Sonntag, 29. Januar 2017

Marokko – Anti Atlas gen Westen mit Taliouine und Taroudannt

Von Zagora geht es nun über die wunderbar recht neu geteerte N12 (in unserer Karte ist die Strecke noch als Piste angegeben) durch sandiges und sehr ödes Gelände Richtung Westen. Hin und wieder queren wir kleinere Sandverwehungen auf der Straße. Diese Strecke sind wir nur etwa 2 ½ Wochen vorher ein Stück südlicher über den Lac Iriqi, durch Tiefsand im Qued Draa und an die fantastischen Dünen des Erg Chigaga in fast vier Tagen gefahren. 
Heute brauchen wir für diese Strecke etwa drei Stunden und biegen kurz oberhalb von Foum Zguid Richtung Norden ab. Hier führt uns die Straße wieder hinein in den Anti Atlas und es wird merklich bergiger und kurviger. Es geht durch ein Flusstal vorbei an Palmenhainen und durch einige Flussfurten. Die Straße ist an vielen Stellen und vor allem in und an den Furten teils stark beschädigt. Ganze Bergrutsche haben die Straße unter sich begraben und es ist deutlich sichtbar, welche Gewalten die Natur hier durch Wasser hervorbringen kann. An vielen Stellen wird die Straße neu angelegt und die Furten befestigt. Bis der nächste Starkregen kommt und eine große Flutwelle die Straße wieder weg spült. Es muss frustrierend sein, hier Straßen zu bauen.
Wir haben einen schönen wilden Stellplatz oberhalb des Flussbettes und nutzen das Wasser des Flusses am nächsten Morgen zum Duschen und Wäsche waschen.


Wir kommen wieder auf bis über 1800m ü.M. Und überqueren mehrere Passhöhen. Das merken wir deutlich an den Temperaturen und dem Schnee, der an nordseitigen Hängen liegen geblieben ist. Tazenakht durchfahren wir und sehen dann kurz vor Taliouine die ersten wunderschönen blühenden Mandelbäume, die vor den recht kargen Bergen einen wundervollen Kontrast bilden. 









In Taliouine blüht es dann überall. Herrlich. Wir finden dort einen tollen wilden Übernachtungsplatz mit Blick auf die höheren Berggipfel im Hintergrund.





Wir befinden uns hier im afrikanischen Zentrum für l´or rouge (rotes Gold). Besser bekannt als Safran, das teuerste Gewürz der Welt. Dieser wird hier in der nahen Umgebung in den Dörfern um Taliouine zwischen Oktober und November geerntet. Dann blühen die violetten Krokusse, aus denen der Safran gewonnen wird.
Wir fahren am nächsten Tag das Dar Azaafaran in Taliouine an. Eine Art Informationszentrum, das sich ganz dem Safran widmet. Einige Schautafeln in Französisch und Englisch informieren über die Safranernte. Und vor allem kann man echten Safran (da wird man als Unwissender gerne verarscht....) zu fairen Preisen erstehen. Wir kaufen zwei Gramm für etwa 8Euro.


Wir erreichen die Sous Ebene und die Landschaft wird wieder deutlich grüner und fruchtbarer. Ganze Felder von großen reifen Kürbissen sehen wir und rechter Hand begleiten uns eine ganze Weile die hohen Schneebedeckten Gipfel des Hohen Atlas. Wenn mich nicht alles täuscht, sehen wir dabei auch den höchsten Berg Nordafrikas, den Djebel Toubkal mit 4167m. Und immer wieder ganze Felder voll blühender Mandelbäume. Ich kann mich an dieser Pracht kaum satt sehen und Anselm muss mehrmals halten, damit ich die Blüten fotografieren kann.






In Taraoudannt fahren wir auf einen freien Stellplatz an der sehr gut erhaltenen Stadtmauer. Hier dürfen wir für 20DH pro 24Stunden bewacht stehen und stellen uns zu wenigen anderen Wohnmobilen dazu. Da wir schrecklich Hunger haben und die Stimmung dann meist schnell kippt, beeilen wir uns zu Fuß in die schöne, gemütliche, unverfälschte und wenig touristische Stadt hinein zu laufen und etwas zu essen. Nahe unserem Stellplatz befindet sich ein großer schöner Spielplatz und so können sich die Kids dort noch ein wenig vergnügen.





Am nächsten Tag wollen wir mit einer der zahlreichen Pferdekutschen hier, die nicht ausschließlich eine Touristenattraktion sind, sondern gerade auch nach wie vor als Taxi genutzt werden, eine Stadtrundfahrt machen. Die Pferde sehen erstaunlich gut gefüttert und Verhältnismäßig gut gepflegt aus. Wir suchen uns eine Kutsche aus und die Kinder dürfen vorne beim Kutscher sitzen, was ihnen riesig viel Spaß macht. So können Anselm und ich die Fahrt genießen. Es geht erst mal ein ganzes Stück außen an der Stadtmauer entlang. Diese gehört mit ihren 7,5km Länge zu den besterhaltenen Stampflehm Mauern Marokkos. 






Dann geht es hinein durch eines der Stadttore. Es ist sehr lebendig, bunt und betriebsam auf und an den Straßen. Aber lange nicht so voll, laut und hektisch wie in Marrakesch. Wir finden das sehr angenehm und willigen daher auch ein, uns den Souk zeigen zu lassen. Auf dem Place Assarag sehen wir einen Schlangenbeschwörer, der uns wirklich beeindruckt. Er hat einen ganzen Schwung verschiedener Giftschlangen dabei. Aber vor allem eine Kobra. Er macht eine richtige Show und obwohl wir sein Arabisch nicht verstehen, ist es super spannend wie er mit den Schlangen spielt. Und das beste. Wir sind die einzigen Touristen, werden nicht belästigt, geben ein paar DH, wie alle anderen auch und dürfen in Ruhe schauen und fotografieren. Sehr angenehm. Wir können uns kaum lösen von dem Mann und seinen Schlangen. 




Beim weiter Laufen sehen wir einen der berühmten marokkanischen Geschichtenerzähler, der eine ganze Traube einheimischer Menschen um sich versammelt hat und in starken arabischen Worten wild gestikulierend seine Geschichte erzählt. Was würde ich in solchen Momenten geben, seine Sprache zu verstehen???

(Ich verschlinge gerade förmlich das Buch von Tahier Shah „Der glücklichste Mensch der Welt“...ein geniales Buch für jeden, der Marokko bereist, es hat oder noch will...Hauptthema des Buches sind die marokkanischen Geschichtenerzähler...ich hatte bereits einige AHA-Erkenntnisse dadurch und finde es sehr bildhaft und farbig geschrieben...)

Der Souk ist angenehm überschaubar. Es hat alles, was es in Marrakesch auch gibt. Nur eben nicht in tausendfacher Ausführung und lange nicht so überladen voll mit Menschen und eben kaum andere Touristen. Wir kaufen einige Gewürze und Tee, Gemüse und Obst und speichern Taroudannt und seinen Souk im Hinterkopf (es hat hier zwei....einmal den Berbermarkt und den arabischen Markt...) als Einkaufsmöglichkeit für den Heimweg in vielen Monaten. Sollten wir dann noch ein wenig Geld über haben, werden wir uns hier eindecken mit Lederschuhen, Körben, Teppichen, Gewürzen, Tee und dergleichen. So entspannt haben wir das bisher kaum erlebt und sind uns sicher, hier auch noch am ehesten faire Preise erzielen zu können. 

Zufrieden mit unserer schönen Stadtrunde erreichen wir mit der Kutsche wieder unseren Lastwagen und beschließen heute nicht mehr weiter zu fahren, sondern gemütlich zu kochen, zu essen, die Kinder noch mal auf den Spielplatz zu lassen und sind später noch einmal zu Fuß in die Stadt hinein und haben uns den zweiten Souk angesehen. Auch dieser wieder unverfälscht und sehenswert.






Wir sind richtig begeistert von Taroudannt und wenn da nicht der Hund wäre, der in Städten leider immer etwas zu kurz kommt und die Kinder am Strand, in den Bergen oder in der Wüste einfach auch leichter zu haben sind, würden wir sicher noch ein paar Tage bleiben. Wir kommen wieder.

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