Dienstag, 21. Oktober 2008

Syrien – Wüstenoffroadtour und die Ruinen von Palmyra

Von Aleppo ging es ca. 280 km Südöstlich Richtung Wüste (grobe Richtung nach Irak).
Irgendwann bogen wir dann von der Hauptstrasse ab und fuhren auf einer Piste hinein in die Wüste...gerade soweit, dass wir weit genug weg waren vom letzten Dorf und hatten dann einen herrlichen Platz für den Abend und die Nacht. Die Landschaft war nun sehr flach und man konnte richtig weit sehen. Hier und da wuchs noch ein kleiner unscheinbarer Strauch...ansonsten nur Steine und Sand...aber meist fester Sand. Vorsichtshalber ließ Rolf aus seinen Reifen trotzdem ein wenig Luft. In Albanien hatten sie sich am Strand im Sand so festgefahren, dass sie nur mit Hilfe von Einheimischen wieder frei kamen.
Wir verbrachten einen gemütlichen Abend mit spektakulärem Sternenhimmel und einer fast unglaublichen Ruhe. Der Mond ging hell und riesig auf und als ich heute Nacht mal zum pinkeln raus musste, schien dieser so hell und sein Licht wurde durch den hellen Sandboden dermaßen stark reflektiert, dass es draußen fast taghell war und man keine Sterne mehr sehen konnte. Eine seltsam anmutende Stimmung war das. Sehr angenehm war, dass es in der Wüste nachts stark abkühlt und man dadurch gut schlafen konnte.
Am nächsten Morgen zog ich mit Spaten, Klopapier und Feuerzeug los...Wüstentoilette. Man grabe ein Loch, verrichte dorthinein sein Geschäft, genieße dabei die herrliche Sicht und ungeschützte Situation (kein Baum oder Busch, hinter den man verschwinden kann), schütte dann das Loch wieder zu und zünde mit dem Feuerzeug sein gebrauchtes Klopapier an...allmorgendliches Ritual in nächster Zeit. Am besten, man stehe, so wie ich meistens, vor allen anderen auf, dann hat man auch wirklich seine Ruhe dabei.
Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns wieder auf den Weg.
Die Jungs hatten gestern noch einige Punkte auf der Karte markiert, die Koordinaten von diesen errechnet und in die GPS-Geräte eingegeben. Da wir heute richtig rein wollten in die Wüste und das möglichst ohne größere Pisten, waren die GPS-Geräte heute wichtig. Wir hatten uns eine ca. 95km lange Offroadtour bis zur nächsten geteerten Strasse heraus gesucht.
Normalerweise hätten wir uns bei einer Polizeistation ab und anmelden müssen. Wir verzichteten darauf, da wir sowieso nicht wussten, wo die nächste Station war.
Dann wurden wir einige Stunden ziemlich durchgeschüttelt vom Dicken. Aber es machte Spaß und vor allem Anselm und Rolf waren in ihrem Element...Abendteuer. Immer wieder mussten wir anhalten und sehen, wo wir weiter fahren konnten, weil wieder ein kleiner, zu steiler Bachlauf den Weg versperrte...an anderen Stellen konnte man ausgetrocknete Flussbetten überqueren...einige waren sehr steil und sandig. Doch gerade das gefiel den Jungs. Wir Mädels stiegen dann lieber aus und machten Fotos und Filmchen von den „Manövern“. Die Landschaft war herrlich und wir begegneten, außer ein paar Beduinen in der Ferne, niemanden...nach ca. sechs Stunden Gerüttel und Staub, waren wir aber dann doch froh, wieder geteerte Strassen unter den Rädern zu haben...und keiner Polizei begegnet zu sein ;-)
Auf geteerter Strasse ging es dann wieder zügiger weiter und wir fuhren noch etwa 120km bis Palmyra. Dort kamen wir mit der untergehenden Sonne an und fuhren das bekannte Zanobia Hotel an, das direkt neben den Ruinen liegt und auf dessen Hof wir campieren durften. Wir waren hungrig und müde und so gönnten wir uns heute Abend das Hotelbüffet als Abendessen...nobel geht die Welt zugrunde. Aber gut war es und es gab sogar kaltes Bier. Was hier in Syrien nicht mehr so leicht zu bekommen ist, da die Syrier recht gläubige Moslems sind und diese dürfen, bekanntermaßen, dem Alkohol entsagen.
Am nächsten morgen konnten wir dann auch die Duschen vom Hotel benutzen und nachdem Anselm die Radkappe, die wir gestern beim offroad fahren verloren hatten, wieder angebracht hatte, machten wir uns mit unseren Rädern auf zu den Ruinen. Wir wollten zuerst zur Zitadelle, die hoch oben auf einem Berg hinter den Ruinen thront, laufen und uns von dieser einen Überblick über das Ruinenfeld verschaffen. Wir fuhren bis an den Fuß des Berges. Dort ließen Anselm und ich unsere Räder stehen und gingen zu fuß weiter. Rolf und Regina, beide recht fit, haben ihre guten Räder dabei und fuhren den Berg hoch.
Vo oben hatte man mal wieder einen grandiosen Blick und auch die Zitadelle war schön anzusehen. Dann ging es den Berg wieder runter und hinein in die Ruinen. Dort trafen wir uns wieder mit den Schweizern und kauften ein paar netten Beduinen noch Tücher ab und ließen uns von ihnen die Bindetechniken zeigen. Sehr praktisch, bei der heißen Sonne hier. Anschließend hatten wir unser erste Camelbegegnungen.
Wunderschöne, interessante Tiere sind das. An einer Stelle waren ein ganzer Haufen jugendlicher Syrier mit Kamelen. Sie boten Kamelreiten an und waren sehr übergeschäftig und belagerten uns sofort. Sie waren auch sehr interessiert an unseren Rädern und wollten damit fahren. So schlugen die Anselm und Rolf ihnen einen Deal vor. Sie durften ein paar Runden mit den Rädern fahren und die Jungs durften dafür umsonst Kamelreiten. Das war eine Gaudi und ein riesiger Tumult. Wir bekamen die Jungs dann fast nicht mehr los und nur schwer unsere Räder wieder zurück. 
Anschließend fuhren wir mit den Rädern quer durch das schöne Ruinenfeld und machten noch ein paar tolle Fotos. Da wir ein wenig Gemüse und Brot brauchten, fuhren wir noch in die Ortschaft hinein und sahen uns diese ein wenig an. Dabei waren wir, wie so meist, eine große Attraktion...und dann noch mit den Rädern. Kinder liefen uns schreiend und jubelnd hinter her und grüßten uns mit „Hello, how are you?“ Normalerweise war dieser Ort viele Touristen gewöhnt. Doch seit dem 11. September 2001 ist der Tourismus in Syrien stark zurück gegangen und hat sich noch lange nicht richtig erholt. Für uns war das schön, da wir uns die Ruinen in Ruhe ansehen konnten. Aber für die Menschen hier, ist eben eine gute Geldquelle ziemlich versiegt. Dabei ist Syrien ein wunderschönes, sehenswertes, freundliches und recht friedliches Land. Wird wirklich Zeit, das sich der dunkle Schatten des 11. Septembers von Ländern wie Syrien wieder verzieht.
Wir fuhren mit unseren Fahrzeugen noch ca. 35 Kilometer weg von Palmyra und dann links runter von der Strasse und ein wenig rein in die Wüste, um wieder einen wunderschönen Stellplatz für die Nacht for free zu haben.
Am nächsten morgen hatten wir dann noch Besuch von einem Einheimischen, der mit seinem Motorrad unterwegs war und seinen jungen Falken, den er noch zum Jagen ausbildet, dabei hatte. Mit Händen und Füßen, Wörterbuch und Zeichnungen unterhielten wir uns noch ein wenig mit ihm, bevor wir uns dann auf den ca. 220km langen Weg durch die Wüste nach Damascus aufmachten. Unterwegs gabelten Rolf und Renate noch einen Fahrradfahrer auf, der ebenfalls aus der Schweiz stammte und schon seit 2 ½ Monaten unterwegs ist. Sie nahmen ihn mit bis Damascus.
Dort angekommen, fuhren wir wieder den einzigsten und leider auch nicht ganz billigen Campingplatz der Stadt an. Dort machten sich die Jungs sogleich daran, eine Antriebswelle an dem VW Bus zu reparieren und wir Mädels übernahmen das Kochen. Klassische Rollenverteilung. 
Morgen wollen wir uns dann in Ruhe Damascus ansehen. Regina und ich wollen zusammen ein Hamam besuchen, einiges auf dem Suq besorgen und außerdem müssen wir uns noch nach einem neuen Kühlschrank umsehen.






















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