Von
Zagora geht es nun über die wunderbar recht neu geteerte N12 (in
unserer Karte ist die Strecke noch als Piste angegeben) durch
sandiges und sehr ödes Gelände Richtung Westen. Hin und wieder
queren wir kleinere Sandverwehungen auf der Straße. Diese Strecke
sind wir nur etwa 2 ½ Wochen vorher ein Stück südlicher über den
Lac Iriqi, durch Tiefsand im Qued Draa und an die fantastischen Dünen
des Erg Chigaga in fast vier Tagen gefahren.
Heute brauchen wir für
diese Strecke etwa drei Stunden und biegen kurz oberhalb von Foum
Zguid Richtung Norden ab. Hier führt uns die Straße wieder hinein
in den Anti Atlas und es wird merklich bergiger und kurviger. Es geht
durch ein Flusstal vorbei an Palmenhainen und durch einige
Flussfurten. Die Straße ist an vielen Stellen und vor allem in und
an den Furten teils stark beschädigt. Ganze Bergrutsche haben die
Straße unter sich begraben und es ist deutlich sichtbar, welche
Gewalten die Natur hier durch Wasser hervorbringen kann. An vielen
Stellen wird die Straße neu angelegt und die Furten befestigt. Bis
der nächste Starkregen kommt und eine große Flutwelle die Straße
wieder weg spült. Es muss frustrierend sein, hier Straßen zu bauen.
Wir
haben einen schönen wilden Stellplatz oberhalb des Flussbettes und
nutzen das Wasser des Flusses am nächsten Morgen zum Duschen und
Wäsche waschen.
Wir
kommen wieder auf bis über 1800m ü.M. Und überqueren mehrere
Passhöhen. Das merken wir deutlich an den Temperaturen und dem
Schnee, der an nordseitigen Hängen liegen geblieben ist. Tazenakht
durchfahren wir und sehen dann kurz vor Taliouine die ersten
wunderschönen blühenden Mandelbäume, die vor den recht kargen
Bergen einen wundervollen Kontrast bilden.
In Taliouine blüht es
dann überall. Herrlich. Wir finden dort einen tollen wilden
Übernachtungsplatz mit Blick auf die höheren Berggipfel im
Hintergrund.
Wir
befinden uns hier im afrikanischen Zentrum für l´or rouge (rotes
Gold). Besser bekannt als Safran, das teuerste Gewürz der Welt.
Dieser wird hier in der nahen Umgebung in den Dörfern um Taliouine
zwischen Oktober und November geerntet. Dann blühen die violetten
Krokusse, aus denen der Safran gewonnen wird.
Wir
fahren am nächsten Tag das Dar Azaafaran in Taliouine an. Eine Art
Informationszentrum, das sich ganz dem Safran widmet. Einige
Schautafeln in Französisch und Englisch informieren über die
Safranernte. Und vor allem kann man echten Safran (da wird man als
Unwissender gerne verarscht....) zu fairen Preisen erstehen. Wir
kaufen zwei Gramm für etwa 8Euro.
Wir
erreichen die Sous Ebene und die Landschaft wird wieder deutlich
grüner und fruchtbarer. Ganze Felder von großen reifen Kürbissen
sehen wir und rechter Hand begleiten uns eine ganze Weile die hohen
Schneebedeckten Gipfel des Hohen Atlas. Wenn mich nicht alles
täuscht, sehen wir dabei auch den höchsten Berg Nordafrikas, den
Djebel Toubkal mit 4167m. Und immer wieder ganze Felder voll
blühender Mandelbäume. Ich kann mich an dieser Pracht kaum satt
sehen und Anselm muss mehrmals halten, damit ich die Blüten
fotografieren kann.
In
Taraoudannt fahren wir auf einen freien Stellplatz an der sehr gut
erhaltenen Stadtmauer. Hier dürfen wir für 20DH pro 24Stunden
bewacht stehen und stellen uns zu wenigen anderen Wohnmobilen dazu.
Da wir schrecklich Hunger haben und die Stimmung dann meist schnell
kippt, beeilen wir uns zu Fuß in die schöne, gemütliche,
unverfälschte und wenig touristische Stadt hinein zu laufen und
etwas zu essen. Nahe unserem Stellplatz befindet sich ein großer
schöner Spielplatz und so können sich die Kids dort noch ein wenig
vergnügen.
Am
nächsten Tag wollen wir mit einer der zahlreichen Pferdekutschen
hier, die nicht ausschließlich eine Touristenattraktion sind,
sondern gerade auch nach wie vor als Taxi genutzt werden, eine
Stadtrundfahrt machen. Die Pferde sehen erstaunlich gut gefüttert
und Verhältnismäßig gut gepflegt aus. Wir suchen uns eine Kutsche
aus und die Kinder dürfen vorne beim Kutscher sitzen, was ihnen
riesig viel Spaß macht. So können Anselm und ich die Fahrt
genießen. Es geht erst mal ein ganzes Stück außen an der
Stadtmauer entlang. Diese gehört mit ihren 7,5km Länge zu den
besterhaltenen Stampflehm Mauern Marokkos.
Dann geht es hinein durch
eines der Stadttore. Es ist sehr lebendig, bunt und betriebsam auf
und an den Straßen. Aber lange nicht so voll, laut und hektisch wie
in Marrakesch. Wir finden das sehr angenehm und willigen daher auch
ein, uns den Souk zeigen zu lassen. Auf dem Place Assarag sehen wir
einen Schlangenbeschwörer, der uns wirklich beeindruckt. Er hat
einen ganzen Schwung verschiedener Giftschlangen dabei. Aber vor
allem eine Kobra. Er macht eine richtige Show und obwohl wir sein
Arabisch nicht verstehen, ist es super spannend wie er mit den
Schlangen spielt. Und das beste. Wir sind die einzigen Touristen,
werden nicht belästigt, geben ein paar DH, wie alle anderen auch und
dürfen in Ruhe schauen und fotografieren. Sehr angenehm. Wir können
uns kaum lösen von dem Mann und seinen Schlangen.
Beim weiter Laufen
sehen wir einen der berühmten marokkanischen Geschichtenerzähler,
der eine ganze Traube einheimischer Menschen um sich versammelt hat
und in starken arabischen Worten wild gestikulierend seine Geschichte
erzählt. Was würde ich in solchen Momenten geben, seine Sprache zu
verstehen???
(Ich
verschlinge gerade förmlich das Buch von Tahier Shah „Der
glücklichste Mensch der Welt“...ein geniales Buch für jeden, der
Marokko bereist, es hat oder noch will...Hauptthema des Buches sind
die marokkanischen Geschichtenerzähler...ich hatte bereits einige
AHA-Erkenntnisse dadurch und finde es sehr bildhaft und farbig
geschrieben...)
Der
Souk ist angenehm überschaubar. Es hat alles, was es in Marrakesch
auch gibt. Nur eben nicht in tausendfacher Ausführung und lange
nicht so überladen voll mit Menschen und eben kaum andere Touristen.
Wir kaufen einige Gewürze und Tee, Gemüse und Obst und speichern
Taroudannt und seinen Souk im Hinterkopf (es hat hier zwei....einmal
den Berbermarkt und den arabischen Markt...) als Einkaufsmöglichkeit
für den Heimweg in vielen Monaten. Sollten wir dann noch ein wenig
Geld über haben, werden wir uns hier eindecken mit Lederschuhen,
Körben, Teppichen, Gewürzen, Tee und dergleichen. So entspannt
haben wir das bisher kaum erlebt und sind uns sicher, hier auch noch
am ehesten faire Preise erzielen zu können.
Zufrieden mit unserer
schönen Stadtrunde erreichen wir mit der Kutsche wieder unseren
Lastwagen und beschließen heute nicht mehr weiter zu fahren, sondern
gemütlich zu kochen, zu essen, die Kinder noch mal auf den
Spielplatz zu lassen und sind später noch einmal zu Fuß in die
Stadt hinein und haben uns den zweiten Souk angesehen. Auch dieser
wieder unverfälscht und sehenswert.
Wir
sind richtig begeistert von Taroudannt und wenn da nicht der Hund
wäre, der in Städten leider immer etwas zu kurz kommt und die
Kinder am Strand, in den Bergen oder in der Wüste einfach auch
leichter zu haben sind, würden wir sicher noch ein paar Tage
bleiben. Wir kommen wieder.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen