Unsere
Reisefreunde Janina und Stefan auf dem Camping La Relais de
Marrakesch verabschieden sich leider schon am nächsten Mittag
wieder. Ihr Weg wird sie langsam aber sicher wieder gen Norden und
dann nach Deutschland führen.
Wir
nutzen den Tag auf dem Campingplatz zu Versorgungszwecken. Den Laster
und uns selbst ordentlich säubern, denn heute Abend erwarten wir den
heiß ersehnten Oma Ursula Besuch aus Deutschland.
Ursula
und ihre Freundin Monika kommen dann ca. um 20:00 abends mit ihrem
Mietauto auf dem Campingplatz bei uns an und werden freudig begrüßt.
Vor
lauter putzen und aufräumen (nach Großeinkäufen in den wenigen gut
ausgestatteten Supermärkten Marokkos, platzt der Laster immer
kurzzeitig schier aus allen Nähten und wir haben große Mühe, alles
zu verstauen) haben wir ganz vergessen, den beiden noch etwas zu
essen zu machen. Wir improvisieren und die beiden sind sehr zufrieden
mit Kichererbsensuppe aus der Dose und Dosenbier. Wir sitzen am Feuer
draußen und dann ist Weihnachten, Ostern und Geburtstag auf einmal
für uns, als Ursula ihren 20 Kilo Koffer für uns öffnet, der fast
ausschließlich mit Dingen für uns gefüllt ist.
Haben
einiges bestellt und uns mitbringen lassen. Aber das
beste....Bergkäse, Landjäger, Tiroler Speck, Zimtsterne und
Gummibärchen. Solche Dinge kann man erst wieder so richtig schätzen,
wenn man sie eine ganze Zeit lang nicht mehr hatte. DANKE Ursula.
Schon
am nächsten Tag machen wir uns daran Marrakesch zu erkunden.
Wir
lassen es langsam angehen und beginnen mit den Menara Gärten.
Wir
passen alle in das Mietauto. Ursula fährt (und macht das echt super)
und Anselm navigiert sie per MapsMe und unserem neuen Smartphone
durch die City, die an vielen Stellen sehr modern, ordentlich und
sauber wirkt. So ganz anders, wie alle anderen marokkanischen Städte,
die wir zuvor gesehen haben.
Die
Menara Gärten bestehen zum Großteil aus dem riesigen königlichen
Olivenhain. Dann folgt ein großes Wasserbecken mit einem
herrschaftlichen Pavillon aus dem 19 Jh. im Vordergrund. Diese
Kulisse, mit den Schnee bedeckten Bergen des Hohen Atlas im
Hintergrund, ist bekannt und ein beliebtes Motiv. Heute ist es leider
recht diesig und so sehen wir die Berge im Hintergrund kaum.
Wir
laufen eine schöne Runde durch das Gelände und machen uns auf den
weiteren Weg zu dem Jardin Majorelle Park.
Hier
hat sich Yves Saint Laurent ein Denkmal gesetzt und der Stadt
Marrakesch einen wundervoll gestalteten Park/Garten hinterlassen. Man
wandelt durch Bambuswälder, vorbei an diversen Brunnen, Wasserbecken
und Wasserläufen. Riesige Kakteen aller Art wachsen dort und man
kann Goldfische und ein Becken mit Koi Fischen bewundern.
Es
sollen insgesamt 300 verschiedene Pflanzenarten in diesem Garten
wachsen, der wie eine kleine Oase oder besser wie eine psychedelische
Fata Morgana wirkt. Auf jeden Fall einen Besuch wert.
Das
Kontrastprogramm folgt am nächsten Nachmittag. Wir nehmen uns ein
Taxi in die Medina, da wir erst im Dunkeln wieder zurück zum
Campingplatz wollen und wir eine Nachtfahrt in der City mit dem
Mietauto für zu gewagt halten.
Und
dann stehen wir schon am berühmten Platz der Toten...dem Djemaa
el-Fna.
Sofort
sehen wir sie, die Schlangenbeschwörer. Wir haben gar keine Zeit
erst mal ein wenig zu schauen und anzukommen. Sofort hat Anselm eine
der Schlangen um den Hals und findet das weniger lustig. Eher etwas
verunsichert sehen wir, wie eine der Giftschlangen auf uns zu
schlängelt. Wir werden aufgefordert Fotos zu machen und dann sofort
zur Kasse gebeten. Ziemlich aufdringlich gibt man uns zu verstehen,
dass sie mehr als das gegebene Geld wollen und wir ziehen es vor,
weiter zu gehen. Wir wollen uns den Souk ansehen und tauchen ein in
das Gassengewirr. Der Souk ist hier vor allem eine riesige
Touristenakttraktion und dem entsprechend heraus geputzt. Das
Warenangebot ist reichhaltig, doch wiederholt sich an den meisten
Ständen immer wieder. Kleidung, Schuhe, Stoffe, Lederware, Schmuck,
Dekoration, Keramik, Gewürze, Parfüm, Holzarbeiten und kitschiger
Chinakruscht. Wir wollen hier sowieso nur schauen und nichts kaufen
und schaffen das sogar. Jim ist ganz fasziniert von einem Drechsler,
der mit einem Bogen und seinem Fuß filigranste Stücke
herausarbeitet und den Kindern in Windeseile zwei Kettenanhänger
dreht und schenkt. „Fußarbeit“ nennt Jim das noch Tage später.
Für die Kinder hoch interessant, aber für uns sehr fragwürdig und
wenig artgerecht finden wir die vielen Schildkröten und Chamäleons,
die hier zum Verkauf angeboten werden.
Wir
kommen alle aus dem Schauen und Staunen fast nicht mehr raus und sind
froh, dass Ursula und Monika dabei sind und wir zu viert auf Jim und
Maya achten können. Mit ein wenig Nachfragen finden wir aus dem
Gassengewirr wieder heraus und machen uns auf dem Weg zu den
Speiseständen. Dort werden wir geradezu belagert und jeder Stand
möchte uns gerne als seine Gäste haben. Wir suchen uns einen mit
bequemen Bänken aus, da uns die Beine vom Laufen weh tun und ich
heute meine schmerzenden Hüften merke (Stadtbummel sind immer
anstrengend) und das Speiseangebot bei allen Ständen gleich
aussieht. Es schmeckt gut und ist recht interessant das bunte Treiben
zu beobachten. Langsam ist es auch dunkel und wir machen nochmal eine
Runde über den Platz. Überall leuchten wunderschöne bunte
Laternen, es riecht nach Weihrauch und exotischen Gewürzen. Ein paar
Männer wollen uns Berberaffen auf die Schulter setzten und uns dazu
bewegen, Bilder davon zu machen. Die Kinder finden das nicht lustig
und wir wollen ihnen diese lieber in freier Natur zeigen.
Wir
beschließen für heute genug Input zu haben und nehmen uns ein Taxi
zurück zum Campingplatz.
Nun
wollen wir noch ein bisserl mehr von dem authentischen Leben in
Marrakesch sehen und wollen uns das Gerberviertel und den Bahia
Palast ansehen. Dafür fahren wir wieder mit dem Mietauto in die
Stadt und stellen das Auto auf einem bewachten Parkplatz ab. Von da
geht es zu Fuß weiter und bald sind wir mitten im chaotischen
Gassengewirr des Gerberviertels. Hier ist es lange nicht mehr so
sauber, ordentlich und her gerichtet für die Touristen, wie auf dem
Souk am Djemma el–Fna.
Es
ist dreckig und es stinkt. Durch einige Türen können wir in die
Höfe der Gerbereien hineinsehen und werden an der ein oder anderen
Stelle auch eingeladen, hinein zu kommen. Wir lassen das mit den
Kindern lieber und begnügen uns mit den Gassen davor und den Blicken
durch die Türen. Überall sehen wir Berge von Leder, das in den
Gerbereien bearbeitet wird. Zur Orientierung in den engen Gassen
benutzen wir das neue Smartphone mit MapsMe drauf. Das hat in den
engen tiefen Gassen aber immer wieder Schwierigkeiten mit der
Satelitenverbindung. Also fragen wir uns durch und müssen in einigen
Gassen sehr acht geben, nicht unter eines der wild rasenden Mopeds
oder Eselkarren zu kommen. Überall wird gearbeitet, Stände und
kleine Läden bieten ihre Ware feil, der Metzger hat halbe Rinder
vorm Laden hängen und gleich daneben stinkt der nasse Müll am
Straßenrand. Das Leben pulsiert auf der Straße und wir sind mitten
drin. Leider kann ich in solchen Momenten selten fotografieren. Ich
bin dann meistens so mit schauen oder Kinder im Auge behalten
beschäftigt, dass ich das Fotografieren vergesse. Oder ich traue
mich nicht so recht, einfach die Menschen zu fotografieren.
Erst
als wir wieder in ruhigere Gassen kommen fotografiere ich wieder.
Hier sind die besseren Wohnhäuser hinter den hohen Mauern versteckt.
Wie gerne würde ich mal hinter eine der wunderschönen Haustüren
sehen.
Dann
erreichen wir das Gelände des Bahia Palastes. Eine Oase der Ruhe
nach dem turbulenten Gassengewirr. La Bahia (die Schöne) ist erst in
den Jahren zwischen 1860-1900 erbaut worden. Nur ein Teil der 8ha und
150 Zimmer des Palastes ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Man
kann vor allem den unmöblierten und opulent dekorierten Harem
besichtigen. Wunderschöne Paneele aus gewebter Seide,
Buntglasfenster, Intarsienarbeiten und mit Rosenbuketts bemalte Ecken
sind zu bewundern. Es geht über prachtvolle Fliesen, lichte
Innenhöfe mit Zierbrunnen in der Mitte und wundervoll angelegte
Gärten. Man kann sich in den ganzen Räumen und Gängen schier
verlaufen und sich gut vorstellen, wie prachtvoll angenehm das Leben
in diesem Palast einmal gewesen sein muss.
Nun
wird es Zeit für eine Pause und wir trinken Tee auf einer der
Dachterrasse und sehen uns das Treiben von oben an.
Eigentlich wären
wir jetzt gerne mit einer der vielen Kutschen zurück zum Auto
gefahren. Aber die Kutscher konnten oder wollten nicht verstehen,
wohin wir wollten und als dann auch noch die Taxifahrer meinten, wir
würden nicht in eines hinein passen, sondern müssten zwei nehmen,
waren wir etwas entnervt und auch einfach schon sehr angestrengt von
all dem Input heute. Also Maya auf die Schultern und Jim in den
Kinderwagen gepackt und zu Fuß den ganzen Weg zurück durch das
Gassenchaos zum Auto. Ich hatte keine Lust zu warten, bis das
Smartphone wusste wo wir sind und wohin wir müssen und war mal
wieder selber über mein fotografisches Gedächtnis erstaunt. Denn
ich lief da durch, als wäre es mein gewohnter Heimweg. Nur den Weg
erklären hätte ich nicht können. Ecke für Ecke, Gasse für Gasse
erkannte ich wieder. Zwischen drin wurde es in den Gassen so voll mit
Menschen, Mopeds, Autos, Eselkarren und Fahrrädern, dass nichts mehr
vor und zurück ging. Wir mitten drin. Hier half nur noch aktives
Drängeln und Durchschieben. Mit dem Kinderwagen war das eine echte
Herausforderung. Wir waren froh und müde, als wir dann wirklich das
Auto erreichten. 1 zu 0 für mich und das Smartphone. Niemals werde
ich mich nur auf ein Navigationssystem verlassen. Und wir hatten
unser authentisches Medina Erlebnis in Marrakesch.
Jim
meinte auf der Heimfahrt, er wolle morgen nicht noch einen Stadttag.
Es
war wunderbar, doch so viel von der Stadt gesehen zu haben und für
uns nur möglich, weil Oma Ursula und Monika dabei waren und wir die
Kinder somit zu viert im Auge hatten.
Aber
jetzt war es genug. Die Kinder und wir brauchten eine Pause. Die
nächsten Tage bleiben wir auf dem Campingplatz, machen von dort aus
Spaziergänge, genießen die schöne Anlage des Platzes, kümmern uns
noch um die ein oder andere Sache am und im Laster und genießen die
Zeit mit Oma Ursula.
Diese macht dann mit Monika noch zwei weitere
Ausflüge ohne uns in die Stadt. Jim fährt wie ein Wilder mit seinem
Rad über den großen Platz und wir nutzen den Kontakt zu anderen
Reisenden für regen Informationsaustausch. Und dann ist die
gemeinsame Woche schon wieder vor rüber. Wir verabschieden uns von
Oma Ursula und Monika, die sich mit dem Mietauto auf den Weg machen
und noch eine weitere Woche eine Rundtour durch Marokko zu fahren.
Wir
packen auch wieder zusammen und machen noch eine Versorgungsrunde
durch Marrakesch und fahren dabei sogar einen H&M in der
Innenstadt an.
Wir
hatten eine schöne Woche in Marrakesch. Danke dafür Ursula und
Monika.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen