Eigentlich hatten wir am Mittwoch den 24. September noch vorgehabt, die Grenzen nach Griechenland zu überschreiten und uns dann dort ein schönes Plätzchen für die Nacht zu suchen, bevor wir am nächsten Morgen dann hätten weiter wollen nach Thessaloniki.
Tja, da machten uns die Zollbeamten der griechischen Grenze nen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Keinen blasen Schimmer hatten wir davon, dass diese nun schon seit mehreren Tagen streikten und, bis auf wenige Ausnahmen, niemanden durch ließen. Es sei auch noch nicht sicher abzusehen, wie lange sich der Streik noch hinziehen sollte. Dachten echt erst, die wollen uns verarschen. Hatten wir doch nicht damit gerechnet, an einer der europäischen Grenzen Probleme zu bekommen oder erst gar nicht durch gelassen zu werden...ich meine, noch sind wir in Europa und nicht in Afrika...da rechnet man schon eher mit Problemen, Verzögerungen und längeren Aufenthalten an de Grenzen. Die Beamten meinten, wir sollen über Bulgarien nach Griechenland einreisen. Das seien offene EU Grenzen. Nur wären das ca. 300km Umweg für uns gewesen. Auch ein spontan angebotenes Bestechungsgeld unsererseits, brachte uns nicht weiter. Nach ner kurzen Krisensitzung, entschieden wir, die Nacht erst mal an der Grenze zu verbringen und dann am nächsten morgen zu sehen, wie sich die Lager weiter entwickeln sollte.
Nachdem Johnny wieder was leckeres kochte, war der Abend trotz Eckelregenwetter und blöder streikender Zollbeamten, einigermaßen gerettet. Versuchten das Ganze mit ein wenig Humor zu nehmen.
Am nächsten morgen war Johnny schon früh wach und setzte sich mit Kaffe und Zigarette genau vor das Haus der Beamten. Nach zwei Stunden ging ihnen das wohl sehr auf die Nerven. Denn er bekam sie dazu, dass sie ihn durch lassen würden. Aber nur ihn. Wir dürften auch passieren. Aber nur ohne den Dicken. Der sehe aus wie ein Lastwagen. Und da sie keine Lastwägen durch lassen, dürfen auch wir mit ihm nicht passieren. Unsere mehrfach wiederholten und erklärten Argumente, dass der Dicke kein Lastwagen, sondern ein Wohnmobil sei, zogen überhaupt nicht. Selbst nachdem sie dann mehrere größere Camper durch ließen und wir wissen wollten, warum die und wir nicht, beharrten sie darauf, dass der Dicke ein Lastwagen sei. Selbst das Argument, dass Johnny und wir gemeinsam reisten, konnte die Beamten nicht erweichen. Sie vertrösteten uns auf den Nachmittag.
Wir kamen uns so beschissen, verarscht, machtlos und total ungerecht behandelt vor.
Nachdem wir mit Johnny noch nen letzten Kaffe getrunken, E-mailadressen, Fotos, Musik und sonstige Infos ausgetauscht hatten, machte er sich auf den Weg nach Thessaloniki... Er musste dort ebenfalls noch einiges erledigen, bevor er weiter nach Israel reisen möchte...und wir durften weiterhin an dieser doofen Grenze Zeit tot schlagen.
Für mich war das der erste richtige Tiefpunkt auf unserer Tour.
Vor allem, als uns die Beamten auch Nachmittags weiterhin vertrösteten und meinten, vielleicht am nächsten Morgen. Hey, wir waren stinksauer. Und wir beschlossen gegen 16:00 doch über Bulgarien zu fahren und uns nicht länger der diskriminierenden Willkür der Beamten auszusetzen und unnötig Zeit tot schlagen zu müssen. Wir schissen auf die extra 300km und ca. 7St extra Fahrzeit. Zu allem Überfluss hatte ich noch die Karte von Mazedonien bei Johnny im Van liegen lassen...an der nächsten Tankstelle bekamen wir nur eine Übersichtskarte in kyrilischer Schrift (Schilder lesen ist hier auch nicht mehr ganz so einfach). Egal. Mit Hilfe dieser Karte, unseres GPS Gerätes und einigem Nachfragen, fanden wir Bulgarien.
Unterwegs haben wir noch ein Auto abgeschleppt. Drei einheimische Männer schoben es den Berg hoch. Da konnten wir nicht daran vorbei fahren. Sie wollten uns auf einen Kaffe einladen. Aber wir mussten weiter. Wollten wir doch noch so weit wie möglich bei Tageslicht kommen. Und es war schon spät. Leider wurde es dann auch viel zu schnell dunkel und wir verstießen gründlich gegen einer unser Vorsätze auf dieser Reise...nicht bei Dunkelheit zu fahren. Dank Öle haben wir aber vier super helle Scheinwerfer auf dem Dach und mit diesen fanden wir auch durch die einsamen und stockfinsteren Hügel des Hinterlandes von Mazedonien. Waren dann aber doch sehr froh, endlich an der Grenze zu sein. Bulgarien war dann bis zur griechischen Grenze schnell durchfahren und als wir endlich in Griechenland waren, fuhren wir noch eine Stunde auf den recht guten Strassen weiter. Ein einsamer Parkplatz, direkt neben der Strasse, wurde dann unser Stehplatz für den Rest der Nacht. Waren todmüde und schliefen sofort ein.
Am nächsten Tag ging es weiter nach Thessaloniki. In der Stadt waren wir schnell. Dann steckten wir erst mal gründlich im Verkehr fest und konnten einfach keinen Parkplatz für den Dicken finden. Die Stadt war eng und völlig zugeparkt. Nach einigem Suchen und mittlerweile schon leicht angesäuerten Nerven, lies sich dann, ein wenig entfernt vom Zentrum, doch noch ein Parkplatz finden.
Eins wurde heute klar. Stadtfahrten mit dem Dicken werden immer ein Stressfaktor bleiben. Unsere Räder waren heute wieder Gold wert. Holten sie vom Dach und fuhren, an der Promenade entlang, den ganzen Weg in die Innenstadt wieder zurück.
Praktisch und zugleich körperliche Betätigung. Dabei verflog auch die schlechte Laune von der stressigen Parkplatzsuche schnell wieder.
Nach einigem Nachfragen, konnten wir eine Karte von der Stadt auftreiben und ein paar Läden mit Campingausrüstungen finden. Leider hatten alle keine Colemankocher. Nach dem vierten erfolglosen Laden beschlossen wir dann, doch einen Gaskocher zu kaufen. Können ja schließlich nicht jeden Tag essen gehen oder damit rechnen, wieder nen Chefkoch als Mitreisenden zu finden.
Froh, überhaupt etwas einigermaßen passendes gefunden zu haben und damit wieder aus der Stadt raus zu können, machten wir uns mit den Rädern wieder auf den Weg zum Dicken.
Waren seit 1 ½ Wochen fast nur außerhalb von Städten unterwegs und merkten heute, dass uns das auch lieber ist. Es ist zwar ganz schön, sich die ein oder andere Stadt anzusehen und Thessaloniki ist keine hässliche Stadt und hätte es sicherlich verdient, länger und genauer angesehen zu werden, aber nach 7 Stunden hatten wir genug vom Stadtleben. Hielten noch schnell an einem Supermarkt, um unsere geschrumpften Lebensmittelvorräte aufzufüllen und machten uns dann auf die Suche nach dem kleinen Ort Omos unterhalb von Thessaloniki. Dort stehen wir jetzt direkt am Meer auf einem kleinen Campingplatz. Brauchen unbedingt ne warme und heiße Dusche (die letzte hatten wir vor ca. 2 Wochen) und können die Waschmaschine nutzen. Wenn das Wetter einigermaßen ist, bleiben wir hier ein paar Tage, bevor es weiter in die Türkei gehen soll. Müssen ein paar Kleinigkeiten am Dicken richten und brauchen ein wenig körperliche Betätigung in Form von Sport, nach all dem Sitzen im Dicken in den letzten Tagen.
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