren und Mosambique erst auf dem Weg zurueck gen Norden zu durchfahren.
Dann gings weiter...es lagen noch gute 350km bis Lilongwe vor uns, die wir heute noch fahren wollten und der Tag war schon recht weit fortgeschritten.
Kommentarlos bezahlten wir die Strafe bei der Verkehrspolizei, bekammen Anselms Fuehrerschein zurueck und machten uns zueggig an die Weiterfahrt durch die schoene bergige Landschaft von Malawi.
Es war bereits dunkel, als wir in Lilongwe ankamen. Wir fanden problemlos den Mabuya Campsite. Wie immer, wollten wir, bevor wir auf den Platz fuhren, die gegebenen Raeumlichkeiten ueberpruefen, um sicher zu gehen, dass wir dort mit unserem Dicken ueberhaupt hinein fahren konnten.
Wir parkten den Dicken am Strassenrand, schalteten die Warnblinkanlage ein und unsere beiden Mitreisenden warteten im Dicken. Anselm und ich waren keine 5Minuten weg, da war auch schon wieder die Polizei am Start und wollte 10000MK (= ca. 50$) von uns fuer Falschparken kassieren. Wir dachten, wir hoeren nicht richtig....was soll denn das heut fuer nen Tag sein?????
Die Strasse war fast gar nicht befahren und neben uns war voellig ausreichend Platz gewesen, um vorbei fahrenden Autos die freie Durchfahrt zu gewaehren.
Die Polizisten waren sofort unfreundlich und liessen in keiner Weise mit sich reden. Sie verlangten Anselms Führerschein. Und dieser war in dem Moment so dumm und gab den Polizisten sogar beide Führerscheine....den nationalen und den internationalen.
Als wir ihnen erklärten, dass 10000MK nicht die offizielle Strafe für Falschparken sein kann, da die wenigsten Einheimschen in Malawi im Monat so viel verdienen würden, drohten sie mit Gefängniss und wollten mit den Papieren weg fahren. Da war dann wirklich klar, dass wir es mit korrupten Polizisten zu tun hatten...man, wir waren müde, hungrig und genervt und hatten soooooo keinen Bock uns mit solchen Ärschen von Polizisten herum zu schlagen...aber was blieb uns übrig??? Die hatten Anselms Führerscheine. Da wir nicht wollten, dass sie ohne uns irgendwo mit unseren Papieren hin fuhren, stiegen wir kurzerhand in das Auto ein und bestanden darauf, auf eine Polizeiwache gefahren zu werden, um mit anderen Polizisten sprechen zu können. Davon waren die Polizisten nicht begeistert. Sie fuhren erst mal mit uns quer durch die Stadt, bevor sie die Polizeiwache, die nicht weit entfernt war vom Campsite, anfuhren. Leider war es auch dort nicht moeglich, vernünftig mit jemanden zu sprechen. Man konnte uns auch kein Gesetzbuch oder ähnliches vorweisen. Es hiess nur, das Strafmass liege im Ermessen des Polizisten. Das wollten wir nicht glauben und machten auf der Wache nen richtigen Aufstand. Die beiden Polizisten, die Anselms Führerscheine hatten, wollten mit diesen wieder weg fahren. Ich machte die Fahrertüre auf, stellte mich in die Türe und verlangte von den Polizisten, dass sie unsere Führerscheine in der Wache lassen sollten. Das schien Eindruck zu machen, den der Polizist schickte einen seiner Leute wieder in die Wache und dieser übergab die Papiere einem Kollegen. Das ganze zog sich über ne ganze Weile und es war bereits spät. Mir tat mein infketiöser Fuss weh, wir waren soooo müde und total angenervt von soviel Unverschämtheit. Also entschieden wir, die Sache für heute einfach so zu belassen und verabschiedeten uns von den dann völlig verblüfften Polizisten mit der Anmerkung, dass sie dann von unserer Botschaft hören würden.
Anschließend mussten wir noch in der völlig dunklen Stadt den Weg zurück zum Camp finden....die Polizisten waren ja erst über einige Umwege zur Wache gefahren. Hier kam uns wieder mein gutes Orientierungsvermögen zu gute.
Ziemlich angeeckt kamen wir wieder an dem Campsite an und erzählten den Besitzern von unserer unschönen Begegnung mit der malawischen Polizei.
Diese erzählten uns dann, dass es in letzter Zeit gehäuft zu solchen Situationen kommen würde, da im Mai die Neuwahlen der malawischen Regierung anstehen würde und dann in der Regel immer erst mal eine Antikorruptionskampanie anstehen würde und im Rahmen dieser immer einige Köpfe rollen würden. Die Polizisten seien nicht sicher, nach den Wahlen noch ihre Jobs zu haben und würden nun versuchen, soviel Geld wie möglich zu machen und dafür würden am ehesten die zahlungsfähigen, dummen weissen Touristen zur Ader gelassen.
Aber 10000MK sei einfach zuviel. Sie gaben uns den Rat, am Montag wieder auf die Wache zu gehen und zu verlangen, mit dem Chef der Wache zu sprechen. Die Regierung würde nicht gerne hören, dass man mit Touristen so unverschämt umgehen würde. Wir begossen diesen Polizeiträchtigen Tag mit ein paar Bier und beschlossen, am nächsten Tag unsere Botschaft um Rat zu bitten.
Auf den zuvor knapp 18.000 gefahrenen Kilometern hatten wir nicht einmal annähernd soviel Ärger mit der Polizei und wir kommen seit Jordanien fast alle 100km durch einen Checkpoint.
Am nächsten Tag telefonierten wir dann wirklich mit der Botschaft. Die Botschafterin war sehr freundlich und versicherte uns, dass sie gute Beziehungen zur Polizei hätte und uns in jedem Fall helfen könnte, die Führerscheine wieder zu bekommen. Wir sollten jedoch vorher noch einmal selbst auf die Wache gehen und eben versuchen, mit einem anderen Polizisten, als mit denen wir zu tun hatten, zu sprechen.
Am folgenden Tag taten wir dies auch und siehe da, plötzlich war es möglich vernünftig mit einem Polizisten zu sprechen. Dieser entschuldigte sich sogar für seine Kollegen und meinte, er müsse trotzdem auf eine Geldstrafe bestehen, um uns die Führerscheine wieder zurück zu geben, da es wirklich strafbar sei in Malawi innerhalb der Städte auf den Strassen zu parken. Allerdings kostete es nun nur noch 3000MK. Immer noch a bisserl zu viel, aber wir hatten keine Lust mehr, uns weiter herum zu streiten.
Damit war dieses Problem auch wieder gelöst. Wir befolgten dann noch einen Rat der deutschen Botschaft und liesen Farbkopien von unseren Papieren machen und diese einlamieren. Wir sollten nun möglichst nicht mehr unsere original Papiere abgeben.
Leider wurde in der Zwischenzeit die Infektion an meinem linken Fuss immer schlimmer. Ich war gezwungen, nochmal einen Arzt aufzusuchen und bekam ein zweites Mal Antipiotika verschrieben. So war ich ein paar Tage ziemlich ausser Schach gesetzt und verbrachte die meiste Zeit in der Horizontalen, um meinen arg angeschwollenen und stark nässenden Fuss zu schonen und diesen vor all dem afrikanischen Schmutz ausserhalb des Dicken zu schützen.
Wir blieben noch ein paar Tage auf dem Campingplatz, um auf Florian zu warten, der sich noch den Malawisee ansehen und dann hier wieder auf uns stossen wollte. Ausserdem hatten wir noch immer das Problem, dass einer der hinteren Hauptachsen nur profisorisch gerichtet war und wir uns unbedingt so schnell wie möeglich darum kümmern wollten, das auch diese richtig repariert werden konnte. Leider war dies in Lilongwe nicht möglich, da sich kein Federschmied auftreiben liess. Man vertröstete uns auf Lusaka, die Hauptstadt von Sambia.
Am Freitag machten wir uns dann mit Florian auf den Weg zur sambischen Grenze.
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