Von Uis aus fahren wir in einem Bogen fast um den Brandberg herum.
Es geht wieder durch herrlich schöne und völlig einsame Landschaft. Das gelbe Steppengras ist hier fast hüfthoch, wiegt sich sanft im Wind und die Sonne, vor allem die Untergehende, spielt mit ihrem Licht durch das Gras. Wir machen wunderschöne Fotos.
Die einfachen Feldwege, denen wir durch GPS Koordinaten folgen, werden immer undeutlicher, schmaler und vor allem immer sandiger, was für Achim und Andreas Mercedes Laster nicht ganz so einfach ist. Hier zeigt sich wieder die hervorragende Geländegängigkeit von unserem Magirus.
Als Achim in ein Flussbett abbiegen will, dessen Sand einfach noch zu nass war, sinkt sein Laster gefährlich tief ein in den Sand. Er steckt fest. Alles Graben und Gas geben nutzt nichts. Unter regem Interesse der lokalen Bevölkerung, starten wir unsere erste Bergungsaktion. Der Dicke zieht den Mercedes das erste Mal aus dem Sand.
(Sorry Achim ;-) )
Tags darauf scheitern dann beide Laster an einem recht steilen und tiefsandigen, schon fast tiefstaubigen Hang. Wir kommen diesen nicht hoch und versuchen, dem Hang auszuweichen. Leider bleiben wir auch hier wieder stecken und starten, in steilem unwegsamen Gelände, keine einfachen Rückzugs – und Wendemanöver. Gegen Mittag schafften wir heute nur ca. 13km und machten an unserem vorherigen Nachtstellplatz Mittagspause, bevor wir die steilen, sandigen Anhöhen in größerem Radius erfolgreich umfahren konnten.
Weiter ging die Fahrt durch herrliche, trockene Flussbetten und an einsamen, verlassenen Gehöften vorbei. Sand wechselte sich mit grob steinigen Pisten ab. Die Landschaft war bergig und weiterhin säumte den Weg das hohe gelbe Gras.
Am nächsten Tag erreichten wir gegen späten Nachmittag wieder die Hauptpisten, die in Namibia fast immer in sehr gutem Zustand sind und ein Fahren, fast wie auf geteerten Strassen erlauben. Nur die starke Staubentwicklung erinnert einen daran, dass man auf einer Piste fährt.
Schnell erreichten wir dann noch die Felsgravierungen von Twyfelfontein, die unter Unseco Weltkulturerbe stehen. Hier mussten wir uns einer geführten Tour anschließen, um diese besichtigen zu können. Die roten Felsen glühten herrlich in der Abendsonne und die Gravierungen waren schön anzusehen.
Anschließend fuhren wir in der Nähe der Gravierungen mal wieder einen Campsite an, um eine heiße Dusche genießen zu können und unser Wasservorräte aufzufüllen.
Einen versteinerten Wald sahen wir uns am nächsten Tag an. Man konnte einige versteinerte Holzstämme sehen, die hier vor vielen Jahrmillionen angeschwemmt wurden. Die Jahreszeitenringe und die Struktur der Rinde war deutliche zu erkennen. Da die Mittagssonne erbarmungslos heiß war, hielten wir es dort allerdings ohne Schatten nicht lange aus und machte uns auf die Weiterfahrt gen Norden bis Palmwag, wo wir unweit der Strasse wieder einen geeigneten Stellplatz für die Nacht fanden.
Von Palmwag ging es weiter über gute Pisten bis kurz vor Sessfontein, wo wir einen wunderhübschen Campsite anfuhren, zu dem die Ongongo Wasserfälle gehören. Das Wasser entspringt einer warmen Quelle und fließt in herrlich schöne Gumpen, in denen wir noch am Abend und auch am nächsten Morgen ein wunderbares Bad nahmen.
Von dort ging es in das nicht weit entfernte Sessfontein, wo wir eigentlich vor hatten, unsere Dieselvorräte aufzustocken. Die einzigste Tankstelle hatte aber leider keinen Diesel mehr und sollte erst in ein paar Tagen wieder Nachschub bekommen. Blöd gelaufen. Denn die nächsten Tankstellen waren jeweils min. 120km von unserer geplanten Route entfernt. So blieb uns nichts anders übrig, als die geplante Route ein wenig zu verändern. Noch hatten wir einiges an Diesel in den Tanks, aber es ist nie ein gutes Gefühl, ein ganzes Stück von der Zivilisation weg fahren zu wollen und die Tanks nicht randvoll zu haben.
Auch war das Lebensmittelangebot in Sessfontein nicht üppig. Mit haltbaren Lebensmitteln sind wir meist auf längere Zeit gut ausgestattet. Schwierig wurde es hier mit frischem Gemüse und Obst, sowie Milchprodukten. Verwöhnt von Windhoek und Swakopmund, hatten wir die restliche Versorgungslage in Namibia ein wenig überschätzt. Wir mussten die nächsten Tage sparsam sein. Schnapsläden dagegen, findet man in jedem noch so kleinen Dorf, genauso wie Cola oder lokale Handynetzvertreter.
Kurz hinter Sessfontein bogen wir heute noch gen Westen ab und verließen wieder die befestigten Pisten. Achim und Andrea immer voraus, denn die beiden hatten für hier das bessere Kartenmaterial und wir genossen es, auch mal hinter her fahren zu dürfen.
Wir fuhren über sandige schmale Pfade das Flusstal den Hoanib Rivers entlang.
Einige Kilometer weiter passierten wir eine Art Gate, an dem uns ein Schild darauf hinwies, dass wir für diese Strecke ein Permit benötigen würden, das wir natürlich mal wieder nicht hatten und da das Gate unbesetzt war, fuhren wir unbeirrt weiter. Das Gelände wurde nun gleich anspruchsvoller. Es ging steile Böschungen hoch und runter, über Felsen und Steine und der Fluss führte ab hier noch ein wenig Wasser. Wir sichteten Schildkröten und einige Elefantenspuren und deren Hinterlassenschaften. Ein Stück weiter suchten wir uns einen Stellplatz für die Nacht, ein wenig außerhalb des Flussbettes und konnten dabei noch eine ganze Straußenherde beobachten. Wir kochten heute in Achim und Andreas gusseisernen Topf ein Ziegengulasch über dem Feuer...super lecker...und wurden im Scheine des Feuers auf eine riesige Spinnenart aufmerksam. Ich dachte erst, das sei ein Skorpion, der sich das so schnell und hektisch zwischen unseren Stühlen bewegte, sprang panisch auf und verleitete die anderen zu einer wilden Jagt mit Taschenlampen auf das Ungetier. Achim fing es in einem Glas und am nächsten Morgen konnten wir feststellen, dass es sich um die riesige Pavianspinne handelte, die für den Menschen harmlos ist...man weiß ja nie...hier in Namibia gibt es so manch giftiges Getier!!!!
Die Weiterfahrt wurde spannend...Wir starteten ganz früh morgens, noch vor dem Ffühstück, um sieben Uhr, da wir vor hatten, Tiere zu beobachten.
Kurz hinter unserem nächtlichen Rastplatz ging das breite Flusstal, durch eine kurze wirklich schmale Schlucht, in einen steilen Canyon über.
Spätestens ab hier befanden wir uns in Elefantenland. Und nach unserer ungewollt nahen Begegnung mit einem Elefanten in Botswana, hatte ich einen wirklich großen Respekt vor diesen riesigen Tieren. Wir sahen überall ihre Spuren und ihre frischen Hinterlassenschaften im sandigen Flußbett....aber außer den wunderschönen Oryxantilopen und einigen herrlichen Giraffen, sahen wir einfach keine Elefanten.
Achim, der diese Strecke vor ein paar Jahren schon mal gefahren war und das ganze Tal voller Elefanten vor fand, wurde immer nervöser und meinte, das könne ja gar nicht sein, die müssen doch hier sein, man könne sie ja schon riechen. Was stimmte. Man konnte sie riechen. Der Urin war frisch. Sie konnten nicht weit weg sein. Aber Elefanten sind wahre Versteckungskünstler, solange die Büsche und Bäume Blätter tragen. Achims Laune schlug schon fast in Verzweiflung um, als er vorschlug, das ganze Tal noch einmal zurück zu fahren. Wir fuhren einen kleinen Zusatzbogen und dann endlich sahen wir sie...friedlich fressend, schnaubend, Sand aufwirbelnd, in ihrer völlig freien Wildbahn...ohne Zoo und Nationalpark...for free und heute only for us!!!!
Wir parkten die Lastwägen nicht weit weg von ihnen, holten Fernglas und Fotoapparat heraus und genossen unser Frühstück zwischen Elefantenbeobachtungen!!!
Was will man mehr??? Die Tiere ließen sich von uns nicht stören und zogen nach ca. 30 min. weiter in das Gebüsch. Und wir fuhren sehr zufrieden weiter.
Achim blieb heute noch mal im Sand stecken. Kein Problem für den Dicken und ohne Schaufeln war er schnell wieder heraus gezogen und der Mercedes schaffte dann anstandslos eine steile und sandige Auffahrt. Nun verließen wir das Flussbett und fuhren wieder ca. 50km weit weg von der Küste parallel zu dieser weiter gen Norden. Die Landschaft wurde wieder steiniger und felsiger. Wir konnten ganze Herden von den wunderschönen Oryxantilopen beobachten, die uns, mit ihren anmutig langsamen Bewegungen, ihrer schönen Fellzeichnung, ihrem langem Schweif und ihren spitzen Hörnern, an Fabelwesen erinnerten...vor allem im Licht der untergehenden Sonne.
Wir hatten wieder einen spektakulär schönen Stellplatz für die Nacht mit herrlichem Ausblick auf die Umgebung.
Der folgende Tag führte uns wieder durch wirklich wilde Flusstäler... das Gelände wurde
noch mal spannender...wir brachen alle Rekorde und zogen Achims Laster heute gleich
mehrmals aus dem nassen Sand...Trotz harter Arbeit in sengender Sonne, genossen vor allem die Männer das „Abenteuer“...befanden wir uns doch noch immer in Elefantenland...heute musste die Seilwinde von Achim und Andrea her halten...es wurde geschaufelt und sogar die Sandbleche bekamen ihren Einsatz...so fest steckte der Mercedes im nassen, fast steinhartem Sand fest...nach schweißtreibender Arbeit in der Mittagsonne, wurden wir nochmals durch herrlich nahe Elefantenbeobachtungen belohnt.
Dann verließen wir das Flusstal wieder, übernachteten nochmals wild mit romantischem Lagerfeuer und nutzten heute die Buschdusche...dazu dient eine 2Liter Cola Flasche mit Wasser und man fühlt sich wie ein neuer Mensch.
Tags darauf ging es wieder über Sessfontein (die Tankstelle hatte nun wieder Diesel und nachdem wir beide Lastwägen voll tankten, war diese ca. um 1000Liter Diesel ärmer und der Tankwart war ein glücklicher Mann) weiter gen Norden.
Auf halber Strecke bis Opuwo, standen wir wieder wild und mussten am Abend leider feststellen, dass die Hauptfeder auf der rechten Seite angebrochen war. Da sank die gute Laune erst mal gewaltig. Wollten wir doch noch ca. 300km mit Achim und Andrea ganz in den Norden, bis an die angolanische Grenze fahren. Nach Beratschlagung mit den beiden, beschlossen wir, in Opuwo einen Stehtag einzulegen und zu sehen, ob man die angebrochene Feder nicht schienen könne und damit noch bis in den Norden und dann wieder bis Windhoek runter fahren könnten, wo wir die nächste Möglichkeit, eine neue Feder zu bekommen, vermuteten. Das wir noch über 2500km mit einer geschienten Feder fahren würden, wussten wir da noch nicht.
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