Wir sollten nun das erste Mal wirklich die afrikanische Bürokratie kennen lernen...eigentlich war geplant, dass die Fahrzeuge am Samstag den 22. November auf den Ponton geladen werden sollten und sich dieser in Richtung Wadi Halfa / Sudan aufmacht. Nun war ja leider klar, dass niemand von uns mit auf den Ponton darf und wir erst am Montagabend mit der Passagierfähre in Richtung Sudan los kommen würden...
Anselm war mit allen anderen Fahrern (die Gruppe war mittlerweile recht groß geworden...acht Landcruiser, unser Dicker, eine Schwalbe und zwei Motorräder) zum Hafen gefahren, um all die Formalitäten zu erledigen und die Fahrzeuge dann zu verladen...nur kamen sie gar nicht dazu, da sie unverschämte 5Stunden auf nur einen Stempel warten mussten, ohne den sie nicht weiter machen konnten. Als sie diesen dann endlich hatten, waren alle anderen Stellen bereits geschlossen und sie mussten unverrichteter Dinge den Hafen wieder verlassen.
Ich war währenddessen mit Johnny in der Stadt unterwegs und wunderte mich schon sehr, als ich den Dicken wieder sah...Hatten bereits ein Hotelzimmer für die zwei nächsten Nächte gemietet. So ließen wir Johnny im Dicken schlafen...dann konnte wenigstens er sich die Hotelkosten sparen.
Den Spätnachmittag und Abend verbrachten wir im Hotelgarten und begossen den recht erfolglosen Tag mit viel Bier bis spät in die Nacht...im Sudan bekommen wir dann keinen Alkohol mehr J...
Hatten langsam die Nase voll von Ägypten...vor allem hier unten im Süden ist es sehr
touristisch und das bekommt man bei jeder Gelegenheit zu spüren...überall will man nur unser Geld. Alle Preise sind unverschämt hoch und wir wissen genau, dass diese Preise nur Touristen bezahlen. Es ist ein beschissenes Gefühl, wenn man genau weiß, dass man die ganze Zeit nur verarscht und abgezockt wird...um jedes kleine Ding, um jeden Preis muss man handeln und kämpfen...Handeln ist ja o.k., wenn man schlussendlich einen möglichst fairen Preis erhält...aber hier zahlen wir teilweiße das vierfache, was wir im Norden von Ägypten für das selbe bezahlt haben...außerdem sind die Leute hier recht aufdringlich und teilweiße richtig lästig...wollen jetzt schnell weiter.
Am nächsten Tag musste Anselm mit den anderen wieder an den Hafen...langer Prozess, aber heute kamen die Fahrzeuge an Bord des Ponton und dieser verließ am Nachmittag den Hafen von Assuan in Richtung Wadi Halfa. Der erste Schritt unserer Weiterreise war somit geschafft.
Heute mussten wir uns auch wieder von Johnny verabschieden, der sich eine Felunke angemietet hatte und mit dieser den Nil in Richtung Norden hoch segeln will.
Johnny ist mittlerweile zu einem Freund geworden, den wir richtig in´s Herz geschlossen haben und da ist es immer ein wenig traurig, wenn man sich verabschieden muss und nicht weiß, wann und ob wir uns wieder sehen werden. Aber wir sind uns sicher, unseren Johnny irgendwann irgendwo wieder zu treffen.
Am nächsten Tag waren wir dann an der Reihe...gegen Mittag machten wir uns mit der ganzen Gruppe auf gen Hafen. Dort waren die Formalitäten recht zügig erledigt und wir konnten an Bord der Fähre...heißes Teil, das seine besseren Zeiten schon deutlich hinter sich gebracht hatte. Da wir sehr frühzeitig dran waren, konnten wir uns an Deck einen guten Schlafplatz für die Nacht sichern. Und dann ging das große Warten weiter, den die Fähre verließ den Hafen erst gegen 20:00...es war noch recht interessant, dem bunten Treiben am Hafen zuzusehen und welch unterschiedliche Güter und Gepäckstücke an Bord getragen wurden. Die Fähre füllte sich schnell und bald war auch das Deck so voll, dass man sich nur schwer einen Weg durch all die Leute und Gepäckstücke bahnen konnte, um z.B. die Toilette aufzusuchen. Trotzdem oder gerade deswegen war es eine recht gemütliche Stimmung an Bord...wir vertrieben uns die Zeit mit Unterhaltungen, lesen und Backgamen spielen.
Zu unserer „PontonGruppe“ gehören auch Gidion (Südafrikaner) und Christoph (Deutscher). Die beiden sind mit ihren Motorrädern unterwegs nach Kapstadt, super nett und beide Berufsfotografen. Florian (Deutscher) ist mit seiner Schwalbe auf dem Weg nach Südafrika...eine bunt gemischte und interessante Truppe, die sich natürlich einiges zu erzählen hatte....
Als die Fähre dann endlich ablegte, wurde es erstaunlich schnell ruhig auf dieser und jeder legte sich schlafen...wir genossen noch eine ganze Weile den gigantischen Sternenhimmel, der über uns dahin zog. Leider war meine Schlafstätte doch recht unbequem und so hatte ich eher eine unruhige Nacht, in der ich mich ständig hin und her wälzte, um meinen schmerzenden Rücken zu entlasten...endlich wurde es hell und man konnte wieder aufstehen...dann wurde es auch bald wieder sehr heiß und das fröhliche Warten ging weiter, da die Fähre erst am Mittag in Wadi Halfa anlegte...und auch dann wurde unsere Geduld auf eine harte Probe gestellt. Hatten schon am Morgen ein Einreiseformular ausgefüllt und dieses mit unseren Pässen an Bord abgegeben...nun mussten wir alle noch mal, zur weiteren Bearbeitung unserer Einreise in den Sudan, in einen Raum kommen, in dem zwei Beamten auf uns warteten. Hier mussten wir nochmals ein fast identisches Formular ausfüllen. Die Daten wurden dann vom ersten Beamten hinterfragt und in´s Arabische übersetzt. Der nächste Beamte überprüfte die Daten nochmals und übertrug diese dann in ein großes Buch...das dauerte natürlich und für uns war diese furchtbar umständliche Vorgehensweiße nur sehr schwer nachvollziehbar...aber irgendwann hatten wir dann endlich wieder unsere Pässe in der Hand und konnten uns auf den Weg von der Fähre machen. Dieser hatte es dann nochmals in sich, da der Ausgang völlig chaotisch mit Menschen und Gepäckstücken verstopft war. Da half nur eins, hinein in das Getümmel, Gepäck festhalten und fröhlich mit schieben und drücken. Irgendwann war dann auch der Ausgang erreicht und wir hatten wieder festen Boden...sudanesischen Boden...unter unseren Füssen und konnten frische Luft einatmen. Mitunter hatte es an Bord doch recht unangenehm gerochen....und endlich konnten wir wieder unseren Dicken sehen...juhuuu...erstaunlich schnell hatten wir diesen wieder runter vom Ponton und konnten uns anschließend gleich den Zollformalitäten widmen, die sich, wie nicht anders erwartet, natürlich auch wieder länger hin zogen. Das Carnet musste überprüft und ausgefüllt werden, man kontrollierte, ob wir auch ja kein Alkohol dabei hatten, mussten 60$ Tax für den Dicken bezahlen und wieder ein Formular für unsere Registrierung ausfüllen, für die es zu dem Visa (hatte bereits pro Nase 100$ gekostet) nochmals einen Aufkleber in unsere Pässe gab und wir pro Nase 35$ zahlen mussten....die Grenzübergänge sind auf unserer Reise mit Abstand der teuerste Posten...aber dann konnten wir endlich das Hafengelände verlassen...bis zur nächsten Stelle, an der die Fahrzeuggestellnummern der einzelnen Fahrzeuge noch mal kontrolliert wurden....juhuuu...sudanesische Bürokratie, wir haben sie vorerst überstanden und fuhren nur ca. 8km aus dem Ort Wadi Halfa hinaus in die Wüste, wo schon ein Freund von Thiemo mit einem Overlander und ca. 15 Leuten stand...mit all unseren Fahrzeugen hatten wir heute Nacht ein richtig großes Camp.
Kochten und luden die Jungs mit den Motorrädern zum Essen ein. Beschlossen heute Abend, die nächsten Tage zusammen zu fahren und die Route am Nil entlang zu nehmen. Thiemo will mit seinen Leuten die schnellere Wüstenroute fahren.
Und endlich konnten wir wieder die super saubere und hygienische Wüstentoilette benutzen...die Toiletten in Assuan und an Bord der Fähre waren der Kraus.
Und wie gut es war, wieder im gemütlichen Bett im Dicken zu schlafen....der Dicke ist uns mittlerweile ein richtiges Zuhause geworden, in dem wir uns sehr wohl, sicher und aufgehoben fühlen.
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